Leseprobe
INHALT
1. Einleitung
2. Nationale Identitaten: Die Comunidades Autonomas
3. Die betrachteten FuBballvereine
3.1. Athletic Bilbao
3.2. FC Barcelona
3.3. FC Bayern Munchen
4. Exkurs: Medientheoretische Grundlagen
4.1. Das Internet
4.1.1. URL und TLD - Was ist eine Internetadresse?
4.1.2. Die Domain <cat>
4.2. Gestaltungsregeln und visuelle Wahrnehmung
5. Inszenierung nationaler Identitat im Internet
5.1. Offizielle Internetprasenzen
5.1.1. Adressen und Sprachenangebot der Vereine
5.1.2. Optische Gestaltung der Startseiten
5.1.3. Aufbau und weitere Elemente der Internetprasenzen
5.2. Aufbau und Gestaltung kommerzieller Angebote
5.2.1. Online Fanartikelshops
5.2.2. Online Ticketshops
5.3. Inoffizielle Darstellungen: Wikipediaeintrage
6. Inszenierung nationaler Identitat auf sonstiger Ebene
6.1. Vereinswappen
6.2. Vereinshymnen
6.3. AuGendarstellung
6.4. Spielertransfers
6.5. Nationalitaten und Nationalmannschaften
7. Fazit
8. Literaturverzeichnis
9. Webseitenverzeichnis
10. Abbildungsverzeichnis
Anhang
I. Katalanische Domains
II. Verlinkungen der jeweiligen Vereinshomepages
III. Spanische und katalanische Danksagungen auf www.fcbarcelona.cat
IV. E-Mail-Kontakt mit Athletic Bilbao
V. Ubersetzte Werbeangebote auf www.fcbarcelona.cat
VI. Das Editorial von Joachim Hunold im Air Berlin Magazin
VII. Werbung fur das Spiel Katalonien - Argentinien
VIII. Transparent der katalanischen Auswahlmannschaft
IX. Transparent der baskischen Auswahlmannschaft
1. Einleitung
Der FuGball ist einer der weltweit beliebtesten Sportarten - wenn nicht sogar die beliebteste Sportart uberhaupt. Unlangst aber hat die ungemeine Popularitat dieses Sports auch zu einer Verknupfung mit anderen Bereichen, wie Wissenschaft, Wirtschaft, Medien und Politik gefuhrt. Besonders die letzte ist eine, die sich in den verschiedenen Landern und dam it unter verschiedensten Voraussetzungen unterschiedlich bemerkbar macht. Wenn es in Spanien zum sogenannten El Clasico, dem Spiel zwischen den beiden starksten Vereinen des Landes, dem FC Barcelona und Real Madrid, kommt, scheint es, als stunden sich mit den Mannschaften auch die Ideen der Autonomiebestrebungen und des Zentralstaates direkt gegenuber. Eine solche Interpretation des Sports ist einzigartig und ladt zu einer naheren Beschaftigung mit der Bedeutung des FuGballs in Spanien ein. Die vorliegende Arbeit untersucht deshalb die Inszenierung nationaler Identitaten anhand der Internetprasenzen von zwei FuGballvereinen der hochsten spanischen FuGballliga, der Primiera Division und eines Vereins der hochsten deutschen Spielklasse, der Bundesliga. Die beiden spanischen Vereine, Athletic Bilbao und der FC Barcelona, wurden aufgrund ihrer baskischen bzw. katalanischen Herkunft ausgewahlt. Diese beiden Regionen nehmen bekanntlich im spanischen Staat einen besonderen Status ein. Der deutsche Verein, der FC Bayern Munchen, ist interessant, weil er der einzige Erstligaklub ist, der explizit seine Herkunftsregion, d.h. das Bundesland Bayern, im Vereinsnamen tragt. Allerdings stellt letzterer Verein eher eine Art kulturexternen Vergleichspunkt dar, der dazu dienen soll, die spanischen Gegebenheiten kontrastiv beurteilen zu konnen und der nur an geeigneter Stelle herangezogen und deshalb in einigen Kapiteln keine Erwahnung finden wird. Das Hauptaugenmerk der Untersuchung liegt also auf den beiden Vereinen der spanischen Primiera Division. Nicht zuletzt durch das breitere Informationsangebot bedingt wird ein leichter Akzent auf dem FC Barcelona liegen, da der Verein und der zugehorige Kulturraum schlichtweg grower und international presenter sind.
