Die Geschichte der Politikwissenschaft


Hausarbeit, 2012

18 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe

Gliederung

1 Vorurteile, mit der die Politikwissenschaft zu kämpfen hat
1.1 Politikwissenschaft als keine „normale“ Wissenschaft
1.2 „Politikwissenschaft ist eine 'politisierte' Wissenshaft“ (Alemann 1995, S. 15)
1.3 Politikwissenschaftler werden nicht verstanden
1.4 „Politikwissenschaftlern muss man misstrauen wie den Politikern“ (Alemann 1995, S. 18)
1.5 „Politikwissenschaftler wollen Politiker werden“ (Alemann 1995, S. 19)
1.6 „Politikwissenschaftler pflegen ihre Komplexe“ (Alemann 1995, S. 20)

2 Begriffsbestimmung

3 Politikwissenschaft als eine sehr alte und zugleich sehr junge Disziplin
3.1 Exkurs: Warum überhaupt Geschichte?
3.2 Argumente, die für eine junge Disziplin sprechen
3.3 Argumente, die für eine alte Disziplin sprechen
3.3.1 Politikwissenschaft als Teil der praktischen Philosophie in Antike und Mittelalter
3.3.2 Politikwissenschaft seit Beginn der Neuzeit

4 Was macht Politikwissenschaft zur Wissenschaft? - Grundlegende Voraussetzungen politikwissenschaftlichen Denkens
4.1 Politikwissenschaftliche Grundlagen
4.2 Ein Profil der Politikwissenschaft

5 Zukunftsperspektiven für die Politikwissenschaft

1 Vorurteile, mit der die Politikwissenschaft zu kämpfen hat

Die Wissenschaft der Politik unterliegt verschiedensten Vorurteilen. Das mag daran liegen, dass Politik und Wissenschaft zwei unterschiedliche Welten sind. Allerdings ist das im Bewusstsein der Öffentlichkeit wohl noch nicht angekommen. Politikwissenschaftler haben also die Aufgabe, die Politik wissenschaftlich zu betrachten. Sie „helfen zu planen, zu prognostizieren, zu erklären und sie helfen Politik zu kritisieren, zu optimieren, Gegenargumente zu formulieren und durchzusetzen“ (Alemann1995, S. 11/12). Nun stellt sich die Frage, welches die Vorurteile sind. Diese werden nun näher erläutert.

1.1 Politikwissenschaft als keine „normale“ Wissenschaft

Ein Politologe trifft sowohl in der Öffentlichkeit als auch in Wissenschaftskreisen oft auf Unverständnis. Das liegt an der Unkenntnis über dieses Fach. Das mag unter Anderem auch daran liegen, dass sich andere Fachbereiche, die sich mit dem Staatswesen und der Politik befassen, wohl von der Politikwissenschaft bedroht fühlen.

Auch mag die bisher nicht gefundene einheitliche Bezeichnung für das Fach problematisch sein. Zwar setzte sich der Begriff der Politikwissenschaft durch, dennoch bleiben unterschiedliche Bezeichnungen. Diese führen logischerweise zu Identitätsproblemen.

Warum ist aber nun die Politikwissenschaft nicht eine „normale Wissenschaft“? Alemann hat hierfür folgende Erklärung: „Nach ihm [Thoma Kuhn] verfügt eine ‘normale Wissenschaft‘ über einen anerkannten Gegenstandsbereich und einen ausdifferenzierten Methodenkanon, mit dessen Hilfe wissenschaftliche Erkenntnisse kumulativ, also Stein auf Stein, zu einem Lehrgebäude aufgebaut werden. Sie verfügt, so KUHN, über ein einheitliches Paradigma, dh. Modell, wie die Wissenschaft zu betreiben sei“ (Alemann 1995, S. 14). Die junge Wissen- schaft der Politik war sich allerdings in der Nachkriegszeit nicht darüber einig, wie diese Wis- senschaft methodisch zu betreiben sei bzw. welche Ziele sie verfolgen solle. Allerdings sei sie heute voller Methodenvielfalt, weswegen man sie durchaus als normale Sozialwissen- schaft ansehen könne (vgl. Alemann 1995).

