Entsprechend der Grundüberzeugung Thomas von Aquins, dass die Vernunft nicht im Widerspruch zur von Gott gnadenhaft offenbarten ewigen christlichen Wahrheit stehen könne, versuchte der christliche Theologe und katholische Kirchenvater, die Philosophie mit der christlichen Theologie miteinander zu vereinbaren (vgl. Leppin 2009, S. 24). So hatte für Thomas die Philosophie als Metaphysik, deren Gegenstand von Aristoteles durch das Unbeweglich-Intelligible sowie höchste Sein bestimmt worden war, denselben Gegenstandsbereich wie die Theologie im von Thomas bestimmten Sinne als Wissenschaft von Gott. Das inhaltliche Unterscheidungsmerkmal der beiden Wissenschaften sollte jedoch darin bestehen, dass die Theologie Gott nicht nur als verstandesmäßigen Erkenntnisgegenstand, sondern zudem als Ordnungsprinzip aller die Vernunft überschreitenden theologischen Aussagen aus der Offenbarung – in Form der sacra doctrina (Heilige Lehre) – betrachtete (vgl. ebd., S. 29 sowie Forschner 2006, S. 44). In diesem Zusammenhang bediente sich die Theologie der Philosophie, insofern sie „[…] methodisch-formal mit einer an die Philosophie angeglichenen Struktur versehen [wurde] […]“ (Leppin 2009, S. 31).
Mithilfe des philosophischen Instrumentariums sah Aquino die Möglichkeit, Gottes metaphysische Existenz, die auch unabhängig von der christlichen Lehre erkannt werden könne (siehe ebd., S. 52), wissenschaftlich-argumentativ zu beweisen. Dies erfolgte in Form von fünf Argumenten, welche den Gegenstand der vorliegenden Arbeit bilden. Dabei soll folgende Frage untersucht werden: Welche Argumentationsstruktur liegt den Gottesbeweisen zugrunde, und wie ist die Argumentation philosophisch zu beurteilen?
Zur Beantwortung dieser Frage wird zunächst das Weltbild des Aquinaten erläuternd dargestellt, insoweit dieses zum Verständnis des erkenntnistheoretischen und ontologischen Hintergrunds seiner Argumentation beiträgt und verdeutlicht, inwiefern Thomas Gottes Existenz für erkennbar beziehungsweise beweisbar hält (vgl. 2.). Anschließend werden anhand von Einwänden gegen die Position des Aquinaten die Legitimationsgründe seiner Gottesbeweise herausgearbeitet, welche grundlegend für das Verständnis sowie für die Beurteilung seiner Argumentation sind (vgl. 3.1). Vor diesem Hintergrund werden die einzelnen Argumente für die Existenz Gottes vorgestellt und hinsichtlich ihrer argumentativen Struktur sowie Haltbarkeit untersucht (vgl. 3.2). Den Abschluss bildet eine Zusammenfassung(vgl. 4).
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Erkenntnistheoretisch-ontologischer Hintergrund
- Die Gottesbeweise des Thomas von Aquin
- Argumentationsgrundlage der Gottesbeweise
- Die fünf Argumente für die Existenz Gottes
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Gottesbeweise des Thomas von Aquin und analysiert ihre Argumentationsstruktur sowie ihre philosophische Beurteilung. Sie zielt darauf ab, die Beziehung zwischen Philosophie und christlicher Theologie im Werk des Aquinaten aufzuzeigen und zu verstehen, wie er Gottes Existenz durch Vernunft argumentierte.
- Das Verhältnis zwischen Philosophie und Theologie im Werk von Thomas von Aquin
- Der erkenntnistheoretische und ontologische Hintergrund der Gottesbeweise
- Die Argumentationsstruktur und Legitimationsgründe der Gottesbeweise
- Die fünf Argumente für die Existenz Gottes und ihre Beurteilung
- Die Bedeutung der Gottesbeweise für die Philosophiegeschichte
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung führt in die Thematik der Gottesbeweise des Thomas von Aquin ein und skizziert die Forschungsfrage, die im Zentrum der Arbeit steht. Sie beleuchtet die Beziehung zwischen Philosophie und Theologie im Werk des Aquinaten und verdeutlicht, warum er Gottes Existenz als erkennbar und beweisbar erachtete.
Erkenntnistheoretisch-ontologischer Hintergrund
Dieses Kapitel erläutert das erkenntnistheoretische und ontologische Weltbild des Aquinaten. Es zeigt auf, wie Erkenntnis bei ihm beginnt und welche Rolle die Sinneswahrnehmung, die Phantasie und der Verstand dabei spielen. Der Abschnitt beleuchtet auch die Unterscheidung zwischen Wesen und Akzidentien sowie die Bedeutung von geistigen Begriffen für die Erkenntnis Gottes.
Die Gottesbeweise des Thomas von Aquin
Argumentationsgrundlage der Gottesbeweise
Dieser Abschnitt beleuchtet die Legitimationsgründe der Gottesbeweise des Aquinaten. Er analysiert die Einwände gegen seine Position und zeigt auf, wie er sie zu überwinden versucht.
Die fünf Argumente für die Existenz Gottes
Dieser Abschnitt stellt die einzelnen Gottesbeweise des Thomas von Aquin vor. Er analysiert ihre argumentative Struktur und untersucht ihre Haltbarkeit.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Gottesbeweisen des Thomas von Aquin, der Beziehung zwischen Philosophie und Theologie, dem erkenntnistheoretischen und ontologischen Hintergrund der Gottesbeweise, der Argumentationsstruktur und Legitimationsgründen der Gottesbeweise sowie den fünf Argumenten für die Existenz Gottes und deren Beurteilung. Zentral sind Themen wie Metaphysik, Erkenntnistheorie, Philosophiegeschichte und mittelalterliche Philosophie.
- Arbeit zitieren
- Christian Reimann (Autor:in), 2012, Fünf Wege zu Gott - Eine Untersuchung der Gottesbeweise bei Thomas von Aquin, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/193457