Das Phänomen der religiösen Indifferenz als Herausforderung und der Stellvertretungsgedanke als mögliche Antwort


Diplomarbeit, 2011

74 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Religiöse Indifferenz als Herausforderung
2.1. Die gegenwärtige Situation am Beispiel der neuen Bundesländer
2.2. Ein Blick auf weitere Länder Europas
2.3. Die Herausforderung für die Kirche

3. Begriffsbestimmung
3.1. Religiöse Indifferenz
3.2. Religion

4. Eine mögliche Antwort - Der Stellvertretungsgedanke im Sinne der „vicarious religion“
4.1. Grace Davie und ihr Gedanke der „vicarious religion“
4.1.1. Bedeutung von „vicarious religion“ bei Davie
4.1.2. Kritische Reflexion
4.2. Verschiedene Gestalten des Stellvertretungsgedankens
4.2.1. Stellvertretung in der Bibel - eine Auswahl
4.2.2. Der Stellvertretungsgedanke in der theologischen Reflexion - einige Ansätze
4.3. Beispiele für die Rezeption des Gedankens der „vicarious religion“
4.3.1. Chris Ducker - Believing in Grace Davie: what does she bring to an understanding of mission in Europe?
4.3.2. Kirsten Busch Nielsen - Gottes Wort in öffentlicher Verantwortung verkündigen: Das evangelische Pfarramt heute
4.3.3. Dagmar Mensink - Sentire cum religione
4.3.4. Dietmar Winkler - Die Kirchen in Europa und die Säkularisierung
4.3.5. Archimandrit Pavel Stefanov - Hat das Christentum eine Zukunft?
4.3.6. Einige weitere Beispiele aus dem deutschsprachigen Raum

5. Schlussfolgerungen - „Vicarious religion“ - Eine Antwort auf die Herausforderung durch die religiöse Indifferenz?

Literaturverzeichnis

Bibliographie

1. Einleitung

Die Bedeutung der christlichen Religion und der christlichen Kirchen in Europa scheint in den letzten Jahrzehnten zunehmend in eine doppelte Krise zu geraten. Zum einen werden die Stimmen lauter, welche die Religion als überwiegend irrelevant für die Gesellschaft betrachten.1 Zum anderen sehen sich die beiden großen Kirchen gerade auch in Deutschland mit zunehmenden Problemen in den eigenen Reihen konfrontiert, die sich z.B. in Form von Kirchenaustritten, Priestermangel, geringem Gottesdienstbesuch, aber auch im Glaubensverlust zeigen.

Die Spannung von Relevanzverlust in der Gesamtgesellschaft und Glaubenskrise in den Religionsgemeinschaften stellt eine große Herausforderung dar. Hier müssen die Kirchen Überlegungen anstellen, wie eine Reaktion aussehen könnte, die darauf wenigstens in Ansätzen eine Antwort geben würde.

Wenn die Christen dem Auftrag Jesu, seine frohe Botschaft zu allen Menschen zu bringen, auch in der Zukunft gerecht werden wollen, dann ist es notwendig, das Gegenüber, welchem diese Botschaft gilt, besser kennen zu lernen. Hier ist ein Wechsel weg von Wunschvorstellungen - wie z.B. der, dass alle „schon irgendwie“ glauben, oder der illusionären Annahme am Ende der 1980'er Jahre, dass nach dem Ende der kommunistischen Regimes sich die Kirchen von allein wieder füllen - hin zu einer besseren Realitätswahrnehmung notwendig. Gelingt dieser Wandel, dann werden die Adressaten der Botschaft nicht mehr einfach als homogene Gruppe der zu Missionierenden betrachtet, sondern als Individuen mitje eigener Biographie und Stellung zu Glaube und Religion, denen auf unterschiedliche Weise begegnet werden muss.

Eine besondere Herausforderung stellen in diesem Zusammenhang diejenigen dar, welche als religiös Indifferente oder Areligiöse bezeichnet werden. Sie bilden eine Gruppe von Personen innerhalb der Konfessionslosen, welche keinen Anknüpfungspunkt für religiöse Fragen mehr erkennen lassen.

Hier stellen sich die Fragen: Gibt es diese Gruppe überhaupt - und wennja, wie groß ist sie? Wie kann diesen Personen die Botschaft Jesu nahe gebracht und somit christliches Heil vermittelt werden?

Die vorliegende Arbeit versucht in einem ersten Teil, die gegenwärtige Situation der Religion / Kirchen in Europa unter dem Aspekt der zunehmenden Konfessionslosigkeit darzulegen. Anhand statistischer Erhebungen zu einigen ausgewählten Ländern, wird einerseits diese Zunahme verdeutlicht, andererseits aber auch die Heterogenität innerhalb der Gruppe der Konfessionslosen aufgezeigt und das Phänomen der religiösen Indifferenz in den Blick genommen. Dabei werden speziell Untersuchungen der letzten zehn Jahre zu Konfessionalität und Glauben als Beleg herangezogen.

Ein besonderes Augenmerk wird auf Ostdeutschland als dem Bereich Europas gelegt, in dem der größte Anteil religiös Indifferenter innerhalb einer Gesellschaft zu finden ist. Auch soll deutlich gemacht werden, worin religiöse Indifferenz besteht und wie eine mögliche Definition aussehen könnte.

Ein weiterer Aspekt wird sein, die Herausforderung aber auch die Chance darzustellen, welche sich für die Kirchen aus der gegenwärtigen Lage ergeben.

