Die Fragestellung der zu ordnenden Verhältnisse zwischen Staat bzw. Politik und Kirche ist in historischen Debatten oft thematisiert worden. Ob sich Vertreter der Institutionen auf Augenhöhe gegenübertreten oder ob ein Über- bzw. Unterordnungsverhältnis gegeben ist, war bereits intensiv im mittelalterlichen Investiturstreit ausgefochten worden. In Deutschland stellt sich diese Frage in Zeiten der Weimarer Republik und dem darauf folgenden „Dritten Reich“ erneut. Diese Ausarbeitung thematisiert das Zusammentreffen einer nationalsozialistischen Weltanschauung mit dem deutschen Protestantismus in einer Phase, in welcher Ersterer noch keine feste Machtbasis besitzt und die evangelische Kirche, in Landeskirchen zersplittert, die Auswirkungen von Weltkrieg und Absetzung des Kaisertums im Rahmen des Versailler Vertrags aufarbeitet. Zu diskutieren wäre, inwiefern die evangelische Kirche agiert oder reagiert hat, sowie welche Impulse von welcher Seite ausgingen. Diese Prozessbetrachtung erfolgt im Wesentlichen aus einer Makroperspektive heraus. Sobald die Situation umrissen wurde, wandert der Fokus dieser Arbeit auf die Glaubensbewegung Deutsche Christen, welche völkische Interessen und „artgemäßes Christentum“ in sich vereinigen wollte. Um zu verstehen, wie eine solche Organisation gegen Ende der Weimarer Republik sowie zu Beginn nationalsozialistischer Herrschaft aufsteigen konnte um ab 1934 wieder in Bedeutungslosigkeit zu verschwinden, ist es zweifellos erforderlich den im ersten Teil der Ausarbeitung umrissenen soziokulturellen Rahmen zu kennen. Dies soll dabei helfen zu klären, inwiefern bereits vor 1933 abzusehen war, dass die Glaubensbewegung Deutsche Christen im weiteren geschichtlichen Verlauf stark an Bedeutung verliert. Waren die Deutschen Christen bewusst lediglich nur so lange in der Gunst Hitlers bis diese nicht mehr benötigt wurde oder richtete man sich, z.B. mit einem dilettantischen Reichsbischof Müller, später selbst zugrunde, sodass die Nationalsozialisten sich distanzieren mussten? Inwieweit war der Niedergang der Deutschen Christen bereits vor der Machtergreifung der NSDAP wahrscheinlich? Hierzu sollen als Schwerpunkt dieser Betrachtung die Richtlinien der Deutschen Christen, auf deren Basis eine zukünftige Programmatik dieser Bewegung analysiert werden kann, diskutiert werden. Daraufhin soll skizziert werden, inwiefern Gemeinsamkeiten bzw. Unterschiede zu einer Religionspolitik der NSDAP vorliegen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung und Hinführung zum Thema
- Situation der evangelischen Kirche in der Weimarer Republik
- Nationalsozialistische Religionspolitik
- Die Entwicklung der Glaubensbewegung Deutsche Christen bis ins Jahr 1933
- Die Richtlinien der Deutschen Christen von 1932
- Aufstieg und Fall der Deutschen Christen
- Beurteilung der Ereignisse und Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Beziehung zwischen der evangelischen Kirche und dem Nationalsozialismus in Deutschland vor 1933, insbesondere die Rolle der Glaubensbewegung Deutsche Christen. Sie beleuchtet die Situation der evangelischen Kirche in der Weimarer Republik, die nationalsozialistische Religionspolitik und den Aufstieg und Fall der Deutschen Christen.
- Die Situation der evangelischen Kirche in der Weimarer Republik
- Die nationalsozialistische Religionspolitik
- Der Aufstieg und Fall der Glaubensbewegung Deutsche Christen
- Die Richtlinien der Deutschen Christen von 1932
- Die Beziehung zwischen der evangelischen Kirche und dem Nationalsozialismus
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung und Hinführung zum Thema
Die Einleitung stellt die Fragestellung nach dem Verhältnis zwischen Staat und Kirche in historischen Kontexten dar, insbesondere im Hinblick auf die Weimarer Republik und das „Dritte Reich“. Sie beleuchtet die Situation der evangelischen Kirche in Deutschland während dieser Zeit, die von Zersplitterung und Auswirkungen des Weltkriegs geprägt war. Die Arbeit konzentriert sich auf die Glaubensbewegung Deutsche Christen und deren Bestrebungen, völkische Interessen und ein „artgemäßes Christentum“ zu vereinen. Die Einleitung stellt die zentrale Frage nach den Gründen für den Aufstieg und Fall der Deutschen Christen und erläutert die Relevanz der Richtlinien der Deutschen Christen für die Analyse ihrer Programmatik.
Situation der evangelischen Kirche in der Weimarer Republik
Dieses Kapitel beschreibt die Situation der evangelischen Kirche in der Weimarer Republik, die durch ihre Zersplitterung in 28 Landeskirchen gekennzeichnet war. Es werden die unterschiedlichen theologischen und (kirchen-)politischen Meinungen innerhalb des Protestantismus sowie die breite Unterstützung für das wilhelminische Kaisertum und die nationalistische Politik des Deutschen Reiches beleuchtet. Die Einführung der Trennung von Staat und Kirche durch Art. 137 der Weimarer Verfassung wird thematisiert, wobei die Auswirkungen auf die Selbstverwaltung der Kirchen und die unterschiedlichen Perspektiven auf die neue politische Situation diskutiert werden.
Nationalsozialistische Religionspolitik
Dieses Kapitel befasst sich mit der nationalsozialistischen Religionspolitik. Es wird die Entwicklung der NSDAP und ihre Ansichten zur Religion beleuchtet, wobei auch die Rolle der „positiven Christen“ innerhalb der NSDAP und die Bedeutung des Artikels 24 im NSDAP-Parteiprogramm für die Beziehung zwischen Nationalsozialismus und Kirche hervorgehoben werden.
Die Entwicklung der Glaubensbewegung Deutsche Christen bis ins Jahr 1933
Dieses Kapitel analysiert die Entstehung und Entwicklung der Glaubensbewegung Deutsche Christen. Es beleuchtet die Lehren und Ziele der Deutschen Christen, ihren Aufstieg und Fall, sowie die Bedeutung der Richtlinien der Deutschen Christen von 1932. Die Beziehung zwischen der Bewegung und den nationalsozialistischen Ideologien wird untersucht.
Schlüsselwörter
Die Arbeit fokussiert auf die Themenbereiche evangelische Kirche, Nationalsozialismus, Deutsche Christen, Religionspolitik, völkische Interessen, artgemäßes Christentum, Richtlinien, Aufstieg und Fall, Weimarer Republik, Kirchenpolitik, Theologie.
- Quote paper
- Master of Education, Diplom-Kaufmann (FH) Sebastian Aha (Author), 2011, Evangelische Kirche und Nationalsozialismus , Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/190470