Kultur und Kommunikation. Das Kulturverständnis und kulturelle Unterschiede nach Geert Hofstede


Seminararbeit, 2009

21 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Der Kulturbegriff nach Hofstede

3 Kulturelle Unterschiede
3.1 Machtdistanzen
3.2 Femininität und Maskulinität
3.3 Individualismus und Kollektivismus
3.4 Unsicherheitsvermeidung
3.5 Orientierung

4 Fazit

5 Literaturverzeichnis

Anhang

1 Einleitung

Der Mensch prägt seine Überzeugungen und Einstellung, Werte und Normen durch die Gesellschaft, in der er aufwächst sowie durch die jeweiligen Erfahrungen, die er in dieser sammelt. Die Kultur, besonders wenn es als Abgrenzung zwischen unterschiedlichen Religionen, sozialen Gruppierungen und Einstellungen dieser geht, ist zu allgemein, um menschliches Verhalten zu interpretieren. In jeder Gesellschaft gibt es gewisse Werte, Normen und Einstellungen, die der Mensch durch die Gesellschaft in der er aufwächst erlernt, sich aneignet und in seinem Verhalten umsetzt. So gibt es in jeder Kultur bestimmte Überzeugungen und Werte, die sehr beständig sind und von Kultur zu Kultur differenzieren. Kulturbedingte Unterschiede verursachen Hindernisse in der Kommunikation. Um eine interkulturelle Kommunikation zu gewährleisten, müssen diese kulturellen Unterschiede erkannt und berücksichtigt werden. Geert Hofstede hat sich eingehend mit der Thematik der interkulturellen Kommunikation befasst. Dessen Ansicht von Kultur stützt sich auf eine der umfangreichsten empirischen Studien über kulturelle Unterschiede, die im Auftrag von IBM entstanden sind. Dieser multinationale Konzern stand schon vor dreißig Jahren vor dem Problem, dass die Durchsetzung der weltweiten Verfahrensweisen und Standards der Firma in verschiedenen Ländern nicht reibungslos erfolgte und beauftragte demzufolge Hofstede damit, die kulturellen Differenzen in den verschiedenen Unternehmensniederlassungen zu untersuchen. Er legt nach eingehender Forschung Ansätze vor, wodurch eine Kultur individuell gekennzeichnet ist, inwieweit sich Kulturen voneinander unterscheiden und wie man kulturelle Unterschiede und Kommunikationsdifferenzen überbrücken kann. Zielsetzung dieser Seminararbeit soll es sein, Hofstedes Ansatz näher zu beleuchten. Hierzu wird zunächst aufgezeigt, was unter der Kultur im weiteren und engeren Sinn zu verstehen ist und wodurch sich eine jede Kultur auszeichnet. Im Nachhinein wird näher auf die kulturellen Unterschiede von Kulturen eingegangen, um in einem Fazit die Überbrückung kultureller Unterschiede und damit die Gewährleistung reibungsloser Kommunikation zu erläutern.

2 Der Kulturbegriff nach Hofstede

Um die Vorgehensweise Hofstedes einzuordnen, ist es zunächst von Bedeutung das Verständnis von Kultur und die konzeptuelle Grundlage, welche in Hofstedes Forschung maßgeblich ist, nachzuvollziehen. Das Kulturkonzept von Hofstede soll hierbei nicht zu anderen Kulturtheorien kontrastiert werden.

Nach Hofstede gibt es zweierlei Interpretationen von Kultur. Unter der „Kultur Eins“ versteht er jene Kultur in einem engeren Sinn, d.h. in eben dieser Kultur ist eine gewisse Verfeinerung des Geistes durch Kunst, Literatur und Bildung kennzeichnend. Von dieser engen Definition grenzt sich Hofstede ab und bezieht sich auf eine weiter gefasste, vornehmlich sozialanthropologische Definition. Unter dieser „Kultur Zwei“ versteht Hofstede eine Gemeinschaft, die einen kollektivistischen Geist besitzt. Dieser grenzt sie von einer anderen Kultur entscheidend ab: ,, Sie ist die kollektive Programmierung des Geistes, die die Mitglieder einer Gruppe oder Kategorie von Menschen von einer anderen unterscheidet."[1] Die zweite Kultur stellt für Hofstede die zu untersuchende und bedeutendere Kultur dar. In Anlehnung an Computertechnologien ist eine Kultur die mentale Software eines Menschen, so die Meinung des Wissenschaftlers.[2] Diese drückt sich durch Denkmuster, Handlungsweisen und Gefühle der Menschen aus. Als Sozialpsychologe betont Hofstede hierbei besonders, dass diese ,,mentale Software" allerdings niemals determinierend zu verstehen ist, sondern lediglich vermuten lässt, welche Reaktionen eine Person in bestimmten Situationen wahrscheinlich oder erwartungsgemäß zeigen wird. Die „menschliche Natur“ bzw. die genetische Basis ist die Grundlage der mentalen Software, denn diese Basis ist in allen Menschen gleichwohl vorhanden. Menschliche Natur ist – seiner Auffassung nach – ein mit Genen vererbtes „Betriebssystem“, das physische und psychische Grundzüge festlegt. Doch jedes Individuum ist dennnoch einzigartig, da es eine eigenständige Persönlichkeit ausbildet. Zur Persönlichkeitsbildung und Individualität trägt die genetische Basis zwar bei, aber ebenso formen gewisse Erfahrungen und das soziale Umfeld das Individuum. Zentral hierbei ist, dass „Kultur“ erlernt und nicht angeboren ist. Sie wird unterschieden von der menschlichen Natur, d.h. dem allen Menschen Gemeinsame sowie der Persönlichkeit eines Individuums: d.h. ,,[ die] einzigartige persönliche Kombination mentaler Programme, die es mit keinem anderen Menschen teilt."[3].