1.2 „Politikwissenschaft ist eine ‘politisierte‘ Wissenschaft“ (Alemann 1995, S. 15)

In der Öffentlichkeit herrscht das Vorurteil, Politikwissenschaftler würden letztendlich auch in der Politik beruflich einsteigen. Natürlich ist die Politikwissenschaft der Politik näher, als andere Gesellschafts- oder Sozialwissenschaftler. Allerdings gibt es mehr Juristen als Polito- logen in der Politik. Es gibt auch Politologen, die eher einer Wissenschaft anhängen, die wert- frei ist und auf empirisch gewonnenen Daten basiert. Allerdings könne man auch hier nicht von wertfrei sprechen, da die Ergebnisse hier die Politik durchaus beeinflussen könnten. Bei- spiel hierfür sind Wahlprognosen. Anhand dieser wählen Politiker ihre Wahlkampfstrategien. Also haben die gewonnen Daten auch politische Auswirkungen. Die Mehrheit der Politologen kommt ebenfalls zu dem Ergebnis, dass eine wertfreie Wissenschaft eigentlich nicht umzuset- zen sei. Auch sind sie sich einig darüber, Politikwissenschaft sei eine Demokratiewissenschaft mit „aufklärerischer Funktion“ (vgl. Alemann 1995, S. 16). „Politikwissenschaft sollte ein Garant politischer Bildung zur Demokratisierung Deutschlands sein“ (Alemann 1995, S. 14). Es ginge also darum, den Menschen im Sinne der politischen Bildung zur Urteilsbildung über gesellschaftliche und politische Vorgänge zu befähigen.

Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass tatsächlich eine neutrale Wissenschaft gegenüber Politik kaum zu verwirklichen ist. Jedes Ergebnis könnte politische Auswirkungen mit sich bringen. Auch zielt die Wissenschaft darauf ab, den Menschen politisch zu bilden (vgl. Alemann 1995, S. 15/16).

1.3 Politikwissenschaftler werden nicht verstanden

Gemeint ist hier folgendes: Jeder glaubt über politische Vorgänge Bescheid zu wissen und spricht entsprechend darüber. Tut dies allerdings ein Politologe, so versteht man ihn im wört- lichen Sinne nicht. Dennoch ist diese Fachsprache notwendig, da so Begriffe und Sachverhal- te international kommuniziert werden können. Es dient also der allgemeinen Verständlichkeit unter den Wissenschaftlern. Es ist wichtig sie von der Alltagssprache zu unterscheiden, da die verwendeten Begriffe hier eben nicht eindeutig beschrieben sind. Laut Alemann würde diese wissenschaftliche Sprache allerdings auch dazu benutzt, vom eigenen Unwissen oder Unsicherheit abzulenken. Schließlich solle sie nicht dazu dienen, Sachverhalte unnötig aufzubauschen, sondern sie so präzise wie möglich darzustellen und zu beschreiben. Es solle auch unterschieden werden, wo die entsprechende Sprache verwendet würde. So hätte sie in einer Dissertation eine größere Bedeutung als beispielsweise in einem Lehrbuch, indem es um das Verstehen geht (vgl. Alemann1 1995).

1.4 „Politikwissenschaftlern muss man misstrauen wie den Politikern“ (Alemann 1995, S. 18)

Die Deutschen seien sich darüber einig, dass Politik ein schmutziges Geschäft sei. Ein Vorur- teil, das vermutlich mit der deutschen Geschichte zu tun hat. „Der deutsche Beamte sollte ein unpolitischer Diener des Staates sein - dies war die ‘Lebenslüge des Obrigkeitsstaates‘“ (Alemann 1995, S. 18). Der Staat stand hier über allem und sollte Gemeinwohl und Sicherheit garantieren. Auch nach dem Nationalsozialismus wurde diese Lüge aufrechterhalten. Mit die- ser Hilfe redeten sich Beamte und andere aus ihrer Verantwortung heraus. Schließlich seien sie nur ihren Pflichten nachgekommen. Auch im weiteren geschichtlichen Verlauf blieb die Trennung zwischen Staat und Gesellschaft. Der Staat war zuständig für die Politik, während die Gesellschaft als „vorpolitisch“ bezeichnet wurde. Diese strikte Teilung trägt also nur zu diesem Misstrauen gegenüber Politik - und weil Politikwissenschaft mit Politik eben in Ver- bindung gebracht wird - und Politologen bei.

Heute sieht man in den Medien auch immer wieder Skandale, die eng mit Politikern in Verbindung stehen. Diese haben das Vertrauen der Gesellschaft zerstört. Trotz allem wird weiter Politik gemacht. Die Wahlbeteiligung in Deutschland sei trotz des Rückgangs immer noch höher als in anderen Ländern (vgl. Alemann 1995).

1.5 „Politikwissenschaftler wollen Politiker werden“ (Alemann 1995, S. 19)

Dieses Vorurteil hat in Deutschland wohl kaum Bedeutung. Hierzulande sind die wenigsten Politiker tatsächlich aus der Politikwissenschaft. Ganz im Gegenteil. „Blättert man das Hand- buch des deutschen Bundestages durch, so dominieren hier unter den Akademikern immer noch die Juristen, wie auch in der allgemeinen Verwaltung und der hohen Ministerialbürokra- tie das Juristenmonopol kaum gebrochen ist“ (Alemann 1995, S. 19). Betrachtet man das Stu- dium, so sei dies auch nicht auf das Berufsbild eines Politikers hin ausgerichtet. Dieses Vorur- teil kann also in der beruflichen Realität nicht bestätigt werden (vgl. Alemann 1995).