Von einer Inszenierung nationaler Identitat kann insofern die Rede sein, als dass die These aufgestellt wird, dass die untersuchten Medien an keiner Stelle ungewollt platzierte Elemente oder Informationen beinhalten. Genauso wird davon ausgegangen, dass die Vereine alle sonstigen Aktionen, die offentlich wahrgenommen werden konnen, hinsichtlich ihrer Wirkung genau bedenken, um gewissen Effekte zu erzielen. Welche das neben der Darstellung der eigenen nationalen Identitat genau sind, soll im Verlaufe der Analyse geklart werden.
Der Begriff nationale Identitat ist im Zusammenhang mit der Region Katalonien bzw. dem Baskenland ein nicht ganz unproblematischer. Im Sinne der spanischen Verfassung handelt es sich bei eben diesen beiden um sogenannte Comunidades Autonomas. Die Bezeichnung als Nation druckt in dieser Untersuchung die Anspruche Kataloniens und des Baskenlandes aus. Autonomiebestrebungen, die es in verschiedenen Formen und Intensitaten in den Regionen gibt, zielen auf den juristischen Status als Nation ab. Es handelt sich hier also nicht um eine inkorrekte Bezeichnung des juristischen Status quo, sondern um eine Anspielung auf das Konzept, das vermutlich hinter der zu untersuchenden Inszenierung steht. Die Grundthese ist, dass sich auch im Internet mit allen seinen Moglichkeiten und Freiheiten der Gedanke eines eigenen Kulturraumes und die Vorstellung dieses Raumes als eine von Spanien losgeloste Nation widerspiegelt. Welche Rolle die FuGballvereine selbst dabei spielen, soll im Laufe der Untersuchung gezeigt werden. Keineswegs kann hier davon ausgegangen werden, dass sich explizit gegen Spanien oder die spanische Sprache[1] gerichtet wird. Vermutlich wird das Spanische als gemeinsamer Nenner dringend gebraucht, um die FuGballvereine nicht zu exklusiv werden zu lassen. Dabei spielt der Aspekt der Wirtschaftlichkeit und der Globalisierung des FuGballmarktes eine entscheidende Rolle und so ist keineswegs davon auszugehen, dass sich die Vereine exklusiv des Baskischen oder Katalanischen bedienen. Die Untersuchung wird sich in diesem Zusammenhang auch mit der katalanischen Top Level Domain <cat> beschaftigen. Sie wird weiteren Aufschluss uber die Identitat der Katalanen geben.
Bei der Untersuchung wird folgendermaGen vorgegangen: Nach einigen allgemeinen Ausfuhrungen zu medienwissenschaftlichen und gestaltungspsychologischen Grundlagen, die an gewissen Stellen benotig werden, folgt die Analyse. Es wurden verschiedene Kriterien ausgewahlt, anhand derer die Inszenierung nationaler Identitaten analysiert wird und zudem die Vereine mit einander kontrastiv verglichen werden. Zuerst wird die Internetseite allgemein untersucht. Zu dieser Betrachtung genereller Aspekte zahlen die Adresse und der Aufbau der Seite, das Sprachenangebot, sowie optische Elemente. Danach sollen konkrete Bestandteile der Internetprasenzen unter die Lupe genommen werden. Losgelost vom Internetauftritt der jeweiligen Vereine werden zudem die Transferaktivitaten und —politik, die Auswahlmannschaften der Regionen und sonstige Ereignisse, die in den letzten Jahren das offentliche Interesse im Zusammenhang mit den Vereinen auf sich gezogen haben, betrachtet.
