Der Begriff Aufklärung läßt sich auf verschiedenen Ebenen definieren. Als Etikett für eine geschichtliche Epoche, oft eingegrenzt auf Europa in der Zeit zwischen 1750 und 17892, lenkt er den Blick auf den historischen Kontext, in den sowohl Rousseaus Emile, als auch andere Werke unterschiedlichster Themengebiete gehören, die im allgemeinen mit dem Prädikat Aufklärung belegt werden. Während einer längeren Friedensperiode, die Frankreich Stabilität und zunehmende Prosperität beschert, entsteht unter dem Dach der absolutistischen Monarchie eine neue Gesellschaftsordnung, die sich zunehmend an „materiellen Kriterien ausrichtet. Die Oberschicht rekrutiert sich nunmehr nicht nur aus dem alten Adel und dem Klerus, sondern auch aus dem neuen Amts- und Robenadel. Das gehobene Bürgertum aus Finanzwesen, Handel und Gewerbe strebt an die Spitze. Mit zunehmendem Wohlstand verbessern sich zumindest in der Hauptstadt und den größeren Provinzstädten die Verkehrs-, Lebens- und Wohnbedingungen. Mit wachsendem Bedarf an gebildeteren Arbeitskräften und mit den Bemühungen der Kirchen, besonders der Jesuiten, läßt es sich erklären, daß die Bevölkerung vor allem im Norden und Osten Frankreichs mehr und mehr alphabetisiert wird Auch in den Provinzen werden Akademien gegründet. Es bildet sich ein breiteres Lesepublikum mit Interesse an Gedankenaustausch und Fortschritt heraus. Das Buch wird dabei zum Statussymbol der neuen Reichen. Die Vereinigung der Verleger, genannt Communauté des libraires, ausgestattet mit dem königlichen Privileg zur Herausgabe von Gebrauchsbüchern, hat in dieser Zeit einigen Erfolg mit großformatigen und mehrbändigen Kollektionen. Da Bücher oft teuer sind und nur in kleiner Auflage gedruckt werden, kommt den entstehenden „Lesegesellschaften“8, den literarischen Salons und der Presse, trotz strenger Zensur, eine große Bedeutung zu. Auch die Rolle der Schriftsteller wandelt sich, da sie ihre Arbeit nunmehr als Beruf verstehen und davon leben wollen. Das neue Ideal des Gebildeten ist unabhängig vom sozialen Rang und stützt sich auf das Leitbild der „honnêteté“9. Die alte Hofkultur verschwindet zusehends. Salons, Clubs und der Austausch miteinander im In- und Ausland bieten Schriftstellern und Gelehrten die Möglichkeit, neue Ideale und Konzepte, nicht nur auf den Gebieten Literatur, Gesellschaft oder Bildung und Erziehung, zu entwickeln und zu diskutieren...
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Begriffsbestimmung: Aufklärung im historischen Kontext
- Die Aufklärung – Ein pädagogisches Zeitalter?
- Jean-Jacques Rousseau
- Biographische Annäherung
- Der philosophische Pädagoge Rousseau
- Vordenker Rousseaus auf dem Gebiet der Pädagogik
- Emile - Das Erziehungskonzept Rousseaus
- Die Encyclopédie – Das Dictionnaire raisonné des sciences, des arts et des métiers
- Die Encyclopédie und ihre Väter
- Ein pädagogisches Projekt?
- Positionen und Wirkung
- Der Mensch im Mittelpunkt – Ein Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit den pädagogischen Ideen Jean-Jacques Rousseaus im Kontext der Aufklärung und setzt die Encyclopédie als symbolische Repräsentation der Aufklärung in Beziehung zu Rousseaus pädagogischem Werk.
- Die Begriffsbestimmung der Aufklärung im historischen Kontext
- Rousseaus Biografisches und seine philosophischen Ideen
- Die Entstehung und Bedeutung der Encyclopédie im Kontext der Aufklärung
- Die pädagogischen Ideen Rousseaus im Werk Emile
- Vergleiche zwischen der Encyclopédie und Rousseaus pädagogischen Konzepten
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung beginnt mit einer Definition der Aufklärung, die sich auf den historischen Kontext und die gesellschaftlichen Veränderungen im Frankreich des 18. Jahrhunderts konzentriert. Anschließend wird die Frage aufgeworfen, ob die Aufklärung als ein „pädagogisches Zeitalter“ bezeichnet werden kann.
Das zweite Kapitel widmet sich Jean-Jacques Rousseau. Hier wird sowohl auf seine Biographie als auch auf seine philosophischen und pädagogischen Ideen eingegangen. Insbesondere wird Rousseaus Erziehungskonzept im Werk „Emile“ näher beleuchtet.
Das dritte Kapitel behandelt die Encyclopédie, das Symbol der Aufklärung. Die Entstehungsgeschichte der Encyclopédie, die Bedeutung für die Gesellschaft und ihre Rolle im Kontext der Bildung und Erziehung werden untersucht.
Schlüsselwörter
Aufklärung, Pädagogik, Jean-Jacques Rousseau, Encyclopédie, Emile, Bildung, Erziehung, Gesellschaftskritik, Mensch, Vernunft, Freiheit, Natur, soziale Ungleichheit.
- Arbeit zitieren
- Sandra Schmidt (Autor:in), 2003, Die Pädagogik Rousseaus im Kontext der Aufklärungsbewegung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/19459