Das Jahr 1982 markierte einen erneuten Wendepunkt in der Geschichte der Bundesrepublik. Die seit dreizehn Jahren regierende Koalition aus SPD und FDP wurde durch das christlich-liberale Kabinett Helmut Kohls verdrängt. Mit dem Wechsel der Regierung ging nicht nur ein politischer, sondern ebenso ein geistiger Umbruch einher. Das zeigte sich unter anderem außenpolitisch in den Bemühungen, durch demonstrative Gesten der Aussöhnung (vgl. Kapitel 3) die Westbindung der alten Bundesrepublik wieder stärker zu betonen, und innenpolitisch an den Anstrengungen, positiv auf das Geschichtsbild der Deutschen einzuwirken, mit dem letztendlichen Ziel der Stärkung des Identitätsgefühls. Von diesen Bestrebungen ermutigt, begannen auch konservative Intellektuelle wieder die Initiative zu ergreifen. Diese Entwicklung wurde von linksliberaler Seite zunehmend kritisch, gar ängstlich verfolgt, schien doch eine „Tendenzwende“, durch die viele geistige Errungenschaften der siebziger Jahre rückgängig gemacht werden sollten, Realität zu werden. Den Höhepunkt dieser Gegnerschaft stellte schließlich 1986 der sogenannte „Historikerstreit“ dar, in dem sich die lange gepflegten Ressentiments linksliberaler und konservativer Intellektueller entluden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der gesellschaftliche Umgang mit der NS-Vergangenheit in der BRD der achtziger Jahre
- Die Geschichtspolitik der Regierung Kohl
- Der Historikerstreit als „politische“ Auseinandersetzung
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert den Historikerstreit des Jahres 1986 im Kontext der Geschichtspolitik Helmut Kohls. Sie untersucht, inwieweit diese Auseinandersetzung nicht nur die Debatte um den Umgang mit der deutschen NS-Vergangenheit und die publizistische Deutungshoheit des Themas betraf, sondern auch als „Stellvertreterkrieg“ zwischen den politischen Lagern der Bundesrepublik verstanden werden kann.
- Die gesellschaftliche Rezeption der NS-Vergangenheit in den 1980er Jahren
- Die Geschichtspolitik der Regierung Kohl und ihre Auswirkungen auf die Debatte um die NS-Vergangenheit
- Der Historikerstreit als Plattform für die Auseinandersetzung zwischen linken und konservativen Intellektuellen
- Die Rolle der Medien und der öffentlichen Meinung im Historikerstreit
- Die Auswirkungen des Historikerstreits auf die deutsche Erinnerungskultur
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung führt in die Thematik des Historikerstreits ein und beleuchtet den politischen und gesellschaftlichen Kontext der Debatte.
- Kapitel 2 analysiert den gesellschaftlichen Umgang mit der NS-Vergangenheit in der BRD der achtziger Jahre und die Faktoren, die zu einer intensivierten Auseinandersetzung mit der Vergangenheit führten.
- Kapitel 3 untersucht die Geschichtspolitik der Regierung Kohl und ihre Auswirkungen auf die Debatte um die NS-Vergangenheit.
- Kapitel 4 analysiert den Historikerstreit selbst und beleuchtet die unterschiedlichen Positionen und Argumente der beteiligten Akteure.
Schlüsselwörter
Die Arbeit fokussiert auf die Schlüsselbegriffe Historikerstreit, Geschichtspolitik, NS-Vergangenheit, Erinnerungskultur, politische Lager, Deutschland, Bundesrepublik, Helmut Kohl, 1980er Jahre, linker und konservativer Intellektuelle, Medien, öffentliche Meinung, Deutungshoheit.
- Arbeit zitieren
- Oliver Borufka (Autor:in), 2012, Der Historikerstreit als "politische" Auseinandersetzung über den Umgang mit der NS-Vergangenheit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/193139