Bei der Darstellung der Anatomie des Menschen wird entweder von einer
Regionalgliederung (= Systematik nach Körperregionen wie Gliedmaßen, Brustraum usw.) oder einer
funktionellen Gliederung (= Systematik nach Funktionssystemen wie Bewegungsapparat,
Stoffwechselapparat, Kommunikationsapparat) ausgegangen. Die erste Art ist als topographische
Anatomie die rein ärztliche Anatomie, da der untersuchende und behandelnde Arzt meist alle
Funktionsbereiche (Haut, Muskeln, Nerven, Blutgefäße usw.) einer Körperregion berücksichtigen
muss. Für Zielsetzungen wie unsere - Bewegungsanalysen - greift man auf die zweite Art, die
funktionelle Anatomie zurück, da ausschließlich das Funktionssystem Bewegungsapparat und
innerhalb dieses primär der aktive Bewegungsapparat von Interesse sind. Letztlich geht es vorrangig
um Muskelanalysen hinsichtlich ihrer speziellen (— bewegungsbezogenen) Funktion.
Diese Muskelfunktionsanalysen sollen erkennen lassen, dass
· sportliche Bewegungen auch muskulär Ganzheitsleistungen sind, da jeder Muskel innerhalb
seiner momentanen Muskelfunktionsschlinge(-kette) gesehen werden muss;
· jeder Muskel bei Beeinträchtigung als Glied der Kette Störungen innerhalb der ganzen
Funktionsschlinge und damit im Bewegungsablauf hervorruft;
· die Aufgabe von Muskeln nicht ständig ein- und dieselbe ist, sondern die
jeweilige Funktion von der Art der Einbettung in die Muskelschlinge (Haupt-, Hilfsmuskeln) abhängig
ist;
· Muskelform und Muskelaufgabe sich gegenseitig beeinflussen, gewissermaßen
eine sich gegenseitig beeinflussende Einheit bilden;
· Bewegungsabläufe nicht nur auxotonische Kontraktionsformen verlangen,
sondern auch mitunter isometrische Kontraktionen gewisser Muskeln (Stabili-sationsmuskeln) für
den optimalen Bewegungsablauf erforderlich sind.
Insgesamt lassen sich damit wesentliche Erkenntnisse für die
· Bewegungstechnik und das
· allgemeine und spezielle Konditionstraining gewinnen.
Wegen dieser Bedeutung wurde die funktionell-anatomische Betrachtung neben die
biomechanische Analyse gestellt. Im Grunde sind beide Betrachtungsweisen inhaltlich gar nicht
zu trennen, da einerseits die Feststellung der Muskeltätigkeit (z.B. über Elektromyographie) auch
ein Arbeitsbereich der Biomechanik ist und andererseits innerhalb einer funktionellen
Muskelanatomie biomechanische Aspekte (z. B. Kraft- und Lastarmverhältnisse, optimale
Arbeitswinkel) eine große Rolle spielen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Fiederungswinkel & physiologischer Querschnitt des Skelettmuskels
- Faseranordnung der Muskeln
- Hubhöhe (Verkürzungslänge) eines Muskels
- Faktoren der Kraftentwicklung
- Fazit
- Hebel, Drehmomente, & Arbeitswinkel
- Drehmoment
- Funktion mehrgelenkiger Muskeln
- Funktionelle Vielfältigkeit von Muskeln
- Elastizitätskomponente
- Sensorik & Rezeptorsysteme
- Empfindung und Wahrnehmung
- Aufbau und Funktion von Rezeptorensystemen in der Bewegungssteuerung
- Rezeptorensystem und Latenzzeit bei motorischen Reaktionen
- Bau von Nervenzellen & Reizfortleitung
- Reflexe
- Klassifikation und Kennzeichnung von Reflexe
- Unterscheidung nach Art und Anzahl beteiligter neurophysiologischer Strukturen
- Unterscheidung nach ihrer Funktion
- Reflexe im Sport
- Unerwünschte Wirkungen von Schutzreflexen
- Merksätze zum Umgang mit Reflexen im Sport
- Forschungsmethoden (Elektromyographie, Plausibilität)
- Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der anatomisch-physiologischen Bewegungsanalyse und ihrer Rolle als empirisch analytische Betrachtungsweise von Bewegungen. Das Ziel ist es, die Funktionsweise des menschlichen Bewegungsapparates im Detail zu beleuchten und die Bedeutung der Muskelanalyse für die Bewegungstechnik und das Konditionstraining aufzuzeigen.
