Gentrification - am Beispiel Köln - Ossendorf


Hausarbeit, 2003

50 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Gentrification
2.1 Begriffsbestimmung: Gentrification
2.2 Entstehungsgeschichte
2.3 BegründerIn
2.4 Ursachen
2.4.1 Geänderte Nachfrage der BewohnerInnen
2.4.2 Ökonomische Gründe (rent-gap, value-gap)
2.4.3 Staatliche und kommunale Maßnahmen
2.5 Arten der Gentrification
2.6 Prozessverlauf der Gentrification
2.7 Gentrifizierung auf Grund einer tertiären Nutzung
2.8 Auswirkungen der Gentrification
2.9 Charakteristische Lebensstile

3 Kaserne Klerken
3.1 Hintergründe
3.2 Entwicklung des Projektes
3.2.1 Ausgangssituation
3.2.2 Wettbewerb
3.2.3 Aufgabe und Zweck
3.2.4 Auswertung
3.2.5 Umsetzung
3.2.6 Objektdaten
3.2.7 Selbstbestimmtes Wohnen
3.3 Ziele dieser Konversion
3.4 Probleme

4 Diskussion
4.1 Kasernenumnutzung als Gentrification
4.1.1 Erfüllte Kriterien
4.1.2 Nicht erfüllte Kriterien
4.2 Folgerung
4.2.1 Ausschlaggebende Merkmale

5 Schlussbetrachtung

6 Literaturverzeichnis

7 Ehrenwörtliche Erklärung

Abbildungsverzeichnis

„Luftbild von Köln“, Titelblatt

Landesentwicklungsgesellschaft NRW, Ingrid Thurm, Geschäftsbereich

Köln / Bonn - Aufgenommen durch: Gornig Design, Büro für Visuelle Kommunikation,

Friedrichstr. 54, 45468 Mülheim a. d. Ruhr

„Alternative Lebensformen“,

www.sinus-milieus.de/content/1/1-1-1-1.htm, Internetrecherche vom 06.10.2003

„Doppelter Invasions – Sukzessions – Zyklus“,

Studienmaterial der Vorlesung an der FWI von Herrn Prof. Dr. Volker Eichener

Skript: Stadt- und Regionalentwicklung,

Ausgeteilt am 30.11.2003

„In Nordrhein-Westfalen stationierte Streitkräfte 1990“, Seite 25

Ministerium für Wirtschaft und Mittelstand, Energie und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen: Konversionsbericht Band IV, Zehn Jahre Truppenabzug und Konversion in Nordrhein-Westfalen, Internationales Konversionszentrum (BICC), Düsseldorf November 2000,

„Entwicklung der Freigabe ehemals militärisch genutzter Flächen in Nordrhein-Westfalen seit 1990 (Stand: Oktober 2000)“, Seite 25

Ministerium für Wirtschaft und Mittelstand, Energie und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen: Konversionsbericht Band IV, Zehn Jahre Truppenabzug und Konversion in Nordrhein-Westfalen, Internationales Konversionszentrum (BICC), Düsseldorf November 2000,

„Luftbild der Kaserne Klerken“,

Ministerium für Wirtschaft und Mittelstand, Energie und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen: Konversionsbericht Band IV, Zehn Jahre Truppenabzug und Konversion in Nordrhein-Westfalen, Internationales Konversionszentrum (BICC), Düsseldorf November 2000,

„Neubauten im Geschosswohnungsbau“,

Landesentwicklungsgesellschaft NRW, Ingrid Thurm, Geschäftsbereich

Köln / Bonn - Aufgenommen durch: Gornig Design, Büro für Visuelle Kommunikation,

Friedrichstr. 54, 45468 Mülheim a. d. Ruhr

„Umbauphase des Altbestandes“,

Landesentwicklungsgesellschaft NRW, Ingrid Thurm, Geschäftsbereich

Köln / Bonn - Aufgenommen durch: Gornig Design, Büro für Visuelle Kommunikation,

Friedrichstr. 54, 45468 Mülheim a. d. Ruhr

„Freiflächengestaltung“,

Landesentwicklungsgesellschaft NRW, Ingrid Thurm, Geschäftsbereich

Köln / Bonn - Aufgenommen durch: Gornig Design, Büro für Visuelle Kommunikation,

Friedrichstr. 54, 45468 Mülheim a. d. Ruhr

„Umbauten in der Reihenhausbebauung“,

Landesentwicklungsgesellschaft NRW, Ingrid Thurm, Geschäftsbereich

Köln / Bonn - Aufgenommen durch: Gornig Design, Büro für Visuelle Kommunikation,

Friedrichstr. 54, 45468 Mülheim a. d. Ruhr

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1. Einleitung

Bundesweit ist der Wohnungsmarkt gekennzeichnet von gespalteten Märkten. „Wohnungsmangel und Leerstand sind regional gleichzeitig auftretende Phänomene.“[1]

