1. Einführung
Die allgemeine Weltanschauung des späten Mittelalters war von vielfältigen Ängsten geprägt.
Solche bezogen sich etwa auf Kriege und Seuchen, doch gab es da auch eine stetig
präsente Bedrohung durch Hungersnöte. Im Gegensatz zum frühen und hohen Mittelalter
bedeutete sodann im Spätmittelalter die Folge von Nahrungsknappheit und Hunger keine
unweigerliche Verbindung mit der Sterblichkeit mehr. Aufgrund einer besseren Vernetzung
und Versorgung durch die Landesherren beschränkten sich deren Folgen eher auf Teuerung
der Grundnahrungsmittel und folglich auf eine allgemeine gesundheitliche Schwächung
des Volkes – ein enormer Fortschritt, der den Ausgang zu unserer heutigen Situation von
Überernährung bildete. Wie eng die Ernährung der Bevölkerung mit der Entwicklung einer
Kultur in Zusammenhang steht, kann man etwa am Tempo und der Dichte der Besiedlung
einer Region erkennen. Dies spiegelt sich im Laufe der Jahrhunderte auch auf geisteswissenschaftlicher
Ebene wider oder findet seinen Ausdruck in besonderer Aufbruchstimmung,
Forschungsdrang und verschiedenen Künsten. Welch schlimme Auswirkungen eine Hungersnot
hingegen mit sich bringt und brachte, wird beispielsweise in Berichten früh- und
hochmittelalterlicher Chronisten erzählt, wie etwa von Massensterben, sogar mit Hinweisen
auf Kannibalismus. Eine bis heute geltende Erkenntnis lautet: Hunger fördert „die Auflösung
aller menschlicher Bindungen.“
In dieser Arbeit möchte ich weniger auf das Hervorbringen geistiger Größen oder
extremer Folgen des Hungers eingehen, sondern vielmehr die allgemeine Ernährungs- und
Beschaffungssituation des spätmittelalterlichen Volkes untersuchen, bezogen auf die beiden
wichtigsten Grundnahrungsmittel Getreide und Salz und deren Vertrieb im thüringischen
Raum. Außerdem werden in dieser Ausarbeitung die sich daraus ergebenden gesellschaftlichen
Entwicklungen diskutiert werden.
Getreide als Lieferant des für den Menschen schnell und effektiv verwertbaren Nährstoffs, der Kohlenhydrate, ist wie das Salz nicht aus der Ernährungsgeschichte wegzudenken. Es bedarf der Kultivierung der Sorten, landwirtschaftlichen Wissens und nicht zuletzt geeigneter Klima- und Bodenbedingungen. Das Salz wiederum, ein lebenswichtiges Mineral, ist
zwar in fleischlicher Kost enthalten, jedoch nicht in ausreichendem Maße. Der menschliche
Bedarf wurde schon gar nicht mit den wenigen Fleischmalzeiten abgedeckt, die der spätmittelalterlichen
Bevölkerung zur Verfügung standen.
...
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einführung
- 2. Das Getreide
- 2.1 Agrargeschichtliche Entwicklung
- 2.2 Die Aufteilung thüringischer Lande
- 2.3 Getreideanbau, Verarbeitung und Speicherung
- 2.4 Gesellschaftliche Folgen der neuen Wirtschaftlichkeit: Diskussion
- 2.5 Die Mühlen
- 3. Das Salz oder auch „Das weiße Gold“
- 3.1 Kulturgeschichtliche Bedeutung
- 3.2 Salinenrecht
- 3.3 Salzgewinnung durch Gewinner?
- 3.4 Die Verpackungsfrage und der Transport
- 4. Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Ernährungs- und Beschaffungssituation der Bevölkerung im spätmittelalterlichen Thüringen, fokussiert auf die beiden wichtigsten Grundnahrungsmittel: Getreide und Salz. Es wird analysiert, wie deren Vertrieb im thüringischen Raum funktionierte und welche gesellschaftlichen Entwicklungen daraus resultierten. Die Rolle des sächsischen Herrscherhauses bei der Bewältigung von Versorgungsfragen wird ebenfalls beleuchtet.
- Agrarwirtschaftliche Entwicklungen im spätmittelalterlichen Thüringen
- Die Bedeutung von Getreide und Salz als Grundnahrungsmittel
- Der Vertrieb von Getreide und Salz im thüringischen Raum
- Gesellschaftliche Auswirkungen von Getreide- und Salzversorgung
- Die Rolle des sächsischen Herrscherhauses in der Versorgungssicherung
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einführung: Die Einleitung beschreibt den Kontext des späten Mittelalters, geprägt von Ängsten vor Hunger und Seuchen. Im Gegensatz zum frühen Mittelalter bedeutete Nahrungsknappheit im Spätmittelalter nicht mehr zwangsläufig den Tod, sondern eher Teuerung und gesundheitliche Schwächung. Die Arbeit konzentriert sich auf die Untersuchung der Ernährungs- und Beschaffungssituation, insbesondere von Getreide und Salz im thüringischen Raum, und deren gesellschaftliche Auswirkungen. Die Bedeutung dieser beiden Grundnahrungsmittel wird hervorgehoben, und die Rolle des sächsischen Herrscherhauses bei der Versorgungssicherung wird als Untersuchungsgegenstand genannt.
