Leseprobe
Inhaltsangabe
1. Ethik in der Sozialen Arbeit
1.1. Was ist Moral?
1.2. Was bedeutet Ethik für die Soziale Arbeit
1.3. Mein weiteres Vorgehen
2. Mein Fall
2.1. Dilemma
3. Die Stoá
3.1. Die Anwendung der Stoá auf das Fallbeispiel
4. Thomas von Aquin
4.1. Die Anwendung von Thomas von Aquin auf meinen Fall
5. Jeremy Bentham
5.1. Die Anwendung von Jeremy Bentham auf meinen Fall
6. Fazit
7. Literaturverzeichnis
1. Ethik in der Sozialen Arbeit
Ich möchte meine Hausarbeit damit beginnen, zu erläutern, warum Ethik in der Sozialen Arbeit wichtig ist und welchen Bezug sie dazu hat.
Später werde ich auf die Moral und auf die Ethik an sich eingehen. Ich beschreibe die philosophischen Lehren der Stoá, von Thomas von Aquin und Jeremy Bentham. Diese
Lehren werden erst von mir beschrieben und im nächsten Kapitel auf das Fallbeispiel angewandt.
Zu Anfang möchte ich aber erst einmal erklären was Ethik bedeutet. Ethik kommt aus dem griechischen éthos und bedeutet gewohnter Ort des Lebens, Sitte, Charakter.[1]
Die Ethik wird in drei Formen unterschieden. Die erste ist die Empirische Ethik. Diese lässt sich wiederum in die deskriptive und die explanatorische Ethik untergliedern. Die deskriptive Ethik ist eine beschreibende Ethik. Sie beschreibt Ethik in Hinsicht auf die Gruppe oder Institution, die Ethik anwendet. Die explanatorische Ethik erklärt die Ethik in Hinsicht auf die Herkunft und versucht diese zu verallgemeinern. Neben der Empirischen Ethik gibt es noch die Normative Ethik. Die Normative Ethik wird auch wieder in die evaluative und präskriptive Ethik untergliedert. Die evaluative Ethik beurteilt die vorherrschende Moral kritisch. Die präskriptive Ethik dagegen schreibt eine begründete Moral vor. Neben diesen zwei Ethikformen gibt es noch die Metaethik. Die Metaethik untersucht die sprachliche Form der Normativen Ethik auf sittliche Prädikate.[2]
Nun möchte ich kurz auf die Verbindung zwischen Ethik und Philosophie eingehen. Philosophie kommt von dem griechischen Wort philosophia und bedeutet die Liebe zur Weisheit.[3] Die Philosophie ist die allgemeine Wissenschaft des Wissens und des Handelns Hier wurden drei Eigenarten herausgearbeitet. Erstens, die Systematik. Die philosophische Ethik hat klar definierte Ziele. Sie möchte die Moral in allen Variationen kennenlernen und diese auch verstehen. Zweitens, die Argumentation. Die Ethik bedarf keiner Religion, sondern beruht auf Argumenten, die sorgfältig ausgearbeitet und dann vorgetragen werden. Und drittens, die Intersubjektivität. Die Ethik muss für alle Menschen gelten. Die ethischen Urteile müssen allgemeingültig für alle Menschen sein.[4] Aus der Philosophie heraus resultiert die Ethik, denn die Ethik ist eine philosophische Disziplin.
Im nächsten Kapitel werde ich auf die Moral eingehen.
1.1. Was ist Moral?
Um zu verstehen was Moral bedeutet, muss ich damit beginnen zu erklären, wie Moral und Freiheit zusammenhängen. Freiheit ist eine elementare Eigenschaft, die in einem menschlichen Leben nicht fehlen darf. Ein Mensch hat viele Möglichkeiten seine Freiheit auszubauen oder sie einzuschränken. Er kann frei entscheiden. Menschen müssen aber bei jeder Entscheidung abwägen, ob diese moralisch korrekt sind oder nicht. Es gibt zwei verschiedene Handlungen. Zum einen die Handlungen des Menschen und die menschlichen Handlungen. Handlungen des Menschen sind Handlungen, die ein Mensch nicht beeinflussen kann, sie sind also unbewusst und können somit auch nicht verhindert werden. Menschliche Handlungen dagegen werden aus freien Stücken begangen und sind somit bewusst. Dennoch ziehen menschliche Handlungen Verpflichtungen nach sich.[5]
Die Moral lässt sich unter verschiedenen Gesichtspunkten betrachten. Anfangen möchte ich hier mit dem religiösen Aspekt. In der Religion steht die Vernunft an oberste Stelle. Es gibt zwei Arten von Religionen. In der einen geht die Beziehung zu Gott von den Menschen und der anderen von Gott aus. Alle Religionen setzen eine Reihe von moralischen Vorschriften voraus, wie zum Beispiel, dass Juden kein Schweinefleisch essen dürfen. Die moralische Religion muss nicht beweisen, dass es einen Gott gibt. Der Verstand ist hier auch ein wichtiger Punkt. Der Verstand eines jeden Menschen, versteht etwas nur, wenn er es auch anfassen oder wissenschaftlich beweisen kann. Mit Gott sieht es aber so aus, dass man ihn weder anfassen noch wissenschaftlich beweisen kann. Hier kommt der Glaube ins Spiel. Die Religion glaubt an Gott und durch diesen Glauben und die Lehren der Religion werden moralische Weisungen an den Gläubigen weitergegeben.[6]