Die Kultur wird durch persönliche Erfahrungen geprägt, die zum Großteil in der Kindheit erfahren werden. Wiederum werden Gefühle des Menschen durch die mentale Software beeinflusst, denn diese gibt an, wie sich der Mensch zu verhalten hat bzw. wie er in manchen Situationen zu reagieren hat.

Um das Verständnis von Kultur näher zu bringen, vergleicht Hofstede eine Kultur mit einer Zwiebel. So setzt sich die Kultur aus sichtbaren und nicht sichtbaren Elementen zusammen. Durch diese Elemente wird die Kultur geprägt und unterscheidet sich von anderen Kulturen. Die drei äußeren Schichten - die Praktiken - sind sichtbare Elemente. Sie sind kulturfremden Personen zwar zugänglich, doch ihre Bedeutung wird zum Großteil nur von Kulturinhabern verstanden. Im Inneren der Zwiebel stehen symbolisch die Werte, die bereits in der Kindheit angeeignet werden. Nach Hofstedes Modell sind die Elemente von außen nach innen für kulturexterne Personen immer weniger einsehbar.

Die drei äußeren Schichten bilden die Symbole, die Helden und die Rituale. Symbole sind Zeichen nonverbaler oder auch verbaler Kommunikation. Diese Symbole haben bestimmte Bedeutungen und dienen ganz gewissen Zwecken, die von den Kulturangehörigen ohne Weiteres verstanden werden. Für kulturfremde Personen sind jedoch Interpretationsmaßnahmen auf diesem Weg schwierig – aber nicht unmöglich. Hofstede teilt die Symbole, der äußeren Schicht zu, da sie oft mehren Kulturen eigen sind.[4] Helden, sind Personen, die in der jeweiligen Kultur aufgrund von Eigenschaften ein hohes Ansehen in dieser genießen. Sie werden oft als Vorbilder gehandelt, an denen das eigene Verhalten abgeglichen wird.[5] Die innerste Schicht der Praktiken bilden die Rituale. Sie unterstützen den Kollektivismus und werden als sozial notwendig angesehen. Es sind Tätigkeiten, die das Gemeinschaftsgefühl stärken. Hofstede führt hier Floskeln wie das Grüßen oder Danken an.[6]

Zusammenfassend lässt sich erkennen, dass sich diese kulturellen Gegensätze in der Sprache, in der Kleidung, in der Nahrung, im sozialen Vorschriften sowie in Benimm-Regeln manifestieren. Hinter dieser sichtbaren Ebene gibt es eine Vorstellung von Werten und Prinzipien, die das Verhalten der Angehörigen einer Kultur steuern. Diese Schlussfolgerungen und Werte werden in einer kulturellen Umwelt vermittelt und erworben. Demzufolge haben Menschen, die der gleichen Kultur angehören, in der Regel weniger Verständigungsprobleme und verfügen über einen gemeinsamen Hintergrund an Wissen und Sitten.

Allen Kulturen ist nach Hofstedes Meinung eines gemein. Sie haben es mit vier Grundproblemen der Menschheit zu tun, die vor ihm schon von anderen Sozialwissenschaftlern erläutert wurden, aber durch seine empirischen Studien bestätigt wurden. Diese kulturellen Dimensionen bilden jeweils einen Aspekt der Kultur und sind im Folgenden aufgelistet: die Machtdistanz (von gering bis groß), der Kollektivismus/Individualismus, die Femininität/ Maskulinität und die Unsicherheitsvermeidung. Das nächste Kapitel befasst sich folglich im Einzelnen eingehend mit diesen Dimensionen der Kulturunterschiede.

