Der Alexanderzug als Beginn einer neuen Ära


Essay, 2009

9 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe

Einleitung

Knapp 150 Jahre waren vergangen, seit sich die griechischen Poleis gegen die Perser erfolgreich verteidigt hatten.

Die Perser hatten eines der bis dahin mächtigsten Reiche der Welt errichtet und verloren auch nach den empfindlichen Niederlagen von Marathon und Salamis nicht ihre Vormachtstellung.

Doch nun, nach eineinhalb Jahrhunderten, schaffte es ein makedonischer König dieses Weltreich in einem gigantischen Feldzug zu erobern. Er wurde fortan Alexander der Große genannt.

Nach Schlachten, welche an Bedeutung denen der Perserkiege in nichts nachstehen, , gelang es ihm ein Reich zu errichten, dessen Größe jenes der Perser sogar noch übertraf.

Sein Feldzug, den er 336 v. Chr. begann und welcher ihn bis an das Ende der damals bekannten Welt führen sollte, wurde zu einem Wendepunkt der Geschichte und läutete eine neue Ära ein.

Doch darf dieser Alexanderzug nicht nur unter militärischen Aspekten gesehen werden, weil dies dazu führen würde die kulturellen Veränderungen außer Acht zu lassen.

In diesem Essay geht es primär darum, Alexanders Motivation für seine Kulturpolitik, welche erst durch den Erfolg des Alexanderzuges möglich wurde, zu erforschen.

Im Zentrum der Betrachtung steht dabei zum einen Alexanders Motivationen für seine Städtegründungen, zum anderen seine Politik gegenüber anderen Völkern und Kulturen seines Reiches. Dafür werden die Ansichten ausgewählter Historiker diskutiert, um letztlich die Beweggründe für Alexanders Handeln zu finden.

Die Städtegründungen Alexanders

Man muss sich nicht intensiv mit Alexander dem Großen beschäftigt haben, um von den vielen Stadtgründungen zu wissen, welche oft Alexandria getauft wurden.

Beschäftigt man sich aber doch intensiver mit dem Thema der Städtegründungen, so wird schnell deutlich, dass es in der Fachwelt dazu überraschend große Differenzen gibt.

So ist die genaue Zahl der Gründungen schon allein deshalb umstritten, weil oft Uneinigkeit darüber herrscht, welche Städte Neugründungen und welche lediglich Umbenennungen waren.

Einig sind sich die Forscher lediglich in wenigen Punkten.

Dazu zählt zum einen, dass man Plutarchs Angaben, er hatte behauptet Alexander habe mehr als 70 Städte neu gegründet, deutlich nach unten korrigiert. Weiterhin ist man sich weitgehend einig, dass Alexanders erste selbst gegründete Stadt in Ägypten war, diese die einzige im Westen seines Reiches darstellte und sich der überwiegende Teil seiner Neugründungen im tieferen Osten, z.B. nach Indien hinein, konzentrierte (Seibert 1981, S. 179). Bis heute existiert allerdings keine genaue Zahl an Stadtgründungen, man schreibt eher von „zahlreiche[n] Poleis“ (Mann 2008, S.71) .

Die Meinungen der Historiker weichen auch stark voneinander ab, wenn es um die Bestimmung der Motive Alexanders für seine Stadtgründungen geht.

Droysen, welcher den Begriff „Hellenismus“ überhaupt erst prägte (Mann 2008, S.71), sah in Alexanders Beweggründen eine Kombination aus Eroberung, Förderung des Welthandels und Hellenisierung anderer Völker (ebd.).

Dass ein Herrscher, der in wenigen Jahren ein Weltreich erobert hat, an Okkupationen interessiert ist sollte außer Frage stehen. Ebenso erscheint es logisch, dass Alexander Interesse an einer Hellenisierung anderer Völker Interesse hatte, da eine völlige kulturelle Fremde von Untertanen Instabilität mit sich bringt.

Jedoch bedarf es hier einer weiteren Präzisierung, da man bei dieser Überlegung das Maß an gewollter Hellenisierung noch näher bestimmen muss.

