Der (historische) Ursprung der Prototypentheorie liegt nicht im Bereich der Linguistik, sondern in der Psychologie. Sowohl die Anthropologen Berlin/Kay als auch die Psychologin Eleanor Rosch fanden in den 1970er Jahren heraus, dass es kultur- und sprachunabhängige beste Vertreter der Kategorie FARBE gibt – die sogenannten Fokalfarben. So bezeichneten Berlin/Kay und Rosch z.B. die Fokalfarbe „Blutrot“ als Prototyp der Kategorie ROT.
Alsbald wurden die psychologischen Grundlagen der Prototypenforschung auf die linguistische Semantik übertragen. Hier stellte sie eine willkommene Ergänzung zur strukturellen und traditionell logischen Semantik dar. (Busse 2009)
Kognition und Sprache
Bevor die Prototypentheorie und die davon abzugrenzende strukturelle Semantik vorgestellt werden, ist es notwendig, einige Termini zu klären.
Die Prototypentheorie gehört zu der Disziplin der kognitiven Semantik. In den kognitivistischen Ansätzen wird die menschliche Kognition als die Menge aller geistigen Strukturen und Prozesse angesehen, mit denen wir Informationen aufnehmen, abrufen und verändern (vgl. Schwarz/Chur 2004).
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Inhaltsverzeichnis
- Horizontale Dimension
- Roschs Prototypentheorie
- Zusammenhang Kognition und Sprache
- Prototypensemantik/ Prototyp
- Merkmale
- Bildung
- Vertikale Dimension
- Merkmale der Basisebene
- Die erweiterte Version der Prototypensemantik (Kleiber)
- Prototypische Effekte
- Familienähnlichkeit
- Polysemie
- Vor- und Nachteile der Prototypensemantik
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieser Text behandelt die Grundlagen der Prototypensemantik, einer kognitiven Theorie, die die Struktur von Wortbedeutungen im Hinblick auf typische Vertreter einer Kategorie erklärt. Er analysiert die theoretischen Grundlagen der Prototypensemantik, wie sie von Eleanor Rosch entwickelt wurde, und stellt die Kernaussagen und Prinzipien der Theorie dar.
- Die Rolle von Prototypen bei der Kategorisierung von Begriffen
- Der Zusammenhang zwischen Kognition und Sprache in der Prototypensemantik
- Merkmale und Bildung von Prototypen
- Vergleich zwischen struktureller und prototypischer Semantik
- Vorteile und Nachteile der Prototypensemantik
Zusammenfassung der Kapitel
- Horizontale Dimension: Dieses Kapitel erläutert die Prototypentheorie von Eleanor Rosch und deren Bedeutung für die linguistische Semantik. Es untersucht die Beziehung zwischen Kognition und Sprache und definiert die wichtigsten Konzepte der Prototypensemantik, darunter Merkmale und Bildung von Prototypen.
- Vertikale Dimension: Dieses Kapitel behandelt die Merkmale der Basisebene in der Prototypensemantik.
- Die erweiterte Version der Prototypensemantik (Kleiber): Dieses Kapitel stellt die erweiterte Version der Prototypensemantik vor, die von George Kleiber entwickelt wurde. Es beschreibt wichtige Konzepte wie prototypische Effekte, Familienähnlichkeit und Polysemie.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter dieses Textes sind Prototypensemantik, Prototyp, Kognition, Sprache, Kategorisierung, Familienähnlichkeit, strukturelle Semantik, typische Vertreter, lexikalische Bedeutung, mentale Strukturen, Konzepte, Merkmale, Bildung, Polysemie.
- Arbeit zitieren
- I. Meyer (Autor:in), 2011, Grundlagen der Prototypensemantik, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/191694