Fur diese Arbeit ist kritisch zu sehen, dass nur wenig bis gar keine wissenschaftliche Literatur uber das Thema existiert. Das Angebot an unterhaltend-informativer Literatur zum FuGball allgemein hingegen ist einigermaGen breit.[2] Aus diesem Bereich wird Literatur berucksichtigt werden, die aufgrund des Autors fur glaubwurdig und zitierfahig gehalten wird.[3] An vielen Stellen muss auf aber auch das breite Informationsangebot des Internets zuruckgegriffen werden. Gerade Artikel der Onlineenzyklopadie Wikipedia konnen in diesem Fall als glaubwurdig bzw. vertrauenswurdig behandelt werden. Das ergibt sich aus der groGen Interessensgemeinschaft, aufgrund derer auch der Sport FuGball ausgewahlt wurde und die aktiv an der sorgfaltigen Pflege der Artikel arbeitet. So sind die spanischen Eintrage zu den Vereinen aus Bilbao und Barcelona ausfuhrlich und grundlich mit Zitaten und Belegen versehen, die an vielen Stellen auf vereinseigene Angaben verweisen, die im Rahmen dieser Arbeit eine genau so wichtige Rolle spielen.
Eine gewisser Kenntnisstand in den Bereichen FuGball (d.h. auch Grundkenntnisse uber die analysierten Vereine) und politische Situation Spaniens muss nicht zuletzt aus Platzgrunden vorausgesetzt werden. Einleitende Ausfuhrungen dazu werden deshalb recht knapp ausfallen. Die theoretischen Grundlagen aus dem Bereich Medien/Gestaltungspsychologie werden nicht zum Verstandnis der gesamten Arbeit benotigt, mussen jedoch in ihrer Ausfuhrlichkeit besonders dem Kapitel 5 vorausgehen.
Mit dieser Arbeit soll gezeigt werden, dass sich die Inszenierung von nationaler Identitat durch die FuGballvereine in Spanien zwischen kulturellen Interessen auf der einen und wirtschaftlichen Interessen auf der anderen Seite bewegt, und, dass diese zentral durch die Sprache(n) organisiert ist.
2. Nationale Identitaten: Die Comunidades Autonomas
Als Autonome Gemeinschaften oder Comunidades Autonomas werden die 17 Regionen Spaniens bezeichnet. Eine Region umfasst immer mindestens eine der 50 spanischen Provinzen. Das Baskenland umfasst auch das franzosische Baskenland. Rechtlich gesehen handelt es sich bei den Autonomen Gemeinschaften um Gebietskorperschaften, die durch im Rahmen der spanischen Verfassung entstandene jeweilige Autonomiestatute mit bestimmten Kompetenzen in Legislative und Exekutive ausgestattet werden. Der Grad der Autonomie variiert dabei von Gemeinschaft zu Gemeinschaft. Die beiden auf dem afrikanischen Kontinent liegenden Enklaven Ceuta und Melilla sind sogenannte ciudades autonomas.
Laut Artikel 2 der spanischen Verfassung von 1978[4] grundet diese sich auf der unteilbaren Einigkeit der spanischen Nation. Innerhalb dieser kennt die spanische Verfassung nur Nationalitaten, allerdings keine weiteren eigenen Nationen[5]. In Artikel 137 wird u.a. die Einteilung in Autonome Gemeinden festgelegt. Die besondere Rolle der Autonomen Gemeinden Katalonien und Baskenland geht vor allem auf deren Eigenstandigkeit im Mittelalter und die spatere zeitweilige gewaltsame Unterdruckung aller Eigenstandigkeitsbestrebungen, insbesondere seitens der faschistischen Regierung Francisco Francos zuruck. Ebenso wichtig sind in diesem Kontext die Regionalsprachen, die gleichsam wahrend der Diktatur unterdruckt worden waren und heute als zentrales nationales Identifikationsmerkmal dienen. Durchgehend und mehr oder weniger vehement sind besonders im Baskenland und Katalonien auch heutzutage Autonomiebestrebungen, die eine von Spanien losgeloste Eigenstandigkeit zum Ziel haben, vorhanden. Dabei richten sich die Antipathien besonders gegen Madrid und das Konigshaus als zentralstaatliche Symbole und empfundene Differenzierungsmerkmale. Der Begriff „nationale Identitat" kann also fur das gesamte Land Spanien mitsamt seiner unterschiedlichen kulturellen Identitaten nicht existieren und bezeichnet im Rahmen dieser Arbeit einen Anspruch der Comunidades Autonomas.[6]
Im Folgenden werden die FuGballvereine Bilbaos, als groGte Stadt der Autonomen Gemeinschaft des Baskenlandes und Hauptstadt der Provinz Biskaya, sowie Barcelonas als Hauptstadt Kataloniens vorgestellt und auf ihrer mogliche Tragerschaft von Autonomiegedanken hin untersucht.