2. Das Getreide: Dieses Kapitel analysiert die agrargeschichtliche Entwicklung des Getreideanbaus im spätmittelalterlichen Thüringen. Es beschreibt die Bedeutung des Getreides als Grundnahrungsmittel und die Herausforderungen des Anbaus, insbesondere die Wetterabhängigkeit. Der Roggen als Haupt-Brotgetreide wird detailliert behandelt, seine Vorteile hinsichtlich Anbau, Transport und Lagerung werden hervorgehoben. Der Weizenanbau ist im Vergleich dazu geringer und für die Adelsschicht bestimmt. Hafer und Hirse als weitere wichtige Getreidesorten werden ebenfalls erwähnt. Das Kapitel beleuchtet auch die Ernährungsgewohnheiten der Bevölkerung, den Anteil von Getreide in der täglichen Ernährung und den geringen Anteil von Fleisch.
Schlüsselwörter
Spätmittelalter, Thüringen, Getreide, Salz, Ernährung, Versorgung, Agrarwirtschaft, Gesellschaft, Handel, sächsisches Herrscherhaus, Roggen, Weizen, Hafer, Hirse, Hungersnot, Dreifelderwirtschaft.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Spätmittelalterliche Ernährung in Thüringen - Getreide und Salz
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht die Ernährungs- und Beschaffungssituation der Bevölkerung im spätmittelalterlichen Thüringen, mit Fokus auf Getreide und Salz als wichtigste Grundnahrungsmittel. Analysiert werden der Vertrieb dieser Güter im thüringischen Raum und die daraus resultierenden gesellschaftlichen Entwicklungen, inklusive der Rolle des sächsischen Herrscherhauses.
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt die agrarwirtschaftliche Entwicklung, die Bedeutung von Getreide und Salz als Grundnahrungsmittel, deren Vertrieb, die gesellschaftlichen Auswirkungen der Versorgungssituation und die Rolle des sächsischen Herrscherhauses bei der Versorgungssicherung. Konkrete Aspekte sind der Getreideanbau (Roggen, Weizen, Hafer, Hirse), die Mühlen, das Salinenrecht, die Salzgewinnung und der Transport von Getreide und Salz.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einführung, ein Kapitel über Getreide (inkl. agrargeschichtlicher Entwicklung, Anbau, Verarbeitung, Speicherung und gesellschaftliche Folgen), ein Kapitel über Salz ("Das weiße Gold", inkl. kulturgeschichtlicher Bedeutung, Salinenrecht, Gewinnung und Transport), und ein Resümee.
Welche Bedeutung hatten Getreide und Salz im spätmittelalterlichen Thüringen?
Getreide war das wichtigste Grundnahrungsmittel, wobei Roggen den Hauptanteil bildete. Weizen war eher den wohlhabenden Schichten vorbehalten. Salz besaß eine immense kulturgeschichtliche Bedeutung und war essentiell für die Konservierung von Lebensmitteln. Beide waren von zentraler Bedeutung für die Ernährung und die wirtschaftliche Situation der Bevölkerung.
Wie funktionierte der Vertrieb von Getreide und Salz?
Die Arbeit untersucht den Vertrieb von Getreide und Salz im thüringischen Raum, beleuchtet aber die Details nicht explizit in der Zusammenfassung. Einzelheiten zu Transportwegen, Handelsrouten und Märkten sind im Haupttext zu finden.
Welche Rolle spielte das sächsische Herrscherhaus?
Die Arbeit untersucht die Rolle des sächsischen Herrscherhauses bei der Bewältigung von Versorgungsfragen, jedoch werden konkrete Details in der kurzen Zusammenfassung nicht genannt. Weitere Informationen sind im Haupttext zu finden.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Spätmittelalter, Thüringen, Getreide, Salz, Ernährung, Versorgung, Agrarwirtschaft, Gesellschaft, Handel, sächsisches Herrscherhaus, Roggen, Weizen, Hafer, Hirse, Hungersnot, Dreifelderwirtschaft.
Wie ist der Aufbau des Inhaltsverzeichnisses?
Das Inhaltsverzeichnis gliedert sich in eine Einführung, ein Kapitel über Getreide (mit Unterkapiteln zu agrargeschichtlicher Entwicklung, Landaufteilung, Anbau, Verarbeitung, Speicherung und gesellschaftlichen Folgen, sowie den Mühlen), ein Kapitel über Salz (mit Unterkapiteln zu kulturgeschichtlicher Bedeutung, Salinenrecht, Salzgewinnung und Transport), und ein Resümee.
- Arbeit zitieren
- Cosima Göpfert (Autor:in), 2011, Getreide und Salz - Der Versorgungsstandard thüringischer Lande im späten Mittelalter, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/190679