Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
0. Vorwort
1. Die Jugend im Wandel der Zeit
1.1 Die Jugend der 50er und 60er Jahre
1.2 Die Jugend der 70er und 80er Jahre
1.3 Die Jugend der 90er und zu Beginn des 3. Jahrtausend
2. Die Shell Jugendstudien
2.1 Die Methodik
3. 13. Shell Jugendstudie – Jugend 2000
4. 14. Shell Jugendstudie – Jugend 2002
5. Proseminar Befragung
6. Vergleich zwischen Shell-Studien und Befragung im Proseminar
7. Fazit
8. Literaturverzeichnis
0. Vorwort
Den Anlass zu dieser Hausarbeit, bietet zum ersten das Proseminar von Herrn Höring mit dem Thema „ Jugendliche Religiosität zwischen individueller Sinnsucht und ungebundener Kirchlichkeit – Empirische Religionspädagogik in Theorie und Praxis“. Das Proseminar stellte einen Überblick über verschiedene empirische Untersuchungen zum Fachbereich Jugend in den unterschiedlichsten Umfeldern, dar. Zum zweiten jedoch, ist die Hausarbeit hauptsächlich ein Versuch, die ebenfalls im Seminar vorgestellte Shell-Jugendstudie näher zu betrachten. Im Wesentlichen werde ich hier auf die Jugendstudien von 2000 und 2002 eingehen, sprich dem 13. und 14. Band. Schwerpunkt wird es sein, das Umfeld Religion und Religiosität der Jugendlichen unter die Lupe zu nehmen. Darauf folgend werde ich dann einen Vergleich zwischen den repräsentativen Studien der Shell und unserer, im Seminar durchgeführten Studie, anstreben. Es ist wichtig, die verschiedenen Ergebnisse immer vor dem Hintergrund der jeweiligen Situation der Jugendlichen zu sehen. Wichtige Faktoren zu einer Studienentscheidung sind hierbei besonders Krieg, der derzeitige Arbeitsmarkt, Hungersnot, weltliche Veränderungen und politische Entscheidungen und Umbrüche, sowie aber auch freudige Ereignisse können die Jugendlichen beeinflussen. Interessant, wäre im Umfeld Religion, natürlich wie sich deren Religionsverhalten mit der Wahl des neuen Papstes Joseph Ratzinger verändert hat. Dies wird man aber vermutlich erst in der 15. Shell Jugendstudie, Jugend 2006, die Ende September erscheint, gewahr. Kann man denn heutzutage sagen, dass die Jugend mit der Religion nichts mehr am Hut hat? Ist was dran an dem Klischee, glaube sei verstaubt? Dies möchte ich zusätzlich analysieren. Um aber einen Überblick über die verschiedensten Anpassungen der Jugendlichen an die Gesellschaftssituation zu geben, beginne ich zunächst mit dem Kapitel „Jugend im Wandel der Zeit“.
1. Die Jugend im Wandel der Zeit
Die Jugend hat nach dem zweiten Weltkrieg ihr eigenes Ich entwickelt und gewahrt. Niemals vorher hatte die Jugend angefangen eigene Stilrichtungen zu kreieren und diesen dann auch vor den Eltern zu verantworten. Bis in die 50er Jahre hinein, wurden die Kinder und Jugendlichen in jeder Hinsicht von Ihren Eltern geprägt. Die Eltern waren Respektsperson und man hätte es sich niemals gewagt gegen das Lebensgefühl der Eltern aufzulehnen. Aber doch redet man heutzutage von dem „Lifestyle der Teens“ und man bemerkt deutlich einen Wandel. Dieses neu geprägte Ich der Jugend wurde immer wieder vom gesellschaftlichen Umfeld bestimmt, seien es verschiedenste Musikrichtung, durch die die Mode bestimmt wurde oder politische Auflehnungen durch die letztendlich wieder die Gesellschaft bestimmt wurde. Einen kurzen Überblick über den „Lifestyle“ der Jugendlichen von 1950 bis 2002 soll dieses Kapitel geben.