In einem zweiten Schritt wird Grace Davies Idee der vicarious religion vorgestellt. Diesen Gedanken entwickelte sie aufgrund ihrer Überlegungen zur augenblicklichen und zukünftigen Rolle der Kirchen in der europäischen Gesellschaft. Für die vorliegende Arbeit wurde das Konzept deshalb ausgewählt, weil es eine mögliche Handlungsstrategie für die Kirchen in einer Minderheitensituation aufzeigt. Neben der Darstellung soll auch eine kritische Reflexion in Bezug aufDavies Entwurf der vicarious religion erfolgen.

Um zu verdeutlichen, dass es sich beim Gedanken der Stellvertretung um ein wesentlich zum Christentum gehörendes Konzept handelt, werden einige biblische Beispiele angeführt und darüber hinaus Belege für die theologische Reflexion beschrieben.

Nach der Betrachtung einer Auswahl von Arbeiten, in denen die Vorstellung einer vicarious religion in unterschiedlicher Weise rezipiert wurde, soll in einem letzten Schritt der Frage nachgegangen werden, ob dieses Konzept auch auf die Herausforderung durch die religiöse Indifferenz eine mögliche Antwort sein könnte.

2. Religiöse Indifferenz als Herausforderung

2.1. Die gegenwärtige Situation am Beispiel der neuen Bundesländer

Betrachtet man die Verbreitung und Bedeutung von Religion bzw. religiösen Einstellungen in Europa, so stellt sich das Gebiet der neuen Bundesländer (ehemalige DDR) als ein Bereich dar, in dem Konfessionslosigkeit und auch Areligiosität einen besonders hohen prozentualen Anteil erreicht hat. Dies ist aus den Erhebungen des Religionsmonitors 20082 und den Analysen dazu gut abzuleiten, da hier auch eine Unterteilung für Deutschland nach Ost (neue Bundesländer) und West (alte Bundesländer) erfolgte.3 So liegt in Ostdeutschland der Anteil derjenigen, die sich selbst als wenig oder nicht religiös einschätzen bei 78%, im Gegensatz zu 40% in Westdeutschland (Abbildung 1). Dass es sich dabei um eine sehr ernst zu nehmende Aussage handelt, die nicht einfach mit der Erklärung einer „unsichtbaren Religion“4 oder auch einer unbewussten Religiosität übergangen werden kann, zeigt sich an den Zahlen zu Kirchgang, Glaube an Gott und Gebet (Tabelle 1). Ebenso in der Tatsache, dass die Zahl derjenigen, die sich als religiös Suchende bezeichnen, in der Gesamtbevölkerung nur bei 5% liegt (wohingegen der Anteil unter denjenigen, die sich selbst als ziemlich oder sehr religiös betrachten, deutlich höher ist). 72% der Menschen in den neuen Ländern betonen, dass sie sich auch nicht die Lehren für ihr Leben aus verschiedenen religiösen Traditionen zusammen suchen (Abbildung 1).

Abbildung 1: Selbsteinschätzung zu Religiosität, religiöser Suche und Rückgriff auf verschiedene religiöse Traditionen (in %)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Ebenso wenig wenden sich Ostdeutsche alternativen Religionsangeboten wie Astrologie oder Meditation zu (Tabelle 1), wenn hier auch der Unterschied zu Westdeutschland nicht ganz so groß ausfallt, wie in Bezug auf traditionelle Formen der Religiosität.5

Tabelle 1: Private Religiosität bezogen auf: 1-3 traditionelle und 4-6 alternative Religiosität (in %)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Diese Angaben korrelieren auch mit den Zahlen zur Konfessionszugehörigkeit in Ostdeutschland, wo nach dem Religionsmonitor von 2008 immerhin 68% der Befragten angaben, keiner Religionsgemeinschaft anzugehören (Tabelle 2).6

Tabelle 2 : Zugehörigkeit zu einer Religionsgemeinschaft in Deutschland (in %)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Insgesamt kann man sagen, dass sowohl die Hinwendung zu alternativen religiösen Angeboten wie Meditation oder Astrologie, als auch die religiöse Suche eher bei denen zu finden ist, die sich selbst bereits als religiös einstufen und oftmals einer Religionsgemeinschaft angehören oder angehörten.7 8

Ausgehend von diesen Werten kann und muss man die Fragen stellen, inwieweit wenigstens in Ostdeutschland Konfessionslosigkeit mit Religionslosigkeit bzw. Areligiosität gleichzusetzen und wie die Gruppe der Konfessions- bzw. Religionslosen in ihrer Gesamtheit zu betrachten ist.

Wie sowohl der Religionsmonitor als auch andere Untersuchungen (wie z.B. die vierte EKD- Erhebung zur Kirchenmitgliedschaft) zeigen, kann man Konfessionslosigkeit nicht einfach mit Religionslosigkeit gleichsetzen. Dies gilt besonders für Westdeutschland, wo nicht nur der Anteil der Konfessionslosen an der Gesamtbevölkerung geringer ist als in Ostdeutschland, sondern sich unter diesen auch nahezu 60% finden, die an Gott oder eine höhere Kraft glauben, was in Ostdeutschland nur für etwa 24% gilt (Tabelle 3). Diese Konfessionslosen kann man darum nicht einfach als religionslos oder areligiös bezeichnen.

Tabelle 3 : Konfessionslose 2002: Aussagen zum Gottesglauben (in %)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Hier zeigt sich deutlich, dass es die Konfessionslosen offensichtlich nicht gibt, sondern innerhalb dieser Persongruppe wiederum eine Vielfalt von Einstellungen zu Religion und Religiosität vorhanden ist. Sie reicht von zwar konfessionslos aber dennoch religiös, über dezidiert atheistisch bis zu religiöser Indifferenz.

