Wer sich mit Galileo Galilei beschäftigt, wird sehr rasch bemerken, dass es
nicht nur zwei Galileis – nämlich den der Belletristik und den der Wissenschaft
–, sondern auch die zwei dazugehörigen Darstellungen des Prozesses gegen ihn
gibt. In den lesenswerten aber unwissenschaftlichen Geschichten erfährt man
die schnell erzählte einfache Fassung des Prozesses. Dabei wird Galilei vor die
Inquisition gezerrt. In manchen ist von Folterung, aber immer von Gefängnishaft
die Rede. Dann musste Galilei abschwören und rief danach mit dem Fuß
auf die Erde stampfend die geflügelten Worte: „Und sie bewegt sich doch!“
In dieser simplen Art muss der Galilei-Prozess immer noch als Argument gegen
Wissenschaftler herhalten, die ihren Glauben und die Wissenschaft in Einklang
bringen wollen. Ihnen wird am Beispiel der Verurteilung Galileis entgegengehalten,
dass der Glaube blind für den wissenschaftlichen Fortschritt mache.
Dieses Bild des Galilei-Prozesses, dass der Wissenschaftler von der Inquisition
der „reaktionären“ katholischen Kirche deshalb verurteilt wird, weil er neue
Erkenntnisse vertritt, ist aber ein unwissenschaftliches ausgedachtes Schema;
denn die historische Wirklichkeit, die die Darstellung des „anderen“ und realen
Prozesses übernimmt, ist anders und meiner Meinung nach auch interessanter.
Um dies aber erkennen zu können, ist es notwendig, den Prozess gegen Galileo
Galilei genau zu analysieren. Meine Analyse gliedert sich in dieser Arbeit folgendermaßen:
Zuerst wird der Prozess kurz historisch eingeordnet. Anschließend
werde ich eine ausführliche Biographie der Person Galilei geben; denn die
Kenntnis über Galileis Leben ist unabdingbar für das Verständnis des Prozesses
gegen ihn. Außerdem werde ich Bezug auf die Gegenpartei, in persona Papst
Urban VIII., nehmen. Die genaue Schilderung des Prozesses wird folgen, um
danach eine Wertung dessen vorzunehmen. Abschließend werde ich kurz zur
Vervollständigung auf die Rehabilitierungsfrage eingehen.
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- Historische Einordnung
- Biographie des Galileo Galilei
- Anfangsjahre bis zum Bekenntnis zu Kopernikus
- Erste astronomische Beobachtungen
- Exkurs: Gegenüberstellungen der Weltbildtheorien
- Eintreten für das heliozentrische System
- Die ruhigen Jahre: 1616 bis 1623
- Exkurs: Papst Urban VIII.
- Der Dialog
- Der Prozess
- Wertung
- Wertung aus damaliger Sichtweise
- Wertung aus heutiger Sichtweise
- Gründe für Prozessführung und Verurteilung
- Feinde in Wissenschaft und Kirche
- Wissenschaftliche Fehler
- Öffentlichkeitswirksamkeit
- Staatspolitik
- Verhältnis zu Papst Urban VIII.
- Rehabilitationsfrage
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert den Prozess gegen Galileo Galilei im Kontext seiner Biografie und der historischen Einordnung. Sie beleuchtet die wichtigsten Motive, die zur Prozessführung und Verurteilung führten, und setzt diese in Beziehung zu den wissenschaftlichen und politischen Strömungen der Zeit.
- Die wissenschaftlichen Erkenntnisse Galileis und ihre Auseinandersetzung mit der traditionellen Weltbildtheorie
- Die Rolle der Kirche im wissenschaftlichen Diskurs und die Konflikte mit der neuen Astronomie
- Der Einfluss von Politik und Macht auf den Prozess und die Verurteilung Galileis
- Die wissenschaftliche und gesellschaftliche Bedeutung des Prozesses gegen Galilei
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die den Prozess gegen Galileo Galilei in seinen historischen Kontext einordnet. Anschließend wird eine umfassende Biographie Galileis präsentiert, die seine wichtigsten Lebensstationen und seine wissenschaftlichen Leistungen beleuchtet. Die Arbeit analysiert dann die verschiedenen Theorien zur Entstehung und zum Verlauf des Prozesses und untersucht die jeweiligen Argumente von Kirche und Wissenschaft. Abschließend wird die wissenschaftliche und gesellschaftliche Bedeutung des Prozesses gegen Galilei im historischen Kontext beleuchtet.
Schlüsselwörter
Galileo Galilei, Prozess, Inquisition, Heliozentrisches Weltbild, Astronomie, Kirche, Wissenschaft, Politik, Macht, Wissenschaftlicher Fortschritt.
- Arbeit zitieren
- Matthias Meinert (Autor:in), 2003, Das Verfahren gegen Galileo Galilei, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/19065