Die Religion hat als ein zentraler sozialer Tatbestand weitreichenden Einfluss auf das menschliche Handeln, Verhalten und Denken und steht somit natürlicherweise im Betrachtungsbereich der Soziologie. Die Religionssoziologie als soziologisches Fachgebiet versucht dabei die Religion einer analytisch-empirischen Betrachtung zu unterziehen um so u.a. die gesellschaftliche Funktion der Religion offen zu legen. So waren es auch die Soziologen der ersten Stunde (unter Ihnen z.B. Comte, Durkheim, Marx, Weber und Simmel), die mit ihren zentralen Schriften den Weg zu weiterführenden Religionsanalysen der modernen Soziologie ebneten und die Soziologie prägten.
In dieser Arbeit sollen mit Karl Marx und Emil Durkheim zwei dieser Klassiker im Hinblick auf ihre zentralen Auseinandersetzungen mit der gesellschaftlichen Funktion der Religion näher betrachtet werden. Denn sowohl Karl Marx als Nachfolger der Religionskritiker und Emil Durkheim als empirisch fundierter Soziologe haben mit ihren Werken jeweils genuine Funktionsbestimmungen der Religion unternommen, die immer noch weitreichend rezipiert werden. Dabei sind die Vorgehensweise und Zielverfolgung dieser beiden Soziologen grundlegend verschieden. Trotzdem wird bei der Betrachtung von Marx’ und Durkheims Ausführungen deutlich, dass die Religion für beide eine bedeutende Kategorie des Sozialen darstellt.
Im Folgenden wird zuerst eine soziologische Explikation des Begriffs der Religion erarbeitet. Daran anschließend wird im Kontext der Rahmenwerke von Marx und Durkheim auf die Religionsanalyse der beide Klassiker eingegangen, wobei sich grundlegend auf Durkheims „Die Elementaren Formen des Religiösen Lebens“ und Marx’ Religionskritik in „Zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie“ bezogen wird, um anschließend die gesellschaftliche Funktion der Religion in beiden Theorien zu beschreiben und zu erklären. Im darauffolgenden Resümee werden sodann die auffälligsten Ähnlichkeiten und gravierendsten Unterschiede der vorgestellten Religionsbetrachtungen dargestellt und die Vorgehensweise beider Theoretiker kritisch beleuchtet.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Zur soziologischen Explikation des Begriffs Religion
- 2.1 Vorbemerkung
- 2.2 Die Basiselemente der Religion und der funktionale Betrachtungsansatz
- 3. Karl Marx - Die kompensatorische Wirkung der Religion
- 3.1 Im Kontext der Feuerbach'schen Verdinglichungsthese
- 3.2 Basis - Überbau und Religion
- 4. Durkheim – Die integrative Wirkung der Religion
- 4.1 Im Kontext der soziologischen Methode
- 4.2 Religiöse Riten als Basis der Religion
- 5. Resümee und Kritik
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die gesellschaftliche Funktion der Religion anhand der Theorien von Karl Marx und Emil Durkheim. Ziel ist es, die unterschiedlichen Ansätze beider Klassiker der Soziologie zu vergleichen und ihre jeweiligen Funktionsbestimmungen der Religion zu analysieren. Die Arbeit konzentriert sich auf die Relevanz der Religion als soziale Kategorie und die methodischen Unterschiede in der Herangehensweise beider Denker.
- Soziologische Explikation des Religionsbegriffs
- Marx' kompensatorische Sicht der Religion im Kontext des historischen Materialismus
- Durkheims integrative Betrachtung der Religion und deren soziale Funktion
- Vergleich der Ansätze von Marx und Durkheim
- Kritische Beleuchtung der methodischen Vorgehensweise beider Soziologen
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik der Religionssoziologie ein und betont die Bedeutung der Religion als zentralen sozialen Tatbestand. Sie benennt Karl Marx und Emil Durkheim als zentrale Figuren der frühen Religionssoziologie und deren unterschiedliche, aber gleichermaßen einflussreiche Ansätze zur Bestimmung der gesellschaftlichen Funktion der Religion. Die Arbeit skizziert den Aufbau und die Vorgehensweise, die im Folgenden zur Analyse der Theorien von Marx und Durkheim genutzt werden.
2. Zur soziologischen Explikation des Begriffs Religion: Dieses Kapitel widmet sich der Herausforderung, den Begriff "Religion" soziologisch zu definieren. Es wird die Vieldeutigkeit des Begriffs betont und die Schwierigkeit einer einheitlichen Definition in den Sozialwissenschaften herausgestellt. Der Fokus liegt auf einer funktionalen Betrachtungsweise, die die gesellschaftliche Leistung der Religion untersucht, ohne deren spezifischen Inhalt vorzugeben. Die verschiedenen Basiselemente der Religion (individuelle Überzeugungen, soziale Praktiken, moralische Gemeinschaft und institutionelle Ausprägung) werden identifiziert, um eine Grundlage für die Analyse der Theorien von Marx und Durkheim zu schaffen. Die Kapitel 2.1 und 2.2 bieten eine detaillierte Auseinandersetzung mit dem soziologischen Verständnis von Religion, vor dem Hintergrund der bestehenden Literatur und der Notwendigkeit einer funktionalen Betrachtungsweise. Das Kapitel legt die Grundlage für ein objektives und vergleichbares Verständnis von Religion in den folgenden Kapiteln, die sich mit den Theorien von Marx und Durkheim beschäftigen.