3. Die betrachteten Fuftballvereine
Ziel dieses Kapitels ist es, die Vereine in ihren Grundzugen vorzustellen. Das betrifft vor allem die aktuellen Daten und Informationen und nur dann die Geschichte, wenn sie den Stellenwert des Vereins illustriert.[7]
3.1. Athletic Bilbao
Der baskische Atheltic Club Bilbao wurde 1898 gegrundet und ist damit der alteste unter den untersuchten FuGballvereinen. Neben Real Madrid und dem FC Barcelona ist dieser Klub als einziger schon immer in der ersten spanischen FuGballliga vertreten. Zugleich ist es der dritterfolgreichste Verein Spaniens.
Der Klub unter der momentanen Fuhrung des baskischen Anwalts Fernando Garcia Macua steht fur eine groGe Tradition, die er bestmoglich zu verteidigen versucht. So werden nur Spieler baskischer Herkunft oder Spieler, die in der Jugend i Vereinen des Baskenlandes spielten, verpflichtet (siehe Kapitel 6.3). Und so war Athletic Bilbao 2008 der letzte Verein im spanischen ProfifuGball, der einen Vertrag mit einem Trikotsponsor, dem Petrochemieunternehmen Petronor aus der Biskaya, abschloss.[8]
Bei aller Tradition, die sich vor allem fur die eigene Region einsetzt, darf der englische Einfluss nicht unerwahnt bleiben. Schon die Schreibweise der Vereinsbezeichnung Athletic mit „h“ weist auf ein nicht spanisches Konzept hin. Diese Wurzeln bleiben zumeist aber unerwahnt, weswegen hier schon zu Beginn auf sie hingewiesen werden soll.
3.2. FC Barcelona
Der FuGballklub aus der Hauptstadt Kataloniens wurde 1899 vom Osterreicher Hans Gamper (in Katalonien: Joan Gamper) gegrundet. Der erste Prasident des FC Barcelona[9] war der Englander Walter Wild. Wie bei Athletic Bilbao wurde auch in Katalonien das Konzept FuGball importiert. Seit 2003 ist der Rechtsanwalt Joan Laporta Prasident des Vereins. Seine Leistung bestand darin, die Schulden betrachtlich zu reduzieren und den zu dem Zeitpunkt besten FuGballspieler der Welt, Ronaldinho, nach Barcelona zu transferieren.[10] Im Mai 2009 gewann der Verein die UEFA Champions League und wurde damit als bestes Team dieser Saison in Europa ermittelt.
