Das im Übergang vom 18. zum 19. Jahrhundert wirtschaftlich, politisch und kultu-rell erstarkende städtische Bürgertum etabliert das Reisen in Anknüpfung an die adlige Tradition der ‚Grand Tour’ als Bildungsreise. Bildung wurde jedoch nicht allein als die Ansammlung von Wissen über die Welt, das mittels Anschauung gewonnen wird, verstanden, sondern zunehmend im neuhumanistischen Sinn als Bildung der Persönlichkeit und wurde also zu einem eigentlichen, grundlegenden Zweck bürgerlichen Reisens.
Während das bürgerliche Reisen zu Bildungszwecken einer Minderheit von sehr wohlhabenden Großbürgern vorbehalten blieb, adaptieren vor allem in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bis ins 20. Jahrhundert hinein sozial aufsteigende bürgerliche Gruppierungen mit der ‚Sommerfrische’ einen Urlaubsstil des Großbürgertums und finden so die Möglichkeit zur Selbstdefinition als Teil des Bürgertums.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Bildung
- 2.1 Begriffliche Eingrenzung
- 3 Reisen
- 3.1 Begriffliche Eingrenzung
- 3.2 Reisen im 19. Jahrhundert
- 3.3 Voraussetzungen für touristisches Reisen
- 4 Bürgerliches Reisen
- 4.1 Reisen als Gegenwelt und Bildung als Legitimation
- 4.2 Begegnung mit der Moderne und Zeitreise
- 4.3 Reisen und Distinktion
- 5 Die „Sommerfrische“
- 5.1 Begriffliche Eingrenzung
- 5.2 Großbürgerliche Anfänge in Wien
- 5.3 Der Urlaub für den Mittelstand
- 5.4 Familienurlaub
- 5.5 Erholungsurlaub in der Natur
- 5.6 Gegenwelt und bürgerliche Selbstvergewisserung
- 6 Zusammenfassung und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Entstehung des modernen Tourismus im 19. Jahrhundert in Deutschland, insbesondere unter den Aspekten Bildung und Sommerfrische. Sie beleuchtet die Rolle des bürgerlichen Reisens als eigenständige Praxis und analysiert die damit verbundenen Konzepte von Bildung und Erholung.
- Der Bildungsbegriff im frühen 19. Jahrhundert
- Die Entwicklung des touristischen Reisens im 19. Jahrhundert
- Bürgerliches Reisen als Ausdruck von Selbstvergewisserung und Distinktion
- Die „Sommerfrische“ als Erholungsform und ihre gesellschaftliche Bedeutung
- Die Verbindung von Bildung, Erholung und Reise als konstituierende Elemente des modernen Tourismus
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einleitung: Die Einleitung stellt den Kontext der Arbeit dar, indem sie den modernen Tourismus mit dem historischen Phänomen des bürgerlichen Reisens im 19. Jahrhundert vergleicht. Sie hebt die Bedeutung von Bildung und Erholung als konstituierende Faktoren hervor und skizziert den Aufbau der Arbeit, der sich auf die Analyse des Bildungsbegriffes, die Entwicklung des touristischen Reisens und die spezifischen Formen des bürgerlichen Reisens und der Sommerfrische konzentriert. Die Einleitung legt den Fokus auf die bevorstehende Untersuchung der Wechselwirkungen zwischen diesen Elementen und ihrer Bedeutung für die Entstehung des modernen Tourismus.
2 Bildung: Dieses Kapitel befasst sich eingehend mit dem vielschichtigen und spezifisch deutschen Bildungsbegriff des frühen 19. Jahrhunderts. Es untersucht dessen enge Verknüpfung mit dem aufstrebenden Bürgertum und beleuchtet die verschiedenen Perspektiven von Aufklärungsphilosophen wie Kant und Herder sowie Wilhelm von Humboldt. Die Analyse zeigt, wie der umfassende Bildungsbegriff, der Verstand, Herz und Geschmack einschloss, zur Konstituierung des bürgerlichen Selbstverständnisses beitrug und als Grundlage für die Legitimation des Reisens diente. Die Kapitel verdeutlicht, dass Bildung nicht nur intellektuell, sondern auch moralisch und ästhetisch verstanden wurde.
3 Reisen: Das Kapitel liefert zunächst eine allgemeine Begriffsbestimmung von „Reisen“, um diese dann im Kontext des 19. Jahrhunderts zu situieren. Es differenziert zwischen Reisen aus beruflichen Gründen und Reisen mit dem Ziel der Erholung und Bildung. Es untersucht die Voraussetzungen für touristisches Reisen im 19. Jahrhundert, und legt den Grundstein für die spätere Betrachtung des bürgerlichen Reisens als spezifische Form des Tourismus. Die Entwicklung des Reisens wird als ein dynamischer Prozess dargestellt, der eng mit gesellschaftlichen Veränderungen und dem wachsenden Selbstbewusstsein des Bürgertums verbunden ist.
4 Bürgerliches Reisen: Dieses Kapitel analysiert das bürgerliche Reisen als eigenständige Reiseform. Es untersucht, wie Reisen als Gegenwelt zur städtischen Routine fungierte und gleichzeitig durch den Aspekt der Bildung legitimiert wurde. Die Begegnung mit der Moderne und die Erfahrung der Distinktion durch Reisen werden als zentrale Motive beleuchtet. Das Kapitel vertieft die Untersuchung der komplexen Interaktion zwischen individuellen Motiven und gesellschaftlichen Strukturen im Kontext des bürgerlichen Reisens, die sowohl Bildung als auch Status zum Ausdruck brachte.