Dabei ist es für die Zuordnung zu einer der drei Einstellungen wichtig, wie die eigene „Karriere“ als Konfessionsloser sich gestaltet hat, besonders im Blick darauf, ob es sich um jemanden handelt, der aus einer Religionsgemeinschaft ausgetreten ist oder ob keinerlei religiöse Sozialisation stattgefunden hat.

Gerade der letzte Punkt, die religiöse Indifferenz, scheint bei ostdeutschen Konfessionslosen weit verbreitet zu sein. Dies zeigt sich unter anderem in Interviews, wie sie im Dezember 1999 am Leipziger Hauptbahnhof von Studenten durchgeführt wurden. Hier antwortete eine Gruppe Jugendlicher auf die Frage, ob sie sich eher als christlich oder als atheistisch bezeichnen würden mit Weder noch, normal halt, 9 und in einem Plattenbaubezirk in Ostberlin antwortet ein Junge auf die Fragen, was ihm Gott und was ihm Jesus Christus bedeuten würde, jeweils mit Nichts und fügte dann noch hinzu, er sei nicht abergläubisch.10 Besonders die Aussage der Leipziger Jugendlichen ist für das Phänomen der religiösen Indifferenz wohl typisch, denn hier kommt zum Ausdruck, dass eine Einordnung in eine bestimmte Kategorie, nämlich christlich oder atheistisch, abgelehnt wird.11 Für die Mehrheit der ostdeutschen

Konfessionslosen scheint die Frage nach einer Positionierung in Bezug auf die Gottesfrage keine Rolle zu spielen und damit eben auch die Selbstbezeichnung als atheistisch nicht zuzutreffen. Die Ostdeutschen nehmen gewissermaßen an der Abstimmung nicht teil, weil die Frage für das eigene Leben als irrelevant betrachtet,ja oftmals nicht einmal verstanden wird.12 Dies verwundert nicht, wenn man bedenkt, dass hier 66,3 % der Konfessionslosen niemals einer Kirche angehörten und unter diesen bei über 60% auch die Eltern konfessionslos waren13. Es ist damit eine nichtreligiöse Sozialisation festzustellen, welche dazu führt, „dass erst mit der Konfrontation mit praktizierter Religion die Differenz religiös - areligiös überhaupt aufbricht“14.

Als Konsequenz daraus ergibt sich, dass in Ostdeutschland die überwiegende Mehrheit der Konfessionslosen keine eigenen Erfahrungen mit Religion, Kirche oder Religiosität gemacht haben. Da dies zum Teil bereits in der dritten Generation zutrifft, ist auch kein Zugang über die Erzählungen der Eltern oder Großeltern vorhanden. Aus dieser nichtreligiösen Sozialisation werden auch die wichtigsten Begründungen für eine Konfessionslosigkeit verständlich. Diese hat Katja Kleinsorge zusammengefasst als:

1. Fehlende Relevanz von Religion für.. .[das eigene] Leben,
2. Gleichgültigkeit gegenüber der Kirche,
3. das Gefühl, mit dem Glauben nichts anfangen zu können und
4. das Gefühl, Religion nicht zu brauchen.15

Diese Gründe und die zunehmende nichtreligiöse Sozialisation16 lassen es auch sinnvoll erscheinen, in Bezug auf die Konfessionslosen in Ostdeutschland von einem hohen Anteil an religiös Indifferenten auszugehen, welcher in den nächsten Jahren möglicherweise noch ansteigen wird.

Warum es in Ostdeutschland zu dieser starken Ausprägung von Konfessionslosigkeit und Areligiosität gekommen ist, kann dabei nicht mit einer einfachen Begründung erklärt werden. Es ist wohl eher von einer Verbindung mehrerer Ursachen auszugehen. So ist ein Grund sicher die Kirchenpolitik zur Zeit der kommunistischen Herrschaft, die darauf angelegt war, die Religion aus der Gesellschaft und den Köpfen der Menschen zu verdrängen. Dass dies als Erklärung aber nicht reicht wird deutlich, wenn man sieht, dass in anderen ehemals kommunistischen Ländern mit ähnlicher antikirchlicher Politik die Auswirkungen auf die Religiosität deutlich geringer waren. So waren z.B. in Rumänien 1990 nur 6% konfessionslos und der Anteil sank bis 1998 sogar auf 4%. Auch Polen hatte mit 3% 1990 und 7% 1998 einen sehr geringen Anteil an Konfessionslosen, wobei sich bereits deutlich eine Tendenz zur Zunahme der Konfessionslosigkeit zeigt. Weitere Länder des ehemaligen Ostblocks weisen Zahlen für die Konfessionslosen von etwa 30-40% auf (z.B. die Slowakei, Slowenien, Ungarn, Lettland), was ebenfalls noch deutlich unter den Werten für Ostdeutschland liegt. Eine ganz andere Tendenz kann man in Bulgarien und Russland beobachten. Hier lag 1990 der Anteil derjenigen, die zu keiner Religionsgemeinschaft gehörten bei 68 bzw. 66%, sank allerdings bis 1998 auf 33 bzw. 45%.17 Dies könnte möglicherweise damit erklärt werden, dass die Menschen unter der kommunistischen Herrschaft ihre Religiosität nicht offen zeigen konnten (es also vorzogen, nicht offiziell zu einer Kirche zu gehören), dies sich aber mit dem Wechsel zu demokratischen Verhältnissen änderte und nun die vorhandene Religiosität wieder deutlicher gezeigt werden konnte.

