„Vous vous étonnez, Monsieur, que je ne joigne pas ma voix à la vôtre, pour applaudir aux progrès que fait, selon vous, journellement la Littérature allemande.“
Derart beginnt Friedrich der Große seinen berühmt-berüchtigten Essay De la littérature allemande (1780) – eine Schrift, die aufgrund ihres sehr negativen Urteils über die deutsche Literatur unmittelbar nach ihrem Erscheinen mehrere Repliken deutscher Gelehrter und Schriftsteller auslöst und der deutschen Nationalliteraturdebatte des 18. Jahrhunderts dadurch eine Art späten Höhepunkt verschafft.
Während deutsche Antworten auf De la littérature allemande – insbesondere die „vermutlich berühmteste[n] Replik auf die königliche Denkschrift“ von Justus Möser, Über die deutsche Sprache und Litteratur (1781), – von der literaturwissenschaftlichen Forschung bereits erschöpfend diskutiert wurden, werden die internationalen Reaktionen in der Regel sträflich vernachlässigt. In den einschlägigen Aufsätzen und Überblickdarstellungen findet etwa die Rezeption des Essays in der französischen Öffentlichkeit nur am Rande Erwähnung und selbst die Diskussionen, die zwischen Friedrich dem Großen und Pariser Gelehrten wie d’Alembert und Grimm um diese Schrift entbrennen, sind längst nicht ausreichend untersucht.
Vor allem die Publikationen Carlo Deninas werden im Zusammenhang mit der deutschen Nationalliteraturdebatte eher stichwortartig erwähnt: Obwohl Volker Steinkamp die Publikation des italienischen Aufklärers La Prusse littéraire (1790/91) als einer der ersten „Korrekturen“ an Friedrichs Essay De la littérature allemande bezeichnet, wird das dreibändige Werk in den literaturwissenschaftlichen Arbeiten Bergers und Heytmanns ausführlich analysiert, aber nicht im Zusammenhang mit den deutschen, zeitgenössischen Diskursen betrachtet. In ähnlicher Form wird die Apologie de Frédéric II (1787) zwar in der Dissertation Erich Kästners über die Erwiderungen auf den Essay berücksichtigt, aber unberechtigterweise lapidar als „ohne Wert“ abgetan. Diesem Forschungsdesideratum soll mit dieser Arbeit abgeholfen werden: Im Zentrum der Untersuchung stehen dementsprechend vor allem jene Schriften Deninas, die auf den Essay Friedrichs De la littérature allemande reagieren: Die Apologie de Frédéric II. und La Prusse littéraire (1790/91).
Inhaltsverzeichnis
- Carlo Denina und die Nationalliteraturdebatte Ende des 18. Jahrhunderts - Einleitende Überlegungen zu Untersuchungsschwerpunkten und zentralen Fragestellungen der Arbeit
- Ein spätes Erwachen aus dem „Dornröschenschlaf“ – De la littérature allemande (1780) von Friedrich dem Großen
- Von deutschen „Eichen“ und „französischen Kunstgärtner[n]“: Die Antwortschriften
- Ein Verteidiger von De la littérature allemande? Die Apologie de Frédéric II. (1787) und La Prusse littéraire (1790/91) von Carlo Denina
- Ein Piemonteser Gelehrter und die deutsche Literatur? Einführende Bemerkungen zu Carlo Deninas (1731-1813) Leben und Werk
- Elemente einer Ästhetik 1: Die Apologie de Frédéric II. (1787) von Carlo Denina
- Elemente einer Ästhetik 2: La Prusse littéraire (1790/91) von Carlo Denina
- Abschließende Bewertung von Carlo Deninas Ästhetik innerhalb der deutschen Nationalliteraturdebatte und die Rezensionen zur Prusse littéraire
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit widmet sich der Rezeption des Essays De la littérature allemande (1780) von Friedrich dem Großen und untersucht, wie sich der italienische Aufklärer Carlo Denina in seinen Schriften, der Apologie de Frédéric II. (1787) und La Prusse littéraire (1790/91), auf die deutsche Literatur und die Nationalliteraturdebatte Ende des 18. Jahrhunderts bezieht.
- Die Kritik von Friedrich dem Großen an der deutschen Literatur in De la littérature allemande
- Die deutsche Reaktion auf den Essay Friedrichs, insbesondere die „vermutlich berühmteste[n] Replik“ von Justus Möser
- Die Rolle von Carlo Deninas Schriften im Kontext der deutschen Nationalliteraturdebatte
- Die Analyse von Deninas Ästhetik und seine Positionierung innerhalb der deutschen Nationalliteraturdebatte
- Die Rezeption von La Prusse littéraire in der deutschen Presse
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel führt in die Thematik der Arbeit ein und stellt die zentralen Fragestellungen und Untersuchungsschwerpunkte vor. Das zweite Kapitel widmet sich dem Essay De la littérature allemande von Friedrich dem Großen, analysiert die Kritik des Königs an der deutschen Literatur und beleuchtet die historischen und kulturellen Begebenheiten, die den Essay prägen.
Im dritten Kapitel werden die deutschen Antworten auf den Essay Friedrichs, insbesondere die „vermutlich berühmteste[n] Replik“ von Justus Möser, beleuchtet und analysiert. Das vierte Kapitel beschäftigt sich mit Carlo Denina, seiner Lebenssituation und seinen Werken, und untersucht, wie er sich auf den Essay Friedrichs bezieht.
Die Kapitel 5 und 6 widmen sich der Analyse von Deninas Ästhetik und seiner Positionierung innerhalb der deutschen Nationalliteraturdebatte. Dabei werden auch die Rezensionen zur Prusse littéraire in der deutschen Presse berücksichtigt.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themen Nationalliteraturdebatte, deutscher Literatur im 18. Jahrhundert, Friedrich der Große, Carlo Denina, De la littérature allemande, Apologie de Frédéric II., La Prusse littéraire, Ästhetik, Rezeption, Kritik, Korrekturen, Frankophilie, nationale Identität, französischer Einfluss, deutsche Sprache, literaturwissenschaftliche Forschung, Vermittler deutscher Literatur, italienisches Deutschlandbild.
- Arbeit zitieren
- Carola Katharina Bauer (Autor:in), 2010, „Bemerkungen über eine sonderbare litterarische Erscheinung“ , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/193459