In folgender Seminararbeit werden die narratologischen Analyse-Verfahren des Discours und der Histoire, welche im Rahmen des Seminars geübt wurden, anhand des Kinderromans „Großvater und die Wölfe“ von Per Olov Enquist angewandt. Der Roman wurde im Jahr 2003 unter anderem mit dem LUCHS des Jahres der ZEIT und Radio Bremen ausgezeichnet. Enquists Werk ist besonders ansprechend für Schüler der dritten oder vierten Jahrgangsstufe. Sie finden eine Vielzahl an Identifikationsfiguren im Text und werden durch die abenteuerliche Geschichte zum Lesen motiviert. „Wie Erhebungen gezeigt haben, nimmt Abenteuerliteratur in der Lektüre der Heranwachsenden eine deutliche Spitzenstellung ein, wobei der Höhepunkt des Interesses bei den Zehn- bis Zwölfjährigen liegt.“1 Die Lektüre eignet sich aus pädagogisch-psychologischer Sicht hervorragend für den Einsatz in der Grundschule und zum Ziel der Lesefreude und -motivation.
2. Zur Theorie des Erzählens
Im Rahmen der narratologischen Analyse des Kinderromans sollte zunächst der Begriff des Erzählens geklärt werden.
Unter Erzählen versteht man eine sprachliche Handlung, an welcher sich drei Dimensionen unterscheiden lassen:2
Zunächst „(...) ist das Erzählen eine Sprachhandlung, die in einem bestimmten Kontext zwischen einem Erzähler und einem oder mehreren Rezipienten stattfindet.“3 Diese Kommunikation kann sowohl mündlich als auch schriftlich zwischen Autor und Lesern gestaltet sein.
„Eine zweite Dimension der Erzählhandlung umfasst das, was mitgeteilt wird: den Erzählinhalt, nämlich bestimmte Figuren, Schauplätze und Ereignisse, die sich zu einer Geschichte zusammenfügen.“4
Schließlich ist auch die Präsentation einer Geschichte, also das Wie des Erzählens als dritte Dimension interessant. Hierzu zählen stilistische und rhetorische Mittel, Gestaltungsmöglichkeiten der Erzählstimme sowie das Verhältnis zwischen Erzählzeit und erzählter Zeit.5
Weiter muss man grundsätzlich zwischen faktualem und fiktionalem Erzählen unterscheiden:6 Faktuale Erzählungen sind Teil der realen Kommunikation und bestehen aus Sätzen, die vom Leser als wahrheitsheischende Behauptungen des Autors verstanden werden. Im Gegensatz dazu sind fiktionale Texte zwar ebenso Teil einer realen Kommunikation, allerdings gestalten sie neben der realen auch noch eine imaginäre Kommunikationssituation, in der ein erfundener Erzähler das Wort hat.
Inhaltsverzeichnis
- Vorbemerkung
- Zur Theorie des Erzählens
- Inhaltsangabe
- Die Discours-Analyse nach Genette
- Zeit
- Modus
- Distanz
- Fokalisierung
- Stimme
- Die Histoire-Analyse
- Histoire als Zeitorganisation
- Narrative Strukturen
- Die Ordnung der dargestellten Welt - Semantische Räume
- Handlung als Grenzüberschreitung
- Ereignistypen und Ereignistilgung
- Fazit
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit wendet die narratologischen Analyse-Verfahren des Discours und der Histoire, die im Seminar erlernt wurden, auf den Kinderroman „Großvater und die Wölfe“ von Per Olov Enquist an. Ziel ist es, die erzähltechnischen Besonderheiten des Romans zu analysieren und auf diese Weise ein tieferes Verständnis für die Funktionsweise des Erzählens in der Kinderliteratur zu gewinnen.
- Analyse der narrativen Strukturen im Kinderroman „Großvater und die Wölfe“
- Anwendung der Discours-Analyse nach Genette
- Untersuchung der Geschichte und ihrer Organisation (Histoire-Analyse)
- Bedeutung von Zeit, Modus und Stimme für die Konstruktion der Geschichte
- Erörterung der spezifischen Herausforderungen und Möglichkeiten des Erzählens in der Kinderliteratur
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Vorbemerkung führt in das Thema der Seminararbeit ein und stellt den Kinderroman „Großvater und die Wölfe“ von Per Olov Enquist vor.
- Das Kapitel „Zur Theorie des Erzählens“ erläutert grundlegende Begriffe und Konzepte der Erzähltheorie, die für die anschließende Analyse relevant sind.
- Die Inhaltsangabe fasst den Inhalt des Kinderromans „Großvater und die Wölfe“ kurz zusammen.
- Das Kapitel „Die Discours-Analyse nach Genette“ analysiert die Ebene des Erzählens und beschäftigt sich mit den Kategorien Zeit, Modus und Stimme.
- Im Kapitel „Die Histoire-Analyse“ wird die Ebene der Geschichte untersucht, wobei Themen wie Zeitorganisation, narrative Strukturen, semantische Räume, Handlung als Grenzüberschreitung und Ereignistypen behandelt werden.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit narratologischen Analyse-Verfahren, der Discours- und Histoire-Analyse, dem Kinderroman „Großvater und die Wölfe“ von Per Olov Enquist, der Abenteuerliteratur, der Erzähltheorie nach Genette und wichtigen Aspekten wie Zeit, Modus, Stimme, narrative Strukturen, Handlung und Grenzüberschreitung.
- Arbeit zitieren
- Laura Ostermaier (Autor:in), 2012, Discours- und Histoireanalyse des Kinderromans „Großvater und die Wölfe“ von Per Olov Enquist, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/193250