Als mögliche weitere Erklärungen für den hohen Grad an Entkonfessionalisierung kommen in Ostdeutschland z.B. die Auswirkungen des Nationalsozialismus, die mit der Aufklärung beginnende (und zunehmende) Einstellung eines Szientismus und die eher geringe Kirchenbindung innerhalb des Protestantismus hinzu. Keine dieser Bedingungen für sich allein hätte zu einer so ausgeprägten Entkirchlichung führen können, aber dass in Ostdeutschland diese (und möglicherweise weitere Faktoren) zusammentrafen, kann als Erklärungsansatz weiter helfen.18

Unabhängig von diesen Ursachen für die gegenwärtige Situation ist die bereits oben angesprochene nichtreligiöse Sozialisation ein wichtiger Grund für die Stabilität des areligiösen Milieus in Ostdeutschland. Aber sie führt auch dazu, dass sich viele Menschen hier nicht nur gegenüber Religion allgemein, sondern auch gegenüber den Kirchen im Besonderen, indifferent verhalten und es damit eben auch keine extrem negativen Einstellungen zu Religion und Kirche gibt.19 Hier liegt für die Kirchen eine große Herausforderung aber auch eine Chance, wie später noch näher gezeigt werden soll.20

2.2. Ein Blick auf weitere Länder Europas

Eine Frage, die im Blick auf die Entwicklung der Religion, der Religiosität und der Bedeutung der Kirchen immer wieder auftaucht, ist die nach der Sonderstellung Ostdeutschlands. Ist die Situation hier einzigartig, gibt es vielleicht andere Länder, in denen ähnliche Bedingungen herrschen oder ist Ostdeutschland nur ein Bereich Europas (oder sogar der Welt), in dem sich bereitsjetzt deutlich zeigt, wohin die Entwicklung von Religion in der Zukunft gehen wird? Diese Fragen werden von verschiedenen Autoren unterschiedlich beantwortet.21 Im folgenden Kapitel soll ein möglicher Blick auf die Situation in Europa eröffnet werden.

Betrachtet man die verschiedenen Länder Europas und die Verbreitung von Konfessions- bzw. Religionslosigkeit in diesen, so fällt auf, dass (noch?) deutliche Unterschiede zu beobachten sind, je nachdem ob ein Land eher katholisch, protestantisch, gemischt­konfessionell oder orthodox geprägt ist.22 Was die orthodox geprägten Länder betrifft, so scheinen sich diese wiederum von den durch das westliche Christentum geprägten Ländern insgesamt zu unterscheiden und es wäre sicher lohnenswert, dies genauer zu untersuchen, was aber den Rahmen dieser Arbeit sprengen würde.23 Deshalb werden sich die folgenden Überlegungen im Wesentlichen auf das vom westlichen Christentum geprägte Europa beschränken.

In ihrer Analyse zum Religionsmonitor 2008 haben Müller und Pollack Deutschland mit verschiedenen europäischen Ländern verglichen. Vier der dabei aufgeführten Länder sollen hier als erstes näher betrachtet werden, da in diesen zwei gegensätzliche Ausprägungen von Religiosität deutlich werden. Es handelt sich um Frankreich als ursprünglich katholisch geprägtes Land, in welchem durch die laïcité die Bedeutung und Hinwendung zur Kirche abgenommen hat, Großbritannien als ein gemischtkonfessionelles Land, sowie Italien und Polen als ausgeprägt katholische Länder.

Wenn man für diese Länder die Selbsteinschätzung in Bezug auf die Religiosität betrachtet, so ergibt sich folgendes Bild:

Abbildung 2: Selbsteinschätzung zu Religiosität, religiöser Suche und Rückgriff auf verschiedene religiöse Traditionen (in %)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Auch wenn sich in Frankreich und Großbritannien die Mehrheit als wenig oder gar nicht religiös bezeichnet, so liegt ihr Anteil dennoch unter dem in Ostdeutschland (welches als protestantisch geprägt zu betrachten wäre), allerdings über dem in Westdeutschland (welches eher gemischt konfessionell ist). Im Gegensatz dazu versteht sich in Italien mehr als die Hälfte und in Polen nahezu die Hälfte als ziemlich oder sehr religiös. Sie ragen damit aus allen von Müller und Pollack näher betrachteten Ländern deutlich heraus, da nur hier der Anteil derer, die sich als religiös einstufen, über dem derjenigen liegt, die sich selbst als nichtreligiös betrachten.24

Dies entspricht einer Tendenz, die bereits von anderen Autoren aufgezeigt wurde, nämlich dass sich zum einen die Bindung an Kirche, aber auch die Religiosität insgesamt in katholisch geprägten Ländern stärker durchhält, als in protestantischen oder gemischtkonfessionellen. So schreibt z.B. Grace Davie nach der Darlegung von Übereinstimmungen zwischen den Ländern Europas:

So much for the similarities across West Europe. What about the differences? The first, and most obvious, of these lies between the notably more religious, and Catholic, countries of Europe and the less religious countries of the Protestant North. This variation holds across almost every indicator; indeed, they are interrelated. Levels of practice, for example, are markedly higher in Italy, Spain, Belgium, and Ireland (closer in its religious life to continental Europe than to Britain) than they are elsewhere. Not surprisingly, one effect of regular Mass attendance is a corresponding strength in the traditional orthodoxies through most of Catholic Europe.25

