Die Generalnorm des § 264 II HGB ordnet an, dass der Jahresabschluss ein den tatsäch-lichen Verhältnissen entsprechendes Bild der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage zu vermitteln hat. Zahlreiche handelsrechtliche Vorschriften implizieren jedoch- als Ausfluss des Vorsichtsprinzips - eine verzerrte Abbildung der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage. Die daraus resultierende systematische Unterbewertung des Eigenkapitals, welche nicht zuletzt auch empirisch an immensen Missverhältnissen zwischen dem Marktwert und dem Buchwert des Eigenkapitals zu belegen ist, kann insbesondere auf die fehlende bzw. unzureichende bilanzielle Abbildung selbst geschaffener immaterieller Vermögenswerte, die regelmäßig die wesentliche Grundlage des Unternehmenserfolgs darstellen, zurückgeführt werden.
Mit dem, am 29. Mai 2009 in Kraft getretenen, Bilanzrechtmodernisierungsgesetz verfolgt der Gesetzgeber die Absicht, eine moderne und im Vergleich zu den internationa-len Rechnungslegungsstandards konkurrenzfähige Bilanzierungsgrundlage zu schaffen.
Dafür wurde die Informationsfunktion des handelsrechtlichen Jahres- und Konzernab-schlusses gestärkt.
Das vorherige Aktivierungsverbot für selbst erstellte immaterielle Vermögensgegens-tände des Anlagevermögens beruht auf der Erkenntnis, dass der Jahresabschluss die Grundlage für eine objektivierte (rechtssichere) und vorsichtige (unternehmenssichern-de) Bemessungsgrundlage für Gewinn- und Steueransprüche bildet.
Aus diesem Grund erscheint es untersuchenswert, ob im Falle der selbst erstellten im-materiellen Vermögenswerte die Informationsfunktion innerhalb des Jahresabschlusses den Informationsinteressen der Abschlussadressaten gerecht wird oder ob vielmehr ein geeigneterer Abbildungsort für die Berichterstattung gefunden werden sollte.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Problemstellung und Bearbeitungsrelevanz
- Zielsetzung der Untersuchung
- Vorgehensweise und Methodik
- Grundlagen
- Die informationsökonomische Analyse
- Abgrenzung der Adressaten
- Analysekriterien zur Beurteilung der Berichterstattung über immaterielle Vermögenswerte
- Prognoseverlässlichkeit der Information
- Wertrelevanz der Informationen
- Einschränkende Nebenbedingungen
- Die Abbildung von immateriellen Vermögenswerten im handelsrechtlichen Jahresabschluss
- Definition von immateriellen Vermögenswerten
- Einfluss der Ansatzvorschriften auf den Ausweis von immateriellen Vermögenswerten
- Abstrakte Aktivierungsfähigkeit
- Konkrete Aktivierungsfähigkeit
- Konkretisierungen zum Bilanzansatz durch DRS 12
- Beurteilung der Ansatzvorschriften hinsichtlich der wertrelevanten und prognoseverlässlichen Informationsvermittlung von immateriellen Vermögenswerten
- Einfluss der Bewertungsvorschriften auf den Ausweis von immateriellen Vermögenswerten
- Erstbewertung von immateriellen Vermögensgegenständen
- Abgrenzungsproblematik zwischen Forschungs- und Entwicklungskosten
- Folgebewertung der immateriellen Vermögensgegenstände
- Konkretisierungen zur Bewertung durch DRS 12
- Beurteilung der Bewertungsvorschriften hinsichtlich der wertrelevanten und prognoseverlässlichen Informationsvermittlung von immateriellen Vermögenswerten
- Identifizierung eines Informationsdefizits bei der Berichterstattung von immateriellen Vermögenswerten nach aktueller Rechtslage
- Kompensationspotential des Informationsdefizits durch eine wissensbilanzierte Berichterstattung
- Zur Entstehung der Wissensbilanzierung
- Eignung des Lageberichts zur Berichterstattung über immaterielle Vermögenswerte
- Mögliche Verfahren zur Berichterstattung über immaterielle Vermögenswerte im Lagebericht
- Entwicklung einer Kategorisierung von immateriellen Vermögenswerten für eine multiindikative Lageberichterstattung
- Anforderungen an die Ausgestaltung des Berichterstattungskonzeptes für den Lagebericht
- Synthese eines Lageberichterstattungsansatzes über immaterielle Vermögenswerte auf Basis der Wertkategorisierung
- Die Wertkategorie des Mitarbeiterkapitals
- Die Wertkategorie des Externen Strukturkapitals
- Die Wertkategorie des Internen Strukturkapital
- Kompensationspotential des Berichterstattungskonzeptes zur Beseitigung des Informationsdefizites über immaterielle Vermögenswerte
- Möglichkeiten und Grenzen der Berichterstattung von immateriellen Vermögenswerten
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Diplomarbeit befasst sich mit der aktuellen Rechtslage zur Darstellung von immateriellen Vermögenswerten in der Finanzberichterstattung. Sie analysiert die Informationsdefizite des handelsrechtlichen Jahresabschlusses und untersucht das Potenzial einer wissensbilanzierten Berichterstattung, diese Defizite zu kompensieren.
