Der Saubannerzug von 1477 war ein wilder, unkontrollierter Haufen, der eine Kriegskontribution aus den Burgunderkriegen von der savoyischen Stadt Genf eintreiben wollte, mit deren Zahlung diese schon lange in Rückstand war. Auch sollten die Berner Hauptleute für eine angebliche Verzögerung der Zahlung belangt werden. Außerdem forderte man von den Stadtorten einen gerechten Anteil der Burgunderkriegsbeute.
Ziel dieser Arbeit soll es sein, die politisch-sozialen Elemente und die Aspekte der Volkskultur aufzuzeigen, die sich im Saubannerzug manifestierten. Dazu gehört z.B. die agrarische Gesellschaftsstruktur, die die Landorte der inneren Schweiz (Uri, Schwyz, Unterwalden, Zug) zur damaligen Zeit prägte, die Familie und die Knabenschaften, die in den dortigen Gemeinschaften eine wichtige Rolle einnahmen, und diverse Kulte, wie z.B. Vegetations- und Totenkulte sowie die sog. „Heischezüge“.
Erstens wird der gegenwärtige Forschungsstand dargestellt und auf die verwendeten Quellen, vor allem die Berner Chronik des Diebold Schilling, die wichtigste Quelle für den Saubannerzug, eingegangen und sie kritisch betrachtet.
Dann folgt das Kapitel über den Saubannerzug von 1477. Zuerst wird die Entstehungsgeschichte beleuchtet: der Aufstieg des Hauses Burgund und die Burgunderkriege (1474-77), wobei der Kriegszug der Eidgenossen gegen Savoyen von 1475, der Hauptgrund für den Saubannerzug, besonders hervorgehoben wird. Infolgedessen wird der Saubannerzug selbst beschrieben: sein Zusammenfinden, die Teilnehmer, der Zug und das Resultat. Der dritte Punkt handelt von den kurz- und langfristigen Folgen des Zuges bis zum Stanser
Verkommnis von 1481.
Der dritte Teil behandelt schließlich die politisch-sozialen und volkskulturellen Aspekte des Saubannerzuges. Erstere Sachverhalte drehen sich vor allem um die gesellschaftliche Struktur der agrarisch geprägten Landorte der Innerschweiz (der Heimat der Saubannerzügler) im Vergleich zu den Stadtorten. Weiterhin werden verwandtschaftliche Aspekte wie Sippe und Familie, rechtliche Elemente (Volksjustiz) und der Status und die Rolle der sog. „Knabenschaften“ betrachtet. Die Merkmale der Volkskultur beleuchtet in den Knabenschaften verankerte Glaubensvorstellungen, etwa Vegetationskulte, „Heischezüge“, Toten- und Maskenkulte sowie die Fastnacht als Teil der „Verkehrten Welt“. Aufgrund der engen Verquickung von sozialen und volkskulturellen Elementen wird man die beiden Aspekte nicht immer völlig scharf voneinander trennen können.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Forschungsstand, Quellen, Quellenkritik
- 3. Der Saubannerzug von 1477
- 3.1. Vorgeschichte
- 3.2. Der Saubannerzug
- 3.3. Folgen des Saubannerzugs
- 4. Politisch-soziale und volkskulturelle Aspekte des Saubannerzugs
- 4.1. Politisch-soziale Merkmale
- 4.1.1. Stadt- und Landorte der Eidgenossenschaft
- 4.1.2. Verwandtschaft und Gemeinschaften
- 4.1.3. Knabenschaften
- 4.2. Elemente der Volkskultur
- 4.2.1. Vegetationskulte
- 4.2.2. Heischezüge
- 4.2.3. Totenkult
- 4.2.4. Maskenkulte
- 4.2.5. Fastnacht
- 4.1. Politisch-soziale Merkmale
- 5. Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den Saubannerzug von 1477, indem sie dessen politisch-soziale Elemente und Aspekte der Volkskultur beleuchtet. Das Ziel ist es, die gesellschaftlichen Strukturen und kulturellen Praktiken der beteiligten Bevölkerungsgruppen zu verstehen und deren Rolle im Kontext des Ereignisses zu analysieren.
- Politisch-soziale Strukturen der Innerschweiz im Spätmittelalter
- Bedeutung von Verwandtschaft und Gemeinschaften für den Saubannerzug
- Rolle der Knabenschaften im Kontext des Zuges
- Volkskulturelle Elemente und Rituale im Saubannerzug
- Zusammenhang zwischen politischen und volkskulturellen Aspekten
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema des Saubannerzugs von 1477 ein und stellt die Relevanz des Themas heraus, indem sie auf aktuelle Ereignisse verweist, die den Begriff „Saubannerzug“ noch heute im kollektiven Gedächtnis der Schweiz präsent halten. Sie skizziert die Ziele der Arbeit und den Forschungsansatz, der sich auf die Analyse politisch-sozialer und volkskultureller Aspekte konzentriert.
