Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
1 Einleitung
2 Eine Bestandsaufnahme
2.1 Der Klimawandel und die Ressourcenknappheit
2.2 Die Globalisierung und ihre Folgen
3 Die deutsche Industrie
3.1 Charakteristika der deutschen Industrie
3.2 Die Bedeutung des Außenhandels
4 Nachhaltigkeit als Herausforderung für das 21. Jahrhundert
4.1 Idee und Begriff von Nachhaltigkeit
4.2 Allgemeine Aspekte einer nachhaltigen Unternehmung
4.3 Ausgewählte Bereiche und Instrumente für eine nachhaltige Unternehmung
4.3.1 Produktion
4.3.2 Nachhaltige Industrie- und Gewerbegebiete
5 Fazit
Literaturverzeichnis / Internetquellen
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1 Einleitung
Die deutsche Industrie sieht sich im 21. Jahrhundert mit zahlreichen Herausforderungen, wie dem demographischen Wandel, der Globalisierung, dem Klimawandel und der Res- sourcenknappheit, konfrontiert. In der vorliegenden Arbeit gelten die Herausforderun- gen Klimawandel und Ressourcenknappheit als Gegenstand der Untersuchung. Insbe- sondere soll der Frage nachgegangen werden, inwiefern die deutsche Industrie durch Ausrichtung auf eine nachhaltige Entwicklung sich diesen Herausforderungen erfolg- reich stellen kann. Zunächst werden die infolge der Industrialisierung entstandenen glo- balen Umweltprobleme, die grundsätzlichen Ursachen für Verschmutzung und Übernut- zung sowie die Folgen eines anthropogenen Klimawandels für die Ökosysteme und die Menschheit aufgezeigt. Im nächsten Schritt erfolgt eine Analyse der dt. Industrie, bei der insbesondere auf die Bedeutung des Außenhandels eingegangen wird, um zu untersu- chen, in welcher Ausgangssituation sich die deutsche Industrie befindet, wie sie insge- samt aufgestellt ist und welches Potential vorhanden ist, um den Herausforderungen zu begegnen. Schließlich widmet sich die Arbeit dem Thema Nachhaltigkeit, wobei erst ein theoretisch einführender Abschnitt die Idee einer nachhaltigen Entwicklung beschreibt, um nachfolgend die Umsetzung einer nachhaltigen Entwicklung in den Unternehmen als Konzept zur Bewältigung der Herausforderungen im 21. Jahrhundert an ausgewählten Beispielen aufzuzeigen.
2 Eine Bestandsaufnahme
2.1 Der Klimawandel und die Ressourcenknappheit
Während im vorindustriellen Zeitalter Umweltprobleme weitestgehend lokal begrenzt und kurzfristig waren und Schadstoffemissionen kaum Bedeutung erlangten, änderten sich die Dimensionen der Umweltbelastungen mit dem Industriezeitalter. Zum einen kam es als Folge der industriellen Produktion zu einem Anstieg irreversibler Schädi- gungen (z. B. Anreicherung der Böden mit toxischen Stoffen), zum anderen stiegen die Schadstoffbelastungen in der Atmosphäre mit unabsehbaren Konsequenzen für das Klima, so dass die Auswirkungen eine globale Dimension erreichen.1 Neben der Um- weltverschmutzung sind die Ressourcenknappheit (z. B. fossile Energien) und die zu- nehmende Übernutzung (z. B. Zerstörung der Regenwälder durch die Holz- und Papier- industrie) eine Herausforderung. Als Ursache der Übernutzung ist als Hauptproblem zu nennen, dass in der Vergangenheit die natürlichen Ressourcen wie öffentliche und freie Güter angesehen und behandelt wurden, deren Knappheit sich nicht im Preis widerspie- gelt.2 Zudem stellt das „Allmendeproblem“ eine weitere Ursache dar, weil Wirtschafts- akteure zum einen mit dem Eigentum der Allgemeinheit meist nicht sparsam und sorg- sam umgehen (im Gegensatz zum Privateigentum) und zum anderen individuell nicht auf Nutzenmaximierung verzichten wollen, solange nicht alle anderen Akteure ebenso ihr Verhalten ändern und verzichten (soziale Dilemmata oder „Tragedy of the Commons“).3 Angesichts der zunehmenden Umweltzerstörung bildeten sich in den 1950er und 1960er