Einerseits ist der Wohnungsmangel bzw. die erkennbaren zunehmenden Knappheitserscheinungen durch den planmäßigen Bindungsablauf[2] der starken Förderjahrgänge der 60er Jahre und durch den erhöhten Nachfragedruck nach preisgünstigem Wohnraum bedingt.

Andererseits weisen heutzutage einige Immobilien nicht nur unter gestalterischen, sondern auch unter technischen Gesichtspunkten erhebliche Defizite auf, die die Vermietung erschweren und den Leerstand fördern.

Die Berücksichtigung der regionalen Besonderheiten, sowie des Bedarfs der unterschiedlichen Zielgruppen ist deshalb nicht nur beim Neubau, sondern auch in der Bestands- und Mietenpolitik von großer Bedeutung, um betriebswirtschaftlich, aber auch sozial zielgenau handeln zu können.

Das Netzwerk der Landesentwicklungsgesellschaften (LEG) bietet diesbezüglich eine breite Palette von Lösungen bei der Konzeption neuer Wohnungsangebote und der Weiterentwicklung des Bestandes, die über eine technische Modernisierung und Malerarbeiten weit hinausgehen.[3] Die Revitalisierung von militärischen Hinterlassenschaften stellt z.B. eine Lösung für die Wohnungsknappheit dar und wird im zweiten Kapitel dieser Arbeit näher erläutert.

Diese kontinuierliche Bestandspflege und Konzepte, die die Variationsbreite des Produktes ´Wohnen´, die unterschiedlichen Lebensstile, aber auch Faktoren wie z.B. die Qualität von Nachbarschaften und Dienstleistungsangeboten, die Weiterentwicklung von Serviceangeboten und Kommunikationskonzepten berücksichtigen, sichern die nachhaltige und langfristige Nutzung und Vermietbarkeit. Mittlerweile ist auch dies innerhalb der wohnungswirtschaftlich tätigen Unternehmen verstanden worden, so dass aktiv an der Aufwertung des Bestandes gearbeitet wird.

Mancherorts lässt sich jedoch auch eine Eigendynamik in der Aufwertung eines innenstadtnahen Standortes verzeichnen.

Diese Aufwertung vollzieht sich auf Grund eines Bevölkerungsaustausches, der unterschiedlicher nicht sein kann.

In der Forschung bezeichnet man dies als G e n t r i f i c a t i o n.

Oft wird Gentrification aber auch als das zentrale Problem der Stadtentwicklung gesehen.[4]

Mit dem Begriff Gentrification wird ein Phänomen umschrieben, das zum einen die Aufwertung des Wohnraumes innerstädtischer Viertel bedeutet und zum anderen den sukzessiven Austausch der Wohnbevölkerung zugunsten Besserverdienender Gruppen zum Inhalt hat.

„Der Prozess der Gentrifizierung wurde zuerst für Wohngebiete in nordamerikanischen und kanadischen Städten beschrieben (u.a. Smith und Williams 1986). In der Folge der ersten deutschen Studie, in der drei Wohngebiete in Hamburg untersucht wurden, sind zahlreiche weitere Studien zum Prozess der Gentrification in deutschen Städten entstanden; hierüber geben die Beiträge in den Sammelbänden von Blasius und Dangschat (1990) und Friedrichs und Kecskes (1996) einen guten Überblick …“.[5]

„Die Gentrificationforschung beschäftigt sich mit der Aufwertung innenstadtnaher Wohngebiete. J. Friedrichs (1996) bezeichnet mit Gentrifizierung einen Prozess, bei dem eine statusniedrige Bevölkerung durch eine statushöhere Bevölkerung in einem Wohngebiet ausgetauscht wird. Die Akteure der Gentrifizierung werden in einer einfachen Klassifikation als Pioniere, Gentrifier und Andere bezeichnet. Idealtypisch verdrängen im Prozess der Gentrifizierung zuerst die Pioniere einen Teil der alteingesessenen Bevölkerung, bevor sie selbst und die restliche alteingesessene Bevölkerung von den Gentrifiern verdrängt werden.“[6]

Während sich die Gentrification auf die Veränderungen des innerstädtischen Bereiches bezieht, bewirkt sie jedoch auch, durch ihren Verdrängungsmechanismus, den Bevölkerungsaustausch außerhalb dieses Gebietes oder Stadtteils.

