„Die Ästhetik des Hässlichen erhebt in der expressionistischen wie schon in der naturalistischen Moderne als eine Technik zur Desillusionierung des schönen Scheins Erkenntnisansprüche auf Wahrheit und Authentizität, die im Rahmen tradierter Verpflichtungen der Künste auf das Schöne nicht mehr einlösbar erschienen.“
Thomas Anz spielt in seinem Zitat auf ein bestimmtes Motiv expressionistischer Literatur an: das Hässliche. So finden sich in entsprechenden Gedichten gehäuft Bilder des kranken und hässlich gewordenen Körpers: Ausdrücke wie „Darmkrankheiten, Pickel, faule Zähne, faule Säfte, grüne Zähne, Lidrandentzündung, junger Kropf, Bartflechte, Gichtknoten, Seuchen, Pestilenzen, Beulen, Eiter, Furunkel, Rotz, Karbunkel [oder] Kniewasser“2 beherrschen das allgemeine Schriftbild.
Ziel dieser Arbeit ist es, die sogenannte »Ästhetik des Hässlichen« am Beispiel von Gottfried Benns Morque-Gedichten herauszuarbeiten. Im ersten Teil wird der Fokus zunächst auf dem historischen Hintergrund liegen. Dementsprechend sollen für das sogenannte »expressionistische Jahrzehnt« zeitgeschichtliche Aspekte herausgehoben und die allgemeine Funktion des Hässlichen in expressionistischer Lyrik erläutert werden. Darüber hinaus soll ausschnittsweise die Person Gottfried Benn und insbesondere sein literarisches Schaffen beleuchtet werden. Diesbezüglich werde ich zunächst auf einige biografische Eckdaten und anschließend genauer auf seine Gedichtsammlung »Morque« eingehen. Im zweiten Teil sollen dann insgesamt drei Motive innerhalb ausgewählter Morque-Gedichte analysiert werden. Herangezogen werden hierzu die Gedichte „Kleine Aster“, „Schöne Jugend“, „Saal der kreissenden Frauen“ und „Mann und Frau gehn durch die Krebsbaracke“.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Historischer Hintergrund
2.1. Zeitgeschichtliche Aspekte: Das expressionistische Jahrzehnt
2.2. Die Funktion des Hässlichen in expressionistischer Lyrik
2.3. Gottfried Benn als Dichter seiner Zeit
2.3.1. Biographische Eckdaten zu Leben und Werk
2.3.2. Benns »Morque-Gedichte«
3. Motivkomplexe
3.1. Verwesung/Vergänglichkeit/Verfall: Tod vs. Leben?
3.1.1. in: „Kleine Aster“
3.1.2. in: „Schöne Jugend“
3.1.3. in: „Mann und Frau gehn durch die Krebsbaracke “
3.2. Entwertung des Menschen durch Identitätsverlust
3.2.1. in: „Kleine Aster“
3.2.2. in: „Schöne Jugend“
3.2.3. in: „Mann und Frau gehn durch die Krebsbaracke “
3.3. Religiöser Verweischarakter: Theologie vs. Anatomie
3.3.1. in: „Saal der kreissenden Frauen“
3.3.2. in: „Mann und Frau gehn durch die Krebsbaracke “
4. Fazit
5. Literaturverzeichnis
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