Zum Verhältnis von Romantik und Religion bei E.T.A. Hoffmann


Hausarbeit, 2011

11 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

Zum Verhältnis von Romantik und Religion bei E.T.A. Hoffmann

A Einleitung
I Der Gesamtkünstler E.T.A. Hoffmann
II Romantik und Religion
1. Was bedeutet eigentlich „Romantik“?
2. Schwarze Romantik
3. Mittelalter und Christentum als Ideal
III Der Sandmann
1. Inhaltsangabe und Kontext
2. Der Sandmann als Teufelsgestalt
3. Der säkularisierte Teufel
IV Der Einsiedler Serapion
1. Die Serapionsbrüder
2. Inhaltsangabe und Kontext
3. Der Heilige Serapion und weitere Heilige

B Fazit

C Quellenangabe

Zum Verhältnis von Romantik und Religion bei E.T.A. Hoffmann

A Einleitung

Ernst Theodor Amadeus Hoffmann zählt zu den berühmtesten Autoren der deutschen Romantik. Die „Fantasiestücke in Callots Manier“ (1814/1815), die „Elixiere des Teufels“ (1815/16) und die „Nachtstücke“ (1816/1817) sind bis heute weltbekannt. Doch seine literarischen Werke wurden bislang meist aus einer ausschließlich germanistischen Perspektive analysiert und interpretiert. Die vorliegende Hausarbeit hingegen soll den religionswissenschaftlichen Aspekt von E.T.A. Hoffmanns Erzählungen beleuchten. Dabei liegt das Hauptaugenmerk auf der Beziehung zwischen der Romantik und der Religion. Anhand von zwei konkreten Textbeispielen soll diese Verbindung näher erläutert und die Unabdingbarkeit von religiösen Motiven und Symbolen in Hoffmanns Texten verdeutlicht werden. Bei „Der Sandmann“ liegt der Schwerpunkt auf „dem Teuflischen“. Im Kontrast dazu wird bei der Kurzgeschichte „Der Einsiedler Serapion“ auf den Heiligenkult eingegangen. Wie Stephan Gonschorek in seiner Vorbemerkung zu seinem Werk „Serapion sei unser Schutzpatron. Die Heiligen im Erzählwerk E.T.A. Hoffmanns“ bereits bemerkt, wird leider nur geringes Interesse an den Motiven und Zusammenhängen in Hoffmanns Werk, die dem religiösen Bereich zuzuordnen sind, gezeigt. Die Heiligenthematik zählt bisher nicht zu den beliebtesten Bereichen der Forschungs-Literatur, weshalb diese bis jetzt nicht als selbstständiger Gegenstand der Untersuchung gilt.

I Der Gesamtkünstler E.T.A. Hoffmann

E.T.A. Hoffmann wurde am 24. Januar 1776, unter dem Namen Ernst Theodor Wilhelm Hoffmann, in Königsberg geboren. 1805 hat er seinen dritten Vornamen, nach seinem Vorbild Wolfgang Amadeus Mozart, umbenannt. Hoffmann ist das, was man unter einem „Gesamtkünstler“ oder „Genie“ versteht: er ist nicht nur Musiker und Komponist, sondern auch Jurist, Zeichner und Schriftsteller: „Die Woche bin ich Jurist, höchstens etwas Musiker, sonntags am Tag wird gezeichnet und abends bin ich ein sehr witziger Autor.“1 In der Epoche der Romantik, waren solche Mehrfachbegabungen jedoch nicht selten. Erst im Alter von 33 Jahren wendet sich Hoffmann der Literatur zu.2 Als „einer der phantasievollsten und phantastischsten Dichter der deutschen und der Weltliteratur“3 setzt er gekonnt Elemente des Wunderbaren und Geheimnisvollen, jedoch auch des Unheimlichen ein. Leitmotive, wie Wirklichkeit und Einbildung, Bewusstsein und Unbewusstsein sind dabei eng miteinander verknüpft. Auch die Doppelgängermetaphorik spielt stets eine wichtige Rolle in Hoffmanns Werken und „wird immer wieder mit seiner eigenen gespaltenen Existenz in Zusammenhang gebracht“4. Denken wir dabei nur an sein literarisches Alter Ego: den Kapellmeister Johannes Kreisler. Vor allem aber ist er für seine Neigung zur „Nachtseite der Dinge und der Seele selbst“5 bekannt. Wegen seinen „dämonisch-verderblichen“6 und gleichzeitig „religiös und magisch orientierten“7 Geschichten wird Hoffmann nicht um sonst „Gespenster- und Teufels- Hoffmann“8 genannt.

II Romantik und Religion

1. Was bedeutet eigentlich „Romantik“?

Ebenso facettenreich wie Hoffmann ist auch die Romantik selbst, denn der Begriff der „Romantik“ ist nicht nur als Epoche (1790-18419 ) zu verstehen. Er ist von „in lingua romana“ abzuleiten, was mit „in romanischer Sprache“ zu übersetzen ist. Daraus ist später der Ausdruck „Roman“ entstanden. In erster Hinsicht ist der Fachterminus „Romantik“ also mit der Volkssprache in Verbindung zu setzen.10 Außerdem wird die Romantik, nach August Wilhelm Schlegel, als exaktes Gegenstück zur Klassik betrachtet. Gefühle und Emotionen werden der kalten Welt „der Zahlen und Figuren“ (Novalis) entgegengesetzt. Das wohl bekannteste Symbol der Romantik ist die blaue Blume. Novalis hat es als erster in seinem Roman „Heinrich von Ofterdingen“ verwendet. Die Blume steht nicht nur für Leidenschaft, sondern auch für eine tiefe Sehnsucht nach der Ferne.11 Individuum, Sehnsucht und Natur zählen zu den wichtigsten Motiven dieser Epoche.12 Doch es gibt noch eine ganz andere Seite der Romantik: die dunkle Seite.