Immer mehr Städte bekommen deshalb, in Verbindung mit der Gentrifizierung, auch den Suburbanisierungstrend zu spüren: die Abwanderung von Familien aus der Stadt.

Die Wohnwünsche sind eindeutig: qualitativ hochwertige, ausreichend große, aber dennoch bezahlbare Wohnungen, am liebsten in Form eines Einfamilienhauses mit eigenem Garten.

1995 hat sich die Stadt Köln zusammen mit der Landesentwicklungsgesellschaft NRW dies zur Aufgabe gemacht und die Konversion des ehemaligen Kasernengeländes Köln – Klerken zu einem grünen Wohnquartier, dem Ossendorf – Park, eingeleitet.

Der Standort eröffnete für die Stadt die Chance, ein zusammenhängendes, zentrumsnahes Areal als Wohnbaufläche zu entwickeln. Die stadtentwicklungspolitische Chance stellte gleichzeitig eine große Herausforderung dar. Dies galt auch vor allem in Hinblick auf die städtebauliche Gestaltung und Integration des Standortes sowie bezüglich des Umgangs mit den unter Denkmalschutz stehenden zentralen Bereichen der Unterkunftsbauten.[7]

Insgesamt sollen an diesem Standort bis zum Jahre 2005 rund 1.400 Wohnungen und Eigenheime für ca. 4.000 Menschen entstehen.[8]

Um auf gezielte Informationen und Aussagen über das Projekt von Seiten der Verantwortlichen zurückgreifen zu können, wurden im Rahmen dieser Arbeit Interviews durchgeführt. Im Einzelnen waren die Gesprächspartner:

- Architekt Martin Falke vom Architekturbüro Falke und Falke (1. Preis beim Landeswettbewerb)
- Architekt Wolfgang Mehlich vom Architektur- und Planungsbüro HOME

Diese Arbeit befasst sich mit den vorgenannten Themen in folgender Weise.

Zunächst wird im ersten und zweiten Kapitel der Bezugsrahmen der Arbeit dargestellt.

Das erste Kapitel ´Gentrification´ stellt grundlegende Ansätze und Begriffe vor, die zum weiteren Verständnis des Themenkomplexes von Bedeutung sind. Nach einer umfassenden Erläuterung des Begriffs Gentrification wird zuerst der Frage nachgegangen, durch welche Voraussetzungen Gentrification möglich wird, in welcher Form sie stattfinden kann, wie sie verläuft, welche Auswirkungen sie mit sich bringt und welche Lebensstile in einem gentrifizierten Gebiet vorherrschen. Zentrale Begriffe, die in diesem Zusammenhang relevant sind, wie Pioniere und Gentrifier, schließen sich an.

Im zweiten Kapitel ´Kaserne Klerken´ folgt dann eine Vorstellung des Konversionsprojektes der LEG. Dafür werden die zu diesem jetzigen Zeitpunkt vorliegenden Unterlagen zusammengestellt, so dass ein Überblick über das Projekt möglich wird. Problematiken im Umgang mit diesem Standort, sowie die Hintergründe für die Umnutzung eines Kasernengeländes, werden verdeutlicht. Besondere Beachtung findet hierbei der Landeswettbewerb 1995 „Wohnkonzepte für ehemalige Militärsiedlungen in NRW“[9].

Das dritte Kapitel ´Diskussion´ setzt das konkrete Konversionsprojekt Kaserne Klerken in Bezug zu dem theoretischen Rahmen Gentrification, welcher im ersten Kapitel entwickelt wurde. Im Zuge der Diskussion wird geklärt, ob man im Falle dieser Kasernenumnutzung auch von Gentrification sprechen kann, welche Kriterien hierfür erfüllt sein müssen und welche vernachlässigt werden können. Dabei werden zentrale Kritikpunkte vorgestellt und Problematiken erläutert.

