In diesem Buch wollen wir unser Verständnis von Politik und politischer Kommunikation genauer akzentuieren und versuchen, den disziplinenübergreifenden Untersuchungsgegenstand „Politische Kommunikation“ zunächst aus kommunikationstheoretischer Perspektive formanalytisch einzugrenzen und im Anschluß daran zu studieren, inwiefern politische Interaktionen in die Aufrechterhaltung der Autopoiesis des politischen Systems eingebunden sind und welche Funktion sie wahrnehmen, sprich: in welcher Hinsicht Interaktionen für das Gesamtsystem von Relevanz sind. Als Referenzadresse und Theoriegrundlage dient uns dabei die Systemtheorie in der Version, wie sie von Niklas Luhmann vorgelegt worden ist. Damit ist zugleich die Feststellung verbunden, daß es inhaltlich um die Herleitung eines bestimmten Politikverständnisses geht, welches nicht nahtlos an traditionelle Vorstellungen anknüpft.
Ziel ist es, die mikrologischen Prozesse im politischen System mit Hilfe des systemtheoretischen Begriffsapparates zu rekonstruieren und zu reformulieren, da hier primär die Anknüpfungspunkte für eine kommunikationswissenschaftliche Perspektive, die einen Schwerpunkt in der Untersuchung von interaktionsförmigen Kommunikationsprozessen gebildet hat, liegen. Wir blenden damit explizit die gesellschaftstheoretische Analyse aus, da diese gesondert auf dem Feld der Soziologie zu entwickeln wäre. Im übrigen würde dies unsere Problemstellung umkehren und uns veranlassen, nach der Relevanz und Funktion des politischen Systems für die Gesellschaft zu fragen mit der Konsequenz, den Gesellschaftsbegriff ins zentrale Blickfeld der Betrachtung zu rücken.
Die zentrale Fragestellung unserer Arbeit lautet: Welchen Beitrag leistet und welche Funktion hat die politische Kommunikation unter Anwesenden für das politische System? In diesem Zusammenhang ist obendrein von Interesse, inwiefern politische Interaktionen in die Selbstproduktion sowie die Aufrechterhaltung der Autopoiesis des Gesamtsystems eingebunden sind.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung und Problemstellung
- I. Grundlagen einer Systemtheorie der Interaktion
- 1. Interaktion: Eine begriffstheoretische Fixierung
- 2. Konstitutions- und Grenzbildungsprinzipien von Interaktionssystemen
- 2.1 Anwesenheit
- 2.2 Reflexive Wahrnehmung
- 2.3 Themen
- 3. Interaktion und Kommunikation
- 3.1 Kommunikation als elementare Operation alles Sozialen
- 3.2 Interpenetration: Zum Verhältnis von Kommunikation und Bewußtsein
- 4. Die Sinndimensionalität von Interaktionen
- 4.1 Die Sachdimension
- 4.2 Die Sozialdimension
- 4.3 Die Zeitdimension
- 4.4 Die Raumdimension
- 5. Gesellschaftstheoretische Perspektiven
- 5.1 Die Nichtidentität von Gesellschaft, Organisation und Interaktion
- 5.2 Rollendifferenzierung
- II. Formanalytische und funktionssystemspezifische Dimensionen politischer Kommunikation
- 6. Macht als symbolisch generalisiertes Kommunikationsmedium
- 7. Politische Codierung und Programmierung
- 8. Die Funktion und die Binnendifferenzierung des politischen Systems
- III. Interaktion im politischen System der funktional ausdifferenzierten Gesellschaft
- 9. Parteienkommunikation
- 10. Politische Wahlen
- 11. Verwaltungskommunikation
- 11.1 Gesetzgebungsverfahren
- 11.2 Parlamentskommunikation
- 11.3 Regierungskommunikation
- 11.4 Kommunikation in der öffentlichen Verwaltung
- 12. Die Lobby und der Runde Tisch
- Fazit und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Bedeutung von politischer Kommunikation unter Anwesenden aus systemtheoretischer Perspektive. Sie will die grundlegenden Prinzipien der Interaktion und Kommunikation im Kontext des politischen Systems beleuchten und zeigen, wie politische Prozesse durch kommunikative Interaktionen gestaltet werden.
- Die Rolle der Kommunikation in der Konstitution und Reproduktion von Gesellschaften
- Die Bedeutung von Anwesenheit, reflexiver Wahrnehmung und Themen für Interaktionen
- Die Analyse von Macht als symbolisch generalisiertes Kommunikationsmedium in der Politik
- Die Untersuchung von Formen und Funktionen politischer Kommunikation in verschiedenen Bereichen des politischen Systems
- Die Relevanz von Interaktion und Kommunikation für die Funktionsweise des politischen Systems in der funktional ausdifferenzierten Gesellschaft
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung präsentiert die Problemstellung und definiert den Gegenstand der Arbeit. Kapitel I legt die systemtheoretischen Grundlagen für die Analyse von Interaktion und Kommunikation. Kapitel II untersucht die Formanalytischen und funktionssystemspezifischen Dimensionen politischer Kommunikation. Kapitel III fokussiert auf die Interaktion im politischen System der funktional ausdifferenzierten Gesellschaft, mit Schwerpunkten auf Parteienkommunikation, politischen Wahlen, Verwaltungskommunikation und der Rolle von Lobbys.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit Themen wie Interaktion, Kommunikation, Systemtheorie, politisches System, Macht, symbolisch generalisierte Medien, politische Codierung, Programmierung, Parteienkommunikation, Verwaltungskommunikation und Lobbyismus. Die Untersuchung basiert auf systemtheoretischen Konzepten und analysiert die Rolle von Kommunikation in der Gestaltung und Reproduktion des politischen Systems.
- Arbeit zitieren
- Magister Artium Jörg Frehmann (Autor:in), 2001, Interaktion im politischen System - Eine systemtheoretische Betrachtung der politischen Kommunikation unter Anwesenden, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/19126