Die alten Bilder der Mythen leben noch heute immer wieder auf. Sie überlebten die Zeit und wurden dabei verändert, aber niemals vergessen, wie die große Anzahl von Mythenreprisen bestätigt. Mythische Geschichten, ihre Helden und Heldinnen verlieren nie an Faszination und an aktueller Bedeutung für unser Leben. Sie sind zeitlos, da sie zentrale Fragestellungen des Menschen nach sich selbst und der als geheimnisvoll und von göttlichen Wirken bestimmten Welt behandeln.
Besonders die griechische Mythologie hat zu Beginn der 80er Jahre Eingang in die Kinder- und Jugendtheaterwelt gefunden; daher konzentriert sich diese Arbeit auf die mythologischen Geschichten griechischer Herkunft.
Die textimmanente Analyse der Dramen für das Kindertheater (Medeas Kinder, Iphigenie Königskind, Ikarus! oder der Himmel ist blau und auch das Meer!) und das Jugendtheater (Ödipus 2000, Europa am Strand) bildet die Grundlage dieser Arbeit. Es soll dargestellt werden, was für Stücke bei der Rezeption von mythologischen Stoffen für das Kinder- und Jugendtheater entstanden sind. Dabei gilt es folgende Fragen zu beantworten: Wie gehen die Autoren mit der Vorlage um? Haben die Autoren Veränderungen am Original vorgenommen? Wenn ja, bestehen dann noch Verknüpfungspunkte in Inhalt, Form und Sprache? Ist das Stück „brauchbar“ für die Adressaten? Kurz gesagt: Es sollen Methoden beschrieben werden, wie einzelne Autoren mythologische Stoffe für Kinder und Jugendliche bearbeiten, um sie für das junge Publikum zugänglich zu machen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Annäherung an den Begriff des Mythos
- Die Problematik der Darstellung von „Klassikern\" im Kinder- und Jugendtheater
- Die Funktionalisierung der Medea des Euripides in Medeas Kinder
- Handlung und Analyse
- Die Wiederherstellung der alten Katharsisfunktion
- Ergebnisformulierung
- Iphigenie Königskind: Euripides Klassiker als eine Geschichte vom Erwachsenwerden
- Analyse der dramatis personae
- Die Spaltung der Figur der Iphigenie
- Die Darstellung der Erwachsenenfiguren
- Für wen geht Iphigenie in den Tod?
- Zur Funktion der attischen Tragödie im Drama
- Zum Sprachgebrauch
- Ergebnisformulierung
- Analyse der dramatis personae
- Von der Möglichkeit, das Tragische der antiken Stoffe auch für die „ganz Kleinen\" zumutbar zu machen: Ikarus! oder der Himmel ist blau und auch das Meer
- Die theatralische Präsentation des antiken Stoffes
- Aufbau und Inhalt
- Die Affinität zum Kinderspiel
- Die Wahrung der Balance zwischen Betroffenheit und Distanz
- Die Abwendung von der Frage nach der Schuld
- Der Freispruch des Ikarus
- Der Freispruch des Vaters
- Klärung der Schuldfrage
- Ergebnisformulierung
- Die theatralische Präsentation des antiken Stoffes
- Ödipus 2000: Eine Parabel vom postmodernen Menschen
- Quelle und Inhalt
- Der Schreibwettbewerb zu Ödipus 2000
- Vom Auffangen der pessimistischen Weltsicht der Jugendlichen
- Möglichkeiten zur Identifikation
- Ergebnisformulierung
- Europa am Strand: Ein Stück vom Erwachen und Erleben der ersten Liebe
- Quelle und Inhalt
- Die Bedeutung der Mythendeutung C.G. Jungs für das Stück Europa am Strand
- Die Mythendeutung nach Carl Gustav Jung
- Die symbolische Deutung nach Jung am Beispiel des Märchens „La Belle et la Bête“
- Übertragung der symbolischen Deutung nach C.G. Jung auf das Drama Europa am Strand
- Die Bedeutung der Verwandlung des Zeus in Hinblick auf die psychologische Interpretation
- Zusammenfassung der Ergebnisse der psychologischen Interpretation
- Das Stück als Parodie auf den Egoismus des postmodernen Menschen
- Schlussbemerkung
- Zusammenfassung und Schlussbemerkung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Rezeption antiker Stoffe, insbesondere griechischer Mythen, im Kinder- und Jugendtheater. Sie analysiert ausgewählte Stücke, um zu zeigen, wie Autoren die mythologischen Geschichten für ein junges Publikum aufbereiten und zugänglich machen.
- Die Darstellung antiker Mythen im Kinder- und Jugendtheater
- Die Anpassung und Funktionalisierung klassischer Stoffe für unterschiedliche Altersgruppen
- Die Verwendung von Sprache, Perspektivenwechsel und Dramaturgie in der Bearbeitung von Mythen
- Die Auseinandersetzung mit der Aktualität und Relevanz antiker Themen für die heutige Jugend
- Die Analyse der Beziehung zwischen Originaltext und Bühnenadaption
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einführung in die Thematik der Rezeption antiker Mythen im Kinder- und Jugendtheater. Anschließend werden die zentralen Begriffe "Mythos" und "Klassiker" im Kontext der Theaterlandschaft für Kinder und Jugendliche beleuchtet. Die folgenden Kapitel analysieren ausgewählte Stücke, die auf unterschiedliche Weise mit antiken Stoffen umgehen. Es werden die "Medeas Kinder", "Iphigenie Königskind", "Ikarus! oder der Himmel ist blau und auch das Meer", "Ödipus 2000" und "Europa am Strand" untersucht, wobei die Analyse die Besonderheiten der jeweiligen Stücke in Bezug auf die Vorlage herausarbeitet.
Die Zusammenfassung der Kapitel fokussiert auf die zentralen Themen und Argumente der Stücke. Die Analyse der "Medeas Kinder" konzentriert sich auf die Funktionalisierung der Sprache, den Perspektivenwechsel und die Wiederbelebung der Katharsisfunktion. "Iphigenie Königskind" wird hinsichtlich der Dopplung der Figur der Iphigenie untersucht. "Ikarus! oder der Himmel ist blau und auch das Meer" beleuchtet die Frage, ob mythologische Stoffe auch für die "ganz Kleinen" aufbereitet werden können. "Ödipus 2000" analysiert die Parabel vom postmodernen Menschen und die Darstellung der pessimistischen Weltsicht der Jugendlichen. Abschließend wird "Europa am Strand" im Hinblick auf die psychologische Interpretation und die Parodie auf den Egoismus des postmodernen Menschen beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Schlüsselbegriffe antike Stoffe, griechische Mythen, Kinder- und Jugendtheater, Dramaturgie, Rezeption, Adaption, Aktualisierung, Sprache, Perspektivenwechsel, Katharsis, psychologisches Verständnis, postmoderner Mensch. Sie untersucht, wie die Rezeption antiker Stoffe im Kinder- und Jugendtheater die Originaltexte aufgreift, transformiert und für ein junges Publikum zugänglich macht.
- Quote paper
- Kristin Theißing (Author), 2002, Antike Stoffe im Kinder- und Jugendtheater, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/19205