3 Kulturelle Unterschiede

3.1 Machtdistanzen

Ungleichheit ist ein Phänomen, das in jeder Kultur zu beobachten. In jeder Gesellschaft gibt es Menschen, die hohe Machtpositionen besetzen und wiederum Menschen, die weitaus weniger mächtig sind. Mit der Dimension der Machtdistanz wird widergespiegelt, inwiefern in verschiedenen Ländern mit Ungleichheit umgegangen wird.[7] Diese Dimension ist eine der grundlegendsten Kulturdimensionen, da das Problem von Macht und Ungleichheit in jeder Gesellschaft besteht. Hofstede definiert Machtdistanz als „ das Ausmaß, bis zu welchem die weniger mächtigen Mitglieder von Institutionen (z. B. Familie, Schule, Gemeinschaft) bzw. Organisationen (Arbeitsplatz) eines Landes erwarten und akzeptieren, dass Macht ungleich verteilt ist.[8] Sie bestimmt sich also „von unten“ heraus.[9]

In jeder Kultur gibt es große Unterschiede darin, in welchem Maße mit der ungleichen Machtverteilung umgegangen wird. Es herrscht zwischen den Mächtigen und den Machtlosen eine gewisse Distanz auf emotionaler Ebene. Diese Distanz wird in der Forschung als Machtdistanz bezeichnet. Machtdistanz als eine Dimension nationaler Kulturen wird von gering bis hoch operationalisiert. Der darauf basierende Machtdistanzindex ermittelt in einem Land die vorhandene Ungleichheit. Der Punktwert des Machtdistanzindexes gibt an, wie groß die Abhängigkeit von Beziehungen in dem jeweiligen Land ist. Ist die emotionale Distanz zwischen Mitgliedern der Kultur größer, so kann festgestellt werden, dass die weniger mächtigen Mitglieder der Kultur erwarten und akzeptieren, dass die Macht ungleich verteilt ist. In einem Land mit geringer emotionaler Distanz zwischen Mächtigen und weniger Mächtigen wird die Ungleichheit von den weniger mächtigen Mitglieder nicht als solches wahrgenommen - die Ungleichheit ist in diesem Fall nicht so stark ausgeprägt und nicht zu erwarten.

Um dies an einem Beispiel fest zu machen, können Betrachtungen der Familienverhältnisse die theoretischen Ausführungen veranschaulichen. In Ländern mit großer Machtdistanz ist es von entscheidender Wichtigkeit, dass die Kinder den Eltern Gehorsam zollen. Es wird von ihnen gleichwohl erwartet, gehorsam zu sein und den Eltern gegenüber Respekt zu erweisen. Den Eltern wird stets Achtung entgegengebracht. In einer Kultur mit geringer Machtdistanz geht es vielmehr darum, dem Kind eine Entwicklung von Unabhängigkeit im Denken und Handeln zu gewährleisten. Kinder werden somit früh zur Selbständigkeit erzogen und als gleichberechtigt angesehen.

Ein weiteres Beispiel soll an dieser Stelle zur Aufklärung beitragen. Betrachtet man die Machtdistanz, welche in der Schule und später am Arbeitsplatz vorherrschend ist, lassen sich ähnliche Strukturen ausfindig machen. In einer Kultur mit hoher Machtdistanz wird den Lehrern und Vorgesetzten mit Respekt begegnet. Es ergibt sich im Zuge dessen ein System mit hierarchischen Strukturen. In diesem gibt es die Mächtigen, die weit über den weniger Mächtigen stehen. Die Macht konzentriert sich lediglich auf die Mächtigen dieses Systems. Prinzipiell werden in diesen Ländern ältere Personen oder eben Vorgesetzte mehr respektiert als jüngere Personen oder weniger mächtige Menschen. Länder mit hoher Machtdistanz sind Länder mit romanischen Sprachwurzeln wie Spanien, Frankreich, Kolonien Afrikas und Südamerikas. Betrachtet man Länder mit geringer Machtdistanz lässt sich das Gegenteil beobachten. Hier werden jüngere Leute weitaus mehr respektiert. In Betrieben ist zu erkennen, dass hier bei Weitem keine solch ausgeprägte Hierarchie zu beobachten ist, wie in Ländern mit hoher Machtdistanz. Die Vorgesetzten zeichnen sich in der Regel dadurch aus, dass sie die Arbeitnehmer in Entscheidungen einbinden und der Chef jederzeit ansprechbar und hilfsbereit ist. Die Mitarbeiter fühlen sich dadurch als gleichberechtigte Mitglieder einer Gesellschaft. Rollen sind gleichsam austauschbar, da ein gewisser Grad an Mobilität immer gegeben ist. Länder mit geringer Machtdistanz sind Länder mit germanischen Wurzeln wie Deutschland, USA, Skandinavien, Australien und Großbritannien.

