Im Anschluss an das Seminar „Minne und Ehe in der Literatur des Mittelalters“ wird sich dieser Essay mit Das Nibelungenlied: Minne am Beispiel von Kriemhild und Siegfried befassen. Ich habe mich für diese beiden Charaktere entschieden, da Kriemhild die wichtigste Figur darstellt und schließlich für das katastrophale Ende verantwortlich ist. Als Einleitung des Essays fasse ich das Nibelungenlied kurz zusammen. In der Figur der Kriemhild findet ein Wandel bezüglich der Minneauffassung statt. Um die Entwicklung der Minne im Nibelungenlied zu verdeutlichen werde ich im Hauptteil dieses Essays ausschließlich die Aventiuren des ersten Teils heranziehen, in denen die Minne und Minne-Ehe zwischen den Beiden beschrieben werden. Zu Beginn werde ich Kriemhild und Siegfrieds Vorstellungen bezüglich der Minne in der ersten bzw. zweiten Aventiure herausarbeiten. Anschließend konzentriere ich mich auf die Entwicklung der Minne bzw. Minneauffassung von Kriemhild und Siegfried. Hiernach werde ich kurz auf das die Minne während der Ehe der beiden Charaktere eingehen und zeige anschließend die Minne nach dem Tod Siegfrieds auf. Die im Essay erarbeiteten Ergebnisse werde ich abschließend in einem Fazit resümieren.
Einleitung
Im Anschluss an das Seminar „Minne und Ehe in der Literatur des Mittelalters“ wird sich dieser Essay mit Das Nibelungenlied: Minne am Beispiel von Kriemhild und Siegfried befassen. Ich habe mich für diese beiden Charaktere entschieden, da Kriemhild die wichtigste Figur darstellt und schließlich für das katastrophale Ende verantwortlich ist. Als Einleitung des Essays fasse ich das Nibelungenlied kurz zusammen. In der Figur der Kriemhild findet ein Wandel bezüglich der Minneauffassung statt. Um die Entwicklung der Minne im Nibelungenlied zu verdeutlichen werde ich im Hauptteil dieses Essays ausschließlich die Aventiuren des ersten Teils heranziehen, in denen die Minne und Minne-Ehe zwischen den Beiden beschrieben werden. Zu Beginn werde ich Kriemhild und Siegfrieds Vorstellungen bezüglich der Minne in der ersten bzw. zweiten Aventiure herausarbeiten. Anschließend konzentriere ich mich auf die Entwicklung der Minne bzw. Minneauffassung von Kriemhild und Siegfried. Hiernach werde ich kurz auf das die Minne während der Ehe der beiden Charaktere eingehen und zeige anschließend die Minne nach dem Tod Siegfrieds auf. Die im Essay erarbeiteten Ergebnisse werde ich abschließend in einem Fazit resümieren.
Hauptteil
Als erstes werde ich nun die Minne im Hinblick auf Kriemhild und Siegfried in der ersten bzw. zweiten Aventüre erläutern. Die beiden Figuren haben – zumindest anfangs – gänzlich voneinander abweichende Auffassungen von Minne. In der ersten Aventiure (Kriemhild von Burgund) wird dem Leser die Königstochter Kriemhild vorgestellt.
Es wird erzählt, dass sie ihrer Mutter von einem merkwürdigen Traum berichtet, in dem ein Falke von zwei Adlern zerfleischt wird. Ihre Mutter deutet den Traum mit vorrausschauendem Charakter, dass der Falke sinnbildlich für Kriemhilds späteren Ehemann steht. Sie warnt ihre Tochter „in welle got behüeten, dû muost in schiere vloren hân“ (14,4). Daraufhin gibt Kriemhild preis, dass sie Minne nur mit Leid verbindet. Sie rechtfertigt ihre Meinung damit, dass es schon vielen Frauen so ergangen ist und Liebe nur mit Schmerzen assoziiert wird. Infolgedessen gesteht sie, dass sie ein glückliches Leben „âne recken minne“ (Str. 15, l.1) bevorzugt, anstatt ein leidvolles Leben, dass durch den Verlust des Ehemannes geprägt ist.