Die Arbeit schließt mit einer ´Schlussbetrachtung´, die auch die eigene Position des Verfassers benennt und reflektiert.

2. Gentrification

Gentrification ist ein Symbol dafür, dass in unserer Gesellschaft die Unterschiede zwischen arm und reich immer größer werden und für die Einkommensschwachen immer weniger Platz ist.[10]

Seit den 80er Jahren beobachtet das Institut für Wohnungswesen, Immobilienwirtschaft, Stadt- und Regionalentwicklung GmbH an der Ruhr – Universität Bochum (InWIS) vielerorts, dass sich die Muster der Stadt- und Regionalentwicklung wieder umzukehren beginnen.

Gemäß ihrer These, dass die Stadtstrukturen die gesellschaftlichen Strukturen widerspiegeln, machen sich grundlegende sozialstrukturelle Veränderungen in der Stadtentwicklung bemerkbar: Durch die Individualisierung und Pluralisierung der Gesellschaft entstehen neue Haushaltstypen und neue Lebensstilgruppen. Diese fragen urbanes Wohnen nach, welches durch attraktive und einfallsreiche Bausubstanz mit außergewöhnlichen Grundrissen, lebendiger Kulturszene und Gastronomie gekennzeichnet ist.[11]

Gesellschaftliche Veränderungen dieser Art sind in der Stadtentwicklung erstmals in New York beobachtet worden und wurden dort als „Invasion einer gentry“[12] bezeichnet, kurz Gentrification.

2.1 Begriffsbestimmung

„Unter Gentrification wird eine Veränderung innenstadtnaher Wohngebiete in zwei Dimensionen verstanden:

1. Die Reinvestition und Aufwertung des innenstadtnahen Wohnungsbestandes (Modernisierungen, Mietpreissteigerungen, Umwandlung in Eigentumswohnungen und Zweckentfremdung) und
2. die Veränderung oder der Austausch der alteingesessenen BewohnerInnen sowie der zuletzt Zugezogenen („Pioniere“) und die Ersetzung durch jüngere, besser gebildete Bevölkerungsgruppen, die in der Regel auf Grund ihrer Berufsposition über höhere Einkommen verfügen und nicht in familientypischen Haushalten leben. Dieser Wandel führt auch zu veränderten Lebensstilen.“[13]

Die Aufwertung innenstadtnaher Wohngebiete wird äußerlich sichtbar durch die Renovierung der Hausfassaden, die Ansiedlung von neuen Dienstleistungsbetrieben und den Zuzug von ´neuen´ Bewohnern, die über ´neue´ sozio–demographische Merkmale und Lebensstile verfügen. Sie hat zur Folge, dass sich das gesamte gentrifizierte Gebiet verändert bzw. verändern muss. ´Neue´ Geschäfte eröffnen und bieten ´neue´ Produkte an. Hierauf müssen sich die ´alten´ Geschäfte einstellen oder schließen. Mietwohnungen werden zusammengelegt, modernisiert oder in Eigentumswohnungen umgewandelt. Die Mieten steigen dementsprechend sprunghaft an. Diese Umgestaltung von Wohnvierteln findet insbesondere in ehemals bürgerlichen Wohngebieten und Arbeiterwohngebieten statt, die durch ihre geographische Lage die Standortvorteile der Innenstadt haben. Diese sind beispielsweise: die Nähe zum Arbeitsplatz, Nähe zu kulturellen Einrichtungen sowie Nähe zu Restaurants, Kneipen und der Szene.[14]

2.2 Entstehungsgeschichte

Wie bereits in der Einleitung erwähnt, wurde der Prozess der Gentrification zuerst für Wohngebiete in nordamerikanischen und kanadischen Städten beschrieben.

Die ersten deutschen Studien zu diesem Thema befassten sich mit drei Wohngebieten in Hamburg.[15] Anschließend fanden zahlreiche weitere Studien zum Prozess der Gentrification in deutschen Städten statt, welche in den Artikeln von Blasius und Dangschat (1990), sowie Friedrichs und Kecskes (1996) teilweise veröffentlicht wurden.

