Je nachdem mit welchem theoretischen Hintergrund man die Aufgaben und Funktionen der Massenmedien definiert, kann man mitunter zu ganz unterschiedlichen Ergebnissen gelangen. Wir beabsichtigen weder eine historische Nachzeichnung der Entstehung und Entwicklung der Massenmedien noch einen Vergleich verschiedener theoretischer Ansätze zu leisten. Diese Arbeit stellt die Beschreibung der Massenmedien, vor allem deren Funktionen, unter systemtheoretischer Perspektive in den Vordergrund.
Die Systemtheorie Luhmanns, an der wir uns im folgenden orientieren, ist keine explizite Theorie der Massenmedien, die zudem noch kritisch zur Position der Massenmedien Stellung nimmt. Das ist auch nicht unser Interesse. Der Grund, die Thematik aus Sicht der Systemtheorie zu behandeln, liegt in der Theorie selbst. Sie erhebt einen Universalitätsanspruch, d.h. „daß sie als soziologische Theorie alles Soziale behandelt und nicht nur Ausschnitte“ wie es frühere Theorien getan haben. Es soll mit dieser Abhandlung deutlich gemacht werden, daß eine universale Theorie wie die Systemtheorie auch den Gesellschaftsbereich der Massenmedien erklären kann, ja erklären können muß. Keineswegs soll aber der Eindruck erweckt werden, daß andere Theorien, insbesondere andere Medientheorien falsch oder unwahr sind.
Die Systemtheorie ist keine Kritische Theorie wie die der „Frankfurter Schule“, sondern eine Theorie, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Gesellschaft zu beschreiben und nicht zu kritisieren. Deshalb werden wir uns auch auf eine deskriptive Form der Themenbehandlung beschränken, ohne der Versuchung zu erliegen, irgendeine Form von Kritik zu äußern, der man an anderer Stelle sicherlich gerecht werden könnte.
Luhmanns Theorie weist durch die Vielzahl der verwendeten Termini und deren Relationen und Abhängigkeiten untereinander eine hohe Komplexität auf, so daß keine vollständige Einführung in die Systemtheorie, zumindest nicht im Rahmen dieser Arbeit, geleistet werden kann. Wir setzen von daher Leser voraus, die mit der Theorie vertraut sind, werden aber trotzdem den ersten Teil dieser Arbeit nutzen, um einige Grundbegriffe, die besonders wichtig für das Verständnis der Beschreibung der Funktionen der Massenmedien sind, zu erklären. Der nachfolgende zweite Teil gilt der Beschreibung der Massenmedien und insbesondere deren Funktionen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- I. Grundlagen der Systemtheorie Niklas Luhmanns
- 1. System und Umwelt
- 2. Die Autopoiesis psychischer und sozialer Systeme
- 3. Operation und Beobachtung
- 4. Operative Geschlossenheit und strukturelle Kopplung
- 5. Kommunikation
- 5.1. Kommunikation als dreistelliger Selektionsprozess
- 5.2. Kommunikationsmedien
- 6. Gesellschaftliche Differenzierung
- II. Das Funktionssystem der Massenmedien
- 1. Die Massenmedien und ihre Realität
- 2. Binäre Codierung und Programmierung
- 3. Die Funktion der Massenmedien
- Resümée
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Beschreibung der Funktionen der Massenmedien aus systemtheoretischer Perspektive, insbesondere unter Bezugnahme auf die Theorie Niklas Luhmanns. Ziel ist es, die Funktionsweise der Massenmedien im Kontext der modernen Gesellschaft zu erläutern und zu zeigen, wie sie sich durch die systemtheoretische Brille erklären lassen.
- Das Konzept der Autopoiesis und die operative Geschlossenheit sozialer Systeme
- Die Rolle von Kommunikation und Kommunikationsmedien in der Gesellschaft
- Die Funktion der Massenmedien als eigenständiges Funktionssystem
- Die binäre Codierung und Programmierung der Massenmedien
- Die Bedeutung der Massenmedien für die Konstruktion von Realität
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt die Thematik der Arbeit und die verwendete systemtheoretische Perspektive vor. Sie betont den Universalitätsanspruch der Systemtheorie und deren Relevanz für die Analyse des Bereichs der Massenmedien.
- I. Grundlagen der Systemtheorie Niklas Luhmanns: Dieses Kapitel bietet eine Einführung in zentrale Konzepte der Systemtheorie Luhmanns. Es erläutert Begriffe wie System und Umwelt, Autopoiesis, operative Geschlossenheit, strukturelle Kopplung, Kommunikation und gesellschaftliche Differenzierung.
- II. Das Funktionssystem der Massenmedien: Dieses Kapitel untersucht die Massenmedien als eigenständiges Funktionssystem innerhalb der modernen Gesellschaft. Es behandelt die Realität der Massenmedien, die binäre Codierung und Programmierung sowie die spezifischen Funktionen der Massenmedien in der Kommunikation.
Schlüsselwörter
Systemtheorie, Niklas Luhmann, Massenmedien, Kommunikation, Funktionssystem, Autopoiesis, operative Geschlossenheit, strukturelle Kopplung, binäre Codierung, Programmierung, Realität, Gesellschaftliche Differenzierung.
- Quote paper
- Magister Artium Jörg Frehmann (Author), 1998, Die Funktion der Massenmedien aus systemtheoretsicher Perspektive, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/19350