Frauen hatten in der Geschichte bezüglich ihrer Ebenbürtigkeit Männern gegenüber stets einen schweren Stand. So war sogar im 19. Jahrhundert weibliches Reisen trotz des beginnenden ‚Reise-Booms’ ungern gesehen und wurde als Kuriosität mehr als kritisch beäugt. Doch wie entstand die-ser Wandel der Reise hin zur festen Größe innerhalb des Bürgertums? Wieso waren Frauen auf Reisen eine Seltenheit? Weiter gilt zu klären, wa-rum „self-mockery“ und Abwertungen der eigenen Person unter den Rei-seschriftstellerinnen so verbreitet war.
Mit dem Reiseklientel vor dem 19. Jahrhundert, den Umstrukturierungen im beginnenden 19. Jahrhundert, sowie der Rolle von reisenden Frauen, als auch der beachtlichen Kritik weiblicher Literaturproduktion nach ihren Reisen, wird sich diese Arbeit im Folgenden befassen.
Denn trotz der Fokussierung des Bürgertums auf Weltwissen und Bildung im 19. Jahrhundert sind nicht nur finanzielle Hürden zu überwinden, um auf Reisen zu gehen. Vor allem die im Bürgertum immer bedeutendere ge-sellschaftliche Geschlechterkonzeption behindert die Mobilität von Frauen enorm und erzwingt ihnen eine künstliche Häuslichkeit auf, die es vielen Frauen schlicht unmöglich machte, sich selbst zu verwirklichen.
Welche Konzeptionen allerdings genau hinter diesen Denkmustern stecken und warum dem Mann dabei, die Rolle des Eroberers bereitwillig zugesprochen wurde, die Frau auf Reisen hingegen in vielerlei Hinsicht kritisch beäugt wurde, versucht diese Arbeit zu ergründen.
2. Reisen im 19. Jahrhundert
2.1 Die Industriealisierung als technischer Wegbereiter des „goldenen Zeitalter[s] des Reisens“
Das 19. Jahrhundert gilt nicht nur als bürgerliches Jahrhundert. Darüber hinaus wird es vielmehr noch als das „goldene Zeitalter des Reisens“ de-klariert. Die Vielzahl an publizierter Literatur zum Thema Reisen dürfte daher nicht verwundern. So erschienen Memoiren, überarbeitete Briefe, Reisebeschreibungen und -berichte, sowie die ersten Reiseführer im Zuge dieses neuerlichen Reise-Booms.
Ursächlich für dieses starke Aufkommen an Publikationen zu diesem Thema ist die Umstrukturierung sowie die Erschließung der Welt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Reisen im 19. Jahrhundert
- Die Industriealisierung als technischer Wegbereiter des „goldenen Zeitalter[s] des Reisens“
- Funktionswandel der Reise als Eintritt in die Moderne
- Die Reise im 18. Jahrhundert
- Das bürgerliche Selbstverständnis im 19. Jahrhundert als zentrales Reisemotiv
- Die Erschließung der Welt
- Die Problematik reisender Frauen
- Der Reisebericht
- Zur Problematik der weiblichen Autorschaft
- Fazit
- Literaturnachweise
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die Rolle von Reiseschriftstellerinnen im bürgerlichen Geschlechterkontext des 19. Jahrhunderts. Sie untersucht den Wandel der Reise vom zweckgebundenen Mittel zum Selbstzweck und beleuchtet die Herausforderungen, die reisenden Frauen aufgrund der gesellschaftlichen Geschlechterrollen begegneten. Die Arbeit beleuchtet auch die spezifische Kritik an weiblicher Literaturproduktion nach Reisen und das Phänomen der „self-mockery“ bei Reiseschriftstellerinnen.
- Die Industrialisierung und die Entstehung des "goldenen Zeitalters des Reisens"
- Der Funktionswandel der Reise und der Aufstieg des Bürgertums
- Die gesellschaftlichen und kulturellen Barrieren für reisende Frauen
- Die Kritik an weiblicher Literaturproduktion im Kontext von Reisen
- Das Phänomen der „self-mockery“ bei Reiseschriftstellerinnen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema ein und stellt die Problematik reisender Frauen im 19. Jahrhundert dar. Kapitel 2 analysiert den Wandel der Reise vom 18. ins 19. Jahrhundert und beschreibt die Rolle der Industrialisierung als Wegbereiter des „goldenen Zeitalters des Reisens“. Es wird zudem der Funktionswandel der Reise als Eintritt in die Moderne beleuchtet, wobei die Reise im 18. Jahrhundert, das bürgerliche Selbstverständnis im 19. Jahrhundert und die Erschließung der Welt als zentrale Aspekte betrachtet werden.
Schlüsselwörter
Reisen, 19. Jahrhundert, bürgerlicher Geschlechterkontext, Reiseschriftstellerinnen, „self-mockery“, Industrialisierung, Tourismus, Reisebericht, Literaturproduktion, Frauenrechte.
- Arbeit zitieren
- Julia Neubert (Autor:in), 2011, Reisen im 19. Jahrhundert, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/190782