„In der Forschungsstelle Vergleichende Stadtforschung wurden 1987 die ersten deutschen Studien zu diesem, mittlerweile als zentral akzeptiertem Forschungsfeld erarbeitet. Das erste Projekt (…) wurde innerhalb der studentischen Ausbildung realisiert (…) und hatte zum Ziel, die eher beschreibenden amerikanischen Studien zu generalisieren und mit theoretischen Annahmen zu versehen (vor allem zum Bevölkerungsaustausch).“[16]

2.3 BegründerIn

„Der Begriff Gentrification wurde 1964 von der Londoner Soziologin Ruth Glass geprägt und leitet sich ab von dem englischen Wort „gentry“ – der Landadel, feine Leute

oder einer höheren Schicht zugehörig.“[17] In einem englischen Internetartikel wird Ruth Glass wie folgt zitiert:

„One by one, many of the working–class quarters of London have been invaded by the middleclasses – upper an lower. Shabby, modest mews and cottages – two rooms up and two down – have been taken over, when their leases have expired, and have become elegant, expensive residences. … Once this process of gentrification starts in a district it goes on rapidly until all or most of the original working–class occupiers are displaced and the whole social character of the district is changed.“[18]

Im deutschen Sprachraum wird häufig auch die Bezeichnung ´Gentrifizierung´ für den Prozess und ´Gentrification´ für die Situation verwendet. Die Verfasser der dieser Abschlussarbeit zugrunde liegenden Literatur bedienen sich jedoch äußerst selten einer diesbezüglichen Spezifizierung.

2.4 Ursachen

„Gentrification findet nach den bisherigen Erkenntnissen in Wohngebieten statt, die durch die Kombination folgender Merkmale gekennzeichnet sind:

- nahe zum Stadtzentrum gelegen
- um 1900 errichtete, architektonisch attraktive Wohngebäude
- schlechter Zustand der Gebäude
- niedrige Bodenpreise und niedrige Mieten
- statusniedrige Bewohner
- in einigen Fällen ist das Wohngebiet für Sanierungsmaßnahmen vorgesehen oder bereits ein förmlich festgelegtes Sanierungsgebiet.“[19]

„Für die Gentrification gibt es im Wesentlichen drei Ursachen:

- die geänderte Nachfrage der BewohnerInnen
- ökonomische Gründe
- staatliche und kommunale Maßnahmen

die die Entwicklung unterstützen.“[20]

2.4.1 Geänderte Nachfrage der BewohnerInnen

Es gibt seit den 60er Jahren einen Wertewandel. Galt es früher als selbstverständliches Ziel, so früh wie möglich zu heiraten, Kinder zu bekommen und in die Vorstadt zu ziehen, sieht heute die Lebensplanung von vielen ganz anders aus.

Heutzutage existiert eine Vielzahl alternativer Lebensformen.[21]

Alternative Lebensformen

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1

Quelle: www.sinus-milieus.de/content/1/1-1-1-1.htm, Internetrecherche vom 06.10.2003

„Die "Kartoffel-Grafik" verortet die Milieus:

Von oben nach unten: Nach sozialer Lage in Schichten, auf der Grundlage von Alter, Bildung, Beruf und Einkommen.

Von links nach rechts: Nach der Grundorientierung, in einem Spannungsbogen von traditionell bis postmodern.

Oben sind die gesellschaftlichen Leitmilieus angesiedelt, am linken Rand die Traditionellen Milieus, in der Mitte die Mainstream Milieus und rechts die Hedonistischen Milieus.“[22]

Erläuterung zu den Einzelnen Lebensformen:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Immer mehr Menschen wohnen in Wohngemeinschaften oder allein, immer weniger in traditionellen Familien – entsprechend haben sich auch die Bedürfnisse geändert. So möchten Menschen mit nicht–traditionellem Lebensstil selten in der Vorstadt wohnen. Sie treffen abends FreundInnen, gehen in die Kneipe, ins Kino, ins Theater und möchten dafür keine langen Wege auf sich nehmen.[23]

Für Menschen mit diesem urbanen Lebensstil ist es attraktiv, in Altbauten zu wohnen. Der traditionelle Wohnungsschnitt der Neubauten (kleine Küche, ein großes Wohnzimmer, die anderen Zimmer klein) wird abgelehnt – die Altbauten sind von der Zimmeraufteilung her für Wohngemeinschaften und Erwachsene ohne Kinder besser geeignet, da die annähernd gleich großen Zimmer eine gleichberechtigte Zimmerverteilung an die Bewohner ermöglichen.