1.1 Die Jugend der 50er und 60er Jahre
In den 50er Jahren waren die meisten Jugendlichen doch eher konservativ und die Eltern sind noch Vorbild. Man merkt deutlich, dass weder die Erwachsenen noch die Jugend weiß wo es hingehen wird. Die BRD ist auf dem Weg ein demokratisches Gebilde zu werden, dennoch hat jeder noch an dem Frust des zweiten Weltkrieges zu nagen. Es herrscht ein großer Mangel an allem. Die Jugendlichen, die das Lebensgefühl des Krieges nicht zu spüren bekommen haben, bekommen es nun vorgelebt. Es liegt noch viel Vergangenheit in der Luft und hauptsächlich ist das Gefühl von Scham zu spüren, der Scham als Deutscher Einwohner hat man mäuschenstill zu sein. Nach den Shell- Studien von 1953 und 1955 sind die einzigen Ziele der Jugendlichen einen sicheren Beruf zu ergreifen, zu heiraten, Kinder in die Welt zu setzen, ein eigenes Auto zu haben und einen Traumurlaub in Italien zu verbringen.[1] Also ganz klassisch und kleinlaut, von den Eltern vorgelebt. Wundern muss es einen da nicht, wenn mehr als die Hälfte der Jugendlichen kein Interesse an der Politik zeigen. Trotzdem gelten die 50er als dir Geburtsstunde des modernen Starkults. Elvis Presley und James Dean sind einige die die amerikanische Kultur nach Deutschland bringen. Die Eltern halten dies für extrem obszön und doch schaffen sie es nicht dies zu unterdrücken.
Anfang der 60er Jahre kam eine neue Tanzrichtung auf, der Twist. Von den Eltern natürlich genauso verhasst, wie vorher der Rock´n´Roll, aber erste Schritte der jugendlichen Selbstständigkeit wurden bei den Halbwüchsigen entdeckt. Unter jungen Intellektuellen, Schüler und Studenten wurden unzufriedene Stimmen zur Politik laut. Plötzlich hatten alte Größen der Nazizeit ihre alten Positionen inne und überhaupt kommt der Gedanke auf, dass nirgends etwas weitergeht und die politischen Situationen als einengend empfunden werden. Im Gegensatz zu den Jugendlichen der 50er haben die 60er Teens eine klare Vorstellung davon, wie man es besser machen könnte. Leider hat die breitere Masse immer noch kein Interesse an der Politik. Für diese ist es wichtig auf jeden Fall Spaß am Leben zu haben. Ein Höhepunkt dafür war natürlich die Verbreitung des Fernsehgeräts und eine nie da gewesene sexuelle Aufklärungswelle, oder aber auch die neueste Modeerscheinung des Minis oder der Hot Pants. Niemals vorher hätte man auch nur daran denken dürfen, dass Aufklärungsfilme von Oswalt Kolle jemals die Kinohallen füllen würden, wie es nun geschah. Auch wenn Jungen und Mädchen getrennt darin sitzen mussten, merkte man deutlich einen eindeutigen Unterschied zu den konservativen, Elterntreuen Jugendlichen der 50er.
1.2 Die Jugend der 70er und 80er Jahre
Das Volkseinkommen hat sich verdoppelt und der Konsum war gestiegen, aber der Ölschock von 1973 bringt plötzlich drastische Preissteigerungen. Der Traum vom Überfluss ist zunächst einmal vorüber. Im Jahr 1974 hat Deutschland fünf Prozent Arbeitslose. Trotzdem ergeben die Studien von `74, `75 und `77, dass die Jugendlichen einer Leistungsgesellschaft positiv gegenüber stehen. Ihre Lebensphilosophie ist ganz nach dem Motto: Arbeiten gehen und sich auch so manchen Luxus leisten können. Dies aber nicht nur in der Männerwelt. „Emanzipation“ wird das neue Schlagwort und immer mehr Frauen treibt es weg vom Herd und rein in die Arbeitswelt. Wichtig ist den Halbwüchsigen der Studien nach, auch ihre eigene persönliche Freiheit und kaum ein Jugendlicher möchte seine Kinder nach dem Stil seiner Eltern erziehen. Ganz im Gegenteil, sie wollen die Unabhängigkeit ihrer Kinder fördern. Ganz im Gegenzug zu den 50er Jahren zeigt sich die Jugend also in den 70ern. Sie sind eigenständig, modern und antiautoritär. Durch Bands wie ABBA kommt erstes Discofeeling auf, was sich auch gut mir dem neuen Freiheitsgefühl verbinden lässt, frei nach dem Motto „The Winner takes it all“.
