Eine wichtige Aufgabe der Europäischen Union ist die Schaffung eines gemeinsamen Binnenmarktes, welcher EU-Bürgern die Grundfreiheiten für Waren, Dienstleistungen und Kapital sowie die Personenfreizügigkeit garantieren soll. Weiterhin soll es Unternehmen ermöglicht werden, einfach und effizient staatsübergreifend agieren zu können. Eine europäische Aktiengesellschaft, auch als Societas Europea (kurz: SE) oder Europäische Gesellschaft bezeichnet , erlaubt aufgrund einer einheitlichen Managementstruktur, einer reduzierten Anzahl zu beachtender einzelstaatlicher Normen sowie der Möglichkeit EU-weit Umstrukturierungen vornehmen zu können, Kostenersparnisse im Vergleich zu Kapitalgesellschaften nach nationalem Recht (z.B. AG, SARL). Im Zug der Schaffung einer gesetzlichen Grundlage zur SE, war ein wesentlicher Streitpunkt wie man die Forderung nach einer Liberalisierung des Gesellschaftsrechts durch Schaffung dieser supranationalen Rechtsform mit der Wahrung der Arbeitnehmerbeteiligungsrechte auf Unternehmensebene sowie unterschiedlichen nationalen Anforderungen an Leitungsstrukturen von Kapitalgesellschaften zusammenführen kann. Schließlich sind die nationalen Regelungen im Gesellschaftsrecht bis heute nicht harmonisiert und die Arbeitnehmerbeteiligungsrechte in einer breiten Palette von „nicht gegeben“ bis „paritätisch“ vorhanden. Nachdem bereits 1970 ein Entwurf der Europäischen Kommission zur SE vorgelegt wurde , dauerte es etwa 30 Jahre bis die EG-Staaten sich auf einen Kompromiss einigen und auf der Regierungskonferenz von Nizza am 08.10.2001 das Rechtspaket der Europäischen Aktiengesellschaft, bestehend aus einer Verordnung und einer Richtline, verabschieden konnten. Die erreichten Einigungen wurden deshalb in der Literatur als „Meilenstein“ und „Sensation“ beschrieben.
Diese Hausarbeit befasst sich mit der Frage, in welcher Intensität und in welchen Bereichen Arbeitnehmerbeteiligungsrechte in der SE ausgeprägt sind sowie welche Auswirkungen diese auf gewachsene Strukturen bzw. Anschauungen speziell auf das deutsche Gesellschaftsrecht haben. Dabei wird insbesondere darauf eingegangen welche Verbindungen zwischen Gesellschaftsrecht und kollektivem Arbeitsrecht bestehen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Hinführung zum Thema
- 2.1 Anzuwendende Normen und gesellschaftsrechtliche Grundlagen
- 2.2. Der Begriff Arbeitnehmerbeteiligung im Bezug auf die Societas Europea
- 3. Gründungsformen der SE und deren Auswirkungen auf die Arbeitnehmerbeteiligung
- 4. Arbeitnehmerbeteiligung in Deutschland und Europäischer Betriebsrat
- 4.1 Arbeitnehmerbeteiligung in Deutschland
- 4.1.1 Betriebliche Mitbestimmung in Deutschland
- 4.1.2 Unternehmens-Mitbestimmung in Deutschland
- 4.2 Arbeitnehmerbeteiligung im Rahmen des Europäischen Betriebsrats
- 5. Corporate Governance und Organisationsverfassung
- 5.1 Dualistisches und Monistisches System
- 5.2 Das dualistische System in der Societas Europea
- 5.3 Das monistische System in der Societas Europea
- 6. Die Beteiligung der Arbeitnehmer in einer deutschen SE
- 6.1 Die freie Verhandlung
- 6.2 Die Auffangregelung zur Arbeitnehmerbeteiligung
- 6.2.1 SE-Betriebsrat kraft Gesetzes
- 6.2.2. Mitbestimmung kraft Gesetzes in den Organen der Gesellschaft
- 7. Fazit und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit befasst sich mit der Frage, in welcher Intensität und in welchen Bereichen Arbeitnehmerbeteiligungsrechte in der Societas Europea (SE) ausgeprägt sind. Die Arbeit analysiert die rechtlichen Rahmenbedingungen der Arbeitnehmerbeteiligung in der SE, insbesondere im Hinblick auf die verschiedenen Gründungsformen und die unterschiedlichen nationalen Anforderungen an Leitungsstrukturen von Kapitalgesellschaften.
- Die rechtlichen Grundlagen der SE und die Anwendbarkeit nationaler Arbeitnehmerbeteiligungsrechte
- Die Auswirkungen verschiedener Gründungsformen der SE auf die Arbeitnehmerbeteiligung
- Die Rolle des Europäischen Betriebsrats und die Integration von Arbeitnehmerbeteiligungsrechten
- Die verschiedenen Modelle der Corporate Governance und deren Einfluss auf die Arbeitnehmerbeteiligung in der SE
- Die konkreten Möglichkeiten der Arbeitnehmerbeteiligung in einer deutschen SE
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1 bietet eine Einleitung und stellt die Bedeutung der SE für den europäischen Binnenmarkt und die Herausforderungen der Arbeitnehmerbeteiligung in diesem Kontext dar. Kapitel 2 widmet sich den rechtlichen Grundlagen der SE, insbesondere den anzuwendenden Normen und dem Begriff der Arbeitnehmerbeteiligung im Zusammenhang mit dieser Rechtsform. Kapitel 3 behandelt die verschiedenen Gründungsformen der SE und deren Auswirkungen auf die Arbeitnehmerbeteiligung. Kapitel 4 beleuchtet die Arbeitnehmerbeteiligung in Deutschland und die Rolle des Europäischen Betriebsrats. Kapitel 5 befasst sich mit verschiedenen Modellen der Corporate Governance und deren Einfluss auf die Organisation der SE. Kapitel 6 analysiert die Möglichkeiten der Arbeitnehmerbeteiligung in einer deutschen SE, sowohl durch freie Verhandlungen als auch durch die Anwendung gesetzlicher Regelungen. Kapitel 7 bietet ein Fazit und einen Ausblick auf zukünftige Entwicklungen im Bereich der Arbeitnehmerbeteiligung in der SE.
Schlüsselwörter
Societas Europea (SE), Arbeitnehmerbeteiligung, Europäischer Betriebsrat, Corporate Governance, Dualistisches System, Monistisches System, Gründungsformen, freie Verhandlung, Auffangregelung, deutsche SE, europäischer Binnenmarkt.
- Quote paper
- Master of Education, Diplom-Kaufmann (FH) Sebastian Aha (Author), 2011, Die Beteiligung der Arbeitnehmer in der Europäischen Aktiengesellschaft – Societas Europea, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/190464