Am 15.5.2011. Die Gründung des Staates Israel jährte sich zum 63. Mal. Scharen von palästinensischen Flüchtlingen überqueren die Grenze zu Israel an der libanesischen und der syrischen (bzw. handelt es sich hier um die Grenze zwischen Syrien und den 1967 von Israel okkupierten Golan-Höhen) Grenze. Es kommt zu Zusammenstößen mit israelischen Soldaten; mehrere Palästinenser sterben. Diese aktuellen Ereignisse, natürlich müssen sie im Zusammenhang mit den derzeitigen Unruhen v.a. in Syrien gesehen werden, verdeutlichen deutlich, welches Frustpotential bei palästinensischen Flüchtlingen bzw. deren Nachkommen besteht. Für sie ist nämlich der 15.5. nicht der gefeierte Gründungstag, sondern das Datum der al-nakba, der Katastrophe. Damit bezeichnet man vor allem die (erzwungene) Flucht etwa 800.000 Araber aus ihrer Heimat.
Diese Arbeit befasst sich mit diesem 1948 entstandenen Flüchtlingsproblem und skizziert in einem ersten Teil, wie es zu diesem kam. Dabei ist für die weitere Betrachtung auch wichtig festzustellen, wie unterschiedlich Araber und Israelis die Ereignisse bewerten. Diese „Katastrophe“ bzw. das Recht auf Heimkehr ist nämlich ein ganz entscheidender Knackpunkt in den Friedensbemühungen zur Beilegung des Nahostkonflikts. Diese Rückkehr wird von der PLO gefordert und von Israel strikt abgelehnt. In einem weiteren Schritt werden die Bedingungen in den Flüchtlingslagern und die fehlende Integration in die Gastgebergesellschaften beschrieben. Der daraus resultierende Radikalismus wird ebenfalls Gegenstand der Arbeit sein, ebenso die Beziehungen zur PLO bzw. der Verwurzelung der PLO in den Flüchtlingsgemeinden. Darauf aufbauend wird die Rolle der Diaspora in den Friedensverhandlungen analysiert und in einem letzten Schritt mögliche Zukunftsszenarien diskutiert.
Die zentrale Frage der Arbeit wird dabei sein, wie sehr das Flüchtlingsproblem den gesamten Nahostkonflikt begleitete und formte. Wie sehr spielen sämtliche Faktoren des Konflikts in diesem spezifischen Feld eine Rolle? Wie sehr erkennt man dabei die gesamte Komplexität und Einflussfaktoren, welche den Konflikt auch nach über 60 Jahren noch nicht lösen ließen?
Gestützt werden die Ausführungen vor allem auf Sekundarliteratur, jedoch auch auf offizielle Dokumente. Der Ansatz der Analyse soll dabei nicht idealistisch, sondern durchwegs realistisch im Sinne des wahrscheinlichsten Szenarios sein.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Entstehung des Flüchtlingsproblems
- Die Gründung des Staates Israel und der Erste Israelisch-Arabische Krieg
- Arabische Flucht bzw. Vertreibung
- Das Schicksal der Flüchtlinge
- Ein Recht auf Rückkehr?
- Die Situation in den Flüchtlingscamps
- Das Flüchtlingsproblem und der Friedensprozess
- Fazit und Ausblick: Lösung der Flüchtlingsfrage?
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht das palästinensische Flüchtlingsproblem, welches im Zuge der Gründung des Staates Israel im Jahre 1948 entstand. Ziel ist es, die Entstehung dieses Problems, die Situation der Flüchtlinge sowie deren Rolle im Friedensprozess zu beleuchten.
- Die Entstehung des palästinensischen Flüchtlingsproblems im Kontext der Gründung Israels und des Ersten Israelisch-Arabischen Krieges.
- Die unterschiedlichen Perspektiven von Arabern und Israelis auf die Ereignisse von 1948.
- Die Bedingungen in den Flüchtlingslagern und die Integration der Flüchtlinge in die Gastgesellschaften.
- Die Rolle der Diaspora in den Friedensverhandlungen.
- Mögliche Zukunftszenarien für die Lösung des Flüchtlingsproblems.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung beleuchtet die aktuelle Situation palästinensischer Flüchtlinge und verdeutlicht die Bedeutung des 15. Mai als Datum der al-nakba, der Katastrophe. Die Arbeit stellt die zentrale Frage nach dem Einfluss des Flüchtlingsproblems auf den Nahostkonflikt.
Das Kapitel "Die Entstehung des Flüchtlingsproblem" analysiert die Gründung des Staates Israel und den Ersten Israelisch-Arabischen Krieg. Dabei wird besonders auf die unterschiedlichen Perspektiven von Arabern und Israelis sowie die Rolle des UN-Teilungsplans eingegangen.
Im Kapitel "Arabische Flucht bzw. Vertreibung" wird die Bevölkerungszusammensetzung vor 1948 in Palästina beleuchtet und die Ursachen für den Exodus von Arabern aus ihrer Heimat im Zuge der Kriegshandlungen analysiert.
Das Kapitel "Das Schicksal der Flüchtlinge" behandelt die Situation der Flüchtlinge in den Camps und die Frage nach einem Recht auf Rückkehr. Es wird auch auf die Integration der Flüchtlinge in die Gastgesellschaften und den daraus resultierenden Radikalismus eingegangen.
Schlüsselwörter
Palästinensische Flüchtlinge, Israelisch-Arabischer Krieg, al-nakba, Flüchtlingslager, Rückkehrrecht, Integration, Radikalismus, Diaspora, Friedensprozess, Nahostkonflikt.
- Arbeit zitieren
- Andreas Staggl (Autor:in), 2011, Das palästinensische Flüchtlingsproblem, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/191645