2.4.2 Ökonomische Gründe

In den 60er Jahren wurde es für Investoren rentabel, in die Modernisierung von Wohnungen zu investieren, was die Entwicklung von Gentrification unterstützte.[24] Zwei Thesen erklären dies genauer:

Nach der ´rent–gap´ – Hypothese von Smith führt die Suburbanisierung dazu, dass die innerstädtischen Wohnhäuser vernachlässigt werden. Dadurch kommt es zu einer Renditelücke (rent–gap) zwischen der Grundrente, die im Augenblick erzielt wird, und der, die potentiell zu erzielen wäre. Ist diese Lücke groß genug, realisieren die Baufirmen, Bauträger, Immobilienhändler und HausbesitzerInnen sowie die kommunalen Stadterneuerer die potenziell möglichen Profite mittels eines Reinvestments in verlassene innerstädtische Besitze auf Grund vorangegangenem Disinvestment. Bei fortschreitender Aufwertung in einer Nachbarschaft steigen die angrenzenden Bebauungen ebenfalls im Wert, und die Verdrängung beginnt.[25]

„Die „value–gap“ Theorie von Hamnett und Randolph beschreibt den ökonomischen Vorteil nach der Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen und erklärt, wie dadurch hohe und kurzfristig kapitalisierbare Gewinne erzielt werden können. Dieser Prozess betrifft eher die ehemals großbürgerlichen Wohngebiete, während sich die Theorie Smiths auf die ehemaligen Arbeitergebiete bezieht.“[26]

[...]


[1] Bundesvereinigung der LEG, 2002, S. 1

[2] Bindungsablauf bedeutet, dass für die durch staatliche Förderung subventionierten Bauten als Gegenleistung ein Belegungsrecht oder ein Benennungsrecht für eine bestimmte Zeit an die Stadt vergeben wird bis die öffentlichen Darlehen vollständig planmäßig zurückgezahlt sind, mit dem Ziel Haushalte mit Marktzutrittsproblemen mit ´bezahlbarem´ Wohnraum zu versorgen.

[3] vgl. Bundesvereinigung der LEG, 2002, S. 1

[4] vgl. Dangschat / Blasius, 1990, S. 28

[5] Friedrichs, 1998, S. 1

[6] o.V. In: www.single.dasein.de, 2003, S. 1

[7] vgl. Ministerium f. Wirtschaft u. Mittelstand, Energie u. Verkehr des Landes NRW, 2000, S. 94

[8] vgl. Schönhorst, 2002, S. 1

[9] Ministerium für Bauen und Wohnen des Landes NRW, 1996, Titelblatt

[10] vgl. Dangschat / Blasius, 1990, S. 9

[11] vgl. Eichener, 30.11.2002

[12] Eichener, 24.07.2003, S. 2

[13] o.V. In: www.sozialwiss.uni–hamburg,de, 2003, S. 1

[14] vgl. Dangschat, 1994, S. 408

[15] vgl. Friedrichs, 1998, S. 1

[16] o.V: In: www.sozialwiss.uni–hamburg.de, 2003, S. 1

[17] Bodendiek, 2003, S. 1

[18] o.V. In: http://members.lycos.co.uk, 2003, S. 2

[19] Friedrichs, 1998, S. 1

[20] Weber, o.J., S. 3

[21] vgl. Eichener, 30.11.2002

[22] o.V. In: www.sinus-milieus.de, 2003, S. 1

[23] o.V. In: www.sinus-milieus.de, 2003, S. 1

[24] vgl. Weber, o.J., S. 4

[25] vgl. Meinharter / Rode, 2003, S.2

[26] Weber, o.J., S. 4

Ende der Leseprobe aus 50 Seiten

Details

Titel
Gentrification - am Beispiel Köln - Ossendorf
Hochschule
EBZ Business School (ehem. Europäisches Bildungszentrum der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft)  (FWI Bochum)
Note
1,0
Autor
Jahr
2003
Seiten
50
Katalognummer
V19146
ISBN (eBook)
9783638233309
Dateigröße
5116 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Die Hausarbeit wurde im Zuge der Erlangung des akademischen Grades Immobilienökonom vereliehen durch den GdW erarbeitet.
Schlagworte
Gentrification, Beispiel, Köln, Ossendorf
Arbeit zitieren
Anne Bartling (Autor:in), 2003, Gentrification - am Beispiel Köln - Ossendorf, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/19146

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