Leseprobe
Gliederung
1. Einleitung
2. Vorgeschichte: Rundfunkentwicklung in der sowjetischen Besatzungszone
2.1. Der Hörfunk
3. Medienarbeit in der DDR: Öffentlichkeitsarbeit unter der SED.(1949-1989)
3.1. Die Hörfunkentwicklung in der Frühphase der DDR
3.2. Der ostdeutschen Fernsehfunks
3.3. Der Prototyp sozialistischer Berichterstattung: Die Aktuelle Kamera
3.4. Die Lage der Journalisten: Zwischen Berufsethos und politischer Gesinnung
4. Entwicklung während und nach der politischen Wende: Was bleibt?
5. Resümee
6. Quellenangabe
1. Einleitung
"Die sozialistische Massenmedien leisten als Führungs- und Kampfinstrumente der Partei der Arbeiterklasse und des sozialen Staates ihren Beitrag zur Veränderung der gesellschaftlichen Wirklichkeit mittels spezifischer journalistischer bzw. künstlerischer Mittel." (Geißler, Rainer In: DDR-Fernsehen intern. Berlin: Wiss.-Vlg. Spiess 1990, S. 298).
So sah die Theorie aus, dass die Praxis beweisen die letzten Jahre vor der politischen Wende der DDR.
Neben der Abhandlung geschichtlicher Ereignisse und Entwicklungen sowjetischen Besatzungszone über die Geburt bis zum Ende der DDR, werden auf den folgenden Seiten auch Erörterungen über die "Aktuelle Kamera" und die Situation der Medienmitarbeiterfolgen am Beispiel der Journalisten folgen.
Über die Entwicklung des Hörfunks im Abschnitt 2 dieser Arbeit, die bereits in der Zeit vor 1949 also der Besatzungszeit wurzelte über das erste Fernsehprogramm der DDR im dritten Teil bis hin zu den ersten privat- wirtschaftlichen Bestrebungen Sendeversuche sowie dem unausweichlichem Ende der DDR, die der vierte Punkt behandelt.
Am Beispiel der "Aktuellen Kamera" werde ich im Punkt 3.3. aufzeigen wie und mit welchen Mitteln die SED-Führung genauer das Zentralkomitee die Beeinflussung der Rezepienten versuchte. Von der Körperhaltung bis zum Wortgebrauch und Redeablauf
war alles von Wirkungsabsichten durchdrungen. Die Gestaltung der Sendungen oder Zeitungen lag fest in der hand der SED und ihrer Gesandten.
Im Abschnitt 3.4. bietet sich ein besonderer Blickpunkt auf die Ereignisse. Aus der Sicht der Mitarbeiter des Rundfunks und der Presse, von denen sich die meisten im Laufe der Zeit immer weniger mit der Linie der Partei identifizieren konnten, die aber bis zu letzt an den revolutionären Bestrebungen des Volkes der DDR unbeteiligt waren, Geschweige denn die Geschehnisse reflektierten. Am Beispiel der Studentenzeitschrift "Forum" werde ich auf die Mitarbeiter der Presse eingehen. Auf deren Haltungen dem System gegenüber sowie deren Schicksal während und nach der politischen Wende.
Den Abschluss im Punkt 4 wird eine Betrachtung der Entwicklung der DDR-Medien sein. Was mit den einzelnen Radiosendern und Fernsehprogrammen sowie deren Mitarbeitern geschehen ist.
In der Darauffolgenden Schlussbetrachtung werden die wesentlichen Aspekte dieser Arbeit zusammenfassend wiedergegeben.