3. Karl Marx - Die kompensatorische Wirkung der Religion: Dieses Kapitel analysiert Marx' Religionskritik, die im Kontext des historischen Materialismus betrachtet wird. Marx’ Sichtweise der Religion als gesellschaftliche Projektion und seine Übernahme und Weiterentwicklung der Feuerbach’schen Verdinglichungsthese werden ausführlich dargestellt. Der Fokus liegt auf Marx' Konzept der Basis-Überbau-Dialektik und der Rolle der Religion als Teil des ideologischen Überbaus, der die Herrschaftsverhältnisse in der Gesellschaft stützt. Das Kapitel beleuchtet die kompensatorische Funktion der Religion in Marx' Theorie, indem es beschreibt wie Religion als Opium des Volkes dient und die bestehenden sozialen Ungerechtigkeiten verschleiert.
4. Durkheim – Die integrative Wirkung der Religion: Im Gegensatz zu Marx, der die Religion kritisch als Opium des Volkes bezeichnet, untersucht dieses Kapitel Durkheims integrative Sichtweise der Religion. Es wird Durkheims soziologische Methode und seine Analyse religiöser Riten als Grundlage gesellschaftlicher Integration erörtert. Die zentrale Rolle der Religion für den sozialen Zusammenhalt wird im Detail beschrieben. Das Kapitel veranschaulicht, wie Durkheim die Religion als Quelle von Solidarität und moralischer Ordnung versteht, die zur Stabilisierung der Gesellschaft beiträgt. Die Analyse von Durkheims Werk "Die elementaren Formen des religiösen Lebens" bildet die Grundlage für die Erörterung seiner Theorie.
Schlüsselwörter
Religionssoziologie, Karl Marx, Emil Durkheim, gesellschaftliche Funktion der Religion, Religionskritik, historischer Materialismus, integrative Wirkung, kompensatorische Wirkung, soziale Integration, funktionale Betrachtungsweise, soziale Tatbestände, Rituale, ideologischer Überbau.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Soziologische Analysen der Religion nach Marx und Durkheim
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert die gesellschaftliche Funktion von Religion anhand der soziologischen Theorien von Karl Marx und Émile Durkheim. Im Mittelpunkt stehen der Vergleich der beiden Ansätze und die Analyse ihrer jeweiligen Funktionsbestimmungen von Religion.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt die soziologische Explikation des Religionsbegriffs, Marx' kompensatorische Sicht der Religion im Kontext des historischen Materialismus, Durkheims integrative Betrachtung der Religion und deren soziale Funktion, einen Vergleich der Ansätze von Marx und Durkheim sowie eine kritische Beleuchtung der methodischen Vorgehensweise beider Soziologen.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, gefolgt von einem Kapitel zur soziologischen Definition des Begriffs „Religion“. Anschließend werden die Theorien von Karl Marx (Kapitel 3) und Émile Durkheim (Kapitel 4) einzeln analysiert. Die Arbeit schließt mit einem Resümee und einer kritischen Betrachtung der untersuchten Ansätze.
Welche zentrale These vertritt Marx bezüglich der Religion?
Marx betrachtet Religion kritisch als „Opium des Volkes“, das die bestehenden sozialen Ungerechtigkeiten verschleiert und die herrschenden Verhältnisse stützt. Seine Analyse basiert auf dem historischen Materialismus und der Feuerbach'schen Verdinglichungsthese.
Welche zentrale These vertritt Durkheim bezüglich der Religion?
Im Gegensatz zu Marx sieht Durkheim in der Religion eine integrative Kraft, die zum sozialen Zusammenhalt beiträgt und moralische Ordnung stiftet. Er betont die Bedeutung religiöser Riten für die gesellschaftliche Integration.
Wie werden die Ansätze von Marx und Durkheim verglichen?
Die Arbeit vergleicht die unterschiedlichen Ansätze von Marx und Durkheim, indem sie deren Funktionsbestimmungen der Religion gegenüberstellt und die methodischen Unterschiede in ihrer Herangehensweise herausarbeitet. Der Fokus liegt dabei auf der Relevanz der Religion als soziale Kategorie.
Welche methodische Vorgehensweise wird in der Arbeit angewendet?
Die Arbeit verwendet eine funktionalistische Betrachtungsweise, die die gesellschaftliche Leistung der Religion untersucht, ohne deren spezifischen Inhalt vorzugeben. Sie analysiert die Theorien von Marx und Durkheim vor dem Hintergrund der bestehenden soziologischen Literatur.
Welche Schlüsselbegriffe sind relevant?
Wichtige Schlüsselbegriffe sind: Religionssoziologie, Karl Marx, Emil Durkheim, gesellschaftliche Funktion der Religion, Religionskritik, historischer Materialismus, integrative Wirkung, kompensatorische Wirkung, soziale Integration, funktionale Betrachtungsweise, soziale Tatbestände, Rituale, ideologischer Überbau.
Welche Kapitelzusammenfassungen werden angeboten?
Die Arbeit bietet Kapitelzusammenfassungen für die Einleitung, die soziologische Explikation des Religionsbegriffs, die Analyse der Theorien von Marx und Durkheim.
Für wen ist diese Arbeit gedacht?
Diese Arbeit richtet sich an Leser, die sich für Religionssoziologie, die Theorien von Marx und Durkheim sowie die gesellschaftliche Funktion von Religion interessieren. Sie eignet sich insbesondere für akademische Zwecke.
- Arbeit zitieren
- Joel Eiglmeier (Autor:in), 2011, Die gesellschaftliche Funktion der Religion, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/191597