Jahren viele Bürgerinitiativen in den Industrieländern, beeinflusst durch die vom Club of Rome in Auftrag gegebenen Studie „Die Grenzen des Wachs- tums“, in welcher ein ökologischer Kollaps in weniger als 100 Jahren vorausgesagt wurde, Druck auf ihre Regierungen ausübten, so dass aufgrund der Initiative Skandina- viens und der USA, das Thema Umweltschutz im Rahmen der Vereinten Nationen auf- gegriffen wurde.4 Auf der ersten internationalen Konferenz der Vereinten Nationen über die menschliche Umwelt (United Nations Conference of the Environment) 1972 in Stockholm wurden die Umweltprobleme als globale Herausforderung erkannt. Zu die- sen zählen die Abholzung tropischer Regenwälder, Meeresverschmutzung, Artenster- ben, das Ozonloch und der Treibhauseffekt. Für die Industrie stellt insbesondere die Reduzierung der für den Klimawandel verantwortlichen anthropogenen Treibhausgase (vor allem CO2) eine Herausforderung dar. Die Zunahme der Konzentration von Koh- lendioxid in der Atmosphäre seit Beginn der Industrialisierung (von 1850 280 ppm bis 2005 auf 379 ppm) übersteigt die natürliche Bandbreite der letzten 650.000 Jahre.5 Gleichzeitig ist die globale Durchschnittstemperatur in den letzen 100 Jahren um 0,74° C gestiegen.6 Zwar gab es zahlreiche Klimaschwankungen in der Erdgeschichte, jedoch schwankten diese über Jahrtausende, so dass Tiere und Pflanzen genug Zeit hatten, sich den klimatischen Veränderungen anzupassen.7 Dagegen ist die Erwärmung im vergan- genen Jahrhundert hinsichtlich der Geschwindigkeit eine Neuheit.8 In dem 2007 veröf- fentlichten Bericht des UN-Klimarates (IPCC) kommen Wissenschaftler zu dem Schluss, dass menschliche Aktivitäten seit dem Jahr 1750 zur globalen Erwärmung bei- tragen und der Ausstoß von anthropogenen Treibhausgasen mit mehr als 90-prozentiger Wahrscheinlichkeit die Hauptursache des Temperaturanstiegs seit Mitte der 1950er Jah- re ist.9 Zudem ist mit einem weiteren Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur gegen Ende dieses Jahrhunderts zwischen 2,4 bis 6,4 ° C zu rechnen. Als ökologische Folgen dieser Veränderung werden das Abschmelzen der Gletscher in den Polargebie- ten, wodurch mit einem Anstieg des Meeresspiegels um einen Meter in den nächsten 100 Jahren zu rechnen ist10, die Ausdehnung von Wüsten und Steppen, zunehmende Wasserknappheit, Artensterben und die Zunahme der Wetterextreme genannt.11 Neben den ökologischen Auswirkungen sind als soziale Folgen eine Zunahme von Konflikten („Kampf um Wasser“)12 und die Massenmigration aufgrund der Zerstörung der Le- bensgrundlagen für Hunderte Millionen Menschen zu erwarten.13 Die ökonomischen Auswirkungen durch den Klimawandel werden mit Kosten in Höhe von 214 Billionen US-Dollar weltweit beziffert über einen Zeitraum von 50 Jahren bei einer Temperatur- steigerung um 1° C. Die volkswirtschaftlichen Schäden wachsen bis 2050 um das Hun- dertfache an. So würden für das Jahr 2050 Schäden in Höhe von weltweit 2 Billionen US-Dollar anfallen. Allein die globalen Schäden durch extreme Wetterereignisse wer- den von der Münchner Rück auf 600 Mrd. Euro beziffert für das Jahr 2050, was einer Verzehnfachung der globalen Schäden gegenüber dem Jahr 2002 entspricht.14 Da für die Erhöhung der atmosphärischen Treibhausgasemissionen die Industrie zu 14 % verant- wortlich ist, daneben: Strom 24 %, Verkehr 14 %, Gebäude 8 %, sonstige Energie 5 %, Landnutzung 18 % und Landwirtschaft 14 %, ist die Verringerung der Treibhausgas- emissionen angesichts der Bedrohung einer globalen Erwärmung eine gesamtgesell- schaftliche Aufgabe.15
2.2 Die Globalisierung und ihre Folgen