Das Motto des Vereins lautet mes que un club („mehr als ein Verein“). Experten sind sich nicht sicher, woher diese Devise stammt.[11] Auch der Klub selbst stellt trotz vieler historischer Vermutungen[12] fest:
La divisa 'mes que un club' es una definicio oberta.[13]
Die vereinseigenen Interpretationen gehen einerseits in eine historisch- polititsche Richtung:
El FC Barcelona es 'mes que un club' a Catalunya, perque es la institucio esportiva mes representativa del pais i un dels seus millors ambaixadors. Tambe, per rasons diferents, el FC Barcelona es mes que un club per a moltes persones de la resta de I'Estat espanyol que van veure en el Barga un ferm defensor dels drets i les llibertats democratiques.[14]
Andererseits wird die heutige Auffassung wiedergegeben:
Avui, el futbol ha agafat una dimensio global. L'aficio blaugrana s'ha estes d'una manera espectacular arreu del mon. El nombre de socis de fora de Catalunya i Espanya creix cada dia. El club ha de respondre a aquesta crida barcelonista. Es alhora una necessitat i una obligacio. I la manera mes coherent de fer-ho ha estat fent un pas enlla per esdevenir 'mes que un club' tambe al mon. Cal globalitzar aquest Barga que es preocupa per la seva gent. Cal globalitzar el Barga solidari i humanitari. Es una decisio estrategica coherent amb la historia del club i amb l'evolucio que segueix el futbol a nivell mundial.[15]
Diese erklarende Rechtfertigung fur den besonderen Wert, den der Verein auf die Globalisierung legen mochte, kann geradezu als eine Entschuldigung fur reduziertes katalanistisches Engagement aufgefasst werden. Naheres dazu wird der Verlauf der Analysen zeigen. Globalisierungsgedanken entsprechen eher der Philosophie eines modernen Konzerns. Der hier angesprochene humanitare Charakter des Vereins, der sich auch in einer Kooperation mit UNICEF ausdruckt, steht nicht im Mittelpunkt dieser Untersuchung.[16] Im Hinblick auf die Motivation fur eine Globalisierung sind besonders die attraktiven wirtschaftlichen Anreize festzuhalten.
3.3. FC Bayern Munchen
1900 grundete der deutsche Franz John den FC Bayern Munchen. Mit insgesamt 35 nationalen Meisterschaften und Pokalsiegen ist der Verein aus Munchen der erfolgreichste Deutschlands. Die Vereinsstruktur ist durch eine Trennung in die FC Bayern Munchen AG und den FC Bayern Munchen e.V. gekennzeichnet. Die ProfifuGballabteilung gehort zur FC Bayern Munchen AG, welche zu 90% dem eingetragenen Verein und zu 10% dem Sportartikelhersteller Adidas gehort.[17] Diese Tatsache verdeutlicht die wirtschaftlich professionelle Organisation des Vereins. Die Vereinshomepage liefert keinerlei Informationen uber eine vorhandene bayrische Tradition, stattdessen wird unter dem Punkt Der FCB vorgestellt, wie der Verein juristisch organisiert ist und prasentiert den Klub wie ein modernes Wirtschaftsunternehmen.
Die wirtschaftliche und globale Ausrichtung gleicht der des FC Barcelona. Wirtschaftliche Ertrage konnen in die sportliche Abteilung investiert werden, die ihrerseits durch bestmogliche Voraussetzungen (d.h. beste Spieler, beste Trainingsanlagen) sportliche Erfolge erreichen kann. Der FC Barcelona unterscheidet sich vom Verein aus Munchen dadurch, dass noch explizit Wert auf die Tradition der Herkunftsregion gelegt wird. Athletic Bilbao steht den beiden anderen Vereinen gegensatzlich gegenuber, da dort der groGte Wert auf das nationale Element gelegt wird, das nicht mit wirtschaftlichem und sportlichem Erfolg vereinbar scheint. Inwiefern sich die Vereinspolitik tatsachlich hemmend auf wirtschaftliche und sportliche Erfolge auswirkt, soll im Laufe der Untersuchung hochstens ansatzweise untersucht werden. Vornehmlich sollen sich die nachsten Kapitel mit den Fragen beschaftigen, welche Rolle der Transport von nationalen Elementen fur die Vereine stellt und wie oder an welchen Stellen dieser sich manifestiert oder uberhaupt keine Rolle spielt.
4. Exkurs: Medientheoretische Grundlagen
4.1. Das Internet
Zur genaueren Untersuchung werden vor allem die Vereinsinternetseiten betrachtet. Zunachst sollte aber das Medium Internet umrissen werden.