In der zweiten Aventüre wird Siegfried von Niederland vorgestellt. Er ist der Sohn des Königs von Xanten und hört von der „schœniu meit“ (Str. 45, l.2) Kriemhild, die durch ihre „unmâzen schœne“ (Str. 46, l.1) gekennzeichnet ist. Ihre Vorzüge sind überall bekannt. Er erfährt, dass bislang alle Werber Kriemhilds von ihr zurückgewiesen worden sind. Auf Anraten seiner Familie, die ihm „sît er ûf stæte minne tragen wolde wân, / daz er eine danne wurbe, diu im möhte zemen“ (Str. 49, l.1-2) ans Herz legt, entwickelte sich bei Siegfried Minne. Die Qualitäten Kriemhilds sind nicht nur ihre Schönheit, sondern auch ihr angemessener Stand in der Gesellschaft[1]. Außerdem erfährt er von dem Scheitern vieler Werber. Folglich entsteht durch die oben genannten Aspekte Minne. „Die Entstehung des ʻMinneaffektsʼ ist keine individuelle Entscheidung Siegfrieds; über das Wissen von Kriemhilds ʼtugentʻ verfügt er nur durch die Vermittlung der Gesellschaft“[2]. Die Minne rührt also daher, dass sie gewisse Qualitäten besitzt, die ihm in seiner Position als nachfolgender Herrscher von Nutzen sein sollten. Bei der Minne handelt es sich jedoch um eine Fernminne, da Kriemhild selbst weit entfernt in einer anderen Stadt wohnt. Seine Eltern sind über den Entschluss nicht erfreut und versuchen die Brautwerbung abzuwenden, doch Siegfried verteidigt sich: „âne edeler vrouwen minne wolde ich immer sîn, / ich enwurbe, dar mîn herze grôze liebe hât“ (Str. 53, l.2-3). Daraufhin, die Minne seines Sohnes anerkennend, beschließt sein Vater ihm bei der Werbung von Kriemhild zu helfen. Noch nicht einmal die vielen kampfbereiten Soldaten König Gunthers können Siegfried nun von seinem Vorhaben abbringen:
„ʻwaz mac uns gewerren?ʼ sprach dô Sîfrit. / ʻswaz ich vriuntlîche niht ab in erbit, / daz mac sus erwerben mit ellen dâ mîn hant. / ich trouwe an in ertwingen beidiu liute unde lantʼ (Str. 56, l.1f.).
Mit dieser Aussage verdeutlicht er, dass er sogar bereit ist Kriemhild mit Gewalt an sich zu reißen und das Reich Königs Gunters gleich dazu. Auffällig ist also, dass Siegfried trotz Hindernissen mit aller Macht erreichen will, dass er erfolgreich um die Minne Kriemhilds wirbt.
Nun gehe ich auf die Veränderung der Einstellung Kriemhilds im Hinblick auf die Minne in der vierten Aventüre ein. Während Siegfried in Worms weilt und noch immer darauf wartet sie zu sehen, hat sie ihn bereits heimlich von ihrem Fenster aus beobachtet. Nach dem Kampf der Burgunden – zu dem auch Siegfried aufgebrochen war – gegen die Sachsen und Dänen in der vierten Aventüre lässt Kriemhild heimlich einen Boten zu sich kommen. Ihre Minne Siegfried gegenüber – „wan si hete dar under ein liebez herzen trût“ (Str. 223, l.3-4) – will sie nicht preisgeben. Der Bote verkündet ihr den Sieg der Burgunden und erzählt von Siegfrieds heldenreichen Taten. Hier wird erstmals Kriemhilds Liebe zu Siegfried angesprochen. Die Veränderung in ihrer Minneauffassung kommt laut Thomas Grenzler dadurch zu Stande, dass sie erkannt hat, das Siegfried sogar im Kampf der Beste ist[3]. „Gegen diesen ʻFalkenʼ kann doch, so muß man schließen, kein ʻAdlerʼ bestehen[4]“, besagt Grenzler und verweist somit auf Kriemhilds früheren Traum. Somit glaubt sie, dass er ihr trotz Minne, kein Leid zufügen kann, da er bewiesen hat, dass er alles Leid abwenden kann. An dieser Stelle wird ihr Wandel im Hinblick auf ihre Minnekonzeption veranschaulicht.
[...]
[1] Grenzler, Thomas. Erotisierte Politik – Politisierte Erotik? S. 146
[2] Ebd. S. 145
[3] Grenzler, Thomas. Erotisierte Politik – Politisierte Erotik? S.176
[4] Ebd. S. 176
- Quote paper
- Anonymous,, 2010, Das Nibelungenlied: Minne am Beispiel von Kriemhild und Siegfried, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/190826
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