5 Die „Sommerfrische“: Der Kapitel widmet sich dem Phänomen der „Sommerfrische“ als spezifische Form des bürgerlichen Erholungsurlaubs. Es beginnt mit einer begrifflichen Eingrenzung und verfolgt die Entwicklung der Sommerfrische von den großbürgerlichen Anfängen in Wien bis hin zum Urlaub für den Mittelstand und die Familie. Die Bedeutung der Natur als Ort der Erholung und die „Sommerfrische“ als Mittel der bürgerlichen Selbstvergewisserung werden ausführlich diskutiert. Der Fokus liegt auf der Bedeutung der Sommerfrische als eine Art Gegenwelt zur städtischen Lebensweise und als ein Mittel der Selbstfindung und Selbstvergewisserung innerhalb der bürgerlichen Gesellschaft.
Schlüsselwörter
Bürgerliches Reisen, Bildung, Sommerfrische, Tourismus, 19. Jahrhundert, Selbstvergewisserung, Erholung, Moderne, Distinktion, Kultur, Aufklärung.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Arbeit: Bürgerliches Reisen und Sommerfrische im 19. Jahrhundert
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht die Entstehung des modernen Tourismus im 19. Jahrhundert in Deutschland, insbesondere unter den Aspekten Bildung und Sommerfrische. Sie beleuchtet die Rolle des bürgerlichen Reisens als eigenständige Praxis und analysiert die damit verbundenen Konzepte von Bildung und Erholung.
Welche Themen werden im Einzelnen behandelt?
Die Arbeit behandelt den Bildungsbegriff des frühen 19. Jahrhunderts, die Entwicklung des touristischen Reisens, bürgerliches Reisen als Ausdruck von Selbstvergewisserung und Distinktion, die „Sommerfrische“ als Erholungsform und ihre gesellschaftliche Bedeutung, sowie die Verbindung von Bildung, Erholung und Reise als konstituierende Elemente des modernen Tourismus.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in sechs Kapitel: Einleitung, Bildung, Reisen, Bürgerliches Reisen, Die „Sommerfrische“ und Zusammenfassung und Ausblick. Jedes Kapitel behandelt einen spezifischen Aspekt des Themas, beginnend mit einer begrifflichen Klärung und einer Einordnung in den historischen Kontext.
Wie wird der Bildungsbegriff in der Arbeit behandelt?
Das Kapitel „Bildung“ befasst sich eingehend mit dem vielschichtigen Bildungsbegriff des frühen 19. Jahrhunderts in Deutschland, seiner engen Verknüpfung mit dem aufstrebenden Bürgertum und den Perspektiven von Aufklärungsphilosophen wie Kant, Herder und Humboldt. Es zeigt, wie der umfassende Bildungsbegriff (Verstand, Herz, Geschmack) zum bürgerlichen Selbstverständnis beitrug und Reisen legitimierte.
Wie wird das Reisen im 19. Jahrhundert dargestellt?
Das Kapitel „Reisen“ liefert eine allgemeine Begriffsbestimmung von „Reisen“ und situiert diese im Kontext des 19. Jahrhunderts. Es unterscheidet zwischen Reisen aus beruflichen Gründen und solchen zur Erholung und Bildung und untersucht die Voraussetzungen für touristisches Reisen. Die Entwicklung des Reisens wird als dynamischer Prozess dargestellt, eng verbunden mit gesellschaftlichen Veränderungen und dem wachsenden Selbstbewusstsein des Bürgertums.
Was ist die Bedeutung des „Bürgerlichen Reisens“?
Das Kapitel „Bürgerliches Reisen“ analysiert diese Reiseform als eigenständige Praxis. Es untersucht Reisen als Gegenwelt zur städtischen Routine, legitimiert durch Bildung. Zentrale Motive sind die Begegnung mit der Moderne und die Erfahrung der Distinktion. Die komplexe Interaktion zwischen individuellen Motiven und gesellschaftlichen Strukturen wird untersucht.
Was ist die „Sommerfrische“ und welche Rolle spielt sie?
Das Kapitel „Die „Sommerfrische““ widmet sich dieser spezifischen Form des bürgerlichen Erholungsurlaubs. Es verfolgt deren Entwicklung von großbürgerlichen Anfängen in Wien bis zum Urlaub für Mittelstand und Familie. Die Bedeutung der Natur als Ort der Erholung und die „Sommerfrische“ als Mittel der bürgerlichen Selbstvergewisserung werden ausführlich diskutiert.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Bürgerliches Reisen, Bildung, Sommerfrische, Tourismus, 19. Jahrhundert, Selbstvergewisserung, Erholung, Moderne, Distinktion, Kultur, Aufklärung.
Wo finde ich eine Zusammenfassung der einzelnen Kapitel?
Die Arbeit enthält eine Zusammenfassung der einzelnen Kapitel, die die zentralen Inhalte und Argumente jedes Kapitels kurz und prägnant zusammenfasst.
Für welche Zielgruppe ist diese Arbeit gedacht?
Diese Arbeit ist für eine akademische Zielgruppe gedacht, die sich für die Geschichte des Tourismus, die Sozialgeschichte des 19. Jahrhunderts und die Bedeutung von Bildung und Erholung im bürgerlichen Kontext interessiert. Die Arbeit ist auf eine strukturierte und professionelle Analyse der Themen ausgerichtet.
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- Kay Kankowski (Author), 2011, Bürgerliches Reisen als Selbstvergewisserung - Bildung und Sommerfrische, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/192625