Die starke Popularisierung des Internets begann etwa Mitte der 1990er Jahre und obwohl es aufgrund der medialen Prasens dieses Mediums nicht so scheint, liegt der Prozentsatz der Bevolkerung mit privatem Internetanschluss nach Sottong/Muller:1998 noch im einstelligen Bereich. Das sagt allerdings nichts uber die tatsachliche Nutzung aus, die aufgrund der erleichterten offentlichen Zuganglichkeit in Schulen, Hochschulen, Internetcafes o.a. deutlich hoher liegen durfte. Mehr als jedes zweite Unternehmen in Deutschland ist im Internet vertreten.[18] Bei den Sportvereinen ergibt eine stichprobenartige Uberprufung im Rahmen dieser Arbeit, dass mindestens jeder Verein aus den professionellen europaischen und sudamerikanischen Ligen eine eigene Homepage hat.[19] Zur Bedeutung dieses Massenmediums Internet sagt Luhmann:
Was wir uber unsere Gesellschaft, ja uber die Welt in der wir leben, wissen, wissen wir durch die Massenmedien. Das gilt nicht nur fur unsere Kenntnis der Gesellschaft und der Geschichte, sondern auch fur unsere Kenntnis der Natur.[20]
Und so gilt es zu einem groGen Teil dann auch fur FuGballvereine, die nicht aus unserem Land oder noch nicht mal aus unserer Nahe stammen. Das Internet ist nicht unbedingt nur aufgrund von Aspekten wie Multimedialitat und Interaktivitat nicht mit Medien wie Zeitung und Rundfunk vergleichbar. Wie Sottong/Muller[21] nachweisen, liegt dem Internet kein gemeinsamer Sender, also jemand, der fur den gesamten Inhalt verantwortlich ist, zu Grunde. In der Regel hat jede einzelne Seite auch einen eigenen Sender, der zumeist in der Rubrik Impressum namentlich aufgefuhrt wird. Das Internet kann nach Ansicht der beiden
Autoren also allenfalls als „Klasse von Medien, die den selben technischen Ubertragungskanal benutzen“[22] betrachtet werden.
Die o.g. Aspekte Multimedialitat und Interaktivitat sind lediglich Moglichkeiten des Internets. Diese werden nicht zwangslaufig uberall ausgenutzt. Die im Zuge dieser Untersuchung analysierten Seiten sind vor allem statisch und von Text und Bildern gepragt. So lassen sich die Internetseiten fur diese Untersuchung vom Prinzip her wie einzelne Seiten eines Printmediums behandeln.[23] Es sind Textseiten mit Illustrationen, die eventuell an einzelnen Stellen um bewegte Elemente erganzt sind, dennoch bleibt der Hauptteil statisch und textbasiert.[24] Naturlich wird an den jeweiligen Stellen auf die animierten Elemente der Seite eingegangen, wobei besonders interessieren soll, wer der Sender dieser Elemente ist, also ob sie ein kommerzielles Interesse Dritter verfolgen oder vom Verein selbst gestaltet wurden.
4.1.1. URL und TLD - Was ist eine Internetadresse?
Seit 2006 existiert eine Endung fur katalanische Internetseiten, namlich <cat>.[25] Um eben diese und spater bei der Analyse die Internetadressen der Vereine besser beurteilen zu konnen, sollen hier, exkursartig, die relevanten Begrifflichkeiten geklart werden.
Der Begriff Uniform Resource Locator (URL) bedeutet ubersetzt „einheitlicher Quellanzeiger“. Wie es der Name erahnen lasst, ist es daruber moglich die Quelle zu lokalisieren und zu identifizieren. Der Teil, der vor allem dazu dient, eine Quelle, ein URL, also eine Internetseite, zu lokalisieren ist die sogenannte Top Level Domain (TLD). Der Terminus (vom englischen top-level domain = Bereich oberster Ebene) bezeichnet dabei den letzten Namen dieser Folge und stellt die hochste Ebene der Namensauflosung dar. Ist der vollstandige Name einer Website beispielsweise <http://www.fcbarcelonoa.com>, so entspricht das rechte Glied <com> der Top-Level-Domain dieses Namens.
