Nicht jeder Analytiker kann mit jedem Patienten erfolgversprechend arbeiten, auch ist nicht jeder für eine Analyse geeignet. Es muss also eine Auswahl getroffen werden - mit dem psychoanalytischen Erstinterview.
Das Erstinterview informiert den Analytiker z.B. über Persönlichkeitsbeschwerden, Symptome und biographische Fakten, in erster Linie jedoch sind die subjektive und vor allem die szenische Bedeutung von Interesse. (Mertens 2000).
Wegweisend für eine Neuorientierung im psychoanalytischen Erstinterview waren Arbeiten von Gill, Newman und Redlich (1954). Sie stellten eine starke Veränderung in der bisherigen Interviewtechnik fest: weniger Fakten sammeln, mehr Auswertungen interpersonaler Beziehungen vornehmen (ebd., S. 50).
Auch Balint (1961) und Argelander (1966, 1967, 1970) beschrieben in ihren Arbeiten die Situation der ersten Arzt-Patienten-Begegnung als eine besondere Situation, in der das Interaktions-Erleben eine Schlüsselfunktion für das Verstehen unbewusster Konflikte des Patienten haben kann (Mertens 2000).
In seinem Buch ,,Das Erstinterview in der Psychotherapie" macht Argelander (1970) deutlich, wie gerade in diesem Erstgespräch die Kompetenz des Analytikers gefordert ist, der in kürzester Zeit die unbewussten Konflikte des Patienten erfassen muß.
Er muß also unbewusste aktuelle Beziehungssituationen erfassen und diese ggf. schon im Erstgespräch deuten. Dabei ist er ganz auf sich gestellt: er kann sich weder beraten, noch kann er Testverfahren hinzuziehen oder Reflexionen außerhalb der Situation anstellen (Laimböck 2000).
Das psychoanalytische Erstinterview stellt neben der psychologischen Testuntersuchung das einzige diagnostische Verfahren dar, mit dessen Hilfe die Indikation für eine Psychotherapie gestellt, die Wahl einer spezifischen Behandlungsmethode getroffen und die Prognose abgeschätzt wird (Argelander 1970).
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Historischer Überblick
- Informationsquellen
- Objektive Informationen
- Subjektive Informationen
- Szenische bzw. situative Informationen
- Die Gesprächssituation
- Technik des Vorfeldes
- Planmäßige Vorbereitung der situativen Bedingungen
- Der Rahmen des Interviews
- Widerstand und Psycho-Logik
- Negative Auswirkungen der Gesprächssituation
- Diagnostisches und Therapeutisches Interview
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Text beleuchtet die Bedeutung des psychoanalytischen Erstinterviews und analysiert dessen Relevanz für die Diagnose und Therapie von psychischen Störungen. Er untersucht die Geschichte des Erstinterviews, die verschiedenen Informationsquellen, die Rolle der Gesprächssituation und die Herausforderungen des Umgangs mit Widerstand und negativen Auswirkungen.
- Die Entwicklung des psychoanalytischen Erstinterviews
- Die Bedeutung der verschiedenen Informationsquellen im Erstgespräch
- Die Konstruktion der Gesprächssituation und die Herausforderungen der Interviewtechnik
- Der Umgang mit Widerstand und negativen Auswirkungen im Erstinterview
- Die Rolle des Erstinterviews für die Diagnose und Therapie von psychischen Störungen
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema des psychoanalytischen Erstinterviews ein und erklärt dessen Relevanz in der psychoanalytischen Praxis.
- Historischer Überblick: Dieser Abschnitt beleuchtet die Entwicklung des Erstinterviews und verweist auf wichtige historische Beiträge verschiedener Autoren wie Sullivan, Gill, Newman, Redlich, Balint, Argelander und Freud.
- Informationsquellen: Hier werden die drei wichtigsten Informationsquellen im Erstinterview beschrieben: objektive Informationen, subjektive Informationen und szenische bzw. situative Informationen.
- Die Gesprächssituation: Dieses Kapitel analysiert die Gesprächssituation im Erstinterview und beleuchtet die verschiedenen Phasen und Techniken, die zur Strukturierung des Gesprächs beitragen.
- Widerstand und Psycho-Logik: Dieser Abschnitt behandelt das Thema des Widerstands im Erstinterview und analysiert dessen psychologische Ursachen und Auswirkungen.
- Negative Auswirkungen der Gesprächssituation: Die negativen Auswirkungen der Gesprächssituation auf den Patienten und den Analytiker werden im Detail erörtert.
- Diagnostisches und Therapeutisches Interview: Der Text analysiert die diagnostischen und therapeutischen Aspekte des Erstinterviews und zeigt auf, wie das Interview zur Diagnose von psychischen Störungen und zur Planung der Therapie beitragen kann.
Schlüsselwörter
Psychoanalytisches Erstinterview, Widerstand, Psycho-Logik, Gesprächssituation, Informationsquellen, Diagnostik, Therapie, subjektive Informationen, objektive Informationen, szenische Informationen, Argelander, Freud, Balint, Sullivan, Gill, Newman, Redlich,
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- Kerstin Schulte (Author), 2001, Analytisches Erstinterview nach Argelander, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1903