Platons Philosophie, die sich in seinen Dialogen als bunte Szenerie zeigt, steht immer in einer festen Zuordnung der besonderen Absichten des Dialogs. Die Mannigfaltigkeit der platonischen Absichten bleibt nicht auf Sachlich-Philosophisches beschränkt. Bestimmte Probleme, wie die Lust und die Erkenntnis sind immer erst relativ und in prinzipieller Vorläufigkeit zu verstehen. Das richtige
Verstehen dieser Relativität legt die Objektivität einer Interpretation des über die Gedankenwelt des Dialogs hinausreichenden Gehalts frei, indem das Begreifen bestimmter Aspekte das Begreifen der impliziten Sachverhalte und damit die
Sache selbst erst erkennen lässt. Die Lehre Platons vom Wissen, vom Guten und von der Lust lässt sich so als Weltanschauung gewinnen.
Die vorliegende Arbeit: ‘Lust und Erkenntnis. Platons Lustkalkül in Beziehung auf die Erkenntnis im Protagoras und Gorgias´ versucht unter Einbeziehung der Pluralität der Deutungsmöglichkeiten Gemeinsamkeiten und Differenzen herauszuarbeiten, wie sie in beiden Dialogen mit Schwerpunkt auf die Lust und ihrer Beziehung zur Erkenntnis vorliegen. Dabei folgt die vorliegende Arbeit
der These, dass beide Dialoge, obwohl sie von zu differenzierenden Begriffen, Perspektiven und Aspekten, die beleuchtet und interpretiert werden, ausgehen,doch wieder im sokratischen telos zusammenfallen. Mehr noch, das Lustkalkül impliziert ein Mehr über die Argumentationsstrategie hinaus. Auf der Suche nach dem Glück gibt uns Sokrates zwei Prinzipien an die Hand, begründet die
Ethik als Disziplin des Guten und Bösen in einem strukturellen und methodischen Modell. Aus einer Motivationstheorie folgt eine Handlungstheorie; Erkenntnis und Lustkalkül werden für den Menschen als rationales Sinnenwesen zur begründeten Erfahrung mit einem über den empirischen Bereich hinausgehenden telos.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Lust und die Erkenntnis im Protagoras
- Der Reiz der Lust: Die These der Identität und der Herrschaft des Wissens
- Der Einwand gegen die Lust: Der Hedonismus der Menge
- Der Wert der Lust: Das Kriterium des Quantitativen und die relative Lustmesskunst
- Das sokratische telos
- Die Lust und die Erkenntnis im Gorgias
- Der Reiz der Lust: Die These der Identität und die Kontradiktion
- Der Einwand gegen die Lust: Die Kontradiktion und die These der Gleichzeitigkeit
- Der Wert der Lust: Die Stufung der Lüste und das Prinzip des Guten
- Das sokratische telos
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit Platons Lustkalkül in seinen Dialogen 'Protagoras' und 'Gorgias', um Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der Darstellung von Lust und Erkenntnis herauszuarbeiten. Die Arbeit folgt der These, dass beide Dialoge, trotz unterschiedlicher Perspektiven und Aspekte, im sokratischen telos zusammenlaufen.
- Die Beziehung von Lust und Erkenntnis im Denken Platons
- Der sokratische Lustkalkül als Mittel zur Ethik
- Die Rolle der Vernunft und der Emotionen im platonischen Dialog
- Die Frage nach dem Glück als Leitmotiv der Dialoge
- Die Argumentationsstrategien des platonischen Sokrates
Zusammenfassung der Kapitel
Das zweite Kapitel untersucht die Lust und die Erkenntnis im 'Protagoras', indem es den Reiz der Lust, die Einwände gegen die Lust, den Wert der Lust und das sokratische telos beleuchtet. Die Analyse fokussiert sich dabei auf die 'Hedonistische Erörterung', die einen fiktiven Dialog mit der Menge darstellt.
Im dritten Kapitel wird die Lust und die Erkenntnis im 'Gorgias' betrachtet, wobei ähnliche Aspekte wie im 'Protagoras' analysiert werden. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der 'strengen Widerlegung der ‘Lustthese’', die in den Dialogen deutlich zum Ausdruck kommt.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit zentralen Themen wie Lust, Erkenntnis, sokratisches telos, Ethik, Dialogform, Argumentationsstrategie, Hedonismus, Platonische Philosophie, Protagoras, Gorgias, und Vernunft.
- Arbeit zitieren
- M.A. Silvia Schmitz-Görtler (Autor:in), 2011, Lust und Erkenntnis: Platons Lustkalkül in Beziehung auf die Erkenntnis im Protagoras und Gorgias, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/190493