- Die Bedeutung der Muskelanalyse für die Bewegungstechnik und das Konditionstraining
- Die Funktionsweise des menschlichen Bewegungsapparates
- Der Einfluss von Muskelstruktur und -funktion auf die Bewegungsausführung
- Die Rolle von Sensoren und Reflexen in der Bewegungssteuerung
- Die Anwendung von Forschungsmethoden wie der Elektromyographie
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt die funktionelle Anatomie als Grundlage für die Bewegungsanalyse vor und betont die Bedeutung von Muskelanalysen im Sport. Sie unterstreicht, dass Bewegungen komplexe muskuläre Ganzheitsleistungen sind und die Funktion jedes Muskels innerhalb einer Muskelfunktionskette betrachtet werden muss.
- Fiederungswinkel & physiologischer Querschnitt des Skelettmuskels: Dieses Kapitel erläutert die verschiedenen Muskelfaseranordnungen und die Auswirkungen auf die Kraftentwicklung und Hubhöhe. Die Bedeutung des Fiederungswinkels für die Kraftübertragung und die Unterschiede zwischen parallelfaserigen und gefiederten Muskeln werden dargestellt.
- Hebel, Drehmomente, & Arbeitswinkel: Das Kapitel behandelt die biomechanischen Prinzipien von Hebeln, Drehmomenten und Arbeitswinkeln. Die Funktion von mehrgelenkigen Muskeln und ihre funktionelle Vielfältigkeit im Hinblick auf die Bewegungsausführung werden erörtert.
- Elastizitätskomponente: Dieses Kapitel befasst sich mit der elastischen Eigenschaft von Muskeln und deren Beitrag zur Kraftentwicklung. Die Bedeutung der elastischen Energie für die Bewegungsausführung und die Effizienz des Bewegungsapparates werden hervorgehoben.
- Sensorik & Rezeptorsysteme: Hier werden die verschiedenen Rezeptorensysteme im menschlichen Körper vorgestellt, die Informationen über die Bewegung und Positionierung des Körpers liefern. Die Bedeutung von Sensorik und Wahrnehmung für die Bewegungssteuerung und die Latenzzeit bei motorischen Reaktionen werden beleuchtet.
- Bau von Nervenzellen & Reizfortleitung: Dieses Kapitel erläutert die Struktur und Funktionsweise von Nervenzellen und die Reizfortleitung im Nervensystem. Die Bedeutung der Nervensignale für die Steuerung von Bewegungen und die Aktivierung von Muskeln wird hervorgehoben.
- Reflexe: Das Kapitel behandelt verschiedene Arten von Reflexen und ihre Bedeutung für die Bewegungssteuerung. Die Klassifikation und Kennzeichnung von Reflexen, ihre Unterscheidung nach Funktion und Art sowie ihre Bedeutung für den Sport werden diskutiert.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit der anatomisch-physiologischen Bewegungsanalyse, der Funktion des menschlichen Bewegungsapparates, der Muskelanalyse, der Bewegungstechnik, dem Konditionstraining, der Elektromyographie, den Rezeptorensystemen, Reflexen und der biomechanischen Betrachtungsweise von Bewegungen.
- Arbeit zitieren
- Michael Daners (Autor:in), 2003, Anatomisch-Physiologische Bewegungsanalyse als empirisch analytische Betrachtungsweise von Bewegungen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/19159