Auf Grund des Urteils des Bundesverfassungsgerichtes vom Mai 2011 gibt es derzeit einen Wandel in der Ausgestaltung der Sicherungsverwahrung. Die Justizvollzugsanstalten, in denen Sicherungsverwahrte untergebracht werden, müssen ihre Konzeption so ausgestalten, dass ein „[…] freiheitsorientierter und therapiegerichteter Vollzug […]“ gewährleistet wird. Auf diese Weise können die betroffenen Einrichtungen den durch die Unterbringung eingeschränkten Grundrechten sowie dem in § 129 StVollzG formulierten Ziel der Unterbringung gerecht werden. Dieses Ziel umfasst neben der Schutzfunktion der Bevölkerung auch eine Hilfestellung zur Eingliederung der Verwahrten in ein Leben in Freiheit. Durch dieses Urteil nähern sich die Justizvollzugsanstalten der Arbeitsweise Sozialtherapeutischer Anstalten an, in denen es (nicht nur für Sicherungsverwahrte) ein umfassendes Therapieangebot, beispielsweise durch Psychologen und Sozialarbeiter, gibt. Dies ermöglicht den Strafgefangenen sich mit ihrer Tat intensiv auseinanderzusetzen und senkt, laut einer Studie der Martin-Luther-Universität in Halle, die Wahrscheinlichkeit einer Wiederholungstat.
Trotz der beschriebenen positiven Veränderung stellt sich die Frage, was mit den Personen geschieht, die aus der Sicherungsverwahrung entlassen werden. Diese Frage soll in meiner Bachelorarbeit behandelt werden, da die Soziale Arbeit im Bereich der Resoziali-sierung eine wichtige Funktion hat. Die Maßregelinsassen sind nach ihrer Entlassung einer Vielzahl von Stressoren ausgesetzt, denen entgegengewirkt bzw. mit denen ein konstruktiver Umgang ermöglicht werden muss, um ein straffreies Leben fördern zu können. Diese Stressoren ergeben sich beispielsweise aus finanziellen Schwierigkeiten, in Folge abgebrochener sozialer Beziehungen, durch Probleme bei der Arbeitsplatzsuche oder durch Stigmatisierung im Lebensumfeld.
Es soll genauer betrachtet werden, welche bisher noch nicht umfassend umgesetzten Aufgaben sich in diesem Arbeitsfeld ergeben. Dabei kann es sein, dass in dieser Arbeit Fragen auftauchen, die nicht abschließend beantwortet werden können. Dennoch erfolgt eine Auseinandersetzung mit der Thematik, um Perspektiven und eventuell weitere Aufgabengebiete für die Soziale Arbeit zu entwickeln und aufzuzeigen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Begriffsbestimmung „Sicherungsverwahrung“
- 3. Relevanz des Themas
- 4. Resozialisierung von Haftentlassenen der Sicherungsverwahrung
- 4.1 Begriffsbestimmung „Resozialisierung“
- 4.2 Notwendige Ausgestaltung der Resozialisierung anhand ausge-wählter Theorien
- 4.3 Rechtliche Rahmenbedingungen
- 4.4 Praktische Umsetzung der Resozialisierung
- 4.5 Stigmatisierung
- 5. Schlussbemerkungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Bachelorarbeit befasst sich mit der Resozialisierung von Personen, die aus der Sicherungsverwahrung entlassen werden. Sie analysiert die Herausforderungen und Möglichkeiten, die sich für die Soziale Arbeit im Hinblick auf die Wiedereingliederung dieser Personen in die Gesellschaft ergeben.
- Die Bedeutung der Resozialisierung für Haftentlassene der Sicherungsverwahrung
- Die notwendigen Ausgestaltungsformen der Resozialisierung auf Basis verschiedener Theorien
- Die rechtlichen Rahmenbedingungen für die Resozialisierung
- Die praktische Umsetzung der Resozialisierung in der Praxis
- Die Auswirkungen der Stigmatisierung auf die Wiedereingliederung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema der Sicherungsverwahrung ein und beleuchtet die aktuelle Entwicklung hin zu einem freiheitsorientierten und therapiegerichteten Vollzug. Sie stellt die Relevanz der Arbeit heraus und skizziert die Fragestellung, die im Zentrum der Arbeit steht: Welche Aufgaben ergeben sich für die Soziale Arbeit im Bereich der Resozialisierung von Haftentlassenen der Sicherungsverwahrung?
Das zweite Kapitel liefert eine präzise Definition des Begriffs „Sicherungsverwahrung“. Das dritte Kapitel beleuchtet die Relevanz des Themas, indem es die gesellschaftliche und rechtliche Bedeutung der Sicherungsverwahrung darlegt.
Kapitel 4 widmet sich dem Kern der Arbeit: der Resozialisierung von Haftentlassenen der Sicherungsverwahrung. Es wird zunächst der Begriff „Resozialisierung“ definiert. Im Anschluss werden verschiedene Theorien und Modelle der Resozialisierung beleuchtet, die für die Gestaltung der Resozialisierung von Sicherungsverwahrten relevant sind. Das Kapitel analysiert die rechtlichen Rahmenbedingungen, unter denen die Resozialisierung stattfindet, und beleuchtet die praktische Umsetzung in der Praxis. Schließlich wird die Bedeutung der Stigmatisierung für die Wiedereingliederung von Haftentlassenen der Sicherungsverwahrung untersucht.
Die Arbeit schließt mit einem Kapitel, welches die Ergebnisse zusammenfasst und ein Fazit zieht.
Schlüsselwörter
Sicherungsverwahrung, Resozialisierung, Haftentlassene, Soziale Arbeit, Stigmatisierung, Wiedereingliederung, Strafvollzug, Therapie, Rechtliche Rahmenbedingungen, Gesellschaft, Integration.
- Arbeit zitieren
- Nina Herold (Autor:in), 2012, Soziale Arbeit gegen den Rest der Gesellschaft!? Ein kritischer Blick auf die Folgen der Sicherungsverwahrung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/192045