„Prometheus“ und „Ganymed“ als Höhepunkte des Sturm & Drang


Hausarbeit, 2010

23 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe

Gliederung

1. Einleitung

2. Definitionen und Erläuterungen
2.1 Hymne
2.2 Sturm- und Drangzeit, Geniekult
2.3 Johann Wolfgang Goethe – biographische Einblicke unter dem Aspekt des Sturm & Drang

3. Prometheus
3.1 Mythologische Figur
3.2 Entstehung und Erstdruck
3.3 Interpretation

4. Ganymed
4.1 Mythologische Figur
4.2 Entstehung und Thematik
4.3 Interpretation

5. Schlussbetrachtung

6. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Goethes Hymnen „Prometheus“ und „Ganymed“ gelten als maßgebliche Höhepunkte der Sturm- und Drangzeit. Sie stehen für ein neues Lebensgefühl, ein neues Selbstbewusstsein, die Selbstermächtigung des Individuums, der Selbstvergöttlichung des Genies im Sturm und Drang, das sich gegen rückständige Autoritäten auflehnt und eine fortschrittliche Menschheit fordert.

Oberflächlich betrachtet stehen sich die beiden Werke antagonistisch gegenüber. Prometheus verachtet Gott, während Ganymed sich diesem hingibt. Als einzige Gemeinsamkeit könnte die Gedichtform der Hymne auffallen. Doch es gibt noch weitere gemeinsame Merkmale „zwischen der aggressiv ausgerufenen Selbstbestimmung des Prometheus und dessen Forderung nach Trennung von Göttlichem und Menschlichem und Ganymeds leidenschaftlicher Anbetung und Hingabe an die alles durchwirkende göttliche All-Natur“[1]. Es kristallisiert sich heraus, dass sie nicht im Wiederspruch zueinander stehen, sondern sich gegenseitig ergänzen. Die beiden Hymnen wurden nach Goethes Instruktionen in den Werksausgaben immer gemeinsam abgedruckt, sodass der Leser die Zusammenhänge besser erschließen kann. Im achten Buch von „Dichtung und Wahrheit“ notiert Goethe „[…] genug, wenn nur anerkannt wird, dass wir uns in einem Zustand beenden, der, wenn er uns auch nieder zu ziehen und zu drücken scheint, dennoch Gelegenheit gibt, ja, zur Pflicht macht, uns zu erheben und die Absichten der Gottheit dadurch zu erfüllen, dass wir, indem wir von einer Seite uns zu verselbsten genötigt sind, von der andern in regelmäßigen Pulsen uns zu entselbstigen nicht versäumen.“[2] In der Forschungsliteratur werden die beiden Hymnen meist als Ergebnis der Ausprägung von Goethes komplementärem Weltbild zur damaligen Zeit interpretiert.

2. Definitionen und Erläuterungen

2.1 Hymne

„Hymne“ kommt von dem griechischen Wort „hýmnos“ und bezeichnet in Antike und Mittelalter einen meist feierlichen, kultisch-religiösen Lob-und Preisgesang „einer göttlichen oder übergeordneten Instanz mit entsprechendem sprachlichen oder formalen Aufwand“[3].

Die Hymnendichtung in der Neuzeit ist eine „feierlich-erhabene lyrische Gattung“[4]. Die „Bindung an erhabene feierliche Gegenstände wird in der Adaption der Hymnendichtung in der Neuzeit beibehalten, die ausschließliche Ausrichtung auf Transzendentes aber zunehmend aufgekündigt zugunsten der Möglichkeit, auch Natürliches und Innerweltliches zu preisen.“[5]

Die Merkmale der Hymne aus der Vergangenheit wurden in die Neuzeit übertragen und unterscheiden sich nicht wesentlich von denen aus Antike und Mittelalter.

Die Struktur der Hymne ist appellativ bzw. hierarchisch gegliedert, der Ton ist feierlich und es besteht eine Tendenz zur Dreigliedrigkeit (Anrufung, berichtender Mittelteil, Bitte)[6]. Die Sprache ist pathetisch-erhaben und die Verse und Strophen sind aufwendig aufgebaut.

Im Sturm und Drang steht die Hymne besonders im Zeichen des Gefühlskultes, der Subjektautonomisierung der Genieästhetik und „der Diskussion um das Erhabene unter säkularisierten Vorzeichen“[7]. Somit konnte sie sich zur enthusiastisch-lyrischen Form par excellence entwickeln. Weiterhin ist die Hymne durch keine feste Form gekennzeichnet. Häufig werden freie Rhythmen und die Inversion als Stilmittel eingesetzt.

Durch die enge Verwandtschaft mit der Ode, von der sie kaum zu unterscheiden ist, wird sie häufig mit jener verwechselt oder auch gleichgesetzt. Die Ode ist aber meist weniger pathetisch und enthusiastisch als die Hymne und die Inhalte sind nicht derart elitär bzw. göttlich gestaltet.

2.2 Sturm – und Drangzeit, Geniekult

Die literarische Bewegung des Sturm und Drang, auch Geniezeit genannt, hat ihre Anfänge in den später 1760er Jahren und endet mit den auslaufenden 1780er Jahren. Ihren Titel erhielt sie durch das gleichnamige Drama von Friedrich Maximilian Klinger (1752-1831). Als Vorbild der Stürmer und Dränger wird häufig Shakespeare genannt.