Während die Erwachsenen sich in den 70ern noch Gedanken darüber machen, was die Jugend ausmacht; was ein Kind ist, was nicht mehr wirklich Jugendlich aber auch noch nicht erwachsen, entdeckt die Shell Studie von `81, dass die Jugendphase einfach länger andauert. Die Wissenschaftler nennen diesen Übergang zum Erwachsenwerden „Postadoleszenz“. Die Jugend steht noch nicht wirklich auf eigenen Beinen, aber in allen anderen Belangen, wie dem Wahlverhalten, in ihrem sexuellen Lifestyle und auch in ihrem Konsumverhalten. Da die Jugend nun selber entscheidet wann sie reif fürs Leben ist, zieht die Elterngeneration daraus eine Tugend. Sie werden offener und nimmt die autoritäre Strenge zurück. Die unbekannte und unsichere Zukunft die, nach der Meinung der Jugendlichen allen bevorsteht, spaltet sie ungemein. Manche wollen nur ihren Spaß, oder flüchten sich in lebensverachtende Melancholie, andere sind aktiv und propagieren neue Lebensentwürfe. Die Gleichaltrigen zerfallen so in viele bunte Teilkulturen. Man nannte dies auch die Protestjugend. Es gab Friedensbewegungen, Ökobewegungen, Anti-AKW-Bewegungen, Hausbesetzer und Feministinnen. Überall gibt es sie, die Basisgruppen, die von der Politik gefürchtet und teilweise auch gewalttätig versucht zerschlagen zu werden. Zwei größere Gruppen bilden zum einen die Popper, unkritisch-konservative Jugendliche die sich nur Amüsieren wollen und zum anderen die Punks, die den engagierten Protest unterstützen. Trotzdem stellt die Studie von `85 fest, dass Weltoffenheit, Lebensfreude, aber auch Toleranz das Lebensprinzip der Jugend der 80er bildet.
1.3 Die Jugend der 90er und zu Beginn des 3. Jahrtausend
Nach dem Mauerfall sieht das vereinigt Deutschland einer absolut positiven Zukunft entgegen und schöpft neuen Optimismus. Nicht mal der Golfkrieg, noch Tschernobyl, noch die neue Horrorkrankheit AIDS kann die Jugend in ihrem positiven Denken stoppen. Die Shell-Studie von `92 zeigt: 7 von 10 Jugendlichen sprechen sich für zuversichtliche Zukunftsaussichten aus. Am hoffnungsvollsten sind allerdings die Jugendlichen aus dem Osten gestimmt. Dafür gibt es unter den jugendlichen fast kein Engagement mehr, die Basisgruppen werden als sympathisch bezeichnet, aber niemand will sich mehr selber beteiligen. Auch die Politik lassen sie dies spüren, jeder dritte Jugendliche hat absolut „null Bock“ auf die Politgrößen. Im Osten packen die Jugendlichen, obwohl es im Westen schon wieder „passé“ ist, das Discofieber. Im Gegensatz zu anderen Jahrzehnten, in denen zwei Studien durchgeführt wurden und die meistens sehr ähnliche Ergebnisse aufwiesen, ist es bei den beiden 90ern Studien ganz anders. Schon fünf Jahre später bei der Shell-Studie `97 sehen die Jugendlichen hauptsächlich wegen der steigenden Arbeitslosigkeit mit gemischten Gefühlen in die Zukunft. Der Politik stehen sie somit auch nicht positiver gegenüber. Im Osten kommen noch fehlende Lehrstellen dazu und im Westen macht man sich Sorgen, dass man trotz guter Ausbildung später keine Arbeitstelle bekommt. Stimmen werden laut, wie: „Die Politiker machen doch nur Politik für sich selber.“.
Dafür sind starre Ideologien längst vorbei. Die Jugendlichen bewegen sich in unterschiedlichsten Szenen und spielen mit den Stilen. Sei es Hip-Hop oder Metal-Szene. Und obwohl die Erwachsenen vor der übertriebenen Spaßgesellschaft warnen, zeigt die Shell-Studie, dass die Jugendlichen der 90er trotzdem eine leistungsorientierte und motivierte Generation sind. Eins aber bleibt, der Osten ist anders, auch noch zehn Jahre nach der Wiedervereinigung.
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[1] Vgl. hierzu und zu folgendem: 50 Jahre Shell Jugendstudie. Von Fräuleinwundern bis zu neuen Machern, München 2002.