- Informationsdefizite im handelsrechtlichen Jahresabschluss hinsichtlich der Darstellung von immateriellen Vermögenswerten
- Wissensbilanzierung als Ansatz zur Verbesserung der Berichterstattung über immaterielle Vermögenswerte
- Entwicklung eines Modells für eine multiindikative Lageberichterstattung über immaterielle Vermögenswerte
- Bewertung des Kompensationspotentials der wissensbilanzierten Berichterstattung
- Möglichkeiten und Grenzen der Berichterstattung über immaterielle Vermögenswerte
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema der Diplomarbeit ein und stellt die Problemstellung sowie die Zielsetzung der Untersuchung dar. Sie beleuchtet die Relevanz der Berichterstattung über immaterielle Vermögenswerte im Kontext der Informationsökonomie.
Kapitel 2 liefert die theoretischen Grundlagen für die Analyse. Es werden die informationsökonomische Perspektive, die Abgrenzung der Adressaten und die Analysekriterien zur Beurteilung der Berichterstattung über immaterielle Vermögenswerte beleuchtet. Im Fokus stehen dabei die Prognoseverlässlichkeit der Information, die Wertrelevanz der Informationen und die einschränkenden Nebenbedingungen.
Kapitel 3 untersucht die Abbildung von immateriellen Vermögenswerten im handelsrechtlichen Jahresabschluss. Es werden die Definition von immateriellen Vermögenswerten, die Einfluss der Ansatz- und Bewertungsvorschriften auf deren Ausweis sowie die Identifizierung eines Informationsdefizits bei der Berichterstattung nach aktueller Rechtslage analysiert.
Kapitel 4 beleuchtet das Kompensationspotential des Informationsdefizits durch eine wissensbilanzierte Berichterstattung. Es werden die Entstehung der Wissensbilanzierung, die Eignung des Lageberichts, mögliche Verfahren zur Berichterstattung über immaterielle Vermögenswerte, eine Kategorisierung von immateriellen Vermögenswerten sowie Anforderungen an die Ausgestaltung des Berichterstattungskonzeptes diskutiert. Die Synthese eines Lageberichterstattungsansatzes über immaterielle Vermögenswerte auf Basis der Wertkategorisierung wird dargestellt.
Schlüsselwörter
Immaterielle Vermögenswerte, Informationsökonomie, Jahresabschluss, Bilanzierung, Wissensbilanzierung, Lagebericht, Berichterstattung, Transparenz, Wertrelevanz, Prognoseverlässlichkeit, Rechnungslegung, IFRS, HGB, DRS, Mitarbeiterkapital, Externes Strukturkapital, Internes Strukturkapital.
- Arbeit zitieren
- Clemens Karger (Autor:in), 2011, Aktuelle nationale Rechtslage und neue Ansätze zum Ausweis und zur Berichterstattung von immateriellen Vermögenswerten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/191135