Das Mediensystem Südafrikas


Seminararbeit, 2011

24 Seiten


Leseprobe


1. Einleitung

Die Republik Südafrika gilt oftmals als Vorbild für andere Staaten des afrikanischen Kontinents. Die Wirtschaftsleistung ist die höchste des Landes und das demokratische politische System scheint seit den ersten allgemeinen freien Wahlen 1994 gut zu funktionieren. Südafrika hat sich somit nach dem Ende des rassistischen System der Apartheid, gemessen an liberalen demokratischen Standards, absolut positiv entwickelt.

Diese Arbeit beschäftigt sich mit dem Mediensystem des Landes und geht zum einem der Frage nach, wie sehr neben der politischen auch eine mediale Transformation von statten ging. Dabei ist vor allem der rechtliche Rahmen interessant; das heißt inwieweit man von einem freiem Mediensystem sprechen kann oder ob es Einschränkungen gibt.

Zum anderem sollen grundlegende Charakteristika des südafrikanischen Mediensystems beschrieben und analysiert werden. Dabei werden auch die einzelnen Subsysteme näher erläutert.

Hauptfokus dieses Forschungsberichtes ist jedoch die Programmanalyse der zwei reichweitenstärksten TV-Sender, sowie eine Inhaltsanalyse zweier südafrikanischen Tageszeitungen. Untersuchungszeitraum war dabei eine volle Woche im Dezember 2010. Die Ergebnisse dieser Inhaltsanalysen werden dabei beschrieben, erklärt und mit anderen Ländern, insbesondere Österreich, verglichen.

In einem letzten Punkt dieser Arbeit wird versucht, anhand der gesammelten Informationen, eine Typologisierung des südafrikanischen Mediensystems durchzuführen. Vorbild für diese sollen die von Hallin und Mancini entworfenen Gruppen Polarized Pluralist Model, Democratic Corporatist Model und Liberal Model.[1] Da die Unterscheidungsmerkmale für diese Gruppen für westliche Staaten getroffen worden sind, bleibt abzuklären, wie sinnvoll eine solche Typologisierung für ein Entwicklungsland wie Südafrika ist. Auf jeden Fall sollen jedoch Vergleiche zu anderen Ländern aufgestellt und erklärt werden.

2. Allgemeine Daten über Südafrika

Um das Mediensystems Südafrikas erklären zu können, muss man einen Blick auf die jüngere Geschichte des Landes werfen. Das rassistische System der Apartheid unterdrückte jahrzehntelang den größten Teil der südafrikanischen Bevölkerung und schloss ihn vom politischen Prozess aus. Die Erinnerung an diese Zeit prägt das Land bis heute. Ersichtlich wird dies zum einem dabei, dass die ursprüngliche Befreiungsbewegung, der African National Congress (ANC) immer noch die uneingeschränkte stärkste Partei des Landes ist. Zum anderem kann man auch in der Gesetzgebung den Versuch erkennen, die während der Apartheid diskriminierten Bevölkerungsschichten zu stärken. Im Bereich der Medien gibt es hierbei beispielsweise die Media Diversity und Development Agency (MDAA), welche finanzielle und infrastrukturelle Hilfe für Neueinsteiger, meist aus finanziell schwachen und vormals diskriminierten Schichten, bereitstellt.[2] Auf die rechtliche und politische Einflussnahme auf das Mediensystem wird im Kapitel 3 näher eingegangen.

Wie bereits angedeutet, handelt es sich in Südafrika um eine sehr heterogene Bevölkerung, welche sich vor allem hinsichtlich Sprache, also auch der ethnischen Gruppe, und Wohlstand voneinander unterscheiden. Insgesamt werden in der südafrikanischen Verfassung elf Amtssprachen anerkannt. Die größten dabei sind Zulu (24%), Xhosa (18%) und Afrikaans mit etwa 14%. Englisch, obwohl nur Muttersprache von 9% der Bevölkerung, wird jedoch hauptsächlich als nationale Umgangssprache verwendet.[3] Der Grund hierfür liegt dabei, dass Englisch als neutrale Sprache gesehen wird, während die zweite verbreitete europäische Sprache Afrikaans als Ausdruck des ehemaligen Apartheidsregimes und somit der Unterdrückung gesehen wird. Somit senden auch die größten nationalen TV- Sender fast ausschließlich in englischer Sprache, sowie publizieren die auflagenstärksten Zeitungen in Englisch. Ausnahmen hierfür gibt es vor allem für die Afrikaans sprechende burische Bevölkerungsgruppe.

Die südafrikanische Bevölkerung unterscheidet sich auch sehr im Wohlstand, wobei oftmals ein Zusammenhang mit der ethnischen Zugehörigkeit besteht. Das BIP pro Kopf ist mit USD 10.700 im afrikanischen Durchschnitt sehr hoch, Schätzungen zufolge leben jedoch etwa 50% der Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze.[4] Dies hat natürlich auch Auswirkungen auf das Mediensystem und vor allem auf die Nutzung der einzelnen Subsysteme. So ist es nicht verwunderlich, dass das Radio wie in anderen afrikanischen Staaten das meistgenutzte Medium ist.

Trotz der hohen Armut und großen anderen Problemen wie HIV/AIDS und Kriminalität, scheint das liberale, politische System Südafrikas stabil zu sein. Der renommierte Freedom-House-Index stuft die politische und zivile Freiheit im Land als frei ein.[5]

[...]


[1] Vgl. Hallin/Mancini, Comparing Media Systems, S.67.

[2] Vgl. Wigston, Mediensystem Südafrika, S. 1185.

[3] Zahlen vgl. CIA Factbook, Abschnitt People, https://www.cia.gov/library/publications/the-world-factbook/geos/sf.html.

[4] Vgl. Ebd. Abschnitt People bzw. Economy.

[5] Vgl. Freedom House Index 2010, South Africa, http://www.freedomhouse.org/template.cfm?page=22&year=2010&country=7920.

Ende der Leseprobe aus 24 Seiten

Details

Titel
Das Mediensystem Südafrikas
Hochschule
Leopold-Franzens-Universität Innsbruck
Autor
Jahr
2011
Seiten
24
Katalognummer
V191407
ISBN (eBook)
9783656163589
ISBN (Buch)
9783656163923
Dateigröße
7179 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
mediensystem, südafrikas, Inhaltsanalyse, Programmanalyse, Presse, Zensur, Zeitungen, TV, Medien, Zuma, ANC, SABC
Arbeit zitieren
Andreas Staggl (Autor:in), 2011, Das Mediensystem Südafrikas, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/191407

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