Die vorliegende Arbeit analysiert den im August 2009 in der sicherheitspolitischen Fachzeitschrift erschienenen Artikel „With the State against the State? The Formation of Armed Groups“ des Bremer Friedens- und Konfliktforschers Prof. Dr. Klaus Schlichte.
Zuerst wird die zentrale Fragestellung herausgearbeitet und der Text in den bisherigen Forschungsstand eingeordnet.
Dann erfolgt ein Blick auf die Methodik Schlichtes, indem seine theoretischen Unterbauten näher beleuchtet werden und analysiert wird, wie er vorgeht, um Ergebnisse zu gewinnen,
Im Hauptteil stehen die Forschungsbefunde, die drei Mechanismen, die nach Schlichte die Entstehung bewaffneter Gruppierungen in Gang setzen.
Im abschließenden Teil wird an ausgewählten Stellen des Essays Kritik geübt.
With the State against the State? The formation of armed groups (Klaus Schlichte 2009)
1. Analyse des Journal-Artikels “With the State against the State? The Formation of Armed Groups“
Die vorliegende Arbeit analysiert den im August 2009 in der sicherheitspolitischen Fachzeitschrift erschienenen Artikel „With the State against the State? The Formation of Armed Groups“ des Bremer Friedens- und Konfliktforschers Klaus Schlichte.
1.1 Die zentrale Fragestellung und die Einordnung des Textes in den bisherigen Forschungsstand
Klaus Schlichte geht in seinem Essay der Frage nach, wie es zu der Entstehung bewaffneter Gruppen kommt bzw. welche Logik hinter der Bildung dieser steht. Dieser Frage liegt der Gedanke zu Grunde, dass sich Menschen oft in Lebensgefahr begeben müssen, um sich zu einer staatsfeindlichen Gruppierung zusammenzuschließen. Was bzw. welche Umstände also treiben Menschen an, dieses sehr hohe, da das eigene Leben gefährdende Risiko einzugehen (S.246)?
Mit dieser Forschungsfrage reiht sich der Essay in die wissenschaftliche Fachliteratur ein, die längst nicht mehr die Motive von Kriegsakteuren untersucht – diese gelten als weitgehend erforscht –, sondern tiefergehender die Bedingungen für die Gruppenbildung, deren Logik und den dahinterstehenden Prozess, zu ergründen sucht. Schlichte versucht so, eine Forschungslücke zu füllen, denn „[.] while research on motives of recruits has produced various insights, the logic of the formation of armed groups remains somewhat enigmatic“ (S. 246).
1.2 Die Methodik
Schlichte stützt sich zum einen auf zwei theoretische Unterbauten und zum anderen auf die Datenbank der Nachwuchsforschergruppe „Mikropolitik bewaffneter Gruppen“.
Als ersten theoretischen Unterbau wählt Schlichte das Figurationskonzept des Soziologen Norbert Elias. Figuration definiert Schlichte in Anlehnung an Elias als „[…] all social settings, groups and less structured collectives that consist of interpendent individuals” (S.246). Damit sind also Beziehungsgeflechte zwischen Menschen gemeint, die untereinander in einem Abhängigkeitsverhältnis stehen, welches sich im Laufe der Zeit durch starke Gruppenaktivität mehr und mehr verdichtet. Schlichte benützt dieses Konzept, da diese, so seine These, den methodischen Individualismus überwindet, der „[…] has become the major obstacle to brigde the gap between larger N-studies on political violence and field-research bases studies of anthropologists or the work of historians” (S.246) und zum anderen ermöglicht, die Art von Beziehung zwischen Mitgliedern innerhalb einer bewaffneten Gruppe vorherzubestimmen. Den zweiten theoretischen Unterbau stellt Max Webers Definition von Legitimität von Herrschaft, in der Literatur übereinstimmend definiert als „rechtmäßige Anerkennung einer Ordnung oder Herrschaft“ (Müller 2007, 129), dar; Schlichte meint damit die „stabilization of relations between leaders and staff“ (S.248). Somit sei Legitimität – ob durch Regeln oder durch einen charismatischen Führer verursacht sei dahingestellt – die notwendige Bedingung für das Ent- und Bestehen einer bewaffneten Gruppe, denn so führe der „Loss of legitimacy [.] to a group’s ultimate failure“ (S.249).
Als Basis der Forschungsarbeit dient die Datenbank der Forschungsgruppe „Mikropolitik bewaffneter Gruppen“, die für 80 Fälle bewaffneter Gruppen aus 14 Ländern Informationen zu ihren Akteuren, zu ihren Organisationsformen und zu ihren Praktiken bereitstellt (S. 262). Schlichte stützt sich so vor allem auf den systematischen Vergleich von 80 bewaffneten Gruppen, aber auch auf Einzelfallstudien und statistische Überblicksarbeit (S.246).
1.3 Forschungsbefunde
Die Forschung lässt insbesondere auf die Existenz von drei Mechanismen schließen, die das Ent- und Bestehen von bewaffneten Gruppen verursachen können. Zwar könnten nicht alle 80 Fälle der Datenbank einwandfrei damit erklärt werden, allerdings sei es „[…] obvious that they delineate pathways that repeatedly appear in the empirical record“ (S.247). Zudem schlössen sie sich nicht gegenseitig aus, d.h. während einer konfliktreichen Zeit in einem Land könne ein Mechanismus den anderen ablösen. Schlichte ist aber der Überzeugung, dass alle 80 Fälle mit zumindest einem Mechanismus erklärt werden können.
[...]
- Arbeit zitieren
- B.A. Carolin Deitmer (Autor:in), 2012, Analyse des Journal-Artikels "With the State against the State? The formation of armed groups" (Klaus Schlichte), München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/191004
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