Aber nicht nur der Anteil derer, die sich als religiös bezeichnen ist in Frankreich und Großbritannien eher gering, sondern hier zeigt sich, wie in Ostdeutschland auch, die Tendenz, dass vorwiegend diejenigen, die bereits religiös sind, sich auch als religiös Suchende betrachten. Wenn auch bisher die religiöse Sozialisation in den meisten Ländern Europas noch deutlich höher ist als in Ostdeutschland, wie ein Blick auf Statistiken zur Zugehörigkeit zu einer Religionsgemeinschaft verdeutlicht (Tabelle 4), so ist aufgrund des zum Teil recht hohen Prozentsatzes an Personen, die sich als nichtreligiös betrachten und des sehr geringen Anteils an religiös Suchenden unter diesen damit zu rechnen, dass die religiöse Sozialisation in Zukunft deutlich abnehmen wird. Ob es dabei zu ähnlichen Zahlen wie in Ostdeutschland kommen wird, kann allerdings nicht prognostiziert werden, wenn auch mit einer deutlichen Annäherung gerechnet werden muss.

Tabelle 4 : Religionszugehörigkeit in ausgewählten Ländern Europas (in %)26

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten27

Innerhalb Europas gibt es aber auch Länder, in denen bereits ein hoher Prozentsatz an Konfessionslosen zu finden ist. Neben ehemaligen Ostblockstaaten wie der Tschechischen Republik und Estland, wäre auch die Niederlande zu nennen, wobei hier die Angaben zwischen verschiedenen Statistiken von 42% bis 61% reichen.28 Eine Besonderheit stellen die skandinavischen Länder dar, denn dort ist der Anteil der Konfessionslosen mit 10 - 30% zwar noch relativ niedrig,29 aber es ist eine Einstellung zur Religion zu beobachten, die man am besten mit belonging without believing30 beschreiben kann. Es liegt hier nämlich ein „Religiositätsmuster mit einem relativ hohen konfessionellen Organisationsgrad, einer geringen kirchlichen Beteiligungsrate und einer eher unterdurchschnittlichen 11 Glaubensintensität“31 vor.

Dass nicht nur die Einstellung des Staates zur Religion, wie die Position der laïcité in Frankreich oder die eher kirchenfeindliche Politik in sozialistischen Ländern, Einfluss auf die Haltungen zu Religion und Religiosität hat, sondern auch das Verhalten der Kirchen, zeigt sich am Beispiel Spaniens. Deshalb soll hier auf die Entwicklung der letzten 35 Jahre in Spanien etwas näher eingegangen werden.32

Zur Zeit der Franco-Diktatur bestand in Spanien ein Staatskatholizismus und dem entsprechend eine große Nähe der Kirche zum Regime. Dies änderte sich erst in der Folge des Zweiten Vatikanischen Konzils, dessen Ergebnisse für die spanische Kirche „eine radikale Abkehr von bis dahin gültigen Maßstäben“33 bedeuteten. Besonders unter den jungen Klerikern war der Zuspruch zu den Konzilsergebnissen hoch und führte dazu, dass sie sich auf ihre pastoralen Aufgaben gegenüber der Arbeiterschaft besannen. Dabei wandten sie sich der sozialen Situation dieser Bevölkerungsgruppe zu. Dies hatte eine zunehmende Politisierung zur Folge und damit einhergehend eine Opposition zum Regime. In dieser Umkehr nach dem Konzil liegt auch begründet, dass in der Zeit der Demokratisierung die Kirche dann nicht mehr mit dem Franco-Regime identifiziert wurde. Allerdings hielt sie sich in dieser Zeit eher im Hintergrund, wodurch sie aber auch eine gesellschaftsstabilisierende Funktion übernehmen konnte. Mit dem Jahre 1982 kam es wiederum zu einem Kurswechsel. Die Kirche hatte sich nun das Ziel gesetzt, mittels aktiver Präsenz und offensiver Missionierung die Privatisierung des Glaubens zurück zu drängen. Folge davon war ein zunehmender Dissens zwischen den Moralvorstellungen großer Teile der Gesellschaft und der Doktrin der Kirche. Es kam zur Entstehung hochorganisierter kirchlicher Gruppen, welche treu zur Kirchenhierarchie und zum Vatikan stehen, aber innerhalb der spanischen Kirche eine nicht unumstrittene Minderheit bilden.34

Die Veränderungen von einer Diktatur hin zur Demokratie gingen in Spanien mit einem deutlichen Schwund der religiösen Praxis einher. Aufgrund des hohen sozialen Drucks zur Zeit der Franco-Diktatur, sahen sich hier wohl die meisten Spanier zur Aufrechterhaltung einer Scheinreligiosität gezwungen. Dies wird auch dadurch belegt, dass in den ersten Jahren der Demokratie die „Zahl der Personen, die sich als praktizierende Katholiken bezeichneten“35 deutlich abnahm. Sie sank von 56% im Jahre 1976 auf 31% im Jahre 1983, blieb bis Mitte der 1990er Jahre nahezu konstant, um dann einen neuerlichen starken Rückgang zu erleben. So lag der Anteil praktizierender Katholiken 1999 bei 25% und 2006 sogar nur noch bei 17%. Dieser starke Rückgang fällt interessanterweise in eine Zeit, in der die Regierung wieder eine stärkere Präsenz der Kirche in der Öffentlichkeit anstrebte.

