Auf dem Weg in die Literalität stellt die Balkanhalbinsel im Frühmittelalter eine Besonderheit im Kontext alt-europäischer Schriftlichkeit dar. Eng verbunden ist hier die Kirchenzugehörigkeit der Region mit der Verschriftlichung der Sprache slawischer Völker. Noch heute, im 21. Jahrhundert, herrscht in der „Slavia Orthodoxa“ eine eigene Schriftform vor, dessen Ursprünge im 9. Jahrhundert durch die Slavenlehrer Kyrill und Method zu finden sind. Durch deren Slawenmission im Jahre 863 fand die slawische Literalität ihren Anfang.
Geschehen ist dies durch die Einführung zweier, auf die slawische Phonetik abgestimmte, graphischer Medien: der glagolitischen und kyrillischen Schrift.Die ältere der beiden, die Glagolica, wurde zum Zwecke der Slawenmission nach Mähren getragen, als Instrument der Slawenlehrer Kyrill und Method bei ihrer Mission.
Der Werdegang beider Schriftsysteme ist von einigen Widrigkeiten gekennzeichnet, die in dieser Hausarbeit näher betrachtet werden sollen.
Es wird die Frage im Raum stehen, ob die Glagolica ihre missionarische Zweckbestimmung erfüllen , und warum sie durch ihr Nachfolgesystem, die Kyrillica, abgelöst werden konnte.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der Weg zur slawischen Schriftlichkeit
- Das Frankenreich und Byzanz vor der Slawenmission
- Method und Kyrill
- Der Missionsauftrag und seine (kirchen) politischen Umstände
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit befasst sich mit der Entstehung slawischer Schriftlichkeit im Frühmittelalter, speziell mit der Glagolica und ihrer Rolle in der Slawenmission. Sie untersucht, ob die Glagolica ihren missionarischen Zweck erfüllte und warum sie von der Kyrillica abgelöst wurde. Der Fokus liegt auf kulturhistorischen Aspekten und dem Wechselspiel zwischen Sprache und Schrift in diesem Kontext.
- Die Entstehung und Entwicklung slawischer Schriftlichkeit
- Die Rolle der Glagolica in der Slawenmission
- Die Konkurrenz zwischen Glagolica und Kyrillica
- Das Verhältnis zwischen Sprache und Schrift in der altkirchenslawischen Kultur
- Die kirchenpolitischen Rahmenbedingungen der Slawenmission
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung stellt die Besonderheit der Balkanhalbinsel im Kontext alt-europäischer Schriftlichkeit im Frühmittelalter dar und hebt die enge Verbindung zur Kirchenzugehörigkeit der Region mit der Verschriftlichung slawischer Völker hervor. Die Glagolica und die Kyrillica, die durch die Slavenmission Kyrills und Methods im 9. Jahrhundert eingeführt wurden, stehen im Mittelpunkt der Betrachtung. Die Hausarbeit untersucht die Entwicklung beider Schriftsysteme und die Frage, warum die Glagolica von der Kyrillica abgelöst wurde.
1. Der Weg zur slawischen Schriftlichkeit
1.1 Das Frankenreich und Byzanz vor der Slawenmission
Der Abschnitt beleuchtet das Wechselspiel zwischen dem Frankenreich und Byzanz im Frühmittelalter, das die Entstehung slawischer Schriftlichkeit maßgeblich beeinflusste. Er beschreibt die Blütezeit des Frankenreichs unter Karl dem Großen und die damit verbundene enge Beziehung zur römisch-katholischen Kirche. Die Expansion des Frankenreichs in Südosteuropa und die damit verbundene Einteilung des eroberten Gebietes in Missionsgebiete schufen ein Konfliktpotential, das sich später auf die Slawenmission auswirken sollte. Der Abschnitt beleuchtet auch die Krise des byzantinischen Reiches im 8. Jahrhundert und die Entwicklung eines neuen Selbstbewusstseins unter Michael III. Er beschreibt das „Zweikaiserproblem“, das durch die Krönung Karls des Großen im Jahr 800 entstand, und die damit verbundenen Spannungen zwischen West- und Ostkirche. Die Konkurrenz zwischen den beiden Reichen in missionarischen Tätigkeiten wird hervorgehoben, die später die Slawenmission der Brüder Method und Kyrill beeinflussen sollte.
1.2 Method und Kyrill
Dieser Abschnitt stellt die Hauptursachen der Glagolica, Kyrill (Konstantin) und seinen Bruder Method, vor. Kyrill wird als Schöpfer der ersten Slawenschrift beschrieben, der durch seine Gelehrsamkeit und Nähe zum Kaiserhaus mit missionarischen Aufträgen bedacht wurde. Der Abschnitt beleuchtet Kyrills Missionstätigkeit in Samarra und im chasarischen Reich. Methods Rechtsgelehrsamkeit und seine Rolle als Statthalter eines slavisch besiedelten Verwaltungsbezirkes werden ebenfalls erörtert. Die gemeinsamen slawischen Sprachkenntnisse der Brüder, die sie in ihrer Kindheit erlangten, werden als entscheidend für die Entwicklung des ersten slawischen Alphabets und ihre spätere Mission in Mähren dargestellt.
1.3 Der Missionsauftrag und seine (kirchen) politischen Umstände
Dieser Abschnitt schildert den Aufstieg des mährischen Fürstentums unter Mojmir I. und Ratislav und die damit verbundenen Spannungen mit dem fränkischen Reich. Ratislavs Bestreben nach kirchlicher Autonomie und sein gescheiterter Antrag an den Papst führen dazu, dass er sich an den byzantinischen Kaiser Michael III. wendet, der die Brüder Method und Kyrill mit der Mission nach Mähren beauftragt. Die Rivalität der Westkirche und deren territoriale Ansprüche auf das Missionsgebiet der Slavenlehrer werden dargestellt, die Kyrill dazu bringen, eine eigene slawische Schrift für seine Mission zu entwickeln. Die Glagolica wird in diesem Zusammenhang als Mittel zur erfolgreichen Vollziehung der Missionstätigkeit dargestellt.
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- Natasa Pejcinovic (Autor), 2011, Die slavischen Urschriften Glagolica und Kyrillica, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/192478