Wir konzentrieren uns einleitend auf die System/Umwelt-Differenz, um dann in einem zweiten Schritt die Unterscheidung von psychischen und sozialen Systemen und ihrer jeweiligen Operationsmodi herauszustellen. Da uns vorrangig die sozialen Systeme interessieren, wenden wir uns dann dem zentralen Begriff der Kommunikation zu. Um der Beschreibung des Funktionssystems der Erziehung Vollständigkeit zu garantieren, ist es unerläßlich im Übergang zum Hauptteil dieser Arbeit, die Formen der gesellschaftlichen Differenzierung nachzuzeichnen. Dabei interessieren uns weniger die Formen der segmentären Differenzierung, der Zentrum/Peripherie-Differenzierung und der stratifikatorischen Differenzierung, als vielmehr die moderne funktionale Differenzierung, die sich dadurch auszeichnet, daß verschiedene Funktionssysteme zwar ungleichartig, aber gleichrangig nebeneinander bestehen. Jedes Funktionssystem leistet einen spezifischen Beitrag zur gesellschaftlichen Reproduktion, der von keinem anderen System übernommen werden kann (ungleichartig). Da dieser Beitrag jedoch unentbehrlich ist und von keinem anderen System übernommen werden kann, ist auch kein System wichtiger als das andere (gleichrangig). Im Rahmen dieses Kapitels sollen dann auch die beiden anderen Ebenen der Systembildung (Interaktion und Organisation) geschildert werden.
Im Hauptteil soll zunächst einmal auf den Unterschied von Erziehung und Sozialisation eingegangen werden, um dann vertiefend in die Beschreibung des Erziehungssystems einzudringen. Dabei werden uns folgende Punkte interessieren: Welche Funktion erfüllt die Erziehung, was leistet sie gesamtgesellschaftlich und wie reflektiert sie über sich, mit welcher binären Codierung strukturiert sie ihre Kommunikation und was tragen die Programme dazu bei, und welches Medium kann den Erfolg erzieherischer Kommunikation steigern. Abschließend werfen wir noch einen Blick auf den erziehenden Unter-richt, wobei vordergründig die immanenten Probleme der Unterrichtssituation behandelt werden sollen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- System und Umwelt
- Psychische und soziale Systeme
- Kommunikation
- Gesellschaftliche Differenzierung
- Sozialisation und Erziehung
- Funktion, Leistung, Reflexion
- Binäre Codierung und Programmierung
- Das Medium der Erziehung
- Erziehender Unterricht
- Resümee
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der erzieherischen Kommunikation aus systemtheoretischer Perspektive. Ziel ist es, die erzieherischen Prozesse innerhalb der modernen, funktional differenzierten Gesellschaft zu beschreiben und zu analysieren, indem die Systemtheorie von Niklas Luhmann als analytisches Instrumentarium genutzt wird.
- System und Umwelt: Die Unterscheidung zwischen System und Umwelt als grundlegendes Prinzip der Systemtheorie und seine Anwendung auf erzieherische Prozesse
- Kommunikation als Reproduktionsmechanismus der Gesellschaft: Die Rolle der Kommunikation im Erziehungsgeschehen
- Das Erziehungssystem als Funktionssystem: Die spezifischen Eigenschaften des Erziehungssystems in der modernen Gesellschaft
- Erziehender Unterricht als Beispiel: Die Analyse eines konkreten erzieherischen Prozesses unter systemtheoretischen Gesichtspunkten
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Diese Einleitung stellt die Bedeutung der Erziehung in der Geschichte und ihren Wandel im Laufe der Zeit dar, führt den systemtheoretischen Ansatz ein und erläutert die Relevanz der Kommunikation im Erziehungssystem.
- System und Umwelt: Dieses Kapitel definiert die grundlegende Unterscheidung zwischen System und Umwelt und erklärt ihre Bedeutung für die Analyse von sozialen Systemen.
- Psychische und soziale Systeme: Hier werden die spezifischen Merkmale von psychischen und sozialen Systemen beleuchtet, wobei der Fokus auf die Relevanz der Kommunikation für die Bildung und Aufrechterhaltung von sozialen Systemen liegt.
- Kommunikation: Dieses Kapitel analysiert die Funktion von Kommunikation als konstitutives Element von sozialen Systemen und beleuchtet die verschiedenen Arten von Kommunikation.
- Gesellschaftliche Differenzierung: Die Gesellschaftliche Differenzierung in der modernen Gesellschaft wird in diesem Kapitel beschrieben, mit einem Fokus auf die Entstehung und Funktionsweise von Funktionssystemen wie dem Erziehungssystem.
- Sozialisation und Erziehung: Die Beziehung zwischen Sozialisation und Erziehung wird in diesem Kapitel untersucht, um die Rolle der Erziehung bei der Integration von Individuen in die Gesellschaft zu beleuchten.
- Funktion, Leistung, Reflexion: Dieses Kapitel analysiert die Funktionsweise von Funktionssystemen und ihre Leistungsfähigkeit, mit einem Fokus auf die reflexiven Prozesse, die im Erziehungssystem stattfinden.
- Binäre Codierung und Programmierung: Die binäre Codierung und Programmierung als Grundlage für die Funktionsweise von Funktionssystemen werden hier vorgestellt.
- Das Medium der Erziehung: Das Medium der Erziehung wird in diesem Kapitel als ein spezifisches Kommunikationsmedium analysiert, das den erzieherischen Prozess ermöglicht und beeinflusst.
- Erziehender Unterricht: Das Kapitel befasst sich mit dem erziehenden Unterricht als Beispiel für einen konkreten erzieherischen Prozess, der unter systemtheoretischen Gesichtspunkten analysiert wird.
Schlüsselwörter
Die zentralen Themen der Arbeit sind die erzieherische Kommunikation, die Systemtheorie von Niklas Luhmann, das Erziehungssystem, die Kommunikation als Reproduktionsmechanismus der Gesellschaft, die binäre Codierung, das Medium der Erziehung und der erziehende Unterricht.
- Arbeit zitieren
- Magister Artium Jörg Frehmann (Autor:in), 1999, Erzieherische Kommunikation aus systemtheoretischer Perspektive, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/19348