1.6 „Politikwissenschaftler pflegen ihre Komplexe“ (Alemann 1995, S. 20)

Politikwissenschaftler haben es schwer, wenn sie sich zu ihrem Fach bekennen müssen. So kommt es vor, dass sich Politiker eher als Historiker bezeichnen. Nach Alemann beruht dies auf einem mangelnden „fachlichen Selbstbewusstsein“ (Alemann 1995, S. 20). Unter anderem läge es an den Debatten in den 68ern. Mitterlweile allerdings hätte es „sich herumgesprochen, dass die Politikwissenschaft weder eine linke Wissenschaft von der Systemveränderung noch eine rechte Wissenschaft der guten Staatsbürgerkunde“ (Alemann 1995, S. 20) sei. Heute gä- be es Politologen in den unterschiedlichsten Parteien, weswegen eine klare politische Zuord- nung nicht möglich sei.

Zwar wurde der Politikwissenschaft eine gewisse Unreife noch in den 40ern und 50ern Jahren nachgesagt, doch sei sie heute eine „erwachsene“ Wissenschaft geworden. Sie greife aktuelle Trends auf, obwohl sie gleichzeitig als alte Wissenschaft - weil von Platon und Aristoteles mitbegründet - auftritt. Dennoch gibt es keine klare Definition oder Begrifflichkeiten, die die Politikwissenschaft klar definieren würden. Dies gelte aber auch für die Sozial- und Geistes- wissenschaften. „Einen fertigen Apothekenschrank mit vielen sauber beschrifteten Schubläd- chen für das ganze System des Wissens kann die Politikwissenschaft nicht bieten“ (Alemann 1995, S. 21). „Nur tote Wissenschaften passen in ein fertiges Kategorienschema. Was lebt, verändert sich“ (Alemann 1995, S. 21). Vielleicht macht eben dieses es den Politologen so schwer, zu ihrem Dasein zu stehen.

Quelle: -von Alemann, Ulrich (1995): Grundlagen der Politikwissenschaft. Hemsbach, S. 11 - 20

2 Begriffsbestimmung

Politik wandelte sich im Laufe der Geschichte und ist so kontrovers wie die Umweltgegebenheiten, die sie bedingen. Auch die Bezeichnung der Universitätsdiziplin ist vielfältig und lässt Verwunderung aufkommen, wie viele verschiedene Bezeichnungen existieren. Im deutschen Sprachgebrauch gibt es eine Fülle an Namen, die für dieses Fach nebeneinander im Kurs sind, so zum Beispiel „Wissenschaft von der Politik“, „Politische Wissenschaft“, „Politische Wissenschaften“, „Wissenschaftliche Politik“, „Politologie“ und „Politikwissenschaft“. In Frankreich ist der Begriff „science politique“ ebenso unumstritten, wie im altenglischen Gebiet „political science“ (vgl. Schlosser, Stammen 2003, S. 1).

Als das Fach nach dem Zweiten Weltkrieg 1945 an den westdeutschen Universitäten eingeführt wurde, war die Bezeichnung „Wissenschaft von der Politik“ die am häufigsten verwendete (vgl. Bleek 2005, S. 13). Schlosser und Stammen 2003 bewerten diese Bezeichnung allerdings als „relativ umständliche deutsche Formulierung“ und deswegen „nicht sonderlich glücklich“ gewählt (Schlosser, Stammen 2003, S. 1).

„Politische Wissenschaft“ ist der Versuch das englische „political science“ zu übersetzen. Allerdings wird hierbei in der Literatur verdeutlicht, dass die Gefahr einer politisierten Wissenschaft bestünde und das Missverständnis aufkommen könne, dass Politikwissenschaft politisiert werde, wie es im Dritten Reich geschah.

Bei dem Begriff „Politische Wissenschaften“ ist dies ähnlich. Die Pluralform soll auf die Interdisziplinarität verweisen, die „kooperativ und integrativ“ (ebd.) den Gegenstandsbereich der Politik beschreiben, löse dementsprechend aber nicht die bereits angesprochene Problema- tik der Politisierung.

[...]


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Details

Titel
Die Geschichte der Politikwissenschaft
Hochschule
Universität Augsburg  (Philosophisch-Sozialwissenschaftliche Fakultät)
Veranstaltung
Vertiefung – Politikwissenschaft für BA-Erziehungswissenschaften C
Note
1,3
Autor
Jahr
2012
Seiten
18
Katalognummer
V191288
ISBN (eBook)
9783656160595
ISBN (Buch)
9783656161004
Dateigröße
457 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Politik, Politikwissenschaft, Geschichte, Entwicklung, Politische, Bildung
Arbeit zitieren
Alexander Schwalm (Autor:in), 2012, Die Geschichte der Politikwissenschaft, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/191288

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