Die steigende Zahl derjenigen, die ihren Glauben (wenn vorhanden) nicht mehr praktizieren, führt auch in Spanien dazu, dass die nichtreligiöse Sozialisation zunimmt. Die Folge davon ist, dass es vor allem in der jungen Generation zu Einstellungen kommt, welche der Indifferenz in Ostdeutschland ähnlich sind. Sie sind nicht mehr geprägt durch eine bewusste Abgrenzung, sondern von einem Desinteresse gegenüber Glaubensinhalten und Kirche. Dem scheinen die Zahlen zur Kirchenzugehörigkeit zu widersprechen (siehe Tabelle 4), es handelt sich meines Erachtens hier allerdings um eine traditionell bedingte Kirchenzugehörigkeit, welche eher durch kulturelle Aspekte geprägt ist, als durch religiöse Überzeugungen. Diese Annahme wird dadurch gestützt, dass nur ein geringer Teil der spanischen Bevölkerung die Doktrin der Kirche (z.B. in Bezug auf Ehe, Scheidung, Homosexualität und gleichgeschlechtliche Partnerschaft sowie Empfängnisverhütung) unterstützt und die Mehrheit der Bevölkerung dieser auch „keine adäquaten Antworten auf Fragen der Moral, des Familienlebens oder im Hinblick auf soziale Probleme“36 zutraut.

Dieses Beispiel zeigt deutlich, dass selbst in einem scheinbar so ausgeprägt katholischen Land wie Spanien der Anteil derjenigen, die sich selbst nicht mehr als religiös betrachten und die sogar eine indifferente Einstellung gegenüber Religion, Glaube und Kirche haben, in den letzten Jahren deutlich zugenommen hat und wohl auch weiter steigen wird.

Zusammenfassend kann man sagen, dass die Länder Europas in Bezug auf die Einstellung gegenüber Religion und Religiosität sehr verschieden einzuschätzen sind. So steigt zwar die Zahl der Konfessionslosen in weiten Teilen Europas an, aber sowohl innerhalb dieser Gruppe als auch bei denen, die zu einer Religionsgemeinschaft gehören, gibt es eine große Bandbreite an religiösen Einstellungen. So gibt es bei den Konfessionslosen durchaus auch Formen von Religiosität, bei den Mitgliedern religiöser Gemeinschaften auch „Unglauben“. Wie hoch gerade in der Gruppe der Konfessionslosen der Anteil derjenigen ist, die als religiös indifferent zu bezeichnen sind, ist für Gesamteuropa schwer abzuschätzen. Allerdings dürfte er unter den Zahlen für Ostdeutschland liegen, wenn auch in den nächsten Jahren mit einer (langsamen?) Annäherung zu rechnen sein wird.

Ist also Ostdeutschland nun ein Sonderfall? Ja und nein! Was die Zahl derjenigen betrifft, die als religiös indifferent einzuordnen sind, ist Ostdeutschland sicher ein Sonderfall und zwar nicht nur in Europa, sondern in der ganzen Welt. In Bezug auf die Konfessionslosen in ihrer Gesamtheit stellt es aber keinen Sonderfall (mehr) dar, denn es gibt, wie gezeigt wurde, in Europa mehrere Länder mit einem sehr hohen Anteil an Konfessionslosen. Im Unterschied zu Ostdeutschland ist unter diesen aber der Anteil derer, die sich als religiös einschätzen, noch deutlich höher.

2.3. Die Herausforderung für die Kirche

Für die christlichen Kirchen stellen die oben dargestellten Situationen und Entwicklungen eine große Herausforderung für die Zukunft dar. Doch worin besteht diese Herausforderung genau?

Ein erster Punkt ist die sinkende Zahl der Kirchenmitglieder, welche, besonders für die Großkirchen, zu Problemen bei der innerkirchlichen Organisation führt. So ist gerade für die katholische Kirche eine der Folgen die möglicherweise sinkende Zahl an Priesterberufungen. Diese führt im Ergebnis dazu, dass weniger Gemeinden einen eigenen Gemeindepfarrer haben werden und letztendlich eine Strukturreform, wie sie bereits in Deutschland im Gange ist, in weiten Teilen Europas notwendig werden könnte. Die dabei entstehenden flächenmäßig größeren Gemeinden müssen jedoch nicht unbedingt zu einem weiteren Absinken der Bindung der Gläubigen an die Kirche führen, was man befürchten könnte, sondern sie stellen auch eine Chance zur größeren Einbindung und Verantwortung der Laien dar, wie sie ja schon vom Vatikanum II angeregt wurde.37

[...]


1 So z.B. der Humanistische Verband Deutschlands (HVD), vgl. dazu dessen Homepage unter http ://www.humanismus.de/.

2 Bertelsmann Stiftung (Hg.), Religionsmonitor 2008, Gütersloh 2007.

3 Besonders wichtig ist hier die Veröffentlichung der Bertelsmann Stiftung Woran glaubt die Welt- Analysen und Kommentare zum Religionsmonitor 2008, Gütersloh 2009.

4 Vgl. hierzu T. Luckmann, Die unsichtbare Religion, Frankfurt a.M. 1991. Luckmann verwendet den Begriff der unsichtbaren Religion zwar nur im Titel des Werkes, aber er meint auf Seite 118, dass „Religion in ihrer unspezifischen Form in allen Gesellschaften und allen >normalen< (sozialisierten) Individuen zu finden“ sei.

