Aus der Emotionspsychologie ist bekannt, dass Emotionen zu den Menschen gehören
wie die Luft zum Atmen. Emotionen veranlassen ihn, etwas zu tun oder zu unterlassen.
Jemand der Angst vor dem Fliegen hat, wird kaum freiwillig in ein Flugzeug steigen.
Ein Mann, der sich in eine Frau verliebt hat, versucht alles um ihr Herz zu erobern, um
mit ihr glücklich zu werden. Emotionen gehören also zum alltäglichen Leben. Finden
wir Menschen sympathisch wollen wir mit ihnen in Kontakt treten. Lösen Menschen
hingegen in uns Antipathie oder Angst aus, meiden wir den Kontakt zu ihnen. So sind
es auch Emotionen die einen Menschen dazu bewegen, eine psychosoziale Beratungsstelle
aufzusuchen. Daher ist es nicht verwunderlich, dass der psychosoziale Beratungsprozess
von Emotionen geprägt ist.
In der psychosozialen Beratung spielen Emotionen demzufolge eine zentrale Rolle.
Auch der Berater reagiert im Beratungsprozess emotional, da er auch nur ein Mensch
ist. Psychosoziale Beratung ist also geprägt von Emotionalität auf beiden Seiten einer
Berater-Klient-Beziehung. In der Interaktion von Berater und Klient kann die beiderseitige
Emotionalität eine sehr heikle Brisanz entwickeln und zu ungewollter Stagnation
oder Abbruch des Beratungsprozesses führen. Als Verantwortlicher für den Beratungsprozess
stellt sich für den Berater deshalb die Frage nach dem angemessenen Umgang
mit Emotionen, um seiner Verantwortung gerecht werden zu können.
Die zentrale Fragestellung der vorliegenden Diplomarbeit ist daher: Wie und warum
werden Emotionen im psychosozialen Beratungsprozesse geweckt, wie gehe ich als
Berater damit angemessen um, und welche Faktoren sind wichtig für einen solchen angemessenen
Umgang? Dabei ist es mein persönliches Anliegen, für mich ein Konzept
herauszuarbeiten, nach dem ich in der Lage bin, als Berater in spe angemessen mit
Emotionen im psychosozialen Beratungsprozess umzugehen.
Es geht mir nicht darum, darzulegen, wie der Berater mit dem Klienten dessen Problem
lösen kann, also die Frage nach geeigneten Möglichkeiten zur Diagnose und Intervention
zu klären, sondern lediglich um den Umgang mit Emotionen, die in den Phasen von
Diagnose und Intervention auftauchen. Häufig lassen sich emotionale Reaktionen im Zusammenhang mit der vom Klienten geschilderten gegenwärtigen Problematik auf
Anhieb nicht verstehen. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- Einleitung
- Wichtige Begriffe
- Definition des Begriffs "Emotion"
- Begriffsklärung "psychosoziale Beratung"
- Abgrenzung zur Psychotherapie
- Die Berater-Klient-Beziehung
- Die hilfreiche Beratungsbeziehung
- Kommunikation
- Kommunikation als Basis der Berater-Klient-Beziehung
- Der Sender - Vier Seiten einer Nachricht (Schulz von Thun)
- Der Empfänger – Hören einer Botschaft mit vier Ohren (Schulz von Thun)
- Die Beraterpersönlichkeit in der Kommunikation zwischen Berater und Klient
- Alles ist Kommunikation
- Wichtige Kompetenzen des Beraters für den Umgang mit Emotionen
- Empathie
- Akzeptanz
- Kongruenz
- Zentrale Quellen von Emotionen im psychosozialen Beratungsprozess
- Spontane Übertragung
- Problematisches Beziehungsschema
- Unbewusste Problemlösungswünsche
- Übertragungswiderstände
- Gegenübertragung als unangemessene emotionale Reaktion des Beraters
- Angemessener Umgang mit Emotionen
- Sinn von Emotionen
- Angst
- Aggression
- Trauer und Kummer
- Schamgefühle
- Schuldgefühle
- Freude
- Liebe
- Emotionen akzeptieren
- Emotionen verstehen
- Emotionen nachfühlen mit Hilfe der Gegenübertragung
- Emotionen verstehen auf drei Verstehensebenen
- Empathisches Verstehen
- Szenisches Verstehen
- Biografisches Verstehen
- Über Emotionen sprechen
- Sinn von Emotionen
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Diplomarbeit "Umgang mit Emotionen im psychosozialen Beratungsprozess" befasst sich mit der Bedeutung von Emotionen im Beratungsprozess und untersucht die Herausforderung, angemessen mit den emotionalen Reaktionen sowohl des Klienten als auch des Beraters umzugehen.
- Analyse der emotionalen Dynamiken in der Berater-Klient-Beziehung
- Identifizierung wichtiger Kompetenzen des Beraters für einen angemessenen Umgang mit Emotionen
- Untersuchung von Übertragungs- und Gegenübertragungsphänomenen
- Entwicklung eines Konzepts für einen angemessenen Umgang mit Emotionen im Beratungsprozess
- Bedeutung der Kommunikation und der Beraterpersönlichkeit im Umgang mit Emotionen
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt die zentrale Fragestellung der Diplomarbeit dar: Wie und warum werden Emotionen im psychosozialen Beratungsprozess geweckt und wie kann der Berater damit angemessen umgehen?
- Wichtige Begriffe: Dieses Kapitel definiert den Begriff "Emotion" und erläutert das Konzept der psychosozialen Beratung. Es wird auch die Abgrenzung zur Psychotherapie hergestellt.
- Die Berater-Klient-Beziehung: Der Fokus liegt hier auf der Bedeutung der Beratungsbeziehung für den Umgang mit Emotionen. Es werden die Bedeutung der Kommunikation, die vier Seiten einer Nachricht (Schulz von Thun) und die vier Ohren des Empfängers (Schulz von Thun) beleuchtet. Außerdem werden wichtige Kompetenzen des Beraters für den Umgang mit Emotionen wie Empathie, Akzeptanz und Kongruenz diskutiert.
- Zentrale Quellen von Emotionen im psychosozialen Beratungsprozess: Dieses Kapitel analysiert verschiedene Quellen von Emotionen im Beratungsprozess, darunter spontane Übertragung, problematische Beziehungsschemata, unbewusste Problemlösungswünsche, Übertragungswiderstände und Gegenübertragung.
- Angemessener Umgang mit Emotionen: Dieses Kapitel widmet sich der Bedeutung von Emotionen im Beratungsprozess und wie der Berater mit verschiedenen Emotionen wie Angst, Aggression, Trauer, Scham und Schuld umgehen kann. Es wird die Bedeutung des Akzeptierens und Verstehens von Emotionen sowie das Sprechen über diese behandelt.
Schlüsselwörter
Psychosoziale Beratung, Emotionen, Berater-Klient-Beziehung, Übertragung, Gegenübertragung, Kommunikation, Empathie, Akzeptanz, Kongruenz, Emotionale Intelligenz, Angst, Aggression, Trauer, Scham, Schuld, Problematik, Beziehungsschema, Problemlösungswünsche, Verstehen, Umgang mit Emotionen.
- Citation du texte
- Peter Böckmann (Auteur), 2003, Umgang mit Emotionen im psychosozialen Beratungsprozess, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/19311