„Ihr Ausgangspunkt ist eine jugendliche Revolte gegen Einseitigkeiten der Aufklärung (z.B. Rationalismus, Fortschrittsoptimismus, Regelgläubigkeit, verflachtes Menschenbild), aber auch gegen die als unnatürlich empfundene Gesellschaftsordnung der Zeit mit ihren Ständeschranken, erstarrten Konventionen und ihrer lebens- und sinnesfeindlichen Moral.“[8]

Die Leitgedanken standen die Selbsterfahrung und die Befreiung des Individuums als leib-seelische Ganzheit im Zentrum. Der „Kraftmensch“, bei dem Denken und Handeln eine Einheit bildeten und der seiner geistigen, seelischen und körperlichen Kräfte adäquat zu benützen weiß, der sich selbst treu bleibt und bereit ist, furchtlos sich gegen die Welt zu stellen, auch im Wissen um den Preis des möglichen Untergangs, galt als wahrer Mensch. Die Werte der Aufklärung „Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“ (Kant), werden ersetzt durch die Werte des Gefühls, der Sinnlichkeit und der Spontaneitat. Dieses neue Verständnis steht auch in engem Zusammenhang mit den neuen Erfahrungen und Wertungen der Natur: „Sie ist für den Sturm und Drang der Urquell alles Lebendigen und Schöpferischen, auch im Menschen selbst.“[9]

Religion wurde zu einer Gefühlsreligion, dem sogenannten „Pantheismus“ (die Lehre, in der Gott und Welt identisch sind)[10].

Edith Braemer markiert zwei Grundpositionen des Sturm und Drang. Nämlich „[…] das Streben nach einem Bündnis zwischen bürgerlichen Intellektuellen und Bauern und Plebejern und das Streben nach handelnder Aktivität.“[11]

Die beliebtesten literarischen Formen waren das Drama (Prosa), die Erlebnislyrik, die Hymne oder auch der Roman.

Auffällig ist die häufige Verwendung der Volkssprache in allen literarischen Formen, da diese sehr ausdrucksstark ist und so die Literatur auch bildungsferneren Schichten zugänglich gemacht werden konnte.

Im Folgenden werde ich einige wichtige Fakten zur Lyrik nennen, auf die anderen beiden Gattungen werde ich nicht näher eingehen, da dies zu weit führen würde.

Die Lyrik erlebt einen Wandel von ihrer gesellschaftlich-geselligen Einbindung und wird zum Ausdruck persönlichen Erlebens, der sogenannten Erlebnislyrik. Bezeichnend dafür sind Goethes Sesenheimer Lieder, die spontanes Gefühl und intensives Naturerlebnis zum Ausdruck bringen. Der Leser soll idealerweise durch Nacherleben in der Lage sein, das Gedicht zu verstehen und nachzuempfinden. „Die Liebe, Natur, das Göttliche und der Mensch bilden in diesen Gedichten eine unlösbare Einheit, einen letztlich harmonischen Kosmos, der Liebesglück wie Liebesleid gleichermaßen umschließt, dem Einzelnen Geborgenheit bietet und die Quelle allen Lebens und Schaffens ist.“[12]

Wichtige Dramen im Sturm und Drang sind unter anderem „Die Räuber“ (1781) und „Kabale und Liebe“ (1784) von Schiller und „Götz von Berlichingen“ (1773) von Goethe. Der wichtigste Roman dieser literarischen Strömung ist unumstritten „Die Leiden des jungen Werthers“ (1774), ebenfalls von Goethe verfasst.

Der Sturm und Drang wird häufig auch als „Geniezeit“ bezeichnet. „Als höchste Steigerung des Individuellen wie des Naturhaften erscheint das Genie, indem sich die schöpferische Kraft einmalig und unmittelbar offenbart.“[13]

Das Genie wird gegenüber anderen Dichtern herausgehoben, da er selbst über Regeln und Gesetze bestimmt. Ein Genie galt als Schöpfer einer wahren Kunst, nur durch ihn ergab sein Werk einen Sinn. Ein weiterer Anspruch war die Exemplarität eines Werkes. Andere Dichter sollten sich zwar danach richten können, aber nicht fähig sein, das Vorbild zu kopieren.

[...]


[1] http://www.hausarbeiten.de/faecher/vorschau/68250.html (29.08.2010)

[2] http://www.wissen-im-netz.info/literatur/goethe/werke/dichtung/08.htm (29.08.2010)

[3] Spörl, Uwe: Basislexikon Literaturwissenschaft. Paderborn 2006. S. 194.

[4] Metzler Lexikon Literatur. Begründet von Irmgard Schweikle. Hg. Von Dieter Burdorf, Christoph Fasbender und Burkhard Moenninghoff. 3., völlig neu bearbeitete Auflage. Stuttgart Metzler 2007. S. 333.

[5] Spörl, Uwe: Basislexikon Literaturwissenschaft. Paderborn 2006. S. 194.

[6] Vgl. Metzler 2007. S. 334.

[7] Ebd.

[8] Ebd. S. 741.

[9] Ebd.

[10] Duden: Das Fremdwörterbuch. Mannheim 2007. S.755.

[11] Braemer, Edith: Goethes Prometheus und die Grundpositionen des Sturm und Drang. Weimar 1959. S.77.

[12] http://www.pohlw.de/literatur/epochen/stdrang.htm (29.08.2010)

[13] Metzler 2007. S. 741.

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Details

Titel
„Prometheus“ und „Ganymed“ als Höhepunkte des Sturm & Drang
Hochschule
Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt
Note
1,3
Autor
Jahr
2010
Seiten
23
Katalognummer
V193866
ISBN (eBook)
9783656190295
ISBN (Buch)
9783656190721
Dateigröße
581 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Goethe, Ganymed, Prometheus, Sturm&Drang, Hymne, Interpretation, NdL
Arbeit zitieren
Sarah Modes (Autor:in), 2010, „Prometheus“ und „Ganymed“ als Höhepunkte des Sturm & Drang, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/193866

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