5 Die in diesem Abschnitt angeführten Zahlen wurden übernommen aus: O. Müller / D. Pollack, Kirchlichkeit, Religiosität und Spiritualität: West- und osteuropäische Gesellschaften in Zeiten religiöser Vielfalt, in: Bertelsmann Stiftung (Hg.), Woran glaubt die Welt? Analysen und Kommentare zum Religionsmonitor 2008, Gütersloh 2009, 413-422. Abbildung 1 und Tabelle 1 beruhen auf Abbildungen und Tabellen in diesem Abschnitt.

6 Vgl. P. M. Zulehner, Spirituelle Dynamik in säkularen Kulturen?, in: http://www.bertelsmann- stiftung.de/cps/rde/xbcr/SID-0A000F14-79AC0749/bst/xcms_bst_dms_23401_23402_2.pdf (01.03.2011), 8 Seiten, 1.

7 Vgl. O. Müller / D. Pollack, Kirchlichkeit, 423f.

8 Vgl. W. Huber u.a. (Hg.), Die vierte EKD-Erhebung über Kirchenmitgliedschaft, Kirche in der Vielfalt der Lebensbezüge Bd. 1, Gütersloh 2006, 101.

9 Vgl. M. Wohlrab-Sahr, Religion und Religionslosigkeit: Was sieht man durch die soziologische Brille? In: M. Heimbach-Steins (Hg.), Religion als gesellschaftliches Phänomen. Soziologische, theologische und literaturwissenschaftliche Annäherungen,Münster 2002, 11-25. 11.

10 Vgl. H. Zeddies, Konfessionslosigkeit im Osten Deutschlands Merkmale und Deutungsversuche einer folgenreichen Entwicklung: Pastoraltheologie 91 (2002) nr.4, 150-167. 150.

11 Zur Ablehnung einer solchen Einordnung vgl. auch E. Tiefensee, Areligiosität denken, in: J. Freitag / C.-P März (Hg.), Christi Spuren im Umbruch der Zeiten Festschrift für Bischof Dr. Joachim Wanke zum 65. Geburtstag, Leipzig 2006, 39-60. 53f.

12 Vgl. E. Tiefensee, Ökumene der „dritten Art“ Christliche Botschaft in areligiöser Umgebung, in: E. Tiefensee u.a., Pastoral und Religionspädagogik; in Säkularisierung und Globalisierung (Forum Religionspädagogik interkulturell, Bd.11), Berlin 2006, 17-38. 20.

13 Vgl. W. Huber, EKD-Erhebung, 92-96.

14 E. Tiefensee, Areligiosität, 54.

15 K. Kleinsorge, Religion. Wozu? Das Phänomen religiöser Indifferenz, in: S. Murken (Hg.), Ohne Gott leben - Religionspsychologische Aspekte des »Unglaubens«, Marburg 2008, 141-153. 145.

16 Vgl. M. Wohlrab-Sahr, Das stabile Drittel: Religionslosigkeit in Ostdeutschland, in: Bertelsmann Stiftung (Hg.), Woran glaubt die Welt? Analysen und Kommentare zum Religionsmonitor 2008, Gütersloh 2009, 151­168. 164f. Hier wird aufgezeigt, dass mit sinkendem Alter der Befragten der Anteil derjenigen ohne religiöse Erziehung steigt. So geben in Deutschland bei den über 60jährigen nur 21% an, keine religiöse Erziehung erhalten zu haben, während es bei den 18-29jährigen bereits 52% sind.

17 Zu den Zahlen der ehemaligen kommunistischen Länder vgl. G. Pickel, Areligiosität, Antireligiosität, Religiosität: Ostdeutschland ein Sonderfall niedriger Religiosität im osteuropäischen Rahmen?, in: Ch. Gärtner u.a. (Hg.), Atheismus und religiöse Indifferenz, Opladen 2003, 247 - 269. 255.

18 Zu den Gründen für die Konfessionslosigkeit in Ostdeutschland vgl.: M. Tomka, Religion in den neuen Bundesländern - im internationalen Vergleich, in: P.M. Zulehner u.a. (Hg.), Gott nach dem Kommunismus - Religion und Kirchen in Ost(Mittel)Europa: Deutschland - Ost, Ostfildern 2003, 343 - 373. 360 - 367.Desweiteren H. Zeddies, Konfessionslosigkeit, 152 - 157; M. Wohlrab-Sahr, Das stabile Drittel, 163; E. Tiefensee, Die Frage nach dem „homo areligiosus“ als interdisziplinäre Herausforderung, in: B. Kranemann u.a. (Hg.), Mission - Konzepte und Praxis der Katholischen Kirche in Geschichte und Gegenwart (Erfurter theologische Schriften, Band 38), Würzburg 2009, 155 - 185. 166-169.

19 Vgl. E. Tiefensee, Ökumene, 28.

20 Siehe Abschnitt 2.3.

21 So gehen z.B. M. Tomka, Religion in den neuen Bundesländern, 345 - 352 und G. Pickel, Areligiosität, 247f auf die Frage ein, ob Ostdeutschland einen Sonderfall darstellt.

22 Vgl. hierzu z.B. G. Davie, Religion in Modern Europe: A Memory Mutates, Oxford 2000, 9- 11

23 Zu den Besonderheiten orthodox geprägter Länder vgl. V.N. Makrides, Orthodoxes Ost- und Mitteleuropa: Ausnahmefall oder Besonderheit, in: W. Eberhard / Ch. Lübke (Hg.), Die Vielfalt Europas - Identitäten und Räume, Leipzig 2009, 203-218.