Fur die Vergabe einer solchen Top Level Domain ist die IANA (Internet Assigned Numbers Authority) zustandig. Sie teilt die vergebenen TLDs in zwei Hauptgruppen und einen Sonderfall ein[26]. Fur diese Untersuchung zu kennen sind:
- allgemeine TLDs: generic TLDs (gTLDs),
- landerspezifische TLDs: country-code TLDs (ccTLDs)
4.1.2. Die Domain<cat>
Landerspezifische TLDs bestehen dabei immer aus zwei Buchstaben (z.B. <de> fur Deutschland), allgemeine TLDs bestehen aus drei oder mehr Buchstaben (z.B. <com> fur commercial). Somit ist die katalanische Top-Level-Domain eindeutig keine landerspezifische, obwohl die Abkurzung <cat> (fur Catalunya) dies suggerieren mag bzw. soll. In der Liste der IANA wird <cat> als gesponserte TLD klassifiziert und als Forderer ist die Fundacio puntCATeingetragen. Ihr erklartes Ziel ist:
la promocio de la llengua i la cultura catalanes a I'ambit d'lnternet i de les noves tecnologies de la informacio.[27]
Inwiefern das mit einer Domain erreicht werden kann, kann sogar beziffert werden. Wahrend im Grundungsjahr der Domain immerhin schon 8463 Registrierungen gezahlt wurden, waren es nach stetig steigender Tendenz 2009 insgesamt 35609 Internetseiten.[28] Im internationalen Vergleich lag die katalanische Sprache 2002 mit 681.000 Seiten, die in ihr verfasst wurden, auf Platz 23. Damit existierten genauso viele katalanische Webseiten, wie slowenische und mehr als beispielsweise griechische oder arabische.[29] Eine vollstandige Liste uber die Firmen, Personen oder Einrichtungen mit katalanischer Domain gibt es nicht, dennoch lohnt es sich einen Blick darauf zu werfen, welche Domains die wichtigsten Vertreter Kataloniens nutzen.[30] Dabei fallt auf, dass dies fast alle tun. Lediglich die Universitat Pompeu Fabra ist nicht uber die katalanische Domain zu erreichen.
[...]
[1] Die Bezeichnung „el espanol“ ist in Spanien in konservativ-zentralistischen Kreisen gebrauchlich. Einer politischen Position wird sich hier selbstverstandlich nicht angeschlossen. Der Begriff „Spanisch“ bezeichnet im Rahmen dieser Arbeit lediglich die gemeinsame Sprache Spaniens. Der Begriff wird im Folgenden gleichbedeutend mit Kastilisch verwendet, wobei letzterer eher dann Verwendung findet, wenn es um eine klare Abgrenzung zu den anderen Sprachen geht oder die deutsche Obersetzung von „castellano“ gefordert ist. Fur einen Uberblick zur Sprache und Begrifflichkeit siehe Lebsanft(2002): Spanisch (Kastilisch).
[2] Siehe die Auswahlbibliographie von Jan Tillmann Schwab, Uni Kiel: http://www.uni-kiel.de/medien/sport.html
[16.06.2009]
[3] Caceres ist seit Jahren Sportjournalist in Spanien und Deutschland.
[4] Die komplette Version befindet sich online unter
http://noticias.juridicas.com/base_datos/Admin/constitucion.html [16.06.2009]
[5] Fur ausfuhrlichere Definitionen der Begriffe „Staat“ und „Nation“ siehe: Andersen, Uwe/Wichard Woyke (Hg.): Handworterbuch des politischen Systems der Bundesrepublik Deutschland.
[6] Verwendung und Status des Begriffs „Nation“ werden auch in Spanien diskutiert. Siehe beispielsweise http://www.lavanguardia.es/lv24h/20080502/53460327367.html [16.06.2009]
[7] Fur einen informativen und interessanten Uberblick uber den spanischen FuGball mitsamt der Geschichte (vor allem auch wahrend der Diktaturen) und Kapiteln zu den hier behandelten Vereinen siehe Caceres (2006): Futbol. Spaniens Leidenschaft. Oder auch speziell fur den FC Barcelona Sabartes, Jaume S. (1987): F.C. Barcelona - Zwischen Sport und Politik. Geschichte des Vereins von 1939 bis 1981.