Der nächste ist der literarische Aspekt. In der Literatur lesen wir immer wieder, wenn ein Mensch moralisch richtig gehandelt hat. Und manchmal auch warum er so und nicht anders handelt. Die Literatur spricht über Gefühle und über die schönen Dinge dieser Welt. Die Literatur übt einen sehr großen Einfluss auf uns aus. Wenn wir ein Buch lesen, können wir mit unserer Phantasie in das Buch einsteigen. Wir spielen die Hauptperson, wir sind der Held oder die Heldin. Und wir reflektieren das Gelesene auf unserer Leben wieder und somit auch die moralischen Vorstellungen der Hauptperson, denn wir sind die Hauptperson in unserem Leben.[7]
Der dritte ist der philosophische Aspekt. Neben der Religion und der Literatur lernen wir zudem auch noch von unseren Vorbildern. Unsere Vorbilder sind in der frühen Kindheit unsere Eltern. Wir schauen zu und ahmen dann das Gesehene nach. In der Erziehung werden uns verschiedene moralische Werte vermittelt. Irgendwann kommt ein Kind in ein Alter, in dem es anfängt Fragen zu stellen. Es hinterfragt die moralischen Vorstellungen der Eltern. Und hier kommt dann die Philosophie ins Spiel. Die Philosophie ist das vernünftige Instrument, mit denen man solche Fragen beantworten kann. Die Philosophie ist vernünftig, weil sie argumentiert, begründet und beweist. Dann ist die Philosophie umfassend, da sie nicht nur auf ein Teilgebiet wie die Physik eingeht, sondern man sie auf alles anwenden und mit ihr Brücken zwischen den Teilgebieten schlagen kann. Und zuletzt ist sie radikal, da sie allem auf den Zahn fühlt und sich nicht mit oberflächlichen Erklärungen zufrieden gibt.[8]
Als letztes gibt es noch den psychiatrischen Aspekt. Die Psychiatrie beschreibt das geistig-seelische Leben. Es geht auf die Gesundheit des Menschen ein. Sie ist ein Teilgebiet der Medizin. Und auch hier spielen moralische Werte eine wichtige Rolle, da ein Psychiater in das Innere eines Menschen schaut und ihm hilft wieder gesund zu werden.[9]
Soviel zu den verschiedenen Gesichtspunkten der Moral. Die Moral kann man zusammenfassend als unser Gewissen bezeichnen. Es sorgt dafür, dass wir zwischen Gut und Böse entscheiden können. Damit wir dies aber tun können, brauchen wir die verschiedenen Gesichtspunkte, die ich vorher erwähnt habe. Denn wenn ich durch die Literatur als auch die Erziehung nicht gelernt habe, was ich tun darf und was nicht, kann ich das in meinem Leben auch nicht einschätzen. Ein wirklich wichtiger und nicht zu vernachlässigender Punkt ist die Gesellschaft. Die Gesellschaft schreibt uns vor was wir dürfen und was nicht, was moralisch korrekt ist und was nicht. Wir müssen uns an die Moral halten, sonst werden wir unter Umständen gesellschaftlich exkludiert.
Auch für die Soziale Arbeit ist Moral ein wichtiger Punkt. Ein kleines Beispiel soll das verdeutlichen. Ist es für eine Sozial Arbeiterin oder einen Sozial Arbeiter moralisch richtig, wenn sie/er gegen die Regeln der Institution verstößt um seinem Klienten zu helfen? Hier helfen ihr/ihm dann die berufsethischen Prinzipien des DBSH. Auf diese werde ich nun im nächsten Kapitel eingehen.
1.2. Was bedeutet Ethik für die Soziale Arbeit
Für die Soziale Arbeit hat die Ethik einen wichtigen Stellenwert. Der Deutsche Bund für Sozialarbeit, Sozialpädagogik und Heilpädagogik e.V. hat deshalb Berufsethische Prinzipien erarbeitet. Diese bilden die Grundlage des sozialpädagogischen Handelns. Die Soziale Arbeit zielt auf Menschen in besonderen Lebenslagen, deshalb ist es wichtig, dass die Soziale Arbeit immer evaluiert und weiterentwickelt wird. Diese Berufsethischen Prinzipien bieten hierzu eine Hilfestellung. Ich werde die jeweilig zusammengehörigen Prinzipien zusammenfassen, da ich nur begrenzt Platz habe.