Wenngleich die weltweite Handelsverflechtung von Volkswirtschaften bereits im 19. Jahrhundert einsetzte16, wird allgemein der Zusammenbruch des sowjetischen Imperi- ums und das Ende des Kalten Krieges als Auslöser einer beschleunigten Globalisierung gesehen.17 So gewannen in den 90er Jahren asiatische Schwellenländer, vor allem China und Hongkong, zunehmende Bedeutung als Handelspartner.18 Infolge der Globalisie- rung ist weltweit ein Anstieg der Handelsströme zu verzeichnen, wobei der Außenhan- del vor allem in den Schwellenländern in Ostasien, Lateinamerika und Osteuropa zu- nahm.19 Ein Kennzeichen der Globalisierung ist dabei die Verlagerung der Ressourcen- entnahme. So ist festzustellen, dass durch die EU seit Mitte der 90er Jahre zunehmend Ressourcen im Ausland beansprucht werden (Importe fossiler Energien und steigende Importe von Rohholz und Metallen für den Bedarf der weiterverarbeitenden Bran- chen)20, die vorwiegend in Entwicklungsländern mit geringen Regulierungen (etwa Umweltauflagen) und unter Billigung von Schäden für die Umwelt und Menschen ab- gebaut werden (Anstieg der Importe mit ökologischen Rucksäcken).21 Als problema- tisch für die U]mwelt erweist sich der Anstieg des internationalen Güterverkehrs infolge der Globalisierung. Auch wenn zunächst der Eindruck entstehen könnte, dass aufgrund der Verlagerung von Produktionsanlagen in andere Regionen der Erde die Treibhaus- gasemissionen insgesamt weltweit konstant bleiben (weil mit den Produktionsanlagen auch die Treibhausgasemissionen verlagert werden), kommt die OECD in ihrem Bericht 2010 zu dem Schluss, dass die Zunahme des internationalen Güterverkehrs, vor allem der Transport über den See- und Luftweg, für einen Anstieg der CO2-Emissionen ver- antwortlich ist.22 Prognostiziert wird eine Steigerung der CO2-Emissionen allein durch den weltweiten Schiffsverkehr in Höhe von 30 % bis zum Jahre 2020. Ebenso proble- matisch ist der steigende Bedarf nach fossilen Energien, der zum einen auf die Zunah- me des Schiffs- und Flugverkehrs, zum anderen auf die Erhöhung der Geschwindigkeit der Transportmittel durch technische Entwicklungen zurückzuführen ist.23 Insgesamt verschärft die Globalisierung das Problem der Ressourcenknappheit und der Treibhaus- gasemissionen. Als Grund hierfür auch die Industrialisierung in Schwellen- und Ent- wicklungsländern zu nennen. So etwa sorgen die aufstrebenden Länder China und Indi- en bereits heute neben den USA für den größten Anteil der weltweiten Treibhausgas- emissionen.24 Zugleich benötigt besonders die rasant wachsende Volkswirtschaft in China in hohem Maße Energie und Rohstoffe. Jedoch ist bereits festzustellen, dass Chi- na angesichts der weltweiten Ressourcenknappheit voraussichtlich nicht mehr die glei- chen Möglichkeiten zur Verfügung stehen werden, wie sie etwa Europa und den USA bei deren Industrialisierung zur Verfügung gestanden haben.25 Wie groß die Belastun- gen für die Umwelt und das Klima als Folge der Globalisierung in Zukunft sein werden, lässt sich an der Prognose für die Veränderungen der Treibhausgasemissionen erkennen. Für das Jahr 2030 wird nach Einschätzung der OECD prognostiziert, dass die vier Län- der Brasilien, Russland, Indien und China ihre Treibhausgasemissionen um 46 % auf- grund der schnell zunehmenden Industrialisierung erhöhen werden.26
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1 Vgl. Rogall, S. 25
2 Vgl. GfN (Hrsg.): Ursachen der Übernutzung natürlicher Ressourcen, http://www.nachhaltige- oekonomie.de/de/component/content/article/73.html, abgerufen am 04.06.2011. Als Lösungsansatz wird vielfach die Einführung einer Umweltsteuer vorgeschlagen, um dem Problem der Externalisierung von Produktionskosten, also der Überwälzung von sozialen und ökologischen Kosten auf Dritte (z. B. künftige Generationen), zu begegnen. Vgl. Rogall, S. 59 u. 61 ff.