2. Vorgeschichte: Rundfunkentwicklung in der sowjetischen Besatzungszone
2.1. Der Hörfunk
Am 9. Juni 1945 übernahm die sowjetische Militäradministration für Deutschland (SMAD) die Regierungsgewalt im Nachkriegsdeutschland. Allerdings sendete der Hörfunk bereits ab dem 13.Mai ein einstündiges Programm im sowjetisch besetzten Berlin. Die inhaltliche Verantwortung trug damals Hans Mahle, der spätere Generalintendant des Rundfunks, sowie zwei weitere deutsche Kommunisten, die der Ulbricht - Gruppe angehörten. Nachdem die technischen Schwierigkeiten behoben waren, konnte durch den Berliner Staatskommandanten Generaloberst Nikolai Bersarin und die fachliche Unterstützung ehemaliger Mitarbeiter des Reichssenders Berlin die Aufnahme des Vollprogramms innerhalb weniger Tage ermöglicht werden (vgl.: ARD und ZDF,S. 371). Ab August 1945 konnte die sowjetische Militärverwaltung für Propaganda den Rundfunk in Ostdeutschland kontrollieren und die Einflussnahme westdeutscher Alliierter verhindern. So war es der KPD möglich den Berliner Rundfunk als rundfunkpublizistisches Zentrum für Ostdeutschland aufzubauen (ebd.). Mit dem Ziel der Versorgung der Bevölkerung mit politischen Informationen wurden nach dem Befehl 78 Drahtfunksysteme von Berlin nach Halle, Potsdam, Dresden, Weimar, Schwerin u.s.w. hergestellt. Die Deutsche Zentralverwaltung für Volksbildung (DZVfV), deren Führungspositionen ausschließlich durch KPD - Mitglieder besetzt waren, erhielt die inhaltliche und rechtliche Verantwortung für den Rundfunk in der SBZ (sowjetische Besatzungszone). Weiterhin war die DZVfV zuständig für programminhaltliche Entscheidungen in den Bereichen Kultur, Medien, Kunst und Volksbildung. Die DZVfV richtete sich in ihrer Organisation nach dem Vorbild der Weimarer Republik. So entwickelten man Pläne zur Gründung Landesübergreifender Rundfunkgesellschaften mit beschränkter Haftung. Dabei waren Sendeanstalten wie z.B. der Mitteldeutsche Rundfunk nur auf dem Papier autonom, so durften sie z.B. nicht frei über die Rundfunkgebühren verfügen (ARD und ZDF 1997,S. 372). So hieß es z.B. im Organisationsstatur des Rundfunks vom März 1946, dass Berichterstattung über das jeweilige Land, Förderung der Werbeaktion und Pflege der Volkskunst besondere Aufgaben des Landessenders seien. Aber die Wirklichkeit sah anders aus. Während die Auswahl der Nachrichten nur dem Berliner Rundfunk vorbehalten war, durften diese nur von den Landessender übernommen werden. Auch in personellen Fragen hatten die Landessender nur Vorschlagsrecht. Die Reaktion der SED auf die Gründung des Nordwestdeutschen Rundfunks durch den Rundfunk im Amerikanischen Sektor (RIAS) war die Umbildung des bisherigen Rundfunkreferates in die "Generalintendanz des demokratischen Rundfunks". Weiterhin wurde Hans Mahle zum ersten Generalintendanten des Rundfunks berufen. Dadurch wurden die Weichen gelegt, um den Rundfunk produktionstechnisch und programmlich durch die SED zu zentralisieren. Der Rundfunk sollte der SED als Mittel zur Durchsetzung ihres Machtanspruchs dienen (ARD und ZDF 1997,S. 373).
In der ersten Phase der Ostdeutschen Hörfunkentwicklung beschäftigten sich publizistische Sendungen größtenteils mit der Abrechnung der Vergangenheit sowie mit Fragen des gesellschaftlichen Neuaufbaus. Weiterhin enthielten künstlerische und unterhaltende Programme Werke deutscher Schriftsteller der Klassik, welche zur Zeit des Nationalsozialismus verboten waren, sowie Werke der russischen Klassik und Volksmusik. Hingegen wurden Themen wie die Rückkehr der Kriegsgefangenen aus der Sowjetunion oder die Höhe der zu zahlenden Reparationsleistungen im Hörfunk nicht behandelt. Vielmehr sendete man bereits im Mai ´47 das erste antiamerikanische Hörspiel "Mister Smith schreibt ein Buch", welches vorher schon im Nationaltheater aufgeführt wurden war und Kritik an der westlichen Alliierten deutlich machen sollte. Dies konnte nur durch die Erlaubnis der Sowjetunion geschehen. Ebenso enthielten die neuen Programmrichtlinien Hörspiel und Literaturangebote klassischer bzw. linker Schriftsteller, während das Musikangebot der folgenden Jahre eher and die Zeit des Nationalsozialismus erinnerte. So hörte man z.B. Volksmusik, Kampflieder sowie neue Lieder der FDJ. Dieses Hörfunkangebot sollte den Geschmack des einfachen Hörers formen und die Empfänglichkeit gegenüber allem Unechten und Kitschigen zu steigern (ARD und ZDF 1997,S.375). Im Vordergrund der Berichterstattung standen mit Beginn der kalten