Zu leben bedeutet, sich im Verlauf des Lebens Risiken, Krisen und alltäglichen Belastungen stellen zu müssen, die es zu meistern gilt. Kritische Lebensereignisse, also existenzielle Herausforderungen und Krisen, können das alltägliche Leben stark erschüttern und negative Auswirkungen auf die psychische Gesundheit haben. Häufig treten diese überraschend auf und sind dem Betroffenen unbekannt. Ereignisse sind umso kritischer zu betrachten, je mehr sie das Gefühl von Sicherheit bedrohen und den Selbstwert auf den Prüfstand stellen. Kritische Lebensereignisse besitzen das Potential wichtige Grundlagen des Selbstwertgefühls zu zerstören und die Widerstandskraft der Betroffenen zu übersteigen. Nicht selten kommt es zu einer Chronifizierung von Belastungsreaktionen. Doch auch über kritische Lebensereignisse hinaus, kann der Umgang mit alltägliche Belastungen, wie angeborenen gesundheitlichen Einschränkungen oder ein negatives soziale Milieu, eine Herausforderung für die Lebensbewältigung und psychische Gesundheit sein. Eine gelingende Lebensbewältigung wird hier verstanden als die Bewältigung von persönlichem Alltag, die Gestaltung gesunder sozialer Beziehungen, eine optimistische aktive Lebenseinstellung und die Überwindung von kritischen Lebensereignissen und schwierigen Lebensumständen ohne Folgen für die psychische Gesundheit. Die Überwindung von, und der Umgang mit, schwierigen Lebensumständen erfordern hohe persönliche Kompetenzen und Ressourcen , die die nicht jede Person in gleichem Maße aufweisen kann. Soziale Arbeit hat es sich zum Ziel gemacht, Menschen bei dieser Überwindung zu unterstützen, Hürden abzubauen und persönliche sowie soziale Ressourcen (präventiv) zu fördern, mit dem Ziel von Selbstbefähigung und Autonomie ihrer Klientel und Kunden. Welche Faktoren es sind, die einen Menschen gegenüber Risiken widerstandsfähig machen, ist Gegenstand der Resilienzforschung. In dieser Arbeit soll der Fokus dabei auf dem Selbstwert als Resilienzfaktor, und seiner Rolle zum Aufbau und Erhalt von Resilienz im Erwachsenenalter liegen. Ziel ist es, zu einem Standpunkt bezüglich der Bedeutung des Selbstwertgefühls für die gelingende Lebensbewältigung zu kommen. Anhand dieser Bedeutung soll das Interesse und der Bedarf der Sozialen Arbeit nach spezifischen Resilienzkonzepten und Methoden für Erwachsene überprüft werden.
Inhaltsverzeichnis
- Hinführung
- Resilienz
- Definition
- Verwandte Begriffe und Konzepte
- Salutogenese
- Hardiness
- Coping
- Ergebnisse der Resilienzforschung
- Das Risiko- und Schutzfaktorenkonzept
- Wirkprozesse und Mechanismen
- Resilienzmodelle
- Resilienzfaktoren
- Resilienzkonzept und Soziale Arbeit: Einfluss und Bedeutung
- Theoretische Grundlagen des Selbstwertes
- Definitorische Annäherung an den Selbstwertbegriff
- Selbst und Selbstkonzepte
- Selbstwert und Selbstwertgefühl
- Strukturelle Aspekte des Selbstwertes
- Strukturelle Konzeptionen
- Globaler und bereichsspezifischer Selbstwert
- Stabilität und Variabilität
- Die Säulen des Selbstwertgefühls
- Selbstwertdynamik
- Selbstwert im Lebenslauf
- Selbstwertmotiv und Konsistenz
- Quellen und Bedrohungen
- Selbstwertdienliches Verhalten
- Einflussfaktoren
- Soziale Aspekte
- Definitorische Annäherung an den Selbstwertbegriff
- Korrelate des Selbstwertes
- Soziale Integrität und Selbstwert
- Partnerschaftliche Beziehung und Selbstwert
- Beruf, sozioökonomischer Status und Selbstwert
- Physische Beeinträchtigungen und Selbstwert
- Psychische Störungen und Selbstwert
- Funktionen des Selbstwertes
- Selbstwert als Glücksfaktor
- Selbstwert als Copingressource
- Selbstwert als Resilienzfaktor
- Förderung des Selbstwertgefühls?
- Hoher Selbstwert als „Must-Have“ der Resilienz?
- Das Interesse der Sozialen Arbeit an der Förderung eines positiven Selbstwertes
- Bedarf an spezifischen Methoden und Konzepten
- Die Eignung der Sozialen Arbeit
- Zusammenfassende Betrachtung, offene Fragen und Empfehlungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit dem Thema des Selbstwertes als erlernbarer Resilienzfaktor und untersucht das Interesse und den Bedarf der Sozialen Arbeit an spezifischen Methoden und Konzepten zur Resilienzförderung im Erwachsenenalter.
- Die erlernbare Natur von Resilienz.
- Der Selbstwert als essentieller Bestandteil von Resilienz.
- Die Rolle der Sozialen Arbeit in der Förderung eines positiven Selbstwertes.
- Die Relevanz von spezifischen Methoden und Konzepten in der Resilienzförderung.
- Die Anwendung von Resilienzkonzepten im Kontext der Sozialen Arbeit.
Zusammenfassung der Kapitel
In Kapitel 2 wird das Konzept der Resilienz umfassend beleuchtet. Es werden definitorische Bestimmungen, Abgrenzungen zu verwandten Konzepten, wichtige Erkenntnisse zu Risiko- und Schutzfaktoren sowie Resilienzmodelle und Resilienzfaktoren erläutert. Zudem wird der Einfluss der Resilienzforschung auf die Soziale Arbeit untersucht. Kapitel 3 befasst sich mit den theoretischen Grundlagen des Selbstwertes, beginnend mit einer definitorischen Annäherung und Differenzierung. Strukturelle und dynamische Aspekte sowie Einflussfaktoren des Selbstwertes werden analysiert. Kapitel 4 und 5 untersuchen die Korrelate des Selbstwertes und beleuchten die Funktion des Selbstwertgefühls für den Menschen. Schließlich wird in Kapitel 6 das Interesse und die Eignung der Sozialen Arbeit für die Förderung eines positiven Selbstwertes erörtert und die Notwendigkeit von spezifischen Konzepten hinterfragt.
Schlüsselwörter
Die vorliegende Arbeit konzentriert sich auf die Themen Resilienz, Selbstwert, Soziale Arbeit, Erwachsenenalter, Resilienzförderung, Methoden und Konzepte, Risiko- und Schutzfaktoren, Selbstwertgefühl.
- Arbeit zitieren
- Karina Feldmann (Autor:in), 2012, Positiver Selbstwert als erlernbarer Resilienzfaktor, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/193684