1. Einleitung
Die Einteilung der Lieder Neidharts in Sommer- und Winterlieder beruft sich auf das Prinzip von Rochus von Liliencrons. Jener stellte den typischen Natureingang beider Gattungen fest.
In der ersten Strophe der sogenannten Sommerlieder ist ein Frühlingseingang zu verzeichnen. Der Dichter wendet sich in seinen Beschreibungen der frühlingshaften und sommerlichen Natur zu.
Im Winterlied hingegen bestimmt der Herbsteingang die ersten Verse des Liedertypus. In ihnen wird der Verlust des Sommers angeklagt.
Folgende vier Zeilen sind dem Winterlied 37 der Neidhartausgabe von Edmund Wießner entnommen:
,,Marke, dû versinc!
dîn laut daz lît uneben.
ich unde manec Flaeminc
muoz hie unsanfte leben.
[…]‘‘
Rückblickend auf die Merkmale jener Gattungszuordnung stellt sich die Frage nach dem typischen Natureingang. Die Beschreibung der Naturbeschaffenheit und die Klage über den schwindenden Sommer sind weder in der ersten Strophe noch inhaltlich im gesamten Lied zuverzeichnen. Ist das Winterlied 37 folglich überhaupt in seiner Bezeichnung und Stellung gerechtfertigt?
In der Neidhart-Forschung gibt es verschiedene Meinungen, was die Zuordnung dieses Liedes betrifft. Viele unterschiedliche Gattungsbezeichnungen lassen sich dort wiederfinden: Hans Becker bezeichnet es als ein ,,Heimkehrerlied‘‘ . Günther Schweikle wiederum ordnet jenes den ,,Reise- und Kreuzzugsliedern‘‘ zu. Reinhard Bleck streitet die These Schweikles ab. Er meint, dass im Winterlied 37 keine Verbindungen zu einem Kreuzzugslied zu erkennen seien.
Die drei unterschiedlichen Ansichten aus der Neidhart-Forschung zeigen die unsichere und umstrittene Gattungszuordnung des Winterliedes 37.
Die folgende Arbeit soll die Merkmale des Winterliedes 37 analysieren und besonders den Standpunkt Günther Schweikles überprüfen. Die zentrale Frage ist: ,,Kann das Winterlied 37 der Gattung der Kreuzzugslyrik zugeordnet werden?‘‘
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Winterlieder
- Merkmale von Winterliedern
- Winterlied 37 ein typisches Winterlied?
- Winterlied 37 und die Kreuzzugslyrik
- Der Kreuzzug und die Kreuzzugslyrik
- Winterlied 37 ein typisches Kreuzzugslied?
- Historischer Bezug des Winterliedes 37
- Weitere Kreuzzugslyrik in den Liedern Neidharts
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Gattungszuordnung des Winterliedes 37 aus der Neidhartausgabe von Edmund Wießner. Die Analyse soll die Merkmale des Winterliedes 37 untersuchen und insbesondere die These von Günther Schweikle überprüfen, der das Winterlied 37 der Gattung der Kreuzzugslyrik zuordnet. Die zentrale Frage ist, ob das Winterlied 37 den gattungsspezifischen Merkmalen der Kreuzzugslyrik entspricht.
- Analyse der Merkmale von Winterliedern
- Untersuchung der Einordnung des Winterliedes 37 in die Gattung der Kreuzzugslyrik
- Begutachtung der historischen Echtheit des Winterliedes 37
- Vergleich mit anderen Liedern Neidharts, die möglicherweise Hinweise auf die Gattungszuordnung geben
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung thematisiert die Einteilung der Lieder Neidharts in Sommer- und Winterlieder, die auf dem Prinzip von Rochus von Liliencrons beruht. Es wird auf den typischen Natureingang beider Gattungen eingegangen, wobei der Fokus auf den Herbsteingang des Winterliedes 37 liegt. Die Arbeit stellt die kontroversen Meinungen der Neidhart-Forschung zur Gattungszuordnung des Winterliedes 37 dar und fokussiert auf die zentrale Frage, ob es sich bei dem Lied um ein typisches Kreuzzugslied handelt.
Winterlieder
Der zweite Abschnitt widmet sich den Merkmalen von Winterliedern. Er erläutert typische Merkmale wie dreiteilige Gliederungen, den Natureingang mit Klage über den Verlust des Sommers, den zweiten Teil mit Belustigung in der Winterstube oder Minneklage, und den dritten Teil mit der Auseinandersetzung zwischen dem lyrischen Ich und den bäuerlichen Dörpern. Zudem werden formale Aspekte wie die Kanzonenform und die auftretenden Personen behandelt. Der Abschnitt beleuchtet die Frage, ob das Winterlied 37 den Kriterien eines typischen Winterliedes entspricht.
Winterlied 37 und die Kreuzzugslyrik
Der dritte Abschnitt beleuchtet die Kreuzzugslyrik und ihre charakteristischen Merkmale. Es werden typische Motive der Gattung vorgestellt, die im Winterlied 37 möglicherweise erkennbar sind. Der Abschnitt widmet sich der Frage, ob das Winterlied 37 den gattungsspezifischen Merkmalen der Kreuzzugslyrik entspricht.
Historischer Bezug des Winterliedes 37
Dieser Abschnitt beleuchtet den historischen Bezug des Winterliedes 37. Es wird auf die Frage nach der historischen Echtheit des Liedes eingegangen und die verschiedenen Ansichten der Forschung dazu dargestellt.
Weitere Kreuzzugslyrik in den Liedern Neidharts
Der fünfte Abschnitt widmet sich zwei weiteren Liedern Neidharts, die thematisch dem Winterlied 37 ähneln. Diese Lieder werden im Hinblick auf mögliche Hinweise auf die Gattungszuordnung untersucht.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Gattungszuordnung des Winterliedes 37 von Neidhart, untersucht seine Merkmale im Vergleich mit den Kriterien für Winterlieder und Kreuzzugslyrik, beleuchtet den historischen Bezug des Liedes, vergleicht es mit anderen Liedern Neidharts und analysiert die These von Günther Schweikle über die Zuordnung des Winterliedes 37 zur Kreuzzugslyrik.
- Arbeit zitieren
- Sophie Walther (Autor:in), 2012, Neidharts Winterlied 37 - ein typisches Kreuzzugslied?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/193820