[8] Siehe http://www.elpais.com/articulo/deportes/sacrificio/causa/elpepidep/20080730elpepidep_9/Tes oder auch http://archivo.marca.com/edicion/marca/futbol/1a_division/athletic/es/desarrollo/1150439.html [16.06.2009]
[9] Im Internet und in verschiedenen Presseartikeln scheint auch der Genitiv „des FC Barcelonas“ verbreitet. In dieser Arbeit wird allerdings die korrekte Form „des FC Barcelona'1 (ausgeschrieben: des FuGball Clubs Barcelona) verwendet.
[10] Siehe das Interview des Spiegels mit Joan Laporta: http://wissen.spiegel.de/wissen/dokument/dokument.html?id=50746917&top=SPIEGEL [16.06.2009]
[11] Siehe Caceres (2006): Futbol. Spaniens Leidenschaft, S.100.
[12] Siehe http://www.fcbarcelona.cat/web/catala/club/club_avui/mes_que_un_club/mesqueunclub_historia.html
[16.06.2009]
[13] Siehe http://www.fcbarcelona.cat/web/catala/club/club_avui/mes_que_un_club/mesqueunclub.html
[16.06.2009]
[14] Ibd.
[15] Ibd.
[16] Barcelona verzichtet auf Trikotsponsoringeinnahmen und wirbt stattdessen fur UNICEF. Siehe das Interview des Spiegels mit Laporta fur mehr Informationen
http://wissen.spiegel.de/wissen/dokument/dokument.html?id=50746917&top=SPIEGEL [16.06.2009]
[17] Siehe http://www.fcbayern.t-
home.de/de/verein/ag/organe/index.php?fcb_sid=5ecdbb6c43d8f572aca4d9bdd9ccc308 [16.06.2009]
[18] Siehe die Studie des Statistischen Bundesamtes: Entwicklung der Informationsgesellschaft, verfugbar auf https://www-
ec.destatis.de/csp/shop/sfg/bpm.html.cms.cBroker.cls?cmspath=struktur,Warenkorb.csp&action=basketadd&id
=1021037
[19] Die Zahl durfte sogar noch weit hoher liegen, so dass zu vermuten ist, dass dies weltweit gilt.
[20] Luhmann (1996): Die Realitat der Massenmedien, S.9.
[21] Siehe Sottong/Muller (1998): Zwischen Sender und Empfanger - eine Einfuhrung in die Semiotik der Kommunikationsgesellschaft, S.168f.
[22] Ibd., S.169.
[23] An spaterer Stelle wird gesagt, dass die untersuchten Internetseiten wie Bilder behandelt werden konnen. Die dortige Aussage steht dieser nicht inhaltlich widerspruchlich gegenuber, sondern stammt aus einer anderen Perspektive. An dieser Stelle wird die Untersuchung aus Perspektive der Medienwissenschaft betrachtet.
[24] Was auch durchaus logisch erscheint, da eine zu starke Dynamik den Besucher der Seite ablenken konnte.
[25] Fur die komplette Geschichte der puntCat-Kampagne siehe Gerrand (2006): Cultural diversity in cyberspace: The Catalan campaign to win the new .cat top level domain.
[26] Fur eine alphabetische Liste aller existierenden TLDs inklusive Klassifikation und Beschreibung siehe http://www.iana.org/domains/root/db/ [16.06.2009]
[27] http://www.domini.cat/qui_som.html [10.06.1009]
[28] http://www.domini.cat/estadistiques/index.html
[29] Eine Ubersicht mit den Ergebnissen ist in Gerrand (2006): Cultural diversity in cyberspace: The Catalan campaign to win the new .cat top level domain.
[30] Siehe Anhang S.i