Anfangen werde ich mit den allgemeinen Grundsätzen beruflichen Handelns. Hier geht es darum, wie sich Sozial Arbeiterinnen und Sozial Arbeiter grundsätzlich während ihrer Arbeit verhalten sollen. Sie sollen ermöglichen, fördern, unterstützen und fordern. Sie sollen jeglicher Diskriminierung entgegentreten. Sie sollen auf soziale Notstände aufmerksam machen und diesen nach eigenen Möglichkeiten entgegen wirken. Zudem sollten Sozial Arbeiterinnen und Sozial Arbeiter in der Sozialplanung mitwirken und ihre Stellungen nicht zur eigenen Vorteilsnahme missbrauchen.[10]
Nun zum Verhalten gegenüber Klienten. Hier ist es wichtig immer emphatisch zu sein. Man muss die Privatsphäre und die Lebenssituation des Klienten achten und schützen. Mit dem Klientel muss respektvoll umgegangen werden. Die Schweigepflicht muss immer gegenüber anderen gewahrt bleiben. Zudem müssen die Datenschutzrechtlinien eingehalten werden. Wenn Daten oder Informationen weitergegeben werden müssen, muss die Person darüber informiert werden. Sozial Arbeiterinnen und Sozial Arbeiter müssen sämtliche Ressourcen, die ihnen zu Verfügung stehen, dem Klient bereitstellen.[11]
Als nächstes komme ich zum Verhalten gegenüber Berufskolleginnen und Berufskollegen. Hier muss ein wertschätzender Umgang gewahrt sein. Sozial Arbeiterinnen und Sozial Arbeiter sollen sich gegenseitig unterstützen und sich aktiv und kritisch an der Ausbildung des beruflichen Nachwuchses beteiligen. Kritik gegen Kolleginnen und Kollegen ist in geeigneter und verantwortlicher Form zu üben und zu nutzen.[12]
Jetzt komme ich zum Verhalten gegenüber Arbeitgeber/innen und Organisationen. Hier müssen auf Kooperationspartner und deren Zielsetzungen, Strategien und Maßnahmen im Einklang mit diesen Prinzipien stehen. Es muss darauf geachtet werden, dass die eigene Organisation sich ebenfalls an diese Prinzipien hält und nach diesen arbeitet. Wenn eine Überforderung oder andere schwerwiegende Mängel vorliegen, haben Sozial Arbeiterinnen und Sozial Arbeiter das Recht und die Pflicht dies dem Vorgesetzten zu melden. Sozial Arbeiterinnen und Sozial Arbeiter sind dazu verpflichtet mit der oder dem Arbeitergeberin oder Arbeitergeber eine konstruktive und innovative Zusammenarbeit zu fördern.[13]
Der vorletzte Punkt beschreibt das Verhalten in der Öffentlichkeit. Sozial Arbeiterinnen und Sozial Arbeiter müssen mit ihren eigenen Mitteln und Möglichkeiten eine für die Gesellschaft notwendige Dienstleistung erbringen. Sie sollen Abwertungen der Sozialen Arbeit entgegentreten. Sie sollen das Ansehen des Berufes der Sozialen Arbeit fördern.[14]
Der letzte Punkt spricht den sozialen Wandel an. Der soziale Wandel ist sehr schnell und es kann sich auch schnell einiges ändern. Hierfür setzt der DBSH eine Kommission ein, die diese Prinzipien regelmäßig aktualisiert und kontinuierlich einer Revision unterzieht um konkrete Verfahrensregeln zu erarbeiten.[15]
Nun muss ich aber leider anmerken, dass die letzte Überarbeitung dieser Prinzipien im Jahre 1997 war. Es drängt sich mir wohl oder übel die Frage auf, ob sich seit dem nichts geändert hat, oder diese regelmäßige und kontinuierliche Aktualisierung nicht stattgefunden hat. Meines Erachtens muss zudem noch der Datenschutz in dieser heutigen, doch sehr vernetzten und digitalen Welt, mehr in den Vordergrund rücken und auch noch stärker geschützt werden.
[...]
[1] Höffe 2008, S. 71
[2] Vgl. Folien Seminar Ethik in der Sozialen Arbeit
[3] http://www.textlog.de/4846.html vom 05.06.2011
[4] Vgl. Zagal, Galindo 2008, S. 32ff
[5] Vgl. Zagal, Galindo 2008, S.16ff
[6] Vgl. Zagal, Galindo 2008, S. 21ff
[7] Vgl. Zagal, Galindo 2008, S. 23ff
[8] Vgl. Zagal, Galindo 2008, S. 25ff
[9] Vgl. Zagal, Galindo 2008, S. 29ff
[10] Vgl. http://www.dbsh.de/BerufsethischePrinzipien.pdf vom 24.05.2011 S. 1ff
[11] Vgl. http://www.dbsh.de/BerufsethischePrinzipien.pdf vom 24.05.2011 S. 2
[12] Vgl. http://www.dbsh.de/BerufsethischePrinzipien.pdf vom 24.05.2011 S. 2ff
[13] Vgl. http://www.dbsh.de/BerufsethischePrinzipien.pdf vom 24.05.2011 S. 3
[14] Vgl. http://www.dbsh.de/BerufsethischePrinzipien.pdf vom 24.05.2011 S. 3ff
[15] Vgl. http://www.dbsh.de/BerufsethischePrinzipien.pdf vom 24.05.2011 S. 4