Die vorliegende Hausarbeit beschäftigt sich mit der Konstruktion von Gesellschaft am Beispiel des Films „The Matrix“, also mit konstruierten Wirklichkeiten, die dem Menschen real erscheinen. Die Darstellung der Konstruktivismustheorie beschränkt sich auf die Wiedergabe der Techniken, wie sie in „Die gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit“ von Peter L. Berger und Thomas Luckmann vorgestellt werden. Dieses 1969 erschienene Buch gilt als Klassiker des Sozialkonstruktivismus, in dem mit Hilfe der Wissenssoziologie die „gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit analysiert werden soll“. Mit Hilfe der dort aufgestellten Theorie werde ich versuchen, den Film „The Matrix“ zu analysieren, der als Paradebeispiel einer künstlich erschaffenen - also konstruierten - Welt gesehen werden kann.
Inhaltsverzeichnis
Abstract
1. Einleitung
2. Definition „Konstruktivismus“
3. Wahrnehmung der Alltagswelt
3.1. Wissen um die Alltagswelt
3.2. Handeln in der Alltagswelt
3.3. Sprache der Alltagswelt
4. Die Konstruktion der Gesellschaft
4.1. Habitualisierung
4.2. Institutionalisierung
4.3. Legitimierung
5. Der Einzelne in der Gesellschaft
5.1. Typisierung
5.2. Identität
5.3. Rollenverständnis
6. The Matrix
6.1. Matrix als Beispiel für die Konstruktivismustheorie
6.2. Inhalt des Films
6.3. Interpretation
6.3.1. Die Wahrnehmung der Alltagswelt (Matrix) durch den Zuschauer
6.3.2. Neos Sozialisation in der echten Welt
6.3.3. Lieber Schein als Sein?
6.4. Eigene Gedanken
7. Schluss
8. Literaturverzeichnis
Abstract
This homework is about the theory about the construction of society seen by Berger and Luckmann. This work starts with introducing the theory, then it presents the example. The practical application is the movie “The matrix”. There you can see a supposed real world which turns out to be actually a fake world called matrix, a world constructed by machines.
1. Einleitung
Die vorliegende Hausarbeit beschäftigt sich mit der Konstruktion von Gesellschaft am Beispiel des Films „The Matrix“, also mit konstruierten Wirklichkeiten, die dem Menschen real erscheinen. Bei meiner Darstellung der Konstruktivismustheorie beschränke ich mich auf die Wiedergabe der Techniken, wie sie in „Die gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit“ von Peter L. Berger und Thomas Luckmann vorgestellt werden. Dieses 1969 erschienene Buch gilt als Klassiker des Sozialkonstruktivismus, in dem mit Hilfe der Wissenssoziologie die „gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit analysiert werden soll“[1]. Mit Hilfe der dort aufgestellten Theorie werde ich versuchen den Film „The Matrix“ zu analysieren, der als Paradebeispiel einer künstlich erschaffenen - also konstruierten - Welt gesehen werden kann.
2. Definition „Konstruktivismus“
„Philosophische Richtung, die das Problem der Konstitution von Gegenständen der Erkenntnis für erkennende Subjekte in ähnlicher Weise wie Pragmatisten und Entwicklungspsychologen so versteht, dass dabei der Tätigkeit des Menschen eine wesentliche konstruktive Bedeutung zukommt. Im Zuge der Erkenntnisaktivitäten erwirbt das Subjekt komplexere Erkenntnisfähigkeiten; konstruktive Tätigkeiten werden dabei sowohl auf die Objekte als auch auf die Sprache bezogen.“[2] Bei dieser Theorie geht man also davon aus, dass die Wirklichkeit, in der wir Menschen leben, etwas Künstliches, von uns Erschaffenes ist.
Aus dieser Grundthese haben sich mehrere unterschiedliche Richtungen des Konstruktivismus herausgebildet:
Der radikale Konstruktivismus geht auf H. Mantura zurück und untersucht Wahrnehmungsphänomene. Dabei wird die These aufgestellt, dass alles Geschehen gehirninternen Prozessen unterliegt. Es gibt also keine Welt außerhalb des Bewusstseins.
Der empirische Konstruktivismus geht auf F. Nietzsche zurück und besagt, dass es keine Ursprünge, sondern nur Prozesse gibt. Er untersucht in diesem Sinn die Menschlichkeit der Welt, d.h. ihre menschlichen Grundlagen.
Der Sozialkonstruktivismus schließlich wurde von Berger und Luckmann thematisiert. Er baut auf der Grundannahme auf, dass soziale Verhältnisse keine Naturnotwendigkeit darstellen und dennoch als natürlich zwingend erlebt werden. „So übt Gesellschaft auf den Einzelnen Zwang aus, während sie zugleich Bedingung seiner menschlichen Existenz ist.“[3]
3. Wahrnehmung der Alltagswelt
3.1. Wissen um die Alltagswelt
Die Alltagswelt ist die täglich wahrgenommene Welt, in der wir Menschen leben und handeln. Sie wird von uns Menschen begriffen als die echte Realität, wird als die Wirklichkeit angesehen und nicht hinterfragt. Das Wissen um ihr Vorhandensein impliziert ihre Akzeptanz. „Über ihre einfache Präsenz heraus bedarf es keiner Verifizierung“[4]. Sie erscheint uns intersubjektiv sinnhaft. Die Gesellschaft, in der der Mensch lebt, ist für ihn Wirklichkeit. In ihren Strukturen lebt er, nach ihren Grundsätzen, Regeln und Normen richtet er sein Denken und Handeln aus. Der Mensch ist außerhalb der Gesellschaft nicht denkbar, selbst als Außenseiter bleibt er noch in das System integriert, indem er eben diesen Platz des Außenseiters einnimmt. Als Mensch lebe ich so lange gut in der Alltagswelt, bis ein Problem auftaucht, das meine alltägliche Routine stört. Dann muss ich die Routine durchbrechen und nach einer Lösung suchen. Das Alltagswissen, das etwa durch die Schule oder die Eltern über Generationen hinweg übermittelt wird, hilft mir dabei. Es hilft mir u.a., dadurch dass es eine Standardzeit gibt, die von allen Menschen gleich berechnet und akzeptiert wird, Termine zu koordinieren. Im Gegensatz zur Alltagswelt stehen die Traumwelt, die Welt also in die wir hinabtauchen, wenn wir schlafen, und die Fantasiewelt, die wir mittels unserer eigenen Vorstellungskraft erzeugen.