2. Schwarze Romantik

Nacht, Wahnsinn und Tod stehen hier im Vordergrund. Die „schwarze Romantik“13 ist sehr eng mit der Phantastik verbunden und thematisiert vor allem das Unheimliche und das Fremde. Dämonische Figuren, Teufelsgestalten, Naturgeister und Fabelwesen treiben hier ihr Unwesen. Die Dunkelheit wird aufgewertet, um die düsteren, ja satanischen Züge der „Schauerromantik“14 zu verdeutlichen. Auf volkstümliche Sagen und Märchen wird zurückgegriffen, was der Schauerliteratur auf den ersten Blick einen eher heidnischen Charakter verleiht. Es wird jedoch nicht selten an christliche Vorstellungen angelehnt. Nicht nur der Teufel ist stets in den Werken der „schwarzen Romantik“ vertreten, auch von den Engeln und Heiligen geht eine große Faszination aus.15

3. Mittelalter und Christentum als Ideal

Die Romantik wird meist mit der Literatur, Musik und Malerei assoziiert, aber auch die Religion bildet ein wichtiger Bestandteil. Die Schriftsteller der Romantik beziehen sich nicht etwa auf die Antike, so wie Goethe und Schiller. Nein, für sie gilt das Mittelalter als Ideal. In diesem Zusammenhang wird der Terminus „Romantik“ als Synonym für mittelalterliche und auch christliche Kultur benutzt.16 Nach der Aufklärung, die Säkularisation und eine regelrechte Entchristianisierung mit sich brachte, blühte das Christentum, insbesondere der Katholizismus, in der Epoche der Romantik wieder auf. Um es mit Stephan Gonschoreks Worten auszudrücken:

„Eine Wende brachte die literarische Romantik. Sie wurde bestimmt durch eine neue Hinwendung zu dem, was man sich als volkstümlich vorstellte, zum nun verklärten Mittelalter und zu einem religiös-künstlerischen Lebensentwurf.“17

Infolgedessen konvertierten mehrere Dichter zum Katholizismus. Der Reliquien- und Heiligenkult wurde aufgewertet, was dazu führte dass zahlreiche Heilige in literarischen Werken der Romantik ihren Platz finden. Engel, Märtyrer, Mönche, Einsiedler und Schutzpatrone werden zu beliebten Figuren. Dies ist auch bei Hoffmann der Fall. Selbst in den Erzählungen des protestantischen Schriftstellers werden Viten und Legenden von katholischen Heiligen geschickt eingebunden.18

[...]


1 Hoffmann, Ernst Theodor Amadeus: Der Sandmann. Erzählung. S.49.

2 Vgl. Deterding, Klaus: Hoffmanns Erzählungen. Eine Einführung in das Werk E.T.A. Hoffmanns. S. 9-11.

3 Deterding, S. 16.

4 Bastian, Myriam Noemi: Dimensionen des Fremden in der fantastischen Literatur. E.T.A Hoffmann, Edgar Allan Poe und Guy de Maupassant. S. 81.

5 Schmitz-Emans, Monika: Einführung in die Literatur der Romantik. S. 63.

6 Bastian, S. 27.

7 Ebd. S. 27.

8 Keller, Jost: Den Bösen sind sie los, die Bösen sind geblieben. Die Säkularisierung des Teufels in der Literatur um 1800. S. 279.

9 Deterding, S. 7.

10 Vgl. Ebd. S. 8.

11 Vgl. Was ist romantisch? Begriffsdefinition zur Romantik. Verfasser unbekannt (Internetquelle).

12 Vgl. Was ist romantisch? Begriffsdefinition zur Romantik.

13 Was ist romantisch? Begriffsdefinition zur Romantik.

14 Was ist romantisch? Begriffsdefinition zur Romantik.

15 Vgl. Schmitz-Emans, S. 63-64.

16 Vgl. Deterding, S. 9-11.

17 Gonschorek, Stephan: Serapion sei unser Schutzpatron. Die Heiligen im Werk E.T.A. Hoffmanns. S. 34.

18 Vgl. Ebd. S. 25-37.

Ende der Leseprobe aus 11 Seiten

Details

Titel
Zum Verhältnis von Romantik und Religion bei E.T.A. Hoffmann
Hochschule
Philipps-Universität Marburg  (Fachgebiet Religionswissenschaft)
Veranstaltung
Individualisierung von Religion als Thema der Religionswissenschaft im modernen Europa
Note
1,7
Autor
Jahr
2011
Seiten
11
Katalognummer
V194181
ISBN (eBook)
9783656195283
ISBN (Buch)
9783656199908
Dateigröße
432 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
E.T.A. Hoffmann, Religionswissenschaft, Romantik, Individualisierung, Religion, Der Sandmann, Säkularisierung, schwarze Romantik, Heilige, Serapion, Teufel, Christentum, Ideal, Einsiedler, Verhältnis von Romantik und Religion, Serapionsbrüder, Individualisierung von Religion als Thema der Religionswissenschaft im modernen Europa, Mittelalter, Mittelalter und Christentum als Ideal, Der Sandmann als Teufelsgestalt, Cyprian, Graf P., Wahnsinn, Märtyrer, Heiligenkult, Fremde, Dichter-Priester, Romantisierung, Emotionalisierung, Sehnsucht, Fantasie, Ernst Theodor Wilhelm Hoffmann, geheimnisvoll, unheimlich, Schauerromantik, Nathanael, Coppelius, Theologie, Germanistik
Arbeit zitieren
Francoise Stoll (Autor:in), 2011, Zum Verhältnis von Romantik und Religion bei E.T.A. Hoffmann, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/194181

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