Plant man eine Unterrichtseinheit zu Problemen des menschlichen Handelns in der 12. Jahrgangsstufe der Sek.II an Gymnasien und Gesamtschulen, so liegt die Behandlung eines der meistdiskutierten Schriften der gesamten Philosophiegeschichte nahe: Aristoteles Nikomachische Ethik. Seit der Antike gilt Aristoteles NE als ein Werk der praktischen Philosophie, das sich mit der Bestimmung und Begründung sittlich-praktischen Handelns auseinandersetzt und versucht, das richtige Verhalten in der Natur des Menschen zu finden. Aufgrund dieser überzeitlichen ethischen Orientierung, sind die Fragen der NE nicht epochengebunden und spielen auch heute noch eine wichtige Rolle: Gibt es ein oberstes Ziel des Handelns? Wenn ja, wie erreicht man es? Was ist Glück und wie wird man glücklich? Diese und noch viele weitere Fragen behandelt Aristoteles in seiner NE.
Die hier zu entwickelnde Unterrichtsreihe beschäftigt sich mit der Frage, inwiefern sich das sittliche Handeln durch das Wesen des Menschen begründen lässt. Textgrundlage bilden hierbei das Buch I und das Buch X der NE. Nach einer kurzen Sachanalyse folgt die didaktische Analyse mit der Einordnung in den Rahmenrichtlinien und den Lehrplan. Daran schließt sich die konkrete Planung der Unterrichtsreihe an, in der sechs Einzelstunden mit den jeweiligen Stundenzielen und den Feinzielen dargestellt werden sollen.[...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Sachanalyse der Nikomachischen Ethik
- Buch I
- Buch II
- Buch X
- Didaktische Analyse
- Rahmenrichtlinien
- Lehrplan
- Einordnung in Klafkis didaktische Theorie
- Planung der Unterrichtsreihe
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der didaktischen Analyse und Planung einer Unterrichtsreihe zur Nikomachischen Ethik von Aristoteles. Ziel ist es, einen praxisnahen Einblick in die Konzeption und Umsetzung einer solchen Unterrichtsreihe zu bieten, die sich mit der Frage des sittlichen Handelns durch das Wesen des Menschen beschäftigt. Dabei werden insbesondere die Bücher I und X der Nikomachischen Ethik betrachtet.
- Aristoteles' Ethik und das Streben nach dem Gut (agathon)
- Die Rolle der Staatskunst in Aristoteles' Philosophie
- Die Bedeutung der eudaimonia (Glückseligkeit) als oberstes Gut
- Die Unterscheidung zwischen ethischen und dianoetischen Tugenden
- Die philosophische Lebensweise als höchste Form der eudaimonia
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung stellt die Nikomachische Ethik von Aristoteles als ein zentrales Werk der praktischen Philosophie vor, das sich mit der Begründung und Bestimmung sittlich-praktischen Handelns beschäftigt. Die Arbeit zielt darauf ab, eine Unterrichtsreihe zu entwickeln, die die Frage nach der Begründung des sittlichen Handelns durch das Wesen des Menschen erörtert. Dabei stehen die Bücher I und X der Nikomachischen Ethik im Mittelpunkt.
Sachanalyse
Buch I
Buch I der Nikomachischen Ethik befasst sich mit der Beobachtung, dass alle menschlichen Handlungen nach einem Gut (agathon) streben. Aristoteles stellt fest, dass es ein Endziel menschlichen Handelns gibt, das im Bereich der Staatskunst zu finden ist. Er betrachtet den Menschen als zoon politikon, dessen Ziel die Erreichung des guten Lebens ist. Dieses Ziel wird durch die eudaimonia (Glückseligkeit) repräsentiert, die Aristoteles als das oberste Gut der Staatskunst und des Einzelnen identifiziert.
Buch II
Buch II befasst sich mit der Unterscheidung zwischen ethischen und dianoetischen Tugenden. Die ethischen Tugenden, die dem Strebevermögen zugeordnet werden, werden durch Gewöhnung erlangt. Sie bilden die richtige Mitte zwischen zwei Extremen, einem Zuviel und einem Zuwenig. Die dianoetischen Tugenden hingegen, die dem rein rationalen Vermögen angehören, entstehen durch Belehrung.
Buch X
Buch X kehrt zur Leitfrage der Nikomachischen Ethik zurück: worin besteht die eudaimonia als das oberste Gut menschlichen Handelns? Obwohl die politische Lebensweise einen großen Teil der Nikomachischen Ethik bildet, stellt sie sich in Buch X nur als zweitbeste Form der eudaimonia heraus. Die beste und vollkommenste Form der eudaimonia besteht im philosophischen Leben, d.h. im Leben der theoria. Aristoteles argumentiert, dass diese Lebensform die höchste Form der eudaimonia darstellt, da sie einen Bezug zum Göttlichen hat, um ihrer selbst willen gewollt wird und eine dauerhafte, reine Form der Lust ermöglicht.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter der Arbeit sind: Nikomachische Ethik, Aristoteles, sittliches Handeln, eudaimonia, Glückseligkeit, Staatskunst, zoon politikon, ethische Tugenden, dianoetische Tugenden, theoria, philosophische Lebensweise.
- Quote paper
- I. Meyer (Author), 2011, Aristoteles im Unterricht, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/191707