24 Vgl. O. Müller / D. Pollack, Kirchlichkeit, 413-422. Abbildung 2 wurde aus den Abbildungen 1-3 in diesem Abschnitt zusammengestellt.

25 G. Davie, Memory Mutates, 11.

26 Die Tabelle wurde zusammengestellt nach Daten von L. Eglitis (Hg.): http://www.laenderdaten.info/Europa/Frankreich/index.php, 2 Seiten, 2; http://www.laenderdaten.info/Europa/Vereinigtes-Koenigreich/ index.php, 2 Seiten, 2; http://www.laenderdaten.info/Europa/Italien/index.php, 2 Seiten, 2; http://www.laenderdaten.info/Europa/Polen/index.php, 3 Seiten, 2; http://www.laenderdaten.info/ Europa/Spanien/index.php, 3 Seiten, 2; http://www.laenderdaten.info/Europa/Niederlande/index.php, 2 Seiten, 2; http://www.laenderdaten.info/Europa/Finnland/index.php, 2 Seiten, 2; http://www.laenderdaten.info/ Europa/Estland/index.php, 2 Seiten, 2; http://www.laenderdaten.info/Europa/Tschechische-Republik/ index.php, 2 Seiten, 2. (Stand jeweils 25.04.2011).

27 Vgl. G. Pickel, Areligiosität, 255. Er kommt für Estland auf einen Anteil der Konfessionslosen von Τ8%.

28 Vgl. http://www.laenderdaten.info/Europa/Niederlande/index.php, 2 und G. Pickel, Areligiosität, 255.

29 Vgl. http://www.laenderdaten.info/Europa/Finnland/index.php, 2 und G. Pickel, Areligiosität, 255.

30 Im Gegensatz zu dem von Grace Davie geprägten Begriff des „believing without belonging“, also des Glaubens auch ohne die Zugehörigkeit zu einer Religionsgemeinschaft, wie sie ihn in ihrem Buch „Religion in Britain since 1Q45: believing without belonging“, Oxford 1QQ4, erstmals verwendet hat. Sie selbst weist auf diese Umkehrung der Sichtweise in einem Vortrag auf einer theologischen Konferenz in Island hin. Vgl. dazu G. Davie, From Obligation to Consumption: Patterns of Religion in Northern Europe at the Start of the twenty first Century (Porvoo Theological Conference, Skalholt, Iceland, 23rd - 2Tth September 2004), in: www.porvoochurches.org/ sharedassets/icemedia/Grace_Davie.doc (Stand06.05.11), 18 Seiten. 5.

31 D. Pollack, Glaube und Vernunft: Signaturen der gegenwärtigen religiösen Lage in Europa, in: F.-J. Bormann / B. Irlenborn (Hg.), Religiöse Überzeugungen und öffentliche Vernunft - Zur Rolle des Christentums in der pluralistischen Gesellschaft, Freiburg i.Br. u.a. 2008, 61 -91. 72.

32 Die folgenden Überlegungen basieren auf C.C. Seidel, „Spanien hat aufgehört, katholisch zu sein.“ Aspekte eines tief greifenden religiösen Identitätswandels in Spanien seit 1975, in: W. Eberhard / Ch. Lübke (Hg.), Die Vielfalt Europas - Identitäten und Räume, Leipzig 2009, 169 - 183.

33 Ebd. 170.

34 Ein Beispiel wäre hier das Opus Dei.

35 Ebd. 172.

36 Ebd. 175f.

37 Siehe hierzu SC 14, wo „die volle und tätige Teilnahme des ganzen Volkes“ in der Liturgie gefordert wird, SC 28 mit dem Hinweis, dass jeder innerhalb der Liturgie „nur das und all das tun [soll], was ihm aus der Natur der Sache und gemäß den liturgischen Regeln zukommt“ (Hervorhebung B.B.), SC 35 Abs.3, in dem neben dem Priester andere genannt werden, die für den Dienst der Unterweisung zuständig sind und Abs. 4 wo als Leiter einer liturgischen Feier außer Priester und Diakon vom Bischof beauftragte Personen angeführt sind, außerdem LG 30-38. In diesem Abschnitt trifft das Konzil Aussagen zu den Laien. Besonders hervorzuheben sind dabei LG 31, hier wird von den Laien als „Sauerteig zur Heiligung der Welt“ gesprochen, LG 33, in dem das „Apostolat der Laien [als] Teilnahme an der Heilssendung der Kirche“ charakterisiert wird und LG 35, mit der Ermöglichung einer stellvertretenden Ausübung gewisser heiliger Aufgaben durch Laien z.B. „beim Mangel an geweihten Amtsträgern“.

Ende der Leseprobe aus 74 Seiten

Details

Titel
Das Phänomen der religiösen Indifferenz als Herausforderung und der Stellvertretungsgedanke als mögliche Antwort
Hochschule
Universität Erfurt  (Katholisch-Theologische Fakultät)
Note
1,7
Autor
Jahr
2011
Seiten
74
Katalognummer
V194367
ISBN (eBook)
9783656197072
ISBN (Buch)
9783656197683
Dateigröße
779 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Areligiosität, Atheismus, religiöse Indifferenz, Vicarious religion, Grace Davie, Stellvertretung, neue Bundesländer, Ostdeutschland, Diaspora, Kirche, christliche Religion, Kirche in Europa, Religion, Religiosität
Arbeit zitieren
Dipl. theol. Brigitte Benz (Autor:in), 2011, Das Phänomen der religiösen Indifferenz als Herausforderung und der Stellvertretungsgedanke als mögliche Antwort, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/194367

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