Diese Hausarbeit beschäftigt sich mit einem Nischenthema der Tourismusgeschichte, welche laut Rüdiger Hachtmann ein „Mauerblümchen-Dasein“ innerhalb der historischen Forschungsgemeinde fristet. Diese mangelnde Aufmerksamkeit der Historiker sieht er in dem Fehlen eines eigenständigen konzeptionellen und methodologischen Zugangs zum Gegenstand begründet: Die Tourismuswissenschaft stelle keine eigenständige Disziplin dar, weshalb Untersuchungen zumeist unter dem Gesichtspunkt des Aktualitätsbezugs und ökonomischer Verwertbarkeit durchgeführt werden . Angesichts dieser Forschungslage kann die sehr überschaubare Zahl an wissenschaftlichen Studien zum Revolutionstourismus als einem auf den ersten Blick exotisch wirkenden Seitenzweig dieses Themenfeldes nicht überraschen. Das Studium des Revolutionstourismus stellt somit zugleich ein Studium seiner Schriften dar: Zahlreiche Bücher und Zeitungsartikel über aber vor allem von Revolutionstouristen sind in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts erschienen. Mit dieser Arbeit möchte ich die Selektivität und mangelnde Objektivität dieser Quellen problematisieren. Zum einen gelangen nahezu ausschließlich die Schriften prominenter Revolutionstouristen an die Öffentlichkeit, zum anderen gilt es zu hinterfragen, inwiefern diese als objektive Beschreibungen angesehen werden können. Zu diesem Zweck werde ich ausgehend von Enzensbergers Tourismus-Theorie den Begriff Revolutionstourismus zunächst näher beschreiben und abgrenzen, um ihn dann in den historischen Kontext mit Schwerpunkt auf die – aufgrund der vergleichsweise guten Quellenlage gewählten – Revolution in Nicaragua 1979 zu setzen. Im Hauptteil dieser Arbeit betrachte ich die Problematik der Selektivität und mangelnden Objektivität sowohl aus der Perspektive der Gastgeber als auch aus der der Gäste, basierend in erster Linie auf Artikeln von Enzensberger und Hollander sowie den Reiseberichten verschiedener Autoren wie Ferlinghetti, Cardenal und Grass. Im Fazit führe ich meine zentralen Argumentationslinien noch einmal zusammen.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. Tourismustheorie
- III. Begriffserklärung und Abgrenzung
- IV. Der Revolutionstourist in historischer Perspektive
- V. Selektivität und mangelnde Objektivität der Zeugnisse von Revolutionstouristen
- 1) Die Perspektive der Gastgeber
- 2) Die Perspektive der Gäste
- VI. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit analysiert den Revolutionstourismus als Nischenthema der Tourismusgeschichte, dem bislang wenig Aufmerksamkeit in der historischen Forschung geschenkt wurde. Ziel ist es, die Selektivität und mangelnde Objektivität der Zeugnisse von Revolutionstouristen zu untersuchen. Dabei wird der Begriff Revolutionstourismus im Kontext der Tourismus-Theorie von Hans Magnus Enzensberger definiert und in den historischen Kontext der Revolution in Nicaragua 1979 gesetzt.
- Die mangelnde Aufmerksamkeit der historischen Forschung für den Revolutionstourismus
- Die Selektivität und mangelnde Objektivität der Zeugnisse von Revolutionstouristen
- Die Perspektive der Gastgeber und der Gäste auf den Revolutionstourismus
- Die Rolle von prominenten Revolutionstouristen und ihren Schriften
- Die Einordnung des Revolutionstourismus in die Tourismus-Theorie von Enzensberger
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Hausarbeit beleuchtet den Revolutionstourismus als ein bisher kaum erforschtes Thema innerhalb der Tourismusgeschichte. Die mangelnde Aufmerksamkeit der Historiker für dieses Thema liegt laut Rüdiger Hachtmann am Fehlen eines eigenständigen konzeptionellen und methodologischen Zugangs zur Tourismuswissenschaft. Die Arbeit möchte die Selektivität und mangelnde Objektivität der Zeugnisse von Revolutionstouristen untersuchen, indem sie zunächst den Begriff Revolutionstourismus definiert und in den historischen Kontext der Revolution in Nicaragua 1979 einordnet.
- Tourismustheorie: Die Hausarbeit stellt Enzensbergers Theorie des Tourismus vor, die den Tourismus als Fluchtbewegung aus der bürgerlichen Gesellschaft darstellt. Die Verwirklichung einer in die Ferne projizierten Romantik soll der Enttäuschung über die eigene Gesellschaft entfliehen.
- Begriffserklärung und Abgrenzung: Die Hausarbeit grenzt den Begriff Revolutionstourismus ab und problematisiert die Unschärfe des Begriffs. Der Revolutionstourist kann sowohl ein Tourist im klassischen Sinne als auch ein politischer Aktivist sein, dessen Reise weniger Urlaubscharakter als vielmehr Arbeitseinsatz hat.
- Der Revolutionstourist in historischer Perspektive: Die Hausarbeit beleuchtet die Entwicklung des Revolutionstourismus im historischen Kontext und setzt ihn in Bezug zur Revolution in Nicaragua 1979.
- Selektivität und mangelnde Objektivität der Zeugnisse von Revolutionstouristen: Die Hausarbeit analysiert die Problematik der Selektivität und mangelnden Objektivität der Zeugnisse von Revolutionstouristen aus der Perspektive der Gastgeber und der Gäste. Dabei werden die Reiseberichte verschiedener Autoren wie Ferlinghetti, Cardenal und Grass berücksichtigt.
Schlüsselwörter
Revolutionstourismus, Selektivität, Objektivität, Tourismusgeschichte, Enzensberger, Nicaragua, Revolution, Gastgeber, Gäste, Reiseberichte, Schriften, Solidaritätsbewegung.
- Arbeit zitieren
- Hendrik Platte (Autor:in), 2011, Die Revolution und ihre Touristen , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/193995