Krieges 1948 die Propagierung der Freundschaft zur Sowjetunion, der Stand der Planerfüllung ebenso wie vorbildliche Einzel - und Kollektivleistungen und die Auseinandersetzung mit ehemaligen Kriegstreibern. Die Themen des Hörfunks mussten sechs Wochen im voraus festgelegt sein. Die erhöhte einerseits die Kontrollmöglichkeit der SED schränkte aber andererseits die Aktualität der Sendungen ein. Im Frühsommer 48 mussten die Intendanten und Chefredakteure monatlich zu einer Berichterstattung, um sich die Beschlüsse der Partei erläutern lassen. Die Landessender erhielten über sogenannte Rundfunkreferate bereits politische Anweisungen. Mit diesen Einführungen wurde bereits vor den Gründung der DDR die Weichen für autoritäre Strukturen in den Medien gelegt. Im Zuge stalinistischer Repressionsmaßnahmen fanden Ende der 40er Jahre personelle Säuberungen im Rundfunk statt. So wurden zwanzig Parteimitglieder des Berliner Rundfunks, insbesondere aus der Nachrichtenabteilung, entlassen. Besonders deutlich wurde die zentralistische Leitung des Hörfunks am siebzigsten Geburtstag Stalins (21.12.49), an dem erstmals nach Kriegsende sämtliche ostdeutschen Sendeanstalten zusammengeschlossen wurden (ARD und ZDF 1997, S. 376). Zusammenfassend lässt sich sagen, dass in den Jahren bis 1948 in der Medienlandschaft der SBZ noch eine relative Meinungs- und Diskussionsfreiheit herrschte. Die Zensur der SMAD richtete sich nur auf 2 Prinzipien. Die Einhaltung und Ausführung der alliierten und sowjetischen Befehle, besonders was die Entnazifizierung und die Entmilitarisierung betrifft, aber auch auf die Verhinderung jeglicher kritischer Äußerungen die Politik der Besatzungszone betreffend. Ebenso waren die Regionalsender im Vergleich zu späteren Umständen noch partei- und staatsunabhängig ( Karl-Heinz Mosgraber: Vom Gehorsam und von der Macht. In: So durften wir glauben zu kämpfen. hg. v. Edith Spielhagen. Berlin: Vistas 1993, S. 63). In den Jahren darauf waren kritische Bemerkungen oder Hinweise auf Missstände nicht mehr gefragt. Auch Alternativen oder Querdenker waren nicht mehr erwünscht. Man forderte von den Medienmitarbeitern die Zurückdrängung demokratischer Vorstellung zu Gunsten des Sozialismusmodells, um dadurch der Arbeiterklasse zur Macht zu verhelfen.
3. Medienarbeit in der DDR: Öffentlichkeitsarbeit unter der SED. (1949-1989)
3.1. Die Hörfunkentwicklung in der Frühphase der DDR
Mit der Gründung der DDR am 07.Oktober 1949 übernahm das Regierungsamt für Information die Anleitung des Rundfunks als "Weisungsberechtigtes staatliches Organ zur Informierung der Öffentlichkeit". Fortan fanden sich Rundfunkredakteure in der Rolle des Propagandisten wieder, die zur Festigung des Staatsbewusstseins beizutragen hatten (so Mahle im Oktober 49). Es sei Ihre Aufgabe "durch eine konstruktive Kritik aktiv zu helfen, Regierungsmaßnahmen durchzusetzen und sie den Massen näher zu bringen" (ARD und ZDF 1997,S.377). Zu diesem Zeitpunkt sah man den Rundfunk vor allem als politisches Medium.
Um eine erhöhte Hörerakzeptanz zu erreichen stellten sich die Rundfunkmitarbeiter dem Publikum in Hörerversammlungen und diskutieren mit Ihnen über das Programm. Darüber hinaus fanden Betriebsabende statt an denen die Zuhörer im Radio zu Wort kamen. Ebenso richtete man Sendungen ein wie "Rundfunk greift ein", in denen durch den Hörer Missstände gemeldet wurden und der Rundfunk durch Publikation eine Besserung oder Behebung erreichen wollte. Daraus resultiert, dass der Rundfunk einerseits ein Mittel politischer und weltanschaulicher Indoktrination und andererseits Bemühungen stattfanden eine Reihe von Basisdemokratischen Maßnahmen und Sendungen aufrecht zu erhalten. Im August ´52 wurde das "staatliche Rundfunkkomitee" gegründet, welches mit der Auflösung der Länder und Gründung der fünfzehn Bezirke einherging. Das staatliche Rundfunkkomitee war ein Organ des Ministerrates der DDR. Durch die folgenden Umstrukturierungen im Sinne sowjetischer Vorstellungen verschwanden Regionalberichterstattungen ebenso verloren Sendeanstalten (Bezirkssender) ihren letzten Rest an Eigenverantwortung. Am 14. September 1952 richtete das staatliche Rundfunkkomitee für die bisherigen Bezirkssender drei zentrale Programme ein. Berlin I strahlte spezielle Programme für Westdeutschland aus, während Berlin II wissenschafts- und Kulturprogramme sendete und Berlin III volkstümliche Sendungen bot (ARD und ZDF 1997,S.378 ff.)
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