Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Afrika vor dem Sklavenhandel
2.1 Inner-afrikanische Sklaverei
2.2 Politische Bildungen
3. Die Mitwirkung von Afrikanern am Transatlantischen Handel
3.1 Allgemeines
3.2 Ablauf des Sklavenhandels in Afrika
4. Auswirkungen des Sklavenhandelsn
4.1 Allgemeine Auswirkungen
4.2 Politische Auswirkungen
5. Fazit
Literaturverzeichnis
Anhang/Abbildungen
1. Einleitung
Die europäische Eroberung und Kolonialisierung des amerikanischen Doppelkontinents hatte auch immense Auswirkungen auf einen anderen Erdteil, nämlich auf Afrika. Durch die sich etablierende Wirtschaftsform der Plantage mit einem hohen Arbeiterpotential und dem Aussterben großer Teile der indigenen amerikanischen Bevölkerung wurden über Jahrhunderte Millionen von Schwarzafrikanem nach Amerika verschifft und dort als Sklaven ausgebeutet. In Folge entwickelte sich der so genannte Transatlantische Dreieckshandel, bei welchem Waren von Europa nach Afrika, von Afrika nach Amerika und schließlich von Amerika wieder nach Europa verschifft wurden. Die Schiffe waren dabei nie leer, tauschten eine Ware gegen die andere und kamen schließlich mit Waren aus Amerika in Europa an und verkauften diese dort für einen großen Gewinn. Abbildung 1 im Anhang verdeutlicht das System des Dreieckshandels.
Diese Arbeit beschäftigt sich mit der Station Afrika dieses transatlantischen Wirtschaftssystems. Insgesamt kamen Schätzungen zu Folge mindestens 10 Millionen Schwarzafrikaner an der Westküste im Zeitraum zwischen 1451 und 1870 versklavt.1 Die europäischen Händler führten aber nur in einigen Fällen selbst Vorstöße in das Landesinnere, sondern blieben an der Küste. Das Fangen der zukünftigen Sklaven wurde nicht von ihnen selbst, sondern von afrikanischen Mittelsmännern durchgeführt. Diese erhielten im Austausch für die Sklaven Waren aus Europa, insbesondere Waffen, Tabak, Schnaps oder Schmuck. Afrikaner selbst waren also durchaus in den Transatlantischen Sklavenhandel involviert.
Die zentrale Frage dieser Arbeit wird deswegen sein, wie dieser Handel mit afrikanischen Mittelsmännern zustande kam, wie er ablief und welche Auswirkungen er für die betroffenen Gebiete hatte. Dabei soll zunächst die afrikanischen Staats- und Machtstrukturen vor dem Transatlantischen Handel beschrieben werden. Anschließend wird auf das eigentliche Tauschgeschäft eingegangen. Da sämtliche schriftliche Quellen von Europäern verfasst wurden, bleibt abzuwarten, wie sehr die Motive der afrikanischen Handelspartner zu eruieren ist. Genauer kann man jedoch über die Tauschwaren an und für sich sagen. Ebenso lässt sich über die Auswirkungen des Handels auf die afrikanische Gesellschaft, insbesondere auf die machtpolitischen Gegebenheiten feststellen. Dies sollte auch der letzte Punkt dieser Arbeit vor einem abrundenden Fazit sein.
Gestützt sind die Ausführungen auf die zahlreiche Sekundärliteratur zur Thematik, aber ebenso auch aufPrimärquellen.
Die Relevanz des Themas zeigt sich auf mehreren Ebenen. Zum einem wird die Involvierung von Afrikanern im Sklavenhandel von Afrikanern selbst nach wie vor geleugnet oder herabgespielt. Zum anderen sind die Auswirkungen nach wie vor sichtbar, in dem die noch immer anhaltende Feindschaft ethnischer Gruppen im Sklavenhandel ihren Ursprung fand.
2. Afrika vor dem Sklavenhandel
Um die afrikanische Teilnahme am Transatlantischen Handel analysieren zu können, muss vorab die Situation vor diesem beschrieben werden. Dabei sollen vor allem zwei Dinge geklärt werden:
1. Welchen Formen von Sklaverei waren bekannt?
2. Wie sah die machtpolitische Situation aus? Welche Staaten bzw. staatsähnlichen Gebilde gab es in der Region? Diese Frage ist vor allem entscheidend, um die Auswirkungen des Sklavenhandels auf die machtpolitischen Gegebenheiten analysieren zu können
Wichtig ist hierbei auch die geographische Eingrenzung auf Westafrika und dem südlichen Zentralafrika, da aus diesem Gebiet die überwiegende Zahl der für Amerika bestimmten Sklaven stammte.
