Die Erzählung der Heilung eines Blinden in Lk 18,35-43 ist Teil des lukanischen Reiseberichtes und stellt eine der letzten Stationen vor Beginn der Passion Jesu dar. Trotz des Spannungsaufbaus (V 39: die Menschenmenge macht es dem Blinden schwer, sich an Jesus zu wenden) weiß der aufmerksame Leser bereits aus Lk 7,21-22 , dass Jesus den blinden Mann erhören und heilen wird. Jesus gilt als Retter, der gekommen ist, um allen Blinden ihr Augenlicht zu schenken. Eindrucksvoll an dieser Perikope ist vor allem die Beharrlichkeit des Blinden, der nicht aufgibt und so unerschütterlich an seinem Glauben festhält.
Diese signifikante Hartnäckigkeit manifestiert sich besonders im zweifachen Bittruf des blinden Mannes ἐλέησόν με (VV 38/39). Dabei spielt auch der christologische Würdentitel „Sohn Davids“ eine große Rolle, welcher für das Textverständnis von erheblichem Belang ist. Mit Hilfe einer Motivanalyse sollen hier theologiegeschichtliche Zusammenhänge dargelegt werden, welche Auskunft darüber geben, ob es sich hierbei um einen Hoheitstitel handelt oder ob dem Namen in diesem spezifischen Kontext lediglich eine genealogische Bedeutung beizumessen ist.
Zuvor jedoch ist es sinnvoll, einen Blick auf die vorliegende Textsorte zu werfen, die nicht völlig bedenkenlos als reine Wundererzählung klassifiziert werden darf. Üblicherweise steht nämlich die eigentliche Wunderhandlung im Zentrum und nicht etwa ein Gespräch zwischen dem Hilfebedürftigen und dem Wundertäter. Da sich dieser Aspekt vermutlich auf die Bestimmung der literarischen Gattung ausübt, ist die Anwendung dieser synchronen Methode durchaus interessant.
In Hinsicht auf die Textkritik beschränke ich mich auf die Untersuchung einer einzigen Stelle mit drei verschiedenen Lesarten.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Text
- Übersetzung Lk 18, 35-43
- Gliederung
- Textkritik Lk 18, V 40T
- Textsortenanalyse: Wundererzählung
- Motivanalyse: Jesus als Sohn Davids (υἱός Δαυίδ)
- Skopos und Bedeutung des Textes
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der vorliegende Text analysiert die Heilung eines Blinden in Lk 18,35-43. Ziel ist es, die literarische Gattung, die Motivanalyse des „Sohn Davids“-Titels sowie den Skopos und die Bedeutung des Textes zu untersuchen. Dabei werden theologiegeschichtliche Zusammenhänge und textkritische Aspekte berücksichtigt.
- Analyse der literarischen Gattung der Wundererzählung
- Bedeutung des Titels „Sohn Davids“ im Kontext der Perikope
- Untersuchung des Textes auf seine theologischen Botschaften
- Analyse der Beharrlichkeit des Blinden und seiner Rolle im Kontext der Heilung
- Interpretation der Perikope im Hinblick auf die Beziehung zwischen Glauben und Heilung
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Perikope Lk 18,35-43 stellt eine der letzten Stationen vor der Passion Jesu im lukasischen Reisebericht dar. Der Text erzählt die Geschichte der Heilung eines Blinden und hebt dessen unerschütterlichen Glauben hervor. Der „Sohn Davids“-Titel spielt eine zentrale Rolle für das Textverständnis und die theologischen Zusammenhänge.
Übersetzung Lk 18, 35-43: Die Perikope schildert die Begegnung Jesu mit einem blinden Bettler am Rande von Jericho. Durch die Beharrlichkeit des Blinden und seinen Hilferuf an Jesus („Sohn Davids, erbarme dich meiner!“) wird Jesus zu einem Halt gezwungen. Nach einem kurzen Dialog mit Jesus erhält der Blinde sein Augenlicht wieder und folgt Jesus, während er Gott preist.
Gliederung: Die Perikope lässt sich in verschiedene Abschnitte gliedern. Die Exposition beschreibt die Situation des blinden Mannes am Wegrand. Die Handlung entwickelt sich in mehreren Schritten: Der Blinde erkundigt sich nach der Menge, ruft Jesus an und wird getadelt. Jesus lässt den Blinden zu sich führen und heilt ihn. Im Schluss wird das Nachfolgen Jesu und der doppelte Lobpreis von Blindem und Volk beschrieben.
Schlüsselwörter
Die Analyse konzentriert sich auf die Perikope Lk 18,35-43 und umfasst verschiedene Schlüsselwörter: Wundererzählung, Heilung, Blinder, „Sohn Davids“, Glaube, Beharrlichkeit, Textkritik, theologische Bedeutung, Skopos, literarische Gattung, Motivanalyse, Reisebericht, Passion Jesu, Perikope, Jericho, Lukas, Jesus, Gott.
- Quote paper
- Nadine Stuke (Author), 2010, Jesus als Davidide - Exegese von Lk 18,35-43 (Heilung eines Blinden bei Jericho), Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/193253