2. Forschungsstand, Quellen, Quellenkritik: Dieses Kapitel beleuchtet den bisherigen Forschungsstand zum Saubannerzug und bewertet die vorhandenen Quellen, insbesondere die Berner Chronik des Diebold Schilling, als wichtigste Quelle. Es analysiert die bisherigen Forschungsansätze, die sich primär auf den politischen Aspekt konzentriert haben, und hebt die Lücke in der Erforschung der sozialen und kulturellen Hintergründe hervor. Die Kapitel diskutiert kritisch die verschiedenen Bezeichnungen des Ereignisses ("Torechtes Leben", "Kolbenbannerzug") und ihre jeweilige Bedeutung im historischen Kontext.
3. Der Saubannerzug von 1477: Dieses Kapitel beschreibt den Saubannerzug von 1477 umfassend. Zunächst wird die Vorgeschichte beleuchtet, mit Fokus auf die Burgunderkriege (1474-77) und den Kriegszug der Eidgenossen gegen Savoyen von 1475, als Hauptgrund für den Saubannerzug. Die Beschreibung des Saubannerzugs selbst beinhaltet die Darstellung der Zusammenkunft der Teilnehmer, der Ablauf des Zuges und schließlich die Ergebnisse des Unternehmens. Das Kapitel schließt mit einer Betrachtung der kurz- und langfristigen Folgen des Zuges, bis hin zum Stanser Verkommnis von 1481.
4. Politisch-soziale und volkskulturelle Aspekte des Saubannerzugs: Dieser Abschnitt analysiert die politisch-sozialen und volkskulturellen Aspekte des Saubannerzugs. Im Detail werden die gesellschaftlichen Strukturen der agrarisch geprägten Landorte der Innerschweiz im Vergleich zu den Stadtorten untersucht. Verwandtschaftliche Aspekte wie Sippe und Familie sowie rechtliche Elemente (Volksjustiz) und der Status der Knabenschaften werden beleuchtet. Die Analyse der volkskulturellen Merkmale konzentriert sich auf Glaubensvorstellungen, Vegetationskulte, Heischezüge, Totenkult, Maskenkulte und die Fastnacht als Teil der „Verkehrten Welt“. Die enge Verflechtung der sozialen und kulturellen Elemente wird betont.
Schlüsselwörter
Saubannerzug, Burgunderkriege, Eidgenossenschaft, Volkskultur, Politische Geschichte, Spätmittelalter, Innerschweiz, Knabenschaften, Vegetationskulte, Heischezüge, Totenkult, Maskenkulte, Fastnacht, Quellenkritik, Diebold Schilling.
Häufig gestellte Fragen zum Saubannerzug von 1477
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert den Saubannerzug von 1477 in der Schweiz, wobei der Fokus auf den politisch-sozialen und volkskulturellen Aspekten liegt. Ziel ist es, die gesellschaftlichen Strukturen und kulturellen Praktiken der beteiligten Bevölkerungsgruppen zu verstehen und deren Rolle im Kontext des Ereignisses zu analysieren.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt die Vorgeschichte des Saubannerzugs (inkl. Burgunderkriege), den Ablauf des Zuges selbst, die Folgen des Ereignisses, die politisch-sozialen Strukturen der Innerschweiz im Spätmittelalter (Stadt- und Landorte, Verwandtschaft, Gemeinschaften, Knabenschaften), und verschiedene Elemente der Volkskultur wie Vegetationskulte, Heischezüge, Totenkult, Maskenkulte und die Fastnacht. Der Zusammenhang zwischen politischen und volkskulturellen Aspekten wird besonders hervorgehoben.
Welche Quellen wurden verwendet und wie wurden sie bewertet?
Die Arbeit bezieht sich auf den bisherigen Forschungsstand zum Saubannerzug und bewertet die vorhandenen Quellen kritisch. Die Berner Chronik des Diebold Schilling wird als wichtigste Quelle identifiziert. Die Arbeit diskutiert auch verschiedene Bezeichnungen des Ereignisses ("Torechtes Leben", "Kolbenbannerzug") und ihre Bedeutung im historischen Kontext.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in fünf Kapitel: Einleitung, Forschungsstand und Quellenkritik, Beschreibung des Saubannerzugs von 1477, Analyse der politisch-sozialen und volkskulturellen Aspekte und Schlussbetrachtung. Jedes Kapitel beleuchtet spezifische Aspekte des Saubannerzugs und trägt zum Gesamtverständnis bei.
Welche Schlussfolgerungen zieht die Arbeit?
Die Schlussbetrachtung fasst die Ergebnisse der Analyse zusammen und zeigt den Zusammenhang zwischen den politisch-sozialen und volkskulturellen Aspekten des Saubannerzugs auf. Es wird die Bedeutung des Ereignisses für das Verständnis der gesellschaftlichen Strukturen und kulturellen Praktiken im Spätmittelalter der Innerschweiz hervorgehoben.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt der Arbeit?
Schlüsselwörter umfassen: Saubannerzug, Burgunderkriege, Eidgenossenschaft, Volkskultur, Politische Geschichte, Spätmittelalter, Innerschweiz, Knabenschaften, Vegetationskulte, Heischezüge, Totenkult, Maskenkulte, Fastnacht, Quellenkritik, Diebold Schilling.
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- Fabian Fuchs (Autor:in), 2012, Politisch-soziale und volkskulturelle Aspekte des Saubannerzugs von 1477, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/191586