3 Vgl. Weimann, S. 66 u. 67
4 Vgl. Born, M. (2002): Von Stockholm 1972 bis Rio 1992 - Ein Rückblick auf das Leitbild der nachhal- tigen Entwicklung, unter: http://www.worldsummit2002.de/downloads/rio 10 A.pdf, abgerufen am 04.06.2011
5 Vgl. Rogall, S. 32
6 Vgl. Greenpeace e.V. (Hrsg.), 19.04.2007: Verursacht der Mensch die Erderwärmung?, unter http://www.greenpeace.de/themen/klima/klimawandel/artikel/verursacht der mensch die erderwaermung /, abgerufen am 04.06.2011
7 Ebd.
8 Ebd.
9 Ebd.
10 Vgl. Traufetter, G. (29.11.2010): Klima: Beulen im Weltmeer, in: Spiegel Online (Hrsg.), unter http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,732095,00.html, abgerufen am 23.06.2011
11 Vgl. IPCC 2007/4, unter
http://www.bmu.defiles/download/application/pdf/syr kurzzusammenfassung 071117 v5-1.pdf, abgeru- fen am 04.06.2011
12 Vgl. Braun, R.; Brickwedde, F., S. 114 ff.
13 Vgl. Rogall, S. 33
14 Vgl. Kemfert, C. (2004): Die ökonomischen Kosten des Klimawandels, in: Wochenbericht des DIW Berlin 42/04, unter http://www.diw.de/deutsch/wb 42/04 die oekonomischen kosten des klimawandels/31209.html, abge- rufen am 04.06.2011
15 Vgl. Rogall, S. 32
16 Vgl. Buchner, T. (2006): Die Geschichte der Globalisierung, S. 2, unter http://www.fes-online- akademie.de/download.php?d=thomas buchner.pdf, abgerufen am 05.06.2011
17 Vgl. Buchner, T. (2006): Die Geschichte der Globalisierung, S. 15, unter http://www.fes-online- akademie.de/download.php?d=thomas buchner.pdf, abgerufen am 05.06.2011
18 Vgl. Schütz, H., Moll, S. et al., S. 6: Globalisierung und die Verlagerung von Umweltbelastungen, in: WI (Hrsg.), unter http://www.wupperinst.org/uploads/tx wibeitrag/WP134.pdf, abgerufen am 05.06.2011
19 Vgl. Schütz, H.; Moll, S. et al., S. 7
20 Vgl. Schütz, H.; Moll, S. et al., S. 19
21 Vgl. Schütz, H.; Moll, S. et al., S. 22
22 Vgl. OECD (Hrsg.): Globalisation, Transport and the Environment - Executive Summary (2010), unter http://www.oecd.org/dataoecd/9/59/44484748.pdf, abgerufen am 20.06.2011
23 Ebd.
24 Anteil der weltweiten Treibhausgasemissionen: China 22%, USA 19%, Deutschland knapp 3%, vgl. Becker, M. (06.12.2010): China und USA: Klimasünder sündigen immer schlimmer, in: Spiegel Online, unter: http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/0,1518,733063,00.html, abgerufen am 16.06.2011
25 Vgl. Heck, S. 97
26 Vgl. OECD (Hrsg.): OECD Environmental Outlook to 2030, Summary (2008), unter http://www.oecd.org/dataoecd/29/33/40200582.pdf, abgerufen am 23.06.2011