Abschließend soll nun zusammengetragen werden, inwieweit sich Länder hinsichtlich der Machtdistanz im Allgemeinen voneinander unterscheiden. In Ländern mit geringer Machtdistanz sollte die Ungleichheit zwischen Menschen so gering wie möglich sein. Die Eltern behandeln ihre Kinder wie Ihresgleichen. In Unternehmen ist die Tendenz zur Dezentralisierung zu sehen. In dieser Kultur gehören Macht, Wohlstand und Fähigkeit nicht unmittelbar zusammen. Alle Mitglieder dieser Gesellschaft haben die gleichen Rechte und die Mächtigen treten weniger mächtig auf, als sie es tatsächlich sind.

In Ländern mit hoher Machtdistanz wird Ungleichheit erwartet und erwünscht. Eltern erziehen ihre Kinder zu Gehorsam und erwarten, dass ihnen Respekt entgegen gebracht wird. In Unternehmen ist die Tendenz zur Zentralisierung zu erkennen. Fähigkeit, Macht und Wohlstand lassen sich nicht unabhängig voneinander trennen. Die Mächtigen dieser Kultur genießen gewisse Privilegien und unterstreichen ihre Macht durch ihr Auftreten.[10] Die Tabelle 1 im Anhang trägt die Kennzeichen nochmals in übersichtlicher Form zusammen.

3.2 Femininität und Maskulinität

Des Weiteren unterscheiden sich Kulturen hinsichtlich der Maskulinität und der Femininität. Ob eine Kultur feminin oder maskulin ist wird, anhand des Maskulinitätsindexes bewertet. Ermittelt wird dieser Index an dem sozialen Rollenverhalten von Mann und Frau. Bescheidenheit oder Bestimmtheit im Verhalten sind Indikatoren, die hierbei bewertet werden. „Maskulin“ und „feminin“ bezeichnen dabei die sozialen sowie kulturell vorherbestimmten Geschlechtsrollen. Diese Begriffe sind dabei als relativ und nicht absolut anzusehen, da auch Frauen maskuline Züge haben können, was sich beispielsweise in bestimmtem, selbstbewussten Auftreten äußert sowie in einer Orientierung an Wettbewerb und Machtkampf. Umgekehrt sind bei Männern feminine Eigenschaften anzutreffen. Häuslichkeit, ein hoher Bezug zur Familie und generell eine von sozialen Aspekten geprägte Einstellung zum Leben stellen hier Indikatoren dar.

In einer femininen Gesellschaft überschneiden sich die Rollen der Geschlechter. So sollen Frauen und auch Männer bescheiden und feinfühlig sein und Wert auf eine gewisse Lebensqualität legen. Hingegen lassen sich in maskulinen Gesellschaften andere Züge erkennen. Die Rollen sind hier sehr klar voneinander getrennt. Nur Frauen sind hier bescheiden, feinfühlig und legen den höchsten Wert auf Lebensqualität. Männer hingegen sind leistungsorientierter und selbstbewusster. Auch wird in dieser Gesellschaft Intelligenz höher geschätzt als soziale Fähigkeiten. Länder mit einer hohen Femininität sind z.B. Jugoslawien, die Niederlande und Skandinavien. Japan, Österreich, Italien, Schweiz und Deutschland sind dementgegen Länder mit einer hohen Maskulinität.

Doch in welchen Punkten unterscheiden sich diese Länder weiter voneinander? Sie grenzen sich sehr stark gegeneinander ab in der Wahl ihrer Vorbilder. In maskulinen Ländern werden Kindern Vorbilder vorgelebt, die im Auftreten eine gewisse Härte an den Tag legen. Die Kinder werden dahingehend erzogen, diese zu bewundern und dem nachzueifern. In femininen Gesellschaften zeichnen sich Vorbilder u.a. durch Schwächen aus, die signalisieren sollen, dass es nicht erstrebbar ist, perfekt sein zu wollen. Ziel der Erziehung ist es in diesen Ländern Bescheidenheit im Auftreten zu erlernen. Diese Form des Auftretens ist in maskulinen Gesellschaften nicht erwünscht. Hier, wo die Norm sich nicht am Durchschnitt definiert, misst man den Erfolg des Einzelnen an den Leistungen der Besten, Schnellsten oder Stärksten. Dies führt dazu, dass beispielsweise ein Versagen in der Schule oder der Universität regelrecht als eine Katastrophe empfunden wird - was nicht selten in einer Tragödie endet: in maskulinen Gesellschaften begehen demnach mehr Schüler aus diesem Grund Selbstmord als in femininen Kulturen. In femininen Kulturen wird man ein solches Verhalten höchst selten antreffen, da es hier als wesentlicher angesehen wird, den Abschluss zu erlangen, als unter den Besten zu sein.

