Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1. Vorwort
2. Vorbemerkungen zum „Philebos“
3. Hauptteil
3.1 Die Gesprächseröffnung (11 d – 14 b)
3.2 Das Problem von Einheit und Vielheit (14 c – 15 c)
4. Reflexion
5. Literaturverzeichnis
1. Vorwort
Das Seminar zu Platons Philebos im WS 2009/2010 war die erste Veranstaltung, die ich im Rahmen meines erziehungswissenschaftlichen Studiums für Lehrämter in meinem Wahlfach Philosophie besuchte. Bis dahin kam ich kaum in Kontakt mit dem Fach Philosophie – höchstens am Rande meines Theologiestudiums. Meine Vorkenntnisse zu Platon und seinen Werken waren demnach nicht erwähnenswert und so versuchte ich vorerst während der Sitzungen fast ausschließlich den Gedankengängen meiner Kommilitonen zu folgen. Die Frage nach dem höchsten Gut im Menschenleben fand und finde ich sehr spannend. Im Folgenden gehe ich allgemein auf Platons Philebos ein, bevor ich mich ausführlicher mit dem ersten Teil des Philebos, der Gesprächseröffnung (11 a – 14 b), sowie mit dem Problem der Einheit und Vielheit (14 c -. 15 c) beschäftigen werde.Abschließend möchte ich meine Ausführungen kurz reflektieren.
2. Vorbemerkungen zum „Philebos“
Entstanden zwischen 360 und 347 v. Chr. stellt der „Philebos“ vermutlich ein Spätwerk Platons dar. Die Gesprächspartner dieses Dialoges sind Sokrates und Protarchos. „Das Gespräch soll zeigen, [worin das gute Leben besteht oder genauer]welche psychische Verfassung besser ist: die der Lust oder der Vernunft oder eine noch bessere“[1]
Formell und inhaltlich sind verschiedene Aspekte an diesem Dialog bemerkenswert: Zum einen zeichnet sich der Philebos – was seine Form angeht –durch seine „Kargheit der `Ausstattung`“[2] aus. Sowohl eine Einleitung, als auch ein Rahmengespräch sowie Angaben zu Ort, Zeit und Anlass des Dialogs fehlen komplett. Des Weiteren gibt es keine genaueren Informationen zu den einzelnen Dialogpartnern. Diese „Kargheit der `Ausstattung`“[3] ist Frede zufolge für Spätschriften Platons nicht üblich[4]. Platon lässt seinen Dialog „Philebos“ an einem Punkt beginnen, an dem das Gepräch zwischen Sokrates und Protarchos schon in vollem Gange ist. Die Schrift „beginnt also mit dem zweiten Akt“[5]. Genau zu diesem Zeitpunkt klinkt der `schöne Philebos`[6], die Titelfigur und ein wahrer Hedonist, sich aus dem Dialog aus, bleibt jedoch zugegen. Gadamer hält fest, dass Philebos als ein sehr radikaler Hedonist beschrieben wird, „mit dem sich nicht reden lässt“[7]. Auch Frede ist der Meinung, dass Platon mit der Tatsache, dass Philebos sich gleich zu Beginn des Dialogs der Diskussion entzieht und später sogar einschläft, andeuten möchte, dass „ein Hedonist reinsten Wassers nicht ´dialogfähig´ ist“[8].Philebos frönt allein seinen Lüsten und eine Diskussion über eine Frage, die er von vornherein für bereits geklärt hält, strengt ihn zu sehr an. Dies weckt Unlust in ihm, derer er sich so schnell es geht entziehen möchte.
So muss nun Protarchos, der „Sohn des Kallias“ (19 b) und ein gebildeter, „junger Mann der Oberklasse“[9], die These des Philebos für die folgende Diskussion übernehmen. Protarchos ist nicht so radikal in seiner Meinung wie Philebos. Ihm geht es eher um die Aufklärung der Frage als darum Recht zu behalten[10].
Zum anderen fällt dem versierten Platon-Leser auf inhaltlicher Ebene sofort auf: Sokrates erlebt eine Renaissance als Gesprächsführer. Dies ist für spätplatonische Dialoge sehr ungewöhnlich. In anderen spät datierten Dialogen Platons war er lediglich als stummer Zeuge anwesend – außer in den Nomoi, in denen er gar keine Rolle mehr spielte.[11]
[...]
[1] Gardeya,PlatonsPhilebos, S. 8.
[2] Frede, Platon. Philebos, S. 93.
[3] Frede, Platon. Philebos, S. 93.
[4] Vgl. ebd.
[5] Frede, Platon. Philebos, S. 94.
[6] Philebos ist wahrscheinlich eine fiktive Figur, wie sein Name (`Liebhaber von Jünglingen`) vermuten lässt. Vgl. dazu Frede, Platon. Philebos, S. 95.
[7] Gadamer, Platos dialektische Ethik, S. 83.
[8] Frede, Platon. Philebos, S. 94.
[9] Frede, Platon. Philebos, S. 95.
[10] Vgl. Frede, Platon. Philebos,S. 97.
[11] Vgl.Frede, Platon. Philebos,S. 93.