2.1 Inner-afrikanische Sklaverei
Bei der ersten Frage ist sich die Forschung einig. Es gab in Afrika Sklaverei auch schon vor der Ankunft europäischer Händler. Da dieser Punkt oftmals von europäischer Seite als Legitimation ausgenutzt wurde, man habe nur ein bestehendes System weitergeführt, bedarf die inner-afrikanische Sklaverei eine nähere Betrachtung.
Das System der Sklaverei war tief in die afrikanische Gesellschaft verwurzelt. Sklaven waren dabei der einzige bekannte Begriff des Eigentums, im Gegensatz dazu war der Besitz von Land verboten. Deshalb kann der Handel mit Sklaven in Afrika auch als Äquivalent zum Lehenswesen in Europa gesehen werden.
Sklaven waren dabei das Ergebnis von Kriegen, sie waren also Kriegsbeute. Er oder sie wurde anschließend gezwungen, auf den Feldern oder im Haushalt zu arbeiten Sklaven in Afrika durften jedoch heiraten und selbst die Kinder aufziehen. Sie wurden oftmals in die Großfamilie aufgenommen und den anderen Mitgliedern nahezu gleichgestellt. Auch Freilassungen kamen öfters vor.
Bei der Frage nach dem Ausmaß der inner-afrikanischen Sklaverei kann man sich nicht auf schriftliche Quellen stützen und deshalb fällt eine Antwort auch schwer. Es dürften aber jährlich in manchen Gebieten einige Tausend gewesen sein. Fest steht, dass eine Infrastruktur und ein Handelsnetz für Sklaven in praktisch ganz Westafrika bestanden. Dies ist auch der Grund, warum der Handel mit den Europäern sehr schnell anlaufen konnte.2
Auch war der Handel mit Sklaven ein Mittel der Politik. Sie dienten der Machtsteigerung von Monarchen und halfen zur Zentralisierung des Herrschaftsbereiches, in dem der König rund um die Hauptstadt Sklaven ansiedelte und diese zum Wohlstand der Stadt beitrugen. Im Königreich Kongo beispielsweise wurden so die Macht der Provinzen verringert und die des Monarchen gestärkt.3
2.2 Politische Bildungen
Ein Blick auf die politische Staatenwelt Westafrikas ist insofern notwendig, da so der Akteurscharakter im aufkommenden Transatlantischen Handel klar wird und so die Auswirkungen des Sklavenhandels für die politische Landkarte der Region sichtbar werden.
Im 15. Jahrhundert, als der Handel mit den Europäern begann, gab es mehrere so genannte Reiche im Westen Afrikas. In der Afrikaforschung wird diese Zeit oftmals als Eisenzeit, da hier die Verarbeitung von Metallen voll einsetzte. Die grundlegende Wirtschaftsform war jedoch jene der Subsistenzwirtschaft, auch wenngleich große Entwicklungen im subtropischen bzw. tropischen Landbau stattfanden.4 Die für das durch den Sklavenhandel am wesentlichsten betroffenen Reiche waren jenes des Kongo, von Mali, Songhay und das Yoruba Reich der Oyo. Viele dieser Reiche verdankten ihrer Macht dem Vorkommnis von Rohstoffen, insbesondere von Gold. Es wärejedoch falsch, diese Reiche als moderne Staaten zu stehen. Vielmehr handelte es sich hierbei um kurzlebige Herrschaftsformen, welche oftmals von neuen Bildungen abgelöst wurden. Die Anteilnahme am Transatlantischen Dreieckshandel spielte dabei eine entscheidende Rolle und führte zum Entstehen und Zerfall von solchen Reichen.
3. Die Mitwirkung von Afrikanern am Transatlantischen Handel
3.1 Allgemeines
Wie bereits erwähnt wurden im Zuge des Transatlantischen Dreieckshandels etwa 10 Millionen Schwarzafrikaner versklavt und nach Amerika verschifft. Die Anfänge machten dabei portugiesische Seefahrer und Händler im 15. Jahrhundert. Damals fand jedoch noch kein Dreieckshandel statt, die Sklaven kamen nach Europa. Der Handel über den Atlantik setzte im 16. Jahrhundert im Zuge der Kolonialisierung Amerikas voll ein. Auf europäischer Seite nahmen viele Staaten am Dreieckshandel teil, am stärksten waren dabei neben Portugal die Niederlande, Frankreich und speziell England, wobei die Stadt Liverpool schnell zum Zentrum des Dreieckshandels aufstieg.
[...]
1 Vgl. Ansprenger, Geschichte Afrikas, S. 46. Schätzungen gehen hierbei weit auseinander, da eine exakte Aussage aufgrund der unzureichenden Quellenlage nicht möglich ist.
2 Vgl. Thornton, Africa and Africans in the making oft he Atlantic world, S. 97.
3 Vgl. Thornton, Africa and Africans in the making oft he Atlantic world. S. 93f.
4 Vgl. Ansprenger, Geschichte Afri]kas, S. 43.