Betrachtet man gegenüberstellend die Arbeitsmoral in femininen und maskulinen Ländern, lassen sich wiederum gravierende Unterschiede ausfindig machen. In maskulinen Gesellschaften ist das Bestreben Karriere zu machen sehr groß und stellt für Männer nahezu eine soziale Verpflichtung dar. Ob ihnen Zeit für wichtige Instanzen (z.B. die Familie) bleibt, ist eher zweitrangig. Vielmehr definieren sie sich prinzipiell über ihre Arbeit und Leistungen. Arbeitnehmer in maskulinen Ländern fordern einen Arbeitsbereich bzw. Aufgaben, die für sie eine Herausforderung darstellen. Anerkennung ist das Ziel. In dieser Kultur gilt das Prinzip der Leistungsorientierung. Anders sieht es in femininen Gesellschaften aus. Hier ist es jedem gestattet Karriere zu machen, sowohl Männern als auch Frauen. Ehrgeiz wird in dieser Kultur großgeschrieben, dennoch lastet nicht der Druck Karriere um jeden Preis machen zu müssen auf den Schultern der Mitglieder. Das Privatleben und die Familie kommen hier nicht zu kurz. Freizeit und soziale Aspekte wie Hilfsbereitschaft und zwischenmenschliche Kontakte werden hier als hohe Werte angesehen und gepflegt. Diese Aspekte sind für die Menschen weitaus wichtiger als berufliche Karrieren und der berufliche Aufstieg. In den Unternehmen wird Teamarbeit präferiert und Entscheidungen eher intuitiv getroffen.

Zurückblickend lässt sich Folgendes bis dato feststellen: In maskulinen Kulturen sind materieller Erfolg und Aufstieg vorherrschende Werte. Geld ist den Menschen eine wichtige Größe, worüber sich definiert wird. Von Männern wird Ehrgeiz und Härte erwartet, von Frauen Sensibilität und die Bereitschaft, sich um zwischenmenschliche Beziehungen zu kümmern. Sympathie gewinnt man mit Stärken. In femininen Gesellschaften sind andere Werte zentral. Das Kümmern um Mitmenschen und das Bewahren der Werte steht im Vordergrund. Für diese Menschen ist der Mensch an sich und intakte zwischenmenschliche Beziehungen von Wichtigkeit. Von Frauen wie von Männern wird erwartet, bescheiden zu sein. Sowohl Frauen als auch Männern wird zugestanden, sensibel zu sein und sich um menschliche Beziehungen zu bemühen. Man hegt Sympathie mit den Schwachen.[11] Die Tabelle 2 des Anhangs listet die Hauptunterschiede zwischen femininen und maskulinen Gesellschaften tabellarisch auf.

[...]


[1] vgl. Hofstede (2006), Seite 4.

[2] vgl. ebd., Seite 4.

[3] vgl. ebd., Seite 5.

[4] vgl. Hofstede (2006), Seite 8.

[5] vgl. ebd., Seite 8.

[6] vgl. ebd., Seite 9.

[7] vgl. Hofstede,2006, Seite 59.

[8] vgl. ebd., Seite 59.

[9] vgl. ebd., Seite 59.

[10] vgl. Hofstede (2006), Seite 71.

[11] vgl. Hofstede (2006), Seite 179.

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Kultur und Kommunikation. Das Kulturverständnis und kulturelle Unterschiede nach Geert Hofstede
Hochschule
Univerzita Karlova v Praze
Note
2,0
Autor
Jahr
2009
Seiten
21
Katalognummer
V194591
ISBN (eBook)
9783668322363
ISBN (Buch)
9783668322370
Dateigröße
563 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Geert Hofstede, Interkulturelle Kommunikation, Machtdistanzen, Kulturbegriff, Kulturelle Unterschiede, Femininität, Maskulinität, Individualismus, Kollektivismus, Unsicherheitsvermeidung, Orientierung
Arbeit zitieren
Karolin Flügel (Autor:in), 2009, Kultur und Kommunikation. Das Kulturverständnis und kulturelle Unterschiede nach Geert Hofstede, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/194591

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