Durch den Begriff „Welthandel“ sind außerdem Unklarheiten entstanden. Ob damit in den Überlegungen Droysens die Welt gemeint war, die Alexander beherrschte, oder die Welt, welche bis über die Grenzen des riesigen Reiches hinausreichte, konnte leider nicht festgestellt werden. Allerdings bleibt dies eine rein geographische Ungenauigkeit, da Alexander die Handelsförderung

innerhalb seines Reiches, wie auch über dessen Grenzen hinweg zugute gekommen wäre.

Eine wesentlich stärkere militärische Motivation Alexanders, mit abgeschwächten wirtschaftlichen Gedanken, vertrat V. Tscherikower. Alexander habe seine Städte vor allem spontan und nach militärischem Nutzen gegründet (Mann 2008, S. 180/181)

Dafür spricht, dass viele Städte im östlichen Iran und in Indien gegründet wurden. Diese Gebiete waren durchaus nicht sicher. Alexander musste gegen die iranischen Bergvölker jahrelang schwere Kämpfe bestehen und besänftigte die Situation dort letztlich damit, dass er sich mit Teilen der ostiranischen Aristokratie arrangierte (Gehrke/ Schneider 2006, S.203).

Indien hingegen war selbst nach dem Indienfeldzug lediglich Vasall Alexanders, aber bei weitem nicht endgültig entmachtet.Allerdings dürfte dieses Gebiet nicht das einzige gewesen sein, welches militärisch mehr abgesichert werden musste. Lagen denn nicht andere Regionen wie Ägypten an ähnlich gefährlich Peripherien?

Speziell für Ägypten trifft die Ansicht Tscherikowers nicht zu. Wenn das dortige Alexandria speziell für Handel gegründet wurde, wie es Tscherikowers Ansicht ist (Seibert 1981, S.181), dann hätten noch weitere Städte gegründet werden müssen, welche die Region auch militärisch absichern. Weder afrikanische, noch arabische Stämme, beides potentielle Gegner, lagen weit entfernt. Jedoch blieb Alexandria die einzige Stadtgründung Alexanders des Großen in Ägypten.

Interessant hingegen ist jedoch die Spontanität der Gründungen, welche der Forscher Alexander zu- misst. Unter Beachtung von damaligen Reisebedingungen, erscheint der Alexanderzug als gewaltige logistische und menschliche Leistung. Betrachtet man die zurückgelegte Strecke in der verhältnismäßig kurzen Zeit, so erscheint es sehr wahrscheinlich, dass Alexander seine Städte eher spontan gründete, um frisch eroberte Regionen möglichst schnell zu stabilisieren. Trotzdem stellt sich hier die Frage, ob man für militärische Absicherung eines Gebietes unbedingt neue Städte errichten muss, oder einfachere Wehranlagen dafür nicht ausgereicht hätten.

Eben diese Überlegungen hatte auch A.H.M. Jones. Nach seiner Meinung hätten sowohl militärische, wie auch wirtschaftliche Bedürfnisse vollkommen durch die Errichtung von Forts befriedigt werden können.

Er sah die Motivation Alexanders in demographischen und vor allem idealistischen Gründen, was ihn von den beiden anderen genannten Historikern stark unterscheidet. Alexander habe so zum einen die Überbevölkerung Griechenlands durch Ansiedlung von Griechen in neuen Städten fördern wollen (Seibert 1981, S. 182).

Aber vor allem wollte Alexander die griechische Kultur exportieren und sah sich als „Apostel des Griechentums“ (ebd.).

[...]

Ende der Leseprobe aus 9 Seiten

Details

Titel
Der Alexanderzug als Beginn einer neuen Ära
Hochschule
Justus-Liebig-Universität Gießen
Note
2,0
Autor
Jahr
2009
Seiten
9
Katalognummer
V192391
ISBN (eBook)
9783656173458
ISBN (Buch)
9783656173236
Dateigröße
359 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
alexanderzug, beginn
Arbeit zitieren
B.A. Christian Rödig (Autor:in), 2009, Der Alexanderzug als Beginn einer neuen Ära, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/192391

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