3.2. Handeln in der Alltagswelt
Der Mensch handelt nach Regeln und Normen, die er erlernt hat. Diese Verhaltensweisen sind zum größten Teil objektiviert, d.h. sie wurden schon erklärt. Sie müssen nicht neu erfunden und erklärt werden, weil jeder sie versteht. So bedarf es keiner Erläuterung, dass ich fröhlich bin und nicht traurig, wenn ich lache. Das Handeln wird auf diese Weise vereinfacht, da man bestimmte Vorgänge nicht erklären muss, sondern einfach ausführen kann. Diese Normen wurden über Generationen hinweg überliefert und erneuert, so dass sich die Gesellschaft damit als ein Gefüge aus Handlungsweisen und Institutionen betrachten lässt. Beim direkten Handlungsaustausch - der Interaktion - orientiert man sich am Partner, was das Problem der doppelten Kontingenz mit sich bringt. Man macht sein Verhalten vom Verhalten des anderen abhängig.
3.3. Sprache der Alltagswelt
Die Sprache einer Gesellschaft ist ihr Wissensspeicher und Garant der Wirklichkeit.
Sprache, Mimik und Gestik dienen in der Alltagswelt dazu, dass Menschen sich untereinander mitteilen und ihren Gefühlen Ausdruck verleihen können. Sie geben damit den anderen die Möglichkeit, sie als Subjekt zu erfassen und ihre Gedanken zu begreifen.
Die Sprache ist das Werkzeug, die subjektive Meinung des Einzelnen auszudrücken. Damit ist sie sowohl Medium der Kommunikation als auch des Bewusstseins. Sie hat die Macht, Subjekte zu schaffen. Durch sprachliche Äußerung wird das Subjektsein wirklich, da sich Sprache stets auf Wirklichkeit bezieht.
Die Sprache hat sich zum unverzichtbaren Bestandteil der menschlichen Kommunikation entwickelt. Sie ist ein optimales Zeichensystem, weil sie auch über große Distanzen hinweg übermittelt werden kann, wie etwa durch das Telefon oder das Radio. Zu ihrer Unterstützung ist zusätzlich die Erfindung der Schrift von immenser Bedeutung, u.a. auch zur Übermittlung von Informationen und Meinungen über große Entfernungen oder Zeiträume hinweg. Während Gesten natürlich nicht ausschließlich, aber auch dazu dienen, bei der Interaktion dem gesprochenen Wort durch ihre nonverbalen Zeichen noch mehr Ausdruck zu verleihen. Für die Kommunikation mit Sprache und Schrift ist es natürlich von grundlegender Bedeutung, dass der Adressat den Code der übermittelten Zeichen auch entschlüsseln kann. „Das Verständnis des Phänomens der Sprache ist also entscheidend für das Verständnis der Wirklichkeit der Alltagswelt“[5]
4. Die Konstruktion der Gesellschaft
4.1. Habitualisierung
Habitualisierung bedeutet, dass eine Handlung, die positiv bewertet und somit häufig ausgeführt wird, sich zu einem Modell verfestigt. Sie wird wahrscheinlich auch in Zukunft, da man ja nun den genauen Vorgang kennt, unter Krafteinsparung ausgeführt werden können. Dies kann sich auf alle Arten von Aktivitäten auswirken. Durch die Gewöhnung an eine bestimmte Vorgehensweise spart man sich die Entscheidung, wie man handeln soll. Man muss also nicht jeden Schritt neu überlegen und kann die gewonnene Zeit anders nutzen. Die Handlung behält aber trotz der Routine ihren Sinn bei. Habitualisierung sorgt damit für eine Richtung und eine Spezialisierung des jeweiligen Handelns. Durch das Handeln ergibt sich eine Reihe von Routinen, man gewinnt an Sicherheit.
4.2. Institutionalisierung
„Institutionalisierung findet statt, sobald habitualisierte Handlungen durch Typen von Handelnden reziprok typisiert werden. Jede Typisierung, die auf diese Art vorgenommen wird, ist eine Institution.“[6] Diese Institutionen machen aus individuellen Akteuren und individuellen Akten Typen. Institutionen kontrollieren das Verhalten der Menschen untereinander, indem sie Verhaltensmuster aufstellen. Diese institutionale Wirklichkeit, in der wir leben, wird von uns als objektive Wirklichkeit erlebt. Dennoch gilt zu bedenken, dass die institutionale Welt nur eine vom Menschen gemachte, konstruierte Objektivität (Vergegenständlichung) ist. Der Mensch ist fähig, eine Welt zu konstruieren. Das Produkt wirkt zurück auf seinen Produzenten. Wir konstruieren Institutionen und lassen uns von ihnen lenken.
[...]
[1] Die gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit, 2001, S. 3
[2] Wörterbuch der Soziologie, 1972, S. 402
[3] Die gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit, 2001, S.VI
[4] Die gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit, 2001, S. 26
[5] Die gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit, 